Interessantes aus dem Nationalpark Bayerischer Wald
Interessantes aus dem Geschehen im Nationalpark Bayerischer Wald
Grauerlen-Förderung am Großen Regen
Aktion des Nationalparks in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt
Grauerlen-Wälder sind rar geworden. Denn die Bäume sind wahre Spezialisten. Sie können sich dort durchsetzen, wo Flüsse regelmäßig über die Ufer treten, es aber auch immer wieder Trockenperioden gibt. Am Großen Regen bei Ludwigsthal würde es solche Voraussetzungen geben – hätte hier der Mensch nicht einst regulierend eingegriffen. Der Nationalpark Bayerischer Wald schafft nun in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Deggendorf wieder optimalere Bedingungen für die Grauerlen. Nur so hat der von ihnen dominierte Lebensraum eine Chance, sich langfristig zu halten.
Die Maßnahme findet im Rahmen von Verpflichtungen des Natura-2000-Netzwerkes der Europäischen Union statt. Darin werden Grauerlenwälder als prioritär zu erhaltender Lebensraum eingestuft. Ein darauf basierender Managementplan wird nun in Absprache mit der Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern umgesetzt. Für den Bereich des Großen Regens bei Ludwigsthal sieht dieser vor allem die Entnahme von Fichten vor. Diese Baumart würde in den Flussauen natürlicherweise nicht so dominant vorkommen. Mit dem zusätzlichen Licht hat der Grauerlen-Nachwuchs auf einen Schlag wieder bessere Wachstumschancen.
Echte Botschafter für die Natur
Verein der Nationalpark-Partner feiert 10. Geburtstag – Gründungsmitglieder ausgezeichnet
Nachhaltiger Tourismus ist der Urlaubstrend der Zeit. Die Nationalpark-Partner haben dies schon weit vor vielen anderen erkannt – und sich genau deswegen zu einem schlagkräftigen Verein zusammengeschlossen. Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Ressourcenmanagement sind bei den über 60 Betrieben aus Hotellerie, Gastronomie, ÖPNV und Co. keine leeren Worthülsen, sondern klarer Handlungsauftrag. Daneben haben sie sich auf die Fahnen geschrieben, ihren Gästen die Nationalpark-Philosophie „Natur Natur sein lassen“ näherzubringen. Dafür erhielten diejenigen Betriebe, die bei der Vereinsgründung vor zehn Jahren schon mit im Boot waren nun eine Auszeichnung.
„Der Nationalpark braucht Partner wie sie, die ihm ein Leben lang beistehen“, sagte Dr. Rüdiger Detsch, Ministerialdirektor am Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, in seiner Laudatio. Bei der Gründung des Vereins sei nicht nur das touristische Potential des Schutzgebiets im Vordergrund gestanden, sondern vor allem die Vermittlung der entstehenden Wildnis. „Gerade deswegen sind sie echte Botschafter für die Natur. Sie nehmen die Menschen an die Hand und zeigen ihnen die Schönheit ihrer Heimat – aber auch ihre Sensibilität.“ Zudem lobte Detsch den gelebten Umweltschutzgedanken in den Betrieben, die viel Wert auf nachhaltiges Wirtschaften legen.
„Als Wirtschaftsfaktor ist der Nationalpark nicht mehr wegzudenken“, stellte Regens Landrätin Rita Röhrl fest. Er sei aber natürlich vor allem auch in Hinblick auf die Themen Klimaschutz und Artenvielfalt unverzichtbar. Diese Kombination hätten die Nationalpark-Partner bestens verstanden. „Denn im nachhaltigen Tourismus liegt die Zukunft“, so Röhrl. Helga Weinberger, Vize-Landrätin im Landkreis Freyung-Grafenau, ergänzte, dass gerade der Zusammenhalt unter den Partnern deren Erfolg ausmache. „So tragen sie dazu bei, dass unser geliebter Nationalpark seit Jahren an Attraktivität gewinnt.“
Für die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald bedankte sich Peter Schmid, Beauftragter im Vermieterbeirat, für die Initiative vor zehn Jahren den Verein der Nationalpark-Partner zu gründen. Mittlerweile ist der Bürgermeister von Eppenschlag mit seinem eigenen Betrieb ebenfalls Mitglied. Denn: „Hier kann man was lernen.“ Der Dreiklang aus Ferienregion, Partnern und Nationalpark sei für ihn ein Erfolgsmodell.
Beeindruckende Zahlen lieferte schließlich Jochen Stieglmeier, Vorsitzender des gemeinnützigen Partner-Vereins seit erster Stunde. So stemmen allein die Betriebe im Beherbergungssegment in der Regel gut 270.000 Übernachtungen im Jahr, bei rund 2500 Gästebetten. Über 500 Mitarbeiter stehen bei ihm und seinen Kollegen im Dienst. „Das ist schon ein Pfund, mit dem man wuchten kann.“ Die Kooperation sei aber nur deshalb von Erfolg gekrönt, „weil wir starke Partner sind und starke Partner haben. Der Nationalpark ist uns dabei immer auf Augenhöhe begegnet.“ „Die Partnerschaft ist von Vertrauen geprägt“, betonte auch Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. So sei eine Win-Win-Situation entstanden. „Wir können immer auf die Hilfe des Vereins setzen und sind stolz solche Partner zu haben. Danke dafür!“
Im Anschluss präsentierte Katrin Wachter, die die Kooperation bei der Nationalparkverwaltung betreut, eine launige Bilderpräsentation zur Geschichte des Vereins. Mit Urkunden für all jene anwesenden Vertreter der Betriebe, die dem Verein seit dessen Gründung angehören, im Gepäck ging es schließlich zum geselligen Teil der Veranstaltung über, bei der schon die ein oder andere Idee für zukünftige Themen besprochen wurde.
Die ausgezeichneten Betriebe:
Haus Corinna in Kirchdorf, Ferienhaus Mitterdorf in Philippsreut, Landhaus Wildfeuer in Kirchdorf, Pension Sonnleit´n in Zwiesel, Landhotel Tannenhof in Spiegelau, Hotel Zum Friedl in Riedlhütte, Haus Hildegard in Zwiesel, Landgasthof Euler in Neuschönau, Ferienhof Schmauß in Böhmreut, Hotel Antoniushof in Schönberg, Feriengut Waldblick in St. Oswald, Arberresidenz in Bayerisch Eisenstein, Beim Wartner in Teisnach, Haus Rachel in Neuschönau, Familotel Landhaus zur Ohe in Schönberg, Hotel Dreisonnenberg in Neuschönau, Panoramahotel Grobauer in Spiegelau, Jugendherberge Waldhäuser, Haus Wiesengrund in Frauenau, Gastronomie im Haus zur Wildnis in Ludwigsthal, Feriendorf Plattenhöhe in Rinchnach, Waldstüberl in Neuschönau, Forstgut von Schnurbein in Regen, Postwirt in Rosenau, Busunternehmen Ernst Lambürger in Zwiesel, Hotel-Gasthaus Zum Kellermann in Grafenau, Schauberger Hütte in Waldkirchen, Grashöfle in St. Oswald, Trifterklause Schwellhäusl, Landhotel Einkehr zur Kleblmühle in Grafenau, Kräuterpension Säumerpfad in Mauth und Familotel Schreinerhof in Schönberg.
Erfolgreiche NaturVision Filmtage
Publikumsliebling war „Der wilde Wald“ von Lisa Eder – 789 Kinder beim Schulklassenprogramm
Bereits im 20. Jahr machte am vergangenen Wochenende NaturVision Station im Hans-Eisenmann-Haus. Zwar kamen insgesamt etwas weniger Besucher wie bei der letzten Auflage 2019, um einen der rund 30 Filme rund um die Themen Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit zu bestaunen, nichtsdestotrotz waren die beiden Kinosäle auch immer wieder voll. Gut angekommen ist zudem das Programm für regionale Schulklassen im Vorfeld der Filmtage.
