Föhrauer Filz
Das Föhrauer Filz ist eine Moorfläche im Nationalpark Bayerischer Wald, die allseits von Hügeln und Bergen umgeben ist. Da sich hier an dem tiefsten Punkt im Gelände die schwerere Kaltluft sammelt und ein „Kaltluftsee“ bildet, ist hier ein Kältepol, der meist 2-3 Grad C kühler ist als die Umgebung. Der Hochmoorbereich des Föhrauer Filzes hat von allen Hochmooren im Nationalpark die mächtigste Torfschicht von bis ca. 7,80 m Mächtigkeit.
Früher - seit der Zeit vor Nationalparkgründung - ging ein mit Bohlen unterlegter Weg mitten durchs Filz. Da damals Ochsen als Zugtiere von Lasten verwendet wurden hieß der Weg durchs Filz „Ochsenklavier“. Die Ochsen waren nicht Zugtiere, sondern weit überwiegend männliche Jungrinder, die im Juni zur Sommerweide (kostenloses Grünfutter, ohne Grünfutter für Kühe und andere Tiere im Tal verbrauchen zu müssen) auf die Rachelwiese getrieben wurden und Mitte September von dort wieder ins Tal geholt wurden. Die Rachelwiese war zu damaligen Zeiten (noch vor der Einführung geregelter Forstwirtschaft um 1850) wesentlich größer als heute.
Um die Strecke zwischen Berg und Tal möglichst kurz zu halten (eine forstliche Erschließung mit Wegen gab es nicht) wurden Moore wie das Föhrauer Filz mit beidseits herangeschafften Holzmaterial („Knüppeldamm“) befestigt. Neben dem Damm wurden Gräben zur Wasserableitung gezogen (aus heutiger Sicht Naturschutzsicht ein empfindlicher Eingriff in den Wasserhaushalt eines Hochmoors). Da Holz der natürlichen Verwitterung unterliegt (man rechnet in unserer Gegend mit einer „Lebenserwartung“ von max. 15 Jahren), musste man den Damm immer wieder ausbessern und erneuern.
Schon in der ersten Dekade nach Nationalparkgründung (1970) wurde der Damm wegen Reparaturbedürftigkeit ein weiteres Mal mit Längs- und Querhölzern (= oberster Belag, daher der Name „Klavier“) erneuert.
Schließlich wurde der Weg durchs Hochmoor 1994 aus Naturschutzgründen an den Rand des Hochmoorbereichs verlegt (Wegzeichen Ahornblatt → führt aufwärts zum Rachelsee) und dort sogar ein Aussichtsturm errichtet. Wegen der hochgewachsenen Bäume hat man von dort zur Zeit aber keine Aussicht mehr ins Filz. Bei den flachgründigen Fichten ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sie vom nächsten größeren Sturm wieder umgeworfen werden oder vom Borkenkäfer befallen werden.
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