Borkenkäfer: im Bayerischen Wald muss heuer mit verstärktem Neubefall gerechnet werden
Der Borkenkäfer hat den harten Bayerwaldwinter 2004/2005 gut überstanden. Nationalpark-Chef Karl Friedrich Sinner rechnet aufgrund der für Borkenkäfer günstigen Witterung in diesem Jahr mit einem verstärkten Borkenkäfer-Neubefall. Privatwaldbesitzer sollen daher möglichst bald ihre Waldbestände kontrollieren und befallene Bäume umgehend fällen. Auch die Forstämter des Landkreises fordern alle Waldbesitzer zur höchsten Wachsamkeit auf.
Einen extremen Anstieg des Borkenkäferbefalls befürchten die Forstämter des Landkreises Freyung-Grafenau und die Nationalparkverwaltung für dieses Jahr. Nach dem warmen Sommer 2003 und dem für den Käfer günstigen Jahr 2004 hat sich in den Wäldern des Landkreises eine zum Teil extrem hohe Käferpopulation entwickelt, die fast vollständig überwintert hat.
Die Borkenkäfer haben jetzt ihr Winterquartier im Waldboden oder unter der Rinde befallener Bäume verlassen und schwärmen bei einer Durchschnittstemperatur von 16,5 Grad erneut aus und befallen benachbarte Fichten. Die warmen Tage haben auch bei uns den ersten Schwärmflug ausgelöst.
Zur Zeit haben die Borkenkäfermännchen Fichten im Umkreis von alten Käferlöchern oder an exponierten Süd- oder Südwestwaldrändern angeflogen und bohren dort die ersten Gänge für die Brut einer neuen Borkenkäfergeneration. Dabei werfen sie braunes Bohrmehl aus, das sich an Rindenschuppen oder am Stammfuß befallener Bäume sammelt und gut erkannt werden kann.
Alle Waldbesitzer werden daher von den beiden Forstämtern eindringlich aufgefordert, schnellstmöglich ihre Waldbestände, besonders an den geschilderten gefährdeten Stellen auf Käferbefall hin zu kontrollieren.
Ein Baum, der vom Borkenkäfer befallen ist kann, auch wenn er noch eine grüne Krone hat und ansonsten gesund aussieht, nicht mehr gerettet werden. Er muss unverzüglich gefällt und in mindestens 500 Meter Entfernung zum nächsten Fichtenbestand aus dem Wald abgefahren werden.
Falls dies nicht möglich ist, ist er über Planen zu entrinden und die so gesammelte Rinde muss, falls keine Waldbrandgefahr herrscht, verbrannt werden. Als letzte Möglichkeit kann die gesammelte Rinde auch mit einem zugelassenen Borkenkäferinsektizid bespritzt werden.
Die Zeit drängt, denn die Elterngeneration schwärmt nach Anlage des Brutbildes nach etwa zwei Wochen erneut aus, um sog. »Geschwisterbruten« an benachbarten Bäumen anzulegen. Die eigentliche Käferbrut benötigt als erste Käfergeneration zur vollständigen Entwicklung bei uns je nach Wetter zwischen sechs und acht Wochen. Will man also einen Neubefall durch die »Elterngeneration« verhindern, muss man befallene Bäume innerhalb von zwei Wochen wirkungsvoll bekämpfen. Für die Vernichtung der Brut hat man etwas mehr Zeit.
Die Forstämter des Landkreises fordern alle Waldbesitzer zur höchsten Wachsamkeit auf. »Jeder Waldbesitzer muss in dieser kritischen Zeit nach der Verordnung zur Bekämpfung der schädlichen Insekten in den Wäldern„ mindestens einmal monatlich seine Waldbestände auf Käferbefall hin kontrollieren und alles für die Käferbekämpfung tun. Die Privatwaldforstdienststellen der beiden Forstämter Freyung und Neureichenau stehen als Partner bei der Borkenkäferbekämpfung zur Verfügung.
Sie sind allerdings verpflichtet, bei Unterlassung der notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen von Amts wegen tätig zu werden und über das Landratsamt die sog. »Ersatzvornahme« anordnen zu lassen.
Dies bedeutet, dass entweder staatliche Waldarbeiter, Waldarbeiter des Maschinenrings oder fachlich kompetente Unternehmer die vom Waldbesitzer unterlassenen Bekämpfungsmaßnahmen von Amts wegen auf Kosten des Waldbesitzers durchführen müssen.
Die Forstämter appellieren an alle Waldbesitzer, es nicht soweit kommen zu lassen und unterstützt von den Privatwaldförstern der beiden Ämter die Bekämpfung selbst sachgerecht durchzuführen.