Besonderer Publikumsliebling war „Der wilde Wald“ der Mauther Regisseurin Lisa Eder. Sowohl bei der Eröffnung am Freitagabend, als auch bei der zweiten Vorstellung am Sonntagmorgen lief die Nationalpark-Hommage vor einem vollen Kinosaal. Kassenschlager waren auch die Dokumentationen „Die Nationalparkidee – Vom Bayerischen Wald nach Siebenbürgen“ über das Freyunger Paar Barbara und Christoph Promberger sowie „Das Festmahl der Tiere“, welche die Aas-Forschung im Nationalpark thematisiert.
„Was gibt es schöneres, als ein Jubiläumsfestival mit seinem eigenen Jubiläumsfilm zu eröffnen“, sagte Christian Binder, Leiter des Hans-Eisenmann-Hauses, vor der Freitagsaufführung von „Der wilde Wald“, der im Rahmen des 50. Nationalpark-Geburtstages produziert wurde. „Und natürlich ist es besonders schön, dass wir nach der coronabedingten Pause im vergangenen Jahr wieder Gäste empfangen können.“ Wie Binder freute sich auch stellvertretender Landrat Franz Brunner über das volle Haus. „Und darüber, dass die NaturVision Filmtage jetzt so sind, wie sie sind.“
Neben dem Festival-Programm war damit vor allem auch das Programm für Schulklassen gemeint. Bereits im Vorfeld hatten diese die Möglichkeit, ausgewählte Filme im Freyunger Schloss Wolfstein, im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald oder im Hans-Eisenmann-Haus zu besuchen. 789 Kinder profitierten heuer vom kostenlosen Angebot.
Das NaturVision Filmfestival wurde 2002 im Nationalpark Bayerischer Wald gegründet. Zehn Jahre später zog es nach Ludwigsburg um, wo es mittlerweile zu einer festen Größe in der internationalen Szene aufgestiegen ist. Seit dem Umzug finden im Bayerischen Wald weiterhin die NaturVision Filmtage als Best-Of-Veranstaltung des Festivals statt. Sie werden unter der gemeinsamen Trägerschaft des Landkreises Freyung-Grafenau und des Nationalparks Bayerischer Wald durchgeführt.
Mit dem Luchs in Ingolstadt
Nationalpark präsentierte sich als Vorbote auf Landesgartenschau 2023 in Freyung
Ein Luchs sonnt sich vor ein paar Bäumchen, während ein Schwarzspecht in der Nähe an einem toten Baumstamm sitzt. Dieser Anblick ist schon im Nationalpark Bayerischen Wald selten. Umso ungewöhnlicher war er vergangenes Wochenende in Ingolstadt.
Wer auf der Landesgartenschau den Stand des Nationalparks besuchte, konnte sich diese Szenerie der Waldwildnis jedoch einmal genauer anschauen. An den präparierten Tieren staunten die Besucher nicht schlecht darüber, wie groß die Luchse und vor allem deren Pfoten sind. Wer sich den Luchs genau angeschaut hatte, konnte danach mit Leichtigkeit alle Fragen am Glücksrad beantworten und einige Erinnerungsstücke gewinnen.
Für den Nationalpark war der diesjährige Auftritt auch eine Einstimmung auf die Landesgartenschau in der Region – genauer gesagt 2023 in Freyung. Auch das Wetter spielte mit, was nicht nur die Standbetreuerinnen Katharina Wipplinger, Sofie Hofbauer, beide Teilnehmerinnen am Freiwilligen Ökologischen Jahr, und Commerzbank-Umweltpraktikantin Lea Gerhäußer freute: „Bei Sonnenschein macht die Öffentlichkeitsarbeit am Stand gleich viel mehr Spaß! Wir kamen mit vielen Menschen ins Gespräch und es ist richtig Interessant, welche Erinnerungen und Erfahrungen diese mit dem Nationalpark verknüpfen“, so das Trio.
In Bayern verschollene Pilzart wiederentdeckt
Vom Aussterben bedrohter Duftender Venus-Ellerling bei Grafenau gefunden
Der Duftende Venus-Ellerling (Aphroditeola olida), eine intensiv nach reifen Walderdbeeren duftende Pilzart aus der Familie der Wachsblättler, wurde kürzlich in einem Bauernwald bei Grafenau wiederentdeckt. Der in Deutschland als vom Aussterben bedroht geltende Pilz ist aufgrund seines typischen Geruchs für Experten leicht zu erkennen. Kartiert wurde er im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts, das vom Nationalpark Bayerischer Wald koordiniert wird. Bisher galt die Art in Bayern als verschollen, denn der letzte bekannte Nachweis stammt aus Nordbayern, datiert auf das Jahr 1977.
Für die Funga des Böhmerwaldes ist er nun erstmals nachgewiesen. Der Fund ist ein weiterer Beleg für das große Naturpotenzial der Region. „Die Jahrhunderte alte, traditionelle Waldbewirtschaftung in den umliegenden Bauernwäldern ist ein großer Glücksfall für die Artenvielfalt“, sagt Nationalpark-Mykologe Peter Karasch, der die finale Bestimmung im Labor vornahm. „In den extensiv genutzten Bereichen haben hunderte selten gewordenen Pilzarten überlebt, die in intensiv bewirtschafteten Wäldern schon verschwunden sind.„
Mehr Infos zum Projekt gibt es im Internet unter www.pilze-ohne-grenzen.eu.
Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
Umweltminister eröffnet Reptiliengehege
Thorsten Glauber setzt eigenhändig Kreuzotter ein – Projekt soll bei Aufklärungsarbeit über gefährdete Arten helfen
Eröffnungen von neu gebauten Einrichtungen hat der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber schon häufig durchgeführt. Doch die Einweihung des neuen Reptiliengeheges im Nationalpark-Tierfreigelände in Neuschönau lief gänzlich anders ab als gewohnt. Der Minister bekam keine Schere zum Durchschneiden des Eröffnungsbands in die Hand gedrückt, sondern einen Reptilienhaken. Mit diesem durfte er eine Kreuzotter einsetzen.
„Das Nationalparkzentrum Lusen ist mit dem neuen Reptiliengehege um eine Attraktion reicher“, sagte Staatsminister Glauber bei der Eröffnung. „Es ist jetzt möglich, sowohl Ringelnatter, Kreuzotter als auch Waldeidechse hier aus nächster Nähe zu erleben.“ Damit bietet das „Grüne Klassenzimmer“, das der Nationalpark ist, ein weiteres Thema an. „Ich möchte der Nationalparkverwaltung herzlich zu dem gelungenen Projekt gratulieren und wünsche mir, dass viele Besucher gerade jetzt in den Sommerferien dieses Angebot annehmen.“
Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks, bedankte sich bei Staatsminister Glauber für den Besuch und richtete seine Worte dann vor allem noch an den Reptilienexperten Paul Hien aus Straubing. „Er hat das Gehege, das auf den ersten Blick einfach aussieht, jedoch sehr komplex aufgebaut ist, konzipiert. Ohne ihn wäre das Projekt nicht realisierbar gewesen.“
Die drei mit Wasser gefüllten Gehege, die mit einer Zisterne und einem Wassergraben mit Frischwasser versorgt werden, haben jeweils eine Insel. Dort finden die Reptilien alle Lebensraumelemente die sie im Jahreslauf brauchen und können auch dort überwintern. Für Besucher sei das neue Gehege, das innerhalb eines Jahres gebaut werden konnte, besonders attraktiv. „Sie kommen ohne Netz oder Glasscheibe nah an die Tiere heran und können diese in Ruhe beobachten. Dies hilft uns auch im Rahmen unserer Bildungs- und Aufklärungsarbeit.“ Denn während Vögel und Säugetiere hohe Sympathiewerte bei der Bevölkerung haben, gibt es gegen die Reptilien immer noch Vorbehalte. „Diese immer noch vorhandenen Ängste wollen wir im Rahmen von Führungen abbauen.“
Auch die geladenen Gäste zeigten sich begeistert von der neuen Einrichtung und von den Bewohnern. Regens Landrätin Rita Röhrl zögerte nicht lange und setzte mit der Unterstützung von Paul Hien gekonnt die zweite Kreuzotter ins Gehege ein. „Wir haben nun eine weitere Attraktion im Nationalpark. Hier sehen Schulklassen Arten, die daheim in den Siedlungsgebieten nicht mehr zu finden sind“, lobte Röhrl. Dem stimmte auch Sebastian Gruber, Landrat von Freyung-Grafenau, zu. „Die Region lebt mit dem Nationalpark und umgekehrt.
