(Auszüge aus „Burg Dießenstein“ von Erich Donaubauer, Passau 1980)
Die Burganlage liegt auf einem steil zur Ilz abfallenden Felskegel, dem „Dießenstein“, der sich vom übrigen Verlauf des Hanges entlang der Ilz nicht sonderlich abhebt. Rückwärts zum Berg besteht ein Graben, der künstlich vertieft zu sein scheint.
Das Areal auf der Kegelspitze des Dießensteins ist von bescheidenem Umfang, demgemäß war die Ausbreitung der Anlage von Anfang an begrenzt. In der Mitte des Plateaus stand der Bergfried.
Bei dem Dießensteiner Turm handelt es sich um ein achteckiges Bauwerk von mäßiger Höhe, das angeblich aber zwei Geschosse tief unter die Erde reichte. Die Ecken waren von behauenen Steinen gebildet. Hiervon sind nur noch geringe Mauerreste erhalten. An der gegenüberliegenden Seite des Turmes, zu Ilz hin stand das Verwaltungs- und Wohngebäude. Nach den überlieferten Darstellungen ein imposanter, gleichfalls mehrstöckiger Bau. Die Keller dieses Hauses waren gewölbt, wie die Maueransätze verraten.
Vom Hof aus führten drei Zugänge in das Erdgeschoss, der östliche davon hatte ein Steingewände mit Rundbogen. Zwei der insgesamt drei Bogensegmente kamen bei Freilegungsarbeiten zu Tage.
Vom Umfang des Verwaltungs- und Wohngebäudes vermitteln die stehengebliebenen Mauern noch ein gutes Bild. An der Außenseite weist ein Mauerabschnitt noch eine Höhe von etwa 8 Meter auf. Die Fassade ist hier gänzlich abgefallen. Zwei querverlaufende Zwischenmauern gliedern das Erdgeschoss dieses Baues.
Torbau sowie Verwaltungs- und Wohngebäude waren durch Begrenzungsmauern miteinander verbunden, so dass die Gesamtanlage der Form eines Dreiecks entsprach. Die einzige noch frei in den Himmel ragende Mauer, die wehrtechnisch einem hohen Mantel entspricht, ist ein Teil dieser Begrenzung.
Im Hof zeigt sich der blanke Fels, im Übrigen ist eine grobe und unterschiedliche Pflasterung erkennbar. Zum Eingang führte eine Brücke. Nach Donauers Bild ruhte sie auf drei Pfeilern und zwei Widerlagern.
In der Pfarrkirche von Preying steht noch der Hochaltar der dem heiligen Achatius geweihten Dießensteiner Kapelle. Er wurde 1742 ebendahin zur einstweiligen Aufbewahrung gebracht.
(Auszüge aus „Burg Dießenstein“ von Erich Donaubauer, Passau 1980)
Im Jahre 1347 befahl Kaiser Ludwig der Bayer (1314 – 1347), dass eines Edelmanns, genannte Taschko, Erben, Dießenstein bauen mögen ohne dadurch dem Hochstift Passau zu schaden. Noch im gleichen Jahr begann Taschko selbst aber mit der Ausführung, nachdem er sich verpflichtet hatte, dem Hochstift daraus keinen Schaden zuzuführen.
Bei diesem im Jahre 1347 begonnenen Bau der Burg Dießenstein muss es sich aber um einen Wiederaufbau gehandelt haben, oder um einen Neubau an anderer Stelle, da bereits 1347 vom Burgstall zu Dießenstein die Rede ist.
Die Achteckigkeit des Bergfrieds, wie auch der Umstand, dass im Mauerwerk sich gelegentlich zerbrochenen, gotisch profilierte Steine finden, lassen vermuten, dass die Anlage zur Zeit der Renaissance eine grundlegende Erneuerung erfahren hat. Der gleichen Epoche gehört auch die für die Burgkapelle gefertigte Schnitzfigur St. Brigida an, die sich nun in Preying befindet.
Bedeutendstes Ereignis in der langen Geschichte Dießensteins war wohl seine Einnahme im Österreichischem Erbfolgkrieg (1741–1748) durch den Pandurenführer Franz Feiherr von der Trenck am 18. Juli 1742 und die damit verbundene Schleifung.
Mit Unterstützung des Bezirks Niederbayern, des Landkreises Grafenau und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege konnte 1963 die damals einzige noch freistehende Ruinenmauer einer Sanierung unterzogen werden.
1981 konnten mit derselben Unterstützung die hofseitige Mauer des Hauptgebäudes, sowie eine seiner Zwischenmauern instand gesetzt werden.
(Auszüge aus Michael Waltinger, „Niederbayerische Sagen u. s. w. “, Straubing 1927)
Ein Handwerksmann aus der Donaugegend hatte einmal um Preying zu tun und trat noch am Abend desselben Tages den Heimweg an. Nachdem er einige Stunden einsam dahingewandert war, ohne an ein Haus zu kommen, merkte er, dass er sich verirrt habe. Um Mitternacht endlich gewahrte er ein Licht. Freudig eilte er darauf zu. Er glaubte eine menschliche Wohnung zu finden; aber wie erstaunte er und wie erschrak er zugleich, als er zu dem Lichtlein kam!
Vor ihm saß auf grauem Mauergestein eine wunderholde Jungfrau. Die Jungfrau stieg lächelnd von ihrem Sitze - es war die Schlossmauer zu Dießenstein - herab und klopfte mit einem Stabe auf den Boden. Die Erde tat sich auf und ein Schatz von Gold und Edelsteinen wurde sichtbar. Die Jungfrau stieg einige Stufen in die offene Gruft, die sich aufgetan, hinab und winkte dem Manne, ihr zu folgen. Dieser aber blieb wie gebannt auf seinem Platze stehen. Nachdem er sich von seinem Schrecken einigermaßen erholt hatte, floh er. Traurig sah ihm die Jungfrau nach, ihm beständig winkend. Plötzlich entstand ein unterirdisches Rollen, dann herrschte geheimnisvolle Ruhe wie vorher und der Spuk, Schatz und Jungfrau, war verschwunden.