Evaluierung der Führungs- und Bildungsangebote in den Besucherzentren des Nationalparks
Umweltbildung unter der Lupe: Fachtagung schließt zweijähriges Evaluierungsprojekt ab
Im Rahmen einer zweitägigen Fachtagung am 4. und 5. April 2014 stellten Wissenschaftler der Universitäten Hamburg und Passau im Haus zur Wildnis ihre Evaluierungsergebnisse der Bildungsangebote und Besucherzentren des Nationalparks Bayerischer Wald vor. Gut 60 Vertreter zahlreicher deutscher sowie österreichischer Schutzgebiete und Bildungseinrichtungen waren der Einladung des Nationalparks gefolgt, um die Ergebnisse kennenzulernen und ihre Anwendbarkeit auf andere Einrichtungen zu diskutieren. Mit seinen rund 4.000 Führungen und Bildungsangeboten erreicht der Nationalpark Bayerischer Wald jährlich etwa 55.000 Menschen im Gelände. Wissenschaftler der Universität Hamburg unter der Leitung des Didaktik-Experten Prof. Dr. Ulrich Gebhard haben in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanzierten, rund zweijährigen Prozess (Frühjahr 2012 – Winter 2013/14) diese Angebote analysiert. Dazu begleiteten sie exemplarisch knapp 100 Veranstaltungen, evaluierten die beteiligten Ranger und Waldführer, unter deren Führung die jeweilige Veranstaltung stattfand, holten sich per Fragebogen das Feedback der erwachsenen Teilnehmer ein und diskutierten mit teilnehmenden Jugendlichen über ihre Wahrnehmung der Veranstaltung. Darüber hinaus führten sie mit jedem Ranger oder Waldführer im Anschluss an die Führung ein Feedback-Gespräch, um ihnen sofort ihre Eindrücke wiederzugeben und Verbesserungsvorschläge zu machen. Eine Zusammenfassung ihrer Arbeit stellten die Hamburger Wissenschaftler nun auf der das Projekt abschließenden Fachtagung im Haus zur Wildnis vor.
- Insgesamt bescheinigten sie den Bildungsakteuren des Nationalparks und den von ihnen ausgebildeten Waldführern sehr gute Arbeit. Bestechendes Merkmal der Führungen des Nationalparks seien vor allem das Ermöglichen und Vermitteln von intensiven, positiven Naturerlebnissen sowie das individuelle, ausgesprochen freundliche und besucherorientierte Auftreten der Ranger und Waldführer. Dabei schnitten Schulklassenprogramme und Erwachsenenführungen gleichermaßen gut ab.
Hans Mühlbauer, einer der Waldführer, berichtete unterhaltend, wie es den begutachteten Führungsverantwortlichen während der Evaluation mit „den Hamburgern“ ergangen war. Zunächst sei man ob der befürchteten „Benotung“ sehr skeptisch gewesen, der gesamte Prozess habe sich aber als sehr fruchtbar und konstruktiv erwiesen und sei von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen worden. Lukas Laux, Bildungsreferent der Nationalparkverwaltung und Moderator der Fachtagung, zu den Ergebnissen: „Für uns waren die Ergebnisse nicht nur äußerst interessant und hilfreich, uns hat auch die Bestätigung der geleisteten Arbeit gut getan und ist Motivation für die Zukunft.“ Zu der Abschlusstagung des DBU-Evaluierungsprojektes hatte der Nationalpark außerdem die Wissenschaftler Marina Reischl und Stefan Rösch vom Centrum für marktorientierte Tourismusforschung der Universität Passau eingeladen, um den Tagungsgästen deren Ergebnisse der von Sommer 2012 bis Frühjahr 2013 durchgeführte Evaluierung der drei Nationalpark-Besucherzentren Haus zur Wildnis, Hans-Eisenmann-Haus und Waldgeschichtliches Museum St. Oswald vorzustellen, die jährlich von knapp 300.000 Gästen besucht werden. Für diese Evaluierung waren insgesamt rund 1.200 Besucher befragt worden. Auf einer Bewertungsskala von 1 (beste Note) bis 5 (schlechteste Note) lagen alle drei Einrichtungen im Einserbereich bei der Gesamtzufriedenheit (1,2 für das Haus zur Wildnis, 1,3 für das Waldgeschichtliche Museum St. Oswald, 1,4 für das Hans-Eisenmann-Haus). Verbesserungsmöglichkeiten wurden vor allem bei der Ausschilderung an den Hauptanreisestraßen gesehen, die bislang oft unzureichend oder durch inkonsistente Bezeichnungen für Besucher verwirrend ist; dies trifft insbesondere auf das Haus zur Wildnis zu, für das Verbesserungsmöglichkeiten bereits diskutiert werden. Die zur Tagung angereisten Schutzgebietsvertreter waren sich einig, dass der Nationalpark Bayerischer Wald mit beiden Evaluierungen Neuland betreten und Maßstäbe gesetzt hat, an denen sich die anderen Schutzgebiete optimal orientieren können.