Das neue Reptiliengehege ist ein weiterer wichtiger Baustein im Tier-Freigelände in Neuschönau.“ Neuschönaus Bürgermeister Alfons Schinabeck bedankte sich bei Staatsminister Glauber für die stete Unterstützung. „Es ist für uns von großer Bedeutung, dass in unseren Nationalpark regelmäßig investiert wird. Unsere Region wäre auf der Landkarte nichts ohne das Schutzgebiet.“
Morchelzeit ist Lorchelzeit
Vorsicht bei Unterscheidung von Gift- und Speisepilzen
Mit dem Beginn der Apfelblüte startet auch die Hochsaison der Speise- und Spitz-Morcheln. „Im bodensauren Bayerischen Wald sind diese Pilzvertreter jedoch eher Raritäten“, sagt Nationalparkmykologe Peter Karasch. „Sie verstecken sich meist im Rindenmulch der Gärten oder an Holzlagerplätzen mit Rindenresten.“
Doch der Experte mahnt beim Sammeln zu Vorsicht. Warum? „Die als tödlich giftig geltenden Giftlorcheln sind im Bayerischen Wald viel häufiger als Spitzmorcheln.“ Trotzdem wurden die Lorcheln bis in die Nachkriegszeit noch relativ häufig in der Bayerwald-Küche verarbeitet. „Obwohl beim Kochen Dämpfe des Nervengifts Gyromitrin freigesetzt werden, weshalb die Lorchel auch als Giftpilz gilt.“ Die Lorcheln lassen sich relativ leicht an den hirnartig gewundenen Hüten erkennen. Die genießbaren Spitzmorcheln hingegen zeichnen sich durch wabenartig gekammerte Hüte aus.
Übrigens: Umgangssprachlich nennt man die Morcheln auch oft Mauracherl. Die Lorcheln sind auch unter den Bezeichnungen Stockmorchel, Stocklorcherl oder Laurich bekannt. Pilzexperte Karasch freut sich derweil über Hinweise und Zuschriften älterer Bürger, die mit beiden Pilzarten in der Nachkriegszeit Erfahrungen gesammelt haben. Er ist via Mail – peter.karasch@npv-bw.bayern.de – erreichbar.
Helmut Kustermann ist der neue Förster in Finsterau
45-Jähriger legt neben Waldmanagement Schwerpunkt auf Naturschutz
Borkenkäferbekämpfung und Verkehrssicherung gehören zu den täglichen Aufgaben eines Nationalpark-Försters. Was Helmut Kustermann, dem neuen Leiter der Nationalparkdienststelle Finsterau, darüber hinaus noch besonders am Herzen liegt, sind Naturschutz sowie der Erhalt von Kulturdenkmälern. „Das hat mich schon während meines gesamten Berufslebens interessiert – und nun kann ich dies im Nationalpark auch endlich in der Praxis umsetzen.“
Seit 1. November ist der 45-jährige gebürtige Oberbayer im östlichsten Teil des Nationalparks tätig – und schon jetzt fühlt er sich hier wie zu Hause. „Ich wohne zusammen mit meiner Frau und unseren vier Kindern seit 2004 im Landkreis Dingolfing-Landau. Von daher bin ich quasi schon ein Niederbayer.“ Und auch den Nationalpark kennt er aus seinem vorherigen Berufsleben. „Nach meinem Forstwirtschaftsstudium in Weihenstephan und der bestandenen Staatsprüfung habe ich fünf Jahre bei einem Forstunternehmer gearbeitet“, berichtet Kustermann. „Und in dieser Zeit waren wir auch oft im Nationalpark im Einsatz.“
Danach arbeitete er zehn Jahre bei den Waldbauernvereinigungen Vilshofen/Griesbach und Reisbach. „Diese Tätigkeit hatte zwar einen starken Dienstleistungscharakter. Allerdings gab es auch Möglichkeiten, um den Wald zu gestalten.“ Zum Beispiel, wenn Waldbesitzer Pflegeverträge abgeschlossen hatten. „Dann konnte ich in Absprache auch mal Bereiche aus der Nutzung nehmen, Totholz liegen lassen und Laubholz fördern.“ Dieser gestalterischen Aufgabe kann Helmut Kustermann in den Nationalpark-Randzonen nun verstärkt nachgehen.
Doch neben all dem fasziniert ihn auch die eigentliche Philosophie „Natur Natur sein lassen“. „Die Landschaft ist einzigartig – gerade hier im ‚Altpark‘, wo der Wald seit 50 Jahren sich selbst überlassen ist.“ Nicht nur, dass gefährdete Tierarten wie Luchs, Auerhahn und Biber dort wieder eine Heimat gefunden haben, fasziniert den Förster. Sondern auch die vielen seltenen Pilz- und Pflanzenarten, die zu finden sind. „Diese Raritäten muss man auch beim Waldmanagement berücksichtigen“, so Kustermann. „Wenn ein Baum in den Randzonen oder bei der Wegesicherung gefällt werden muss, ist es wichtig, die Umgebung zu begutachten und zu sehen, ob hier seltene Pflanzen wachsen.“ Auch seine Mitarbeiter will Kustermann bei diesem Thema mit ins Boot holen und sie naturschutzfachlich schulen. „Ich bin zuversichtlich, dass dies klappt. Ich habe ein wirklich tolles Team hier im Revier.“
Wichtig ist dem Förster auch, dass die Besucherinfrastrukturen, wie Park- und Spielplätze, Wegweiser und Info-Pavillons, immer in Ordnung sind. „In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der Gäste weiter steigern, daher ist dies ein absolutes Muss.“ Ebenso wie der Erhalt der Kulturdenkmäler, zum Beispiel der Klausen.
Und dann kommt noch eine richtig große Aufgabe auf ihn zu, und zwar die in diesem Jahr beschlossene Erweiterung des Nationalparks um rund 600 Hektar östlich von Finsterau. „Dies wird sicherlich spannend und es ist eine Herausforderung, die man nicht alle Tage bekommt“, so Kustermann. „Letztendlich kann man dabei sein, wenn auf einer Fläche Nationalpark neu entsteht.“
Ein Projekt, das insbesondere von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber unterstützt wird. Dieser hatte zum 50-jährigen Jubiläum des Nationalparks ein “XXL“-Paket angekündigt, das neben der Erweiterung des Nationalparks weitere staatliche Investitionen in neue Nationalpark-Besuchereinrichtungen im Erweiterungsgebiet mit einem geschätzten Kostenvolumen von insgesamt rund 3,5 Millionen Euro vorsieht. Wie Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl erklärt, sei man derzeit bereits in enger Absprache mit Bürgermeister Ernst Kandlbinder, um eine passende Infrastruktur zu planen. „Es ist erfreulich, dass wir mit unseren Vorstellungen und Ideen sehr eng beieinanderliegen. Nicht nur unsere Besucher, sondern auch die Bevölkerung kann diese dann nutzen.“
Auch Helmut Kustermann sieht dies sehr positiv, doch zunächst steht für ihn ein Umzug auf dem Programm. Ab Anfang Januar hat er sein Büro in der Infostelle in Mauth, damit er für die Bürger schnell und unkompliziert erreichbar ist. Mit dieser räumlichen Umstrukturierung hat die Nationalparkverwaltung auf die Wünsche der Bürger reagiert, die sich einen Ansprechpartner direkt vor Ort gewünscht haben.
