Landtagsabgeordnete besuchen Nationalpark Bayerischer Wald
Umweltausschuss des Bayer. Landtags besuchte „Haus zur Wildnis“ und „Wildniscamp am Falkenstein“ und bei einer kurzen Wanderung zur Naturzone „Mittelsteighütte“ erläuterte Nationalparkchef Karl Friedrich Sinner die Zielsetzungen des Nationalparks.
„Haus zur Wildnis“ und „Wildniscamp am Falkenstein“ besichtigt
Nationalpark-Chef Karl Friedrich Sinner argumentiert gegen die Petition zur Abschaffung des Nationalparks
Am neuen Parkplatz an der B11 gleich hinter Ludwigsthal erwarteten Nationalpark-Chef Karl Friedrich Sinner, der Kommunale Nationalparkausschuss mit den Landräten Muthmann (Landkreis Freyung-Grafenau), Wölfl (Landkreis Regen) und den Bürgermeistern der Nationalparkgemeinden sowie die Pressevertreter den Bus, der die Abgeordneten und Ministerialbeamten aus München in den „Woid“ transportierte.
Karl Friedrich Sinner (rechts) begrüsst den Ausschuss-Vorsitzenden
Dr. Henning Kaul (3. von links), Landrat Wölfl (links) Landrat Muthmann
(2. von rechts) assistieren
Nach der Begrüßung durch den Nationalpark-Leiter ging der Ausschuss-Vorsitzende Dr. Henning Kaul kurz auf den Grund des Besuches ein und betonte dabei, es sei ein reiner Informationsbesuch. Man wolle sich ein Bild machen über den erst unlängst in das Ressort des Umwelt-Mnsteriums gewechselten Nationalpark.
Dann erläuterte Nationalpark-Sachgebietsleiter Wolfgang Bäuml das Konzept der neuen Besuchereinrichtungen. Dieses unterscheidet sich deutlich vom alten Besucherzentrum in Neuschönau. Man wolle mit der Präsentation von Wildpferd und Auerochse ein „Fenster in die Vergangenheit“ öffnen, denn diese Arten prägten nach der Eiszeit die Entwicklung der Vegetation. Es sollen aber auch die negativen Erfahrungen durch die Trennung von Informationszentrum und Gehegezone durch die Autostrasse im alten Besucherzentrum berücksichtigt werden, in dem die Besucher hier erst durch das Tierfreigelände gehen, bevor sie das neue Informationszentrum „Haus zur Wildnis“ als Höhepunkt der Besuchereinrichtungen erreichen.
Dann begab man sich auf den Marsch zum neuen Besucherzentrum. Unterwegs stellte Nationalpark-Sachgebietsleiter Hans Kiener das neue Tierfreigelände vor. Anhand einer Schautafel zeigte er, wo künftig die Urrinder, Wildpferde, Wölfe und Luchse ihre Gehege haben werden.
Nationalpark-Sachgebietsleiter Kiener zeigt den Abgeordneten auf einer
Schautafel wie das künftige Tierfreigelände aussehen wird
Blick auf die Baustelle „Steinzeithöhle“….
…. eine der wichtigsten Attraktionen der neuen Besuchereinrichtungen
Nach etwa 1/2-stündigem Fussmarsch, bei dem man noch auf einer Holzbrücke das künftige Wolfs-Gehege überquerte, wurde das noch im Bau befindliche „Haus zur Wildnis“ erreicht.
das Haus zur Wildnis
Baudirektor Albrecht vom Hochbauamt Passau berichtete über die Planung und bisherigen Baumassnahmen. Er stellte besonders heraus, dass 90 % der Arbeiten von regionalen Firmen durchgeführt werden und lobte deren gute Arbeit, wobei er die Leistung des Freyunger Bauunternehmens Kloiber hervorhob, die die äußerst schwierigen Schalungsarbeiten an der komplizierten Konstruktion hervorragend bewältigt habe.
Nationalpark-Mitarbeiterin Bärbel Sagmeister erläuterte die Einrichtungen des auf einer kleinen Anhöhe im Wald mit Blick auf den Falkenstein liegenden Gebäudes, das u.a. eine eigene Abteilung für Kinder haben wird, einen großen 200 Besucher fassenden 3D-Filmraum und weitere technische Finessen, wie der Möglichkeit zur Standortbeobachtung der Wildtiere per Satellitennavigation (Telemetrie).
Die Abgeordneten zeigten sich beeindruckt von den im Zuge der Nationalparkerweiterung entstehenden Einrichtungen. Mit dem Grundstück bei Ludwigsthal, das sowohl gut erreichbar sei, als auch wunderschön im Wald zu Füssen des Falkenstein liege, habe man einen Glücksgriff gemacht.
Mit dem Bus gings dann weiter zum „Wildniscamp am Falkenstein“. Bei einer Brotzeit erläuterte Nationalpark-Sachgebietsleiter Wanninger das vor 2 Jahren eröffnete Umweltbildungszentrum, in der Kindern und Jugendlichen, die dort auch in verschiedenen Themenhäusern (z.B. Lichthaus, Erdhaus, Baumhaus) übernachten können, vor allem Verständnis für die Schönheiten der wilden Natur vermittelt werden soll.
das Zentralgebäude des Wildniscamps
Dann begab man sich auf die letzte Etappe des Informationsbesuches: eine kurze Wanderung von Zwieslerwaldhaus in eine der noch wenigen Naturzonen im Falkenstein-Rachel-Gebiet, der „Mittelsteighütte“, eines seit mehreren Jahrhunderten forstlich nicht genutzten Gebiets, wo der Nationalpark-Chef die Zielsetzungen des Nationalparks erläuterte: Vorrangiges Ziel im Nationalpark ist das Wirken der natürlichen Umweltkräfte und die ungestörte Dynamik der Lebensgemeinschaften zu gewährleisten und einzigartige Wälder einer vom Menschen weitgehend unbeeinflussten Entwicklung zu überlassen. Der Borkenkäfer ist dabei ein wichtiger Bestandteil, denn aus dem von ihm zurückgelassenen Totholz entsteht im Schutze der alten Baumskelette ein fantastischer neuer Wald - ein wilder Wald, allein von der Natur bestimmt.
abschliessende Diskussion in der Nähe der Baumriesen des
„Hans-Watzlik-Hains“
Bei der abschliessenden Diskussion standen dann die großen Sorgen, die Sinner die in den Gemeinden des Erweiterungsgebietes noch zahlreich vorhandenen Nationalparkgegner - von denen dem Landtag auch eine Petition mit dem Ziel der Abschaffung des Nationalparks vorliegt - bereiten, im Mittelpunkt. Der Nationalpark-Chef führte dabei überzeugende Argumente an. Landrat Wölfl und die Lindberger Bürgermeisterin erinnerten aber auch daran, die verständlichen Ängste der Waldbesitzer vor der Zerstörung ihres Gutes nicht unberücksichtigt zu lassen.
Zum Schluss bedankte sich der Ausschuss-Vorsitzende Dr. Henning Kaul bei Sinner und seinen Mitarbeitern und versprach nächstes Jahr zur Eröffnung des „Haus zur Wildnis“ wiederzukommen.