Der Graineter Waldglashüttenweg
Die Kunst des Glasmachens hat im Bayrisch-Böhmischen Grenzgebirge schon im Mittelalter Fuß gefasst, zumal hier die nötigen Grundstoffe wie Quarz und Holz präsent waren. Mit Erlaubnis der Grundherrschaft haben Glasmacher einfache Glasproduktionsstätten als Wanderhütten„ betrieben, deren Standort man verlegte, wenn die Resourcen vor Ort aufgebraucht waren. Die Besiedlung wurde inmitten dieses damals dicht bewaldeten Gebietes somit nicht selten erst im Gefolge solcher Hüttenstandorte eingeleitet.
Der Wald am Haidl birgt noch solche weltvergessenen Rodungen und auch mancher Flurname zeugt noch von dieser Glashüttenvergangenheit, wenngleich auch heutzutage in diesem Gebiet keine einzige Glashütte mehr in Betrieb ist. Der Waldglashütten-Wanderweg“, auf dem diese Vergangenheit an Orginalplätzen nachvollzogen werden kann erschließt 5 ehemalige Hüttenstandorte am Fuße des Haidl.
Ausgangspunkt ist Grainet, wo bereits vor 1449 eine Glashütte am Glasbach (!) bezeugt ist und auf deren Rodungsfläche die Ortschaft die Besiedlung eingeleitet worden war. Auch in Hobelsberg wurzelt der alte Siedlungskern auf einer ehemaligen Glashütte. Wie Paul Praxl aus alten Unterlagen entnehmen konnte, hatte die seinerzeitige Passauer Landesherrschaft 1528 einem gewissen Balthasar Glaser erlaubt, am Hobleinsperg„ eine zweite Glashütte zu errichten. Spuren dieser bis 1672 betriebenen Hütte sind allerdings nicht mehr vorhanden.
Erst in der Senke des Osterbachs treffen wir wieder auf einen weiteren Hüttenstandort, nämlich den der ersten Glashütte am Duschlberg. Balthasar Hobelsberger hatte hier ohne Genehmigung des fürstbischöflichen Landesherrn den Bau eines Glasofen betrieben. Die Besitzer wechselten, zuletzt gehörte die Hütte Jakob Kargus, der sie bis 1710 bewirtschaftete und dann in der Nähe eine Neue Hütt'n“ am Duschlberg erbauen ließ. Aber auch dieser Betrieb sah Verfall und Prosperität unter verschiedenen Besitzern, bis 1758 der Hüttenwald als Grundvoraussetzung für jedwede Glasproduktion an verschiedene Bauern veräußert wurde.
Stundenlang kann man in diesen weiten Wälder am Haidl wandern, ohne auf irgendwelche Siedlungsstrukturen zu treffen. Ein paar Rodungsoasen gibt es inmitten dieses Wipfelmeeres dann aber doch: eine davon ist die Bramandl-Raumreuth, 1643 bis 1688 Standort eines Glasofens, dessen Besitzer N. Praumandl, gefolgt von B. Hobelsberger, waren und wo sich heute noch unter einem Erdhügel im Schatten eines markanten Ahornbaumes die Überreste eines ehemaligen Stein- Glasofens finden lassen…
Ausgangspunkt
- Bramandlwiese - Osterbachkanal - Duschlberg 1 Std. (4 Km)
- Duschlberg - Schwedenschanze ½ Std. (2,5 Km)
- Schwedenschanze - Kohlstattbrunn ½ Std. (2 Km)
- Kohlstattbrunn - Grainet 1 Std. (4 Km)
Weiterführende Literatur
Dr. Peter Dillinger: Wanderrevier Grainet-Hinterschmiding: Erlebniswandern am Haidel im Unteren Bayr. Wald: 125 Seiten, reich bebildert und mit Karten ausgestattet 9.80 im Buchhandel und im Verkehrsamt Grainet
Von Dr. Peter Dillinger, Freyung