Und neben dem dienstlichen Umzug plant Helmut Kustermann auch einen privaten in die Nationalparkregion. „Ich wohne derzeit unter der Woche in einer Ferienwohnung in Mauth und fahre am Wochenende heim. Wir sind aber schon auf der Suche nach einem passenden Haus.“ Und wenn das gefunden ist, kann auch der Rest der Familie Kustermann in die neue Heimat nachkommen.
Frauenau bekommt neu gestaltete Nationalpark-Infostelle
Erneuerung der wilden Inhalte im Glasmuseum
Zum Informationskonzept des Nationalparks Bayersicher Wald gehört seit jeher eine Grundinformation für Urlauber in den umliegenden Gemeinden. Deswegen gibt’s auch im Frauenauer Glasmuseum eine Infostelle zum Schutzgebiet. Diese bekommt nun ein neues Design und neue Inhalte verpasst.
Das Hauptanliegen ist war, die Räumlichkeiten nicht nur informativ, sondern auch heller und freundlicher zu gestalten. Deswegen werden die teilweise in die Jahre gekommenen Installationen ausgetauscht, zum Teil ist dies bereits geschehen. Die Gestaltung passt sich dann in das Gesamtkonzept des Museums ein. Umgesetzt wird die Maßnahme durch Mitarbeiter vom Haus zur Wildnis und vom nationalparkeigenen Servicezentrum Falkenstein sowie durch die Haustechniker des Glasmuseums.
„Ganz fertig sind wir zwar noch nicht“, erklärt Achim Klein, Leiter vom Haus zur Wildnis, „denn in den kommenden Wochen werden noch ein paar interaktive Elemente nachgereicht. Besucher bekommen aber auch jetzt schon alle wichtigen Informationen über den Nationalpark und sein Angebot – und das ist die Hauptaufgabe dieser Infostelle.“
Geöffnet ist zu den üblichen Museumszeiten, also von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr.
Neue Erkenntnisse zu Wölfen in Nationalparken
Forscher der Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava identifizieren zwei Wolfsrudel
Seit 2015 kehren Wölfe auf natürliche Weise in das Grenzgebiet zwischen Bayern und Böhmen zurück. Diesen Prozess beobachten vor allem die Forscher der Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava – unter anderem mittels Fotofallen und Genproben. Aufgrund der Ergebnisse des Monitorings sind die Forscher zu dem Schluss gekommen, dass die Wölfe in der Region rund um die grenzüberschreitenden Großschutzgebiete zwei regionalen, standorttreuen Rudeln angehören.
„Ein Rudel nutzt hauptsächlich die Wälder zwischen Finsterau und Srní“, erklärt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. „Das zweite Rudel wird vermehrt zwischen der Trinkwassertalsperre Frauenau und Böhmisch Eisenstein gesichtet,“ ergänzt sein tschechischer Amtskollege Pavel Hubený. Die ersten Jungtiere wurden im Jahr 2017 nachgewiesen.
Im Bereich Finsterau/Srní haben die Wissenschaftler eine Wölfin mit deutlich sichtbarem Gesäuge fotografiert. „Die Milchdrüsen des weiblichen Tiers sind gefüllt, ein eindeutiges Zeichen für Nachwuchs“, so Prof. Marco Heurich, der das Wolfs-Monitoring im Nationalpark auf bayersicher Seite koordiniert. Jan Morkry, sein Kollege im Nationalpark Šumava, bestätigt: „Durch eine andere Fotofalle in diesem Gebiet tappten vier Welpen.“
Die Tiere im nördlicheren Bereich der Region wurden bereits seit letztem Winter regelmäßig durch Wildtierkameras fotografiert. Bereits genetische Analysen von Kotproben legten nahe, dass sich dort seitdem neben zwei ausgewachsenen Wölfen auch ein Jungtier aufhalten könnte. Auf das Abspielen von Heul-Geräuschen im Norden der Nationalparke Šumava und Bayerischer Wald reagierte das Rudel mit Heulen. Dabei waren deutlich Jungtierlaute herauszuhören.
Wurzelgang erstrahlt in neuem Glanz
Attraktion im Haus zur Wildnis wurde runderneuert – Nachtraum folgt
Noch rechtzeitig für die zweite Hälfte der bayerischen Sommerferien kann das Haus zur Wildnis im Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal mit einer runderneuerten Attraktion für Familien aufwarten. Nachdem der beliebte Wurzelgang seit März 2020 für Bauarbeiten geschlossen war, ist der Erlebnisrundgang seit Montag wieder zugänglich. Geblieben ist dabei nur die äußere Hülle, Stationen und Inhalte wurden aktualisiert.
„Wir freuen uns, dass die Bauarbeiten so reibungslos verlaufen sind“, sagt Achim Klein, Leiter des Hauses. „Mit der Fertigstellung des Wurzelgangs ist der erste Schritt zur Erneuerung der Dauerausstellung abgeschlossen.“ In wenigen Wochen folgt bereits der zweite Meilenstein. Dann wird der komplett neu entstandene Nachtraum seine Pforten öffnen. Dort können die Gäste dann in die geräuschvollen Abendstunden des Schutzgebiets eintauchen. Nächstes Jahr steht der Einbau eines großen begehbaren Baumes in der Haupthalle an, um den sich der Kern der neuen Ausstellung drehen wird.
Doch zurück zum Wurzelgang, in denen Besucher auf die Größe einer Maus „schrumpfen“: „Bei der Überarbeitung war uns wichtig, Prozesse zu verdeutlichen, die im Nationalpark unter der Erde ablaufen“, so Klein. Neu ist zum Beispiel ein Höhlenkino, in dem ein Film über Totengräberkäfer zu sehen ist. Auch darüber hinaus wurde das Thema Zersetzung von Aas an einigen Stellen neu integriert. Vertieft werden aber auch Inhalte zu Mykorrhiza, also dem Zusammenleben von Pilzen und Pflanzen.
Aufgrund der aktuellen Situation ist die Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig im Wurzelgang aufhalten dürfen, jedoch beschränkt. Eine Anmeldung an der Infotheke ist erforderlich.
Der Großteil der restlichen Bereiche im Haus zur Wildnis, also das 3D-Kino, die Sonderausstellung „50 Jahre (Wald)Entwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald in Bildern“, Laden und Gastronomie sind wie gewohnt geöffnet. Nur der Kinder-Erlebnisraum ist bis auf Weiteres noch geschlossen. Dafür hat das Haus zur Wildnis – wie auch das Hans-Eisenmann-Haus bei Neuschönau und das Waldgeschichtliche Museum St. Oswald – wieder ab 9 Uhr geöffnet.
Einblicke in die Nationalparkforschung: Zehn Dinge, die wir in 50 Jahren gelernt haben
Bis 8. November: Ausstellung „Zehn Dinge, die wir in 50 Jahren gelernt haben“ im Hans-Eisenmann-Haus
Wie geht's den Auerhühnern im Bayerischen Wald? Was sind Urwaldrelikte? Und warum ist Totholz wichtig für die Biodiversität? Leicht verdauliche Antworten darauf gibt die aktuelle Ausstellung im Hans-Eisenmann-Haus bei Neuschönau. Unter dem Motto „Zehn Dinge, die wir in 50 Jahren gelernt haben“ können Besucher Einblicke in die Forschungsprojekte des Schutzgebiets gewinnen.
„Die komplexen Zusammenhänge der natürlich ablaufenden Prozesse zu verstehen, ist dem Nationalpark seit Jahrzehnten ein Hauptanliegen“, erklärt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. „Deswegen genießt die Forschung bei uns einen sehr hohen Stellenwert.“ Da Wissenschaftler für die Bevölkerung aber oft im Verborgenen arbeiten sei es umso wichtiger, deren Erkenntnisse öffentlich zu machen. „Deswegen widmet sich dieser Teil unserer Geburtstagsausstellungen auch ganz speziell der Forschung.“ Auf beleuchteten, mannshohe Stelen wird jedes Thema mit großformatigen Bildern und kurzen Texten – auf Deutsch und Tschechisch – aufbereitet.
