Oberfrauenau
Der Ortsteil Oberfrauenau der Gemeinde Frauenau, in 714 Metern Höhenlage etwa zwei Kilometer nordöstlich von Frauenau liegend, ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen zur Trinkwassertalsperre Frauenau, zum Rachel oder zu den Schachten. Im Ort befindet sich das Gut Oberfrauenau, eine Falknerei, ein Wildgehege und ein Gestüt mit Islandpferden.
Der Frauenauer Glashüttenherr Georg Benedikt II. von Poschinger (1845-1900) ließ von 1875 bis 1884 in Oberfrauenau ein Schloss im Prunkstil der Neurenaissance errichten. Die Schlossanlage Oberfrauenau, ein herrlicher Bau bestand aus Schlossgebäude, Gartensalon, Wintergarten, Tanzsaal und Kutscherhaus. Eindrucksvolle Deckengemälde, massive Holzpaneeldecken, Treppen aus farbigem Marmor, offene Kamine oder Kachelöfen in vielen Zimmern und riesige Wandbilder zierten das Innere des Prachtbaus.
Um das Schloss herum wurde ein Naturpark mit seltenen Laub- und Nadelbäumen angelegt, der zum großen Teil als Hirschgarten Verwendung fand. Das Prunkstück des Gartens war eine Fontäne, die nach Schloss Linderhof die zweithöchste Bayerns gewesen sein soll.
Bis 1945 diente der Prachtbau den Freiherrn von Poschinger als Wohngebäude. Dann wurde es von den amerikanischen Besatzungsmächten als Truppenunterkunft genutzt und anschließend Flüchtlingsfamilien als Wohnstätte zur Verfügung gestellt.
Nach dem Krieg wurde das Schloss abgerissen. Eigentümer Hippolyt von Poschinger hatte in der Nachkriegszeit nicht die Mittel den beschädigten Prachtbau erhalten zu können. Nachdem alle brauchbaren Teile aus dem Schloss ausgebaut waren, wurde am 15. August 1959 auch der größte der drei Türme fachmännisch gesprengt.
Von dem ehemaligen Märchenschloss ist nur die Kapelle mit der Familiengruft erhalten geblieben, die am hinteren Ende des rechten Seitentraktes angebaut war.