Nationalpark Bayerischer Wald: »Natur Natur sein lassen«,
Nach den Turbulenzen über das Ausweisungs-Veto im Erweiterungsgebiet scheint die Front unter den Kommunalpolitikern im Altbereich des Nationalparks geschlossener den je zu stehen. „Unter den derzeitigen Vorgaben wird das Haus zur Wildnis am Falkenstein zur Werbezentrale für den Alt-Park mit seiner natürlichen Verjüngung im Landkreis Freyung-Grafenau“. Denn nur dort könne man das Phänomen des nachwachsenden Waldes auch live erleben.
„Das Totholz gehört zu den lebendigsten Teilen eines Waldes“
Den jüngsten Beweis für das enorme Nährstoff-Potenzial, das absterbende Bäume der neuen Wald-Generation mitgeben, liefert die Hochlagen-Inventur 2005. Danach gibt es bei den nachwachsenden Fichten bis zu 20 Zentimetern Höhe seit der letzten Bestandsaufnahme 2002 einen Zuwachs von 70 Prozent. Das sind 4500 junge Bäumchen pro Hektar. Bei dem über zehn Zentimeter großen Nachwuchs sind es sogar 5000 pro Hektar. Skeptikern der großflächigen Verjüngung des Hochlagenwaldes hält der Nationalpark-Chef entgegen, dass nur bei fünf von 587 Aufnahmepunkten die jungen Pflanzen keine 20 Zentimeter erreichen und nur bei zwei Aufnahmepunkten über zehn Zentimeter Höhe nicht hinauskommen.
Konsequent bekämpft werde von der Nationalparkverwaltung der Borkenkäfer in den Randbereichen zum Schutz der Privatwälder. 43 000 Kubikmeter Käferholz seien 2005 geschlagen worden. Von der Ausweitung der Naturzone sei bisher noch kein Gebrauch gemacht worden. Wenn es notwendig sei, werde gegen den Borkenkäfer auch nochmal eingegriffen, versprach der Nationalparkchef.
neuer Wald
in der Nähe der „Blauen Säulen“: neuer Wald unter toten Bäumen
Aber Sinner ließ nicht nur Worte sprechen, sondern untermauerte seine Fakten auch mit Fotoaufnahmen.Seine Bilder zeigen, wie sich innerhalb von vier Jahren der Verjüngungsprozess des Waldes in ungeheurer Dynamik vollzogen hat. Und an die Adresse der Nationalpark-Kritiker gewandt, sagt er: „Für jeden, der das sehen will, ist klar, das ist ein Wald“.
Nichts ist schwieriger, als den Waldler in den Wald zu bringen
Auf die Frage, warum es zu keinem Konsens zwischen Nationalpark-Gegnern und Nationalparkverwaltung komme, weis Sinner noch keine Antwort: „Ich habe noch keinen Weg gefunden, diese Verweigerung aufzubrechen. In den acht Jahren, die ich hier bin, habe ich feststellen müssen, dass nichts schwieriger ist, als den Waldler in den Wald zu bringen“.