Zu besichtigen ist die Sonderausstellung bis 8. November. Das Hans-Eisenmann-Haus hat bei freiem Eintritt täglich geöffnet – aktuell von 10 bis 18 Uhr.
Jubiläumsausstellung im Haus zur Wildnis
Bis 8. November 2020: Sonderausstellung „50 Jahre (Wald)Entwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald in Bildern“
Zum 50. Geburtstag gibt’s für die Besucher spannende Einblicke in die Waldentwicklung
Viel ist nicht geblieben vom groß geplanten Geburtstagsprogramm des Nationalparks Bayerischer Wald. Doch zumindest in einem Punkt gibt es nahezu keine Abstriche – bei den Ausstellungen. Seit wenigen Tagen ist nun auch die aufwändigste Schau zugänglich. Im Haus zur Wildnis können sich Besucher über die Waldentwicklung der vergangenen 50 Jahre informieren. Im Fokus stehen beeindruckende, großformatige Bilder der entstehenden Waldwildnis.
„Damit haben wir einen attraktiven Höhepunkt für unsere Gäste geschaffen“, ist sich Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl sicher. „Die gezeigten Aufnahmen geben imposante Einblicke in einen Wald, der in Deutschland seinesgleichen sucht.“ Besonders erfreulich für Leibl ist, dass viele seltene Arten, egal ob Pilz, Pflanze oder Tier, groß in Szene gesetzt werden. Einige dieser besonderen Waldbewohner finden nur aufgrund des Nationalpark-Leitmottos „Natur Natur sein lassen“ die für sie notwendige Lebensraum-Nische, um überleben zu können.
Neben den faszinierenden Naturaufnahmen finden Besucher in der Ausstellung auch noch eine Kurzeinführung in die Geschichte des ersten deutschen Nationalparks, eine Leseecke, eine Diashow mit den 50 besten Bildern des Fotowettbewerbs „Mein Nationalpark“ sowie ein großformatiges Gästebuch, auf dem Gäste ihr Feedback hinterlassen können. Komplettiert wird die Ausstellung von einer mannsgroßen Stele, auf denen interaktive Vorher-Nachher-Bildvergleiche aufgerufen werden können.
Zu besichtigen ist die Sonderausstellung „50 Jahre (Wald)Entwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald in Bildern“ bis 8. November. Das Haus zur Wildnis hat bei freiem Eintritt täglich geöffnet – aktuell von 10 bis 18 Uhr.
Erfolgreiches Bildungsprojekt geht zu Ende
Umweltbildung zu Natura 2000 in Oberösterreich und Bayern
Sichtlich zufrieden blickt Elisabeth Frank auf das frisch eingetroffene „Forschertagebuch – Biodiversität im Böhmerwald“. „Es ist wirklich schön geworden“, kommentiert sie. Das kleine Heft ist eines der Ergebnisse des Interreg-Projekts „Grenzüberschreitende Umweltbildungsarbeit im oberöstereichisch-bayerischen Böhmerwald“. Am 30. Juni endet die EU-geförderte Kooperation der österreichischen Böhmerwaldschule und des Jugendwaldheims, der ältesten Umweltbildungseinrichtung des Nationalparks Bayerischer Wald. Dort traf sich das Projektteam noch einmal für eine abschließende Besprechung.
In der Böhmerwald-Region befinden sich mehrere große Natura 2000-Gebiete, darunter der Nationalpark Bayrischer Wald. „Mit unserer Umweltbildungsarbeit die Menschen vor Ort, aber auch die jeweils verantwortlichen Pädagogen länderübergreifend zusammenzubringen, war und ist uns ein Herzensanliegen“, erklärt Frank, die Projektbetreuerin im Nationalpark. Das länderübergreifende Netz aus Schutzgebieten bildet die Basis zum Erhalt der Artenvielfalt in der Grenzregion. Dementsprechend lag der Fokus der entwickelten Umweltbildungsprogramme auf dem Thema Biodiversität.
Neben diesem Hauptthema sind Totholz, Boden, Wasser und Natura 2000 Gegenstand der einzelnen Programme. Zusammen mit Forschern aus ihren Einrichtungen arbeitete das Projektteam ihre Ideen aus und testete sie gründlich mit Schulklassen und anderen Gruppen. Zudem wurden rund um das Jugendwaldheim drei regensichere Unterstände sowie barrierefreie Gruppenräume in Österreich gebaut und kindgerechte Informationstafeln entwickelt und vor den Einrichtungen aufgestellt. „Vor allem Kinder und Jugendliche wollen wir für die Schutzgebiete vor unserer Haustüre sensibilisieren“, so Frank.
Ehrenamtliche, Lehrkräfte und externe Interessierte auf beiden Seiten wurden in der Umsetzung der Programme geschult, um die Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln zu können. Auch nach dem Ende des Projektes wird die Zusammenarbeit mit der Böhmerwaldschule weitergeführt. Denn die Bildungsarbeit in der Region soll langfristig miteinander vernetzt bleiben, genauso wie die Natur und die Lebensräume im Grenzgebiet.
Pilzfernseher fürs Waldgeschichtliche Museum
Neue Installation zeigt Film „Mykorrhiza: Was Pilz und Pflanze verbindet“
Pünktlich zur Wiederöffnung nach der coronabedingten Zwangspause gibt es im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald eine neue Installation. In einem Rahmen, der wie ein Pilz aussieht, gibt es auf einem Bildschirm den Film „Mykorrhiza kinderleicht erklärt: Was Pilz und Pflanze verbindet“ in Deutsch, Tschechisch und Englisch zu sehen.
„Diese neue Installation im Untergeschoss ist eine Bereicherung für das Haus“, erklärt Christian Binder, Leiter des Waldgeschichtlichen Museums. Der Lehrfilm erklärt die Symbiose zwischen Pilz und Pflanze. Der dreiminütige, animierte 3D-Film entstand im Rahmen der bayerisch-tschechischen Kooperation ZIEL ETZ und der Förderprojekte INTERREG und EUREGIO. Er ist nicht nur im Waldgeschichtlichen Museum zu sehen, sondern auch im Hans-Eisenmann-Haus sowie im Haus zur Wildnis. „Außerdem nutzen die tschechischen Kollegen des Nationalparks Šumava den Film in ihren Bildungseinrichtungen und Infostellen.“ Zu sehen ist der Film auch auf dem YouTube-Kanal des Nationalparks Bayerischer Wald.
Generell gibt es im Waldgeschichtlichen Museum derzeit noch coronabedingte Einschränkungen. „Wir müssen die aktuell geltenden Hygiene- und Abstandsregeln einhalten“, so Binder. Deshalb sind der Treppenbaum, die Wurzelhöhle, das Vogelnest, die Magmakammer sowie die Hörsessel gesperrt. Der Rest des Museums ist begehbar.
Aufbruch ins Walderleben
Rückblick auf 50 Jahre Umweltbildung im Nationalpark Bayerischer Wald
Ein alter, morscher Baumstamm steht mitten im Wald. Überall ist er von Baumpilzen und Moosen überwuchert. An vielen Stellen ist die Rinde schon komplett abgeblättert. Kurz dahinter steht ein gutes Dutzend Studenten. Sie hören nicht nur gebannt dem lauten Zwitschern der Vögel zu, sondern vor allem den Worten von Lukas Laux. Er ist seit 1989 Umweltbildungsreferent des Nationalparks. Sein Ziel: Junge Menschen für wilde Natur begeistern.
Die Szene hat sich so im April des vergangenen Jahres in der Nähe von Zwieslerwaldhaus ereignet. Laux war dort im Rahmen des Einführungsseminars für Commerzbank-Umweltpraktikanten aus ganz Deutschland als Referent unterwegs. Auch 2020 hätte das einwöchige Seminar stattfinden sollen. Wie so vieles wurde es Opfer der Corona-Pandemie.
Trotz der aktuellen Ruhe im Wald, zieht das Schutzgebiet derzeit Jubiläumsbilanz. Als erster deutscher Nationalpark überhaupt wird es heuer 50 Jahre alt. Fast genauso lang wird zwischen Fichten, Tannen und Buchen Umweltbildung betrieben. Vieles hat sich dabei verändert. Methoden und Einrichtungen haben sich weiterentwickelt. Im Laufe der Zeit sind dem Bildungsteam des Nationalparks auch einige wegweisende Weichenstellungen geglückt. Ein Rückblick.
„Die Anfangsjahre waren stark von Arbeitseinsätzen geprägt“, erklärt Laux. Ausgehend vom 1974 eröffnetem Jugendwaldheim bei Schönbrunn am Lusen habe man mit Gruppen Wege gebaut, Bäume gepflanzt, alte Zäune abgebaut oder Wiesen freigeschnitten. Im Zuge der Etablierung des Leitgedanken ‚Natur Natur sein lassen‘ sei diese Art von Aktionen mehr und mehr hinfällig geworden. Es folgten vor allem klassische Wanderwochen. Auch mit dem Konzept Schule im Grünen, also der Verlegung des Klassenzimmers in den Wald bei sonst vergleichbaren Lehrbedingungen, wurde gearbeitet.
Anfang der 1990er Jahre begann dann der Aufbruch ins Walderleben. „Wir haben fortan versucht, sinnliche und experimentelle Ansätze zu verfolgen“, so Laux. Kern des Gedankens: Kinder und Jugendliche sollen erstmal für die Natur begeistert werden. Rückfragen kommen dann von ganz allein. „Zunächst wurden wir dafür belächelt, später hat sich diese Methode nicht nur deutschlandweit durchgesetzt.“ Den Vogelstimmen lauschen, mit bloßen Füßen über den Waldboden schreiten, in Bächen nach Wasserinsekten Ausschau halten oder einfach mal ruhig in der Natur sitzen und die Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen. Neudeutsch: Waldbaden. All das gehört mittlerweile zum Standard des Umweltbildungsteams.
Weiterer Erfolgsfaktor ist die Aufteilung in Kleingruppen. „Früher war es üblich, dass ein Führer mit der ganzen Klasse durch den Wald läuft“, blickt Laux zurück. „Mittlerweile versuchen wir überall dort, wo es geht, Kleingruppen zu bilden.“ Vorteil dabei: „Wir können garantieren, dass jedem Schüler genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird – und auch jeder alles selbst ausprobieren kann.“
Generell werden die Angebote für Schulen immer offener gestaltet. „Bei Klassenfahrten mit Übernachtung in den Themenhütten des 2002 eröffneten Wildniscamps am Falkenstein geht das sogar so weit, dass wir den Kindern eine Woche Zeit im Wald schenken“, berichtet Laux. Die jungen Teilnehmer beschäftigten sich dann mit selbst gewählten Projekten und lassen ihrer Kreativität inmitten der Natur freien Lauf. „118.084 Übernachtungen wurden allein von 2010 bis 2019 im Wildniscamp und im Jugendwaldheim gezählt“, weiß Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. Nicht nur diese Zahl belegt den Erfolg der umgesetzten Konzepte.
Doch seit jeher lag der Fokus der Umweltbildung auch auf Urlaubern und Tagesausflüglern. Deswegen beginnt der Nationalpark Anfang der 1990er Jahre sein Führungsprogramm zu erweitern. Gab es vorher nur in den Ferienzeiten frei buchbare Angebote, werden diese nun zeitlich ausgedehnt. Das geht mit einem erhöhten Bedarf an Führungspersonal einher. „An dieser Stelle kamen Einheimische ins Spiel“, erinnert sich Umweltbildungsreferent Laux. Wurden geführte Touren bisher meist von Studenten geleitet, kamen nun ehrenamtliche Waldführer hinzu. „Wir wollten, dass die Einheimischen ihren Nationalpark vorstellen.“ Bis heute hat sich dieses Konzept so gut bewährt, dass es vielerorts kopiert wurde.
Um auch Menschen der Region mit Programmen zu erreichen, entwickelt das Umweltbildungsteam regelmäßig Sonderführungsreihen. So gab es Veranstaltungen mit Künstlern, Heimatverbänden und Kirchen. Letzteres hat sich unter dem Motto „Nationalpark und Schöpfung“ sogar langfristig etabliert. Bahnbrechend zum Kontakt mit der jungen Bevölkerung war Ende der 1990er Jahre der Start des Junior-Ranger-Projekts, bei dem jedes Jahr Fünftklässler aus der Region vier Tage lang den Nationalpark entdecken können. Fast 3000 Teilnehmer zählte man dabei bisher.
„Seit 2011 gibt’s darüber hinaus sogar eigens ausgezeichnete Nationalpark-Schulen, die eine ständige Kooperation mit uns pflegen“, so der Umweltbildungsreferent. Aktuell werden zehn Einrichtungen, von der Grundschule bis zum Gymnasium, betreut. Hinzu kommen pädagogisch wertvolle Kindergeburtstage, die vor allem von Teilnehmern am freiwilligen ökologischen Jahr inmitten der Natur durchgeführt werden. Von 2010 bis 2019 fanden 845 dieser wilden Partys statt.
Mit der wachsenden Zahl an Umweltbildungsangeboten – 2019 nahmen über 50.000 Menschen an den Programmen teil – wachsen auch die Herausforderungen für die Waldführer, die mittlerweile den Großteil der Führungen betreuen. Deswegen ist gerade in jüngster Zeit viel Aufwand in die professionelle Weiterbildung investiert worden. „Unserem Team von etwa 120 aktiven Waldführern steht mittlerweile ein richtiger Fortbildungskatalog zur Verfügung, aus dem sie wählen und ihre eigenen Schwerpunktthemen vertiefen können“, sagt Laux.
Neuester Trend dabei ist das Philosophieren. „Gerade in der Natur gibt es oft kein richtig oder falsch“, begründet Laux diesen neuen Schwerpunkt. „Allein der Begriff ‚Wildnis‘ ist nicht wirklich klar definierbar. Beim Philosophieren darüber kommt man mit den Gästen ganz anders ins Gespräch, als bei einer klassisch vorgetragenen Führung. Es wird interaktiver und lebendiger.“
Und wohin geht die Reise im nächsten Jahrzehnt? „Zunächst einmal wollen wir das erarbeitete hohe umweltpädagogische Niveau halten“, sagt Nationalparkleiter Leibl. „Zudem leben wir in einem wilden, trilateralen Grenzgebiet, das viele Chancen bereithält.“ Deswegen würde nicht nur Leibl gern auch im Umweltbildungsbereich verstärkt Angebote im Verbund mit tschechischen und österreichischen Partnern etablieren.
Einige von der Europäischen Union geförderte Interreg-Projekte sind bereits angestoßen oder sogar umgesetzt. Beispielsweise gibt es zur nahezu fertiggestellten Waldwerkstatt im Hans-Eisenmann-Haus ein Spiegelprojekt im Nationalpark Šumava. Daneben hat das Jugendwaldheim zusammen mit der Böhmerwaldschule in Oberösterreich Bildungskonzepte zum Thema Biodiversität erarbeitet. Weitere Ideen liegen in der Schublade. So bleibt auch nach Corona viel zu tun im Umweltbildungsteam des Nationalparks.
Meilensteine der Nationalpark-Umweltbildung:
1974: Das Jugendwaldheim bei Schönbrunn am Lusen geht als erstes dieser Art in Bayern in Betrieb.
1978: Bei Spiegelau wird das Waldspielgelände eröffnet.
1990: Im Nationalpark wird das Commerzbank-Umweltpraktikum entwickelt. Mittlerweile sind 27 Schutzgebiete Teil des Projekts.
1990: Erstmals werden Einheimische zu ehrenamtlichen Waldführern ausgebildet.
1994: Für 1,6 Millionen Deutsche Mark wird das Jugendwaldheim erweitert.
1998: Erstmal findet in den Ferien das Junior-Ranger-Projekt statt.
2002: Als zweite große Umweltbildungseinrichtung wird das Wildniscamp am Falkenstein eröffnet.
2009: Im Jugendwaldheim entsteht ein Anbau mit Seminar- und Computerraum.
2009: Das Wildniscamp wird „ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade für nachhaltige Entwicklung“.
2011: Die Nationalpark-Bildungsarbeit wird erstmals mit dem Gütesiegel „Umweltbildung.Bayern“ ausgezeichnet.
2011: Das Kooperationsprojekt Nationalpark-Schulen startet.
2016: Die Waldführer-Ausbildung wird reformiert und findet nun als Blockseminar statt.
Schulklassen: Bitte lächeln!
Fotoaktion des Nationalparks im Rahmen des 50. Geburtstags
Im Schnitt besucht täglich mehr als eine Schulklasse den Nationalpark Bayerischer Wald, um von seiner wilden Natur zu lernen. Allein 2019 nahmen 475 Klassen mit über 10 000 Schülern an Umweltbildungsprogrammen teil. „Die große Zahl und die Vielfalt der interessierten Kinder möchten wir in unserem Jubiläumsjahr in besonderer Weise dokumentieren“, sagt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl mit Bezug auf den 50. Geburtstag des Schutzgebiets, der heuer gefeiert wird. Daher ist nun eine Fotoaktion ins Leben gerufen worden.
Auf der Homepage des Nationalparks – www.nationalpark-bayerischer-wald.de – finden Lehrer ein Infoblatt zur Aktion zum Download. Damit können die Eltern vorab informiert werden. Die Fotos selbst sollen dann am Ende der Führungen im Nationalpark entstehen.
Gemeinsames Wildtiermonitoring – Bereits 200 000 Fotofallenbilder
Wie viele Huftiere streifen in den deutschen Nationalparks umher? Und welchen Einfluss haben die Tiere auf die natürliche Waldentwicklung? Um diese Fragen zu beantworten, arbeiten die deutschen Großschutzgebiete momentan gemeinsam an einem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben.
„Ziel des Projekts ist es, Zusammenhänge zwischen der Populationsgröße einzelner Huftierarten und deren Wirkung auf das Ökosystem zu erforschen sowie ein langfristiges Wildtiermonitoring in den Nationalparks zu etablieren“, erklärt PD. Dr. Marco Heurich, wissenschaftlicher Leiter des Projekts und Sachgebietsleiter des Nationalparks Bayerischer Wald. „Nur so kann letztendlich ein sinnvolles und nachhaltiges Management der Huftierbestände in den Nationalparks erfolgen.“
Im Rahmen eines Projektworkshops kamen Vertreter der terrestrischen Nationalparks Deutschlands sowie knapp 20 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen im nordhessischen Bad Wildungen, am Rande des Nationalpark Kellerwald-Edersee, zusammen, um über den aktuellen Stand des Projektes zu diskutieren. Dabei einigten sich die Wissenschaftler unter anderem auf ein nationalparkübergreifendes Wildwirkungsmonitoring, das die Effekte von Wildtieren auf die Vegetation untersucht. Los geht es damit ab März 2020 zunächst im Rahmen eines Testlaufs, wie Heurich erklärt. Dieser soll Informationen über die Baumartenverteilung und den Zustand der Verjüngung in den Nationalparks liefern.
Bereits beim Auftaktworkshop des Mammutprojektes im Frühjahr 2019 hatten sich die Nationalparks auf die Durchführung eines einheitlichen Populationsmonitorings mit Hilfe von Fotofallen – also automatischen Wildtierkameras – geeinigt und dafür einen einjährigen Probelauf beschlossen. „Seit Oktober sind bundesweit insgesamt 643 Fotofallen in zehn Großschutzgebieten im Einsatz“ erklärt Dr. Christian Fiderer, Projektkoordinator an der Universität Freiburg. „Allein in den ersten beiden Monaten des Testlaufs sind bereits weit mehr als 200 000 Fotofallenbilder bei uns eingegangen, die es jetzt wissenschaftlich auszuwerten gilt.“
Zusammen mit den Ergebnissen des Wildwirkungsmonitorings sollen die Auswertungen der Fotofallenbilder wichtige Informationen zum Einfluss der Huftiere auf die Waldentwicklung in den Nationalparks liefern. Doch damit nicht genug: An den aktuellen Probebetrieben nehmen neben dem Nationalparks Bayerischer Wald auch die Nationalparks Berchtesgaden, Schwarzwald, Hainich, Kellerwald-Edersee, Hunsrück-Hochwald, Eifel, Harz und Müritz sowie das Wildnisgebiet Königsbrücker Heide teil. „In diesem Umfang stellt das Projekt somit zumindest in Europa ein bislang einzigartiges Unterfangen dar“, so Fiderer. „Bisher unterschieden sich die beim Wildtiermonitoring eingesetzten Methoden in den einzelnen Nationalparks zum Teil sehr, so dass sich Erkenntnisse über Wildtier-Umwelt-Beziehungen in der Regel lokal auf einzelne Schutzgebiete beschränkten.“ Die Teilnahme fast aller terrestrischen Nationalparks Deutschlands an einem streng standardisierten Testlauf erlaubt es nun erstmalig, diese Wechselbeziehungen in einem größeren Kontext nationalparkübergreifend und somit auch in Abhängigkeit zu verschiedenen Waldökosystemen zu untersuchen.
Auch in Nationalparks wird zumindest außerhalb der Kernzonen mittels Jagd regulatorisch in Wildbestände eingegriffen. Zum einen sind die deutschen Schutzgebiete in Anbetracht teils sehr großer Streifgebiete der Tiere oft zu klein, um dem Wild ganzjährig genügend Lebensraum zu bieten. Zum anderen können Wildschäden in der umgebenden Kulturlandschaft, die Gefährdung des Schutzzwecks sowie das Risiko von Tierseuchen einen Eingriff in die Population nötig machen.
Infos zum 50. Nationalpark-Geburtstag auf einen Blick
Neue Sonderseite www.nationalpark-bayerischer-wald.de/50jahre und eigener YouTube-Kanal gehen an den Start
Seit der Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald 1970 sind 50 Jahre vergangen. Viel ist in dieser Zeit geschehen – zum Geburtstag wird daher kräftig in der Region gefeiert. Eine neu gestaltete Sonderseite auf der Website des Nationalparks informiert kompakt über alles, was 2020 geplant ist.
Neben aktuellen Berichten zum Jubiläum des Nationalparks sind dort sämtliche Veranstaltungen zu finden, die speziell zum 50. Geburtstag angeboten werden. Neben den zwei großen Festen der Region in und um die beiden Nationalparkzentren wird es wöchentlich Führungen geben, bei denen Mitarbeiter unter dem Motto „Nationalpark exklusiv“ zu spannenden Plätzen unterwegs sind und über ihre tägliche Arbeit berichten. Und unter dem Motto „NationalparkEinblicke“ werden die Türen der Nationalpark-Einrichtungen geöffnet und seltene Blicke hinter die Kulissen gewährt.
Als besonderes Schmankerl sind auf der Sonderseite interaktive Vorher-Nachher-Vergleiche zu finden. Diese zeigen deutlich, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Gebiet des Nationalparks getan hat. Der Nationalpark hat sein Archiv durchforstet, viel historisches Bildmaterial zugeschickt bekommen und hat diese Aufnahmen der jetzigen Situation gegenübergestellt. Auf diese Art offenbaren sich 50 Jahre Geschichte auf einen Blick.
Ein weiteres Highlight sind die Statements von 50 unterschiedlichen Menschen sowohl aus der Region als auch aus den Bereichen Kabarett, Forschung, Politik, Naturschutz, Tourismus, Ehrenamt oder Kunst, die dem Nationalpark Bayerischer Wald zum Jubiläum gratulieren. Diese Statements sind nicht nur auf der Sonderseite zu sehen, sondern können auch auf dem neuen YouTube-Kanal des Nationalparks angesehen werden. Dort werden künftig auch weitere Clips, etwa Tipps zum Aufenthalt im Schutzgebiet oder kurze Mitschnitte der Feierlichkeiten, zu finden sein.
Die Sonderseite ist via www.nationalpark-bayerischer-wald.de/50jahre abrufbar. Der direkte Link zum YouTube-Kanal lautet www.youtube.com/c/nationalparkbayerischerwald.
Die besten Touren in einem Heft
Nationalpark hat neue Broschüre mit zwölf Outdoor-Tipps im Angebot
Wohin zuerst? Diese Frage stellt sich Outdoor-Fans immer wieder, wenn sie eine Region neu kennenlernen. Antworten bietet der Nationalpark Bayerischer Wald nun mit einer neuen, kostenlosen Broschüre. Unter dem Titel „Touren-Tipps – Wandern und Radfahren“ werden zwölf Routen verschiedenster Schwierigkeiten detailliert beschrieben.
„Einzigartige Orte findet man überall in unserem Schutzgebiet“, sagt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. „Wir wollen die Qual der Wahl aber etwas erleichtern. Deswegen stellen wir die Höhepunkte des Nationalparks Bayerischer Wald – sowie ausgewählte Landschaftsteile des angrenzenden Nationalparks Šumava in Tschechien – vor. Alle diese Touren können wir wärmstens empfehlen. Und mithilfe des neu gestalteten Kartenmaterials ist die Orientierung kinderleicht.“
Auf 58 Seiten finden sich neun Wandervorschläge. Dabei werden nicht nur die drei Gipfel Falkenstein, Rachel und Lusen erklommen, sondern auch besondere Naturschönheiten erwandert: Das Felswandergebiet, die Urwaldbereiche bei Zwieslerwaldhaus, das Klosterfilz sowie die Schachten und Filze. Zudem gibt’s zwei grenzüberschreitenden Runden, eine ab Finsterau und eine ab Bayerisch Eisenstein. Komplettiert wird das Heft von drei Radtouren.
Die Broschüren gibt es in allen Nationalpark-Einrichtungen sowie bei den Tourist-Informationen der Region. Zudem ist das Heft als PDF-Dokument auf der Nationalpark-Homepage – www.nationalpark-bayerischer-wald.de – im Bereich „Service/Downloads“ abrufbar.
Der Naturraum Bayerischer Wald – Šumava in den Eiszeiten
Neue Publikation der Nationalparkverwaltung – Autorenteam der TU München
Wie hat der Naturraum Bayerischer Wald – Šumava in den Eiszeiten ausgesehen? Welche Gletscher gab es und wo verliefen sie? Antworten auf diese Fragen gibt das neu erschienene Heft 20 aus der Wissenschaftlichen Forschungsreihe des Nationalparks Bayerischer Wald. Ein geowissenschaftliches Autorenteam der Technischen Universität München hat sich die Aufgabe gestellt, die Oberflächenformen, die durch Gletscher und Schmelzwasser in den beiden Nationalparks entstanden sind, gesammelt in einem Werk darzustellen.
In den letzten Jahrzehnten gab es diesseits und jenseits der bayerisch-tschechischen Grenze bereits zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema. Allerdings war es in schwer zugänglichen, felsigen Waldgebieten schwierig, lückenlose Aussagen über Geländebefunde zu treffen. Diese Problematik ist seit der Einführung der Laser-gestützten Vermessung des Geländes überwunden und führt zu völlig neuen Möglichkeiten der Fernerkundung von Detailstrukturen im Gelände. Durch das „zeilenweise“ Scannen mit einem Laserstrahl vom Flugzeug aus können über Millionen von Vermessungspunkten auf der Erdoberfläche „vegetationsfreie“ digitale Geländemodelle berechnet werden.
Die Kombination der berechneten Reliefdaten mit bekannten Fakten und neuen Geländebefunden der Autoren hat zu neuen Forschungsergebnissen des geowissenschaftlichen Teams von Ulrich Hauner, Gerhard Lehrberger und Matthias Brugger geführt. Mit der neuen Methode verfügten sie über ein leistungsfähiges Instrument der stufenlosen Relief-Erfassung vom großen Gesteinsblock bis zum Großraum. Damit ist es gelungen, flächendeckend die Hochlagen in beiden Nationalparks und zusätzlichen Bergmassiven auf eiszeitliche Spuren hin zu untersuchen, die Gletscher der letzten Kaltzeit vollständig zu rekonstruieren und ihr Rückschmelzverhalten zu dokumentieren. Dieser Forschungsbericht wurde nun von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald mit großer Karte und zahlreichen Abbildungen herausgegeben und ist ab sofort erhältlich.
Die Karte zeigt alle sieben Vereisungszentren des Mittelgebirges: „Zwercheck‐Ježerní hora – Rozvodi“, „Großer Falkenstein‐Lackaberg“, „Kiesruck‐Poledník“ und „Rachel‐Lusen‐Černá hora“ als grenzüberschreitende und die Bergmassive Arber, Kubany und Plechý als weitere Vereisungszentren. Rekonstruieren ließen sich 77 Gletscher verschiedenen Typs, deren Spannweite vom Kilometer langen Talgletscher bis zum Gletscherfleck auf dem Hochplateau reicht. Die Karte gibt auch den rekonstruierten Verlauf der hochglazialen Schneegrenze in der Würm-Kaltzeit und das darüber liegende Firngebiet wieder. Enthalten sind in dem Heft auch Detailkartierungen aller großen Gletscher.
Durch detaillierte Kartierung, Geländebefunde und mineralogische Untersuchungen wurde eindeutig geklärt, dass es sich bei den „Grübenfeldern“ um historische Plätze der Goldgewinnung handelt, also nicht um Formungen der Natur.
Die Broschüre ist im Publikationsshop des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz erhältlich. Mehr Infos sowie den Link dorthin gibt es unter www.nationalpark-bayerischer-wald.de
2019 war drittwärmstes Jahr
Klimastation in Waldhäuser: Forscher des Nationalparks ziehen Bilanz Blicken die Wissenschaftler um Dr. Claus Bässler auf den Jahresrückblick 2019 der nationalparkeigenen Klimastation im Bergdorf Waldhäuser, so zeigt sich ihnen ein mittlerweile vertrautes Bild. Der Trend der vergangenen Jahre hat sich fortgesetzt: „2019 gehört in die Reihe stark überdurchschnittlich warmer und trockener Jahre seit 2014“, berichtet der Forscher.
Die Durchschnittstemperatur lag 2019 auf 945 Höhenmetern bei 7,8 Grad, während der Mittelwert der Jahre 1972 bis 2001 dagegen bei 5,8 Grad liegt. Ein erheblicher Unterschied. 2019 stellt damit das drittwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Nationalpark dar. Nur 2014 und 2018 war es mit 7,9 Grad noch wärmer. Auch die Sonnenscheindauer war außergewöhnlich hoch. Das vergangene Jahr weist mit 1804 Stunden den vierthöchsten Ausschlag nach 2003, 2011 und 2018 auf.
Seit 1970 werden im Nationalpark Klimadaten erfasst – unter anderem Temperaturen, Schneehöhen, Sonnenstunden oder Frosttage. Viele Werte werden bereits automatisch generiert, aber manche müssen von einem vierköpfigen Mess-Team weiterhin manuell abgelesen werden. Dazu zählen auch die Niederschlagsmengen. In diesem Bereich war 2019 ebenso ein Ausreißer festzustellen. Mit einer Niederschlagssumme von 1001,9 Millimetern fiel die Jahresniederschlagsmenge um über 350 Millimeter geringer aus als der Mittelwert und stellt gleichzeitig den drittniedrigsten Wert seit 1972 dar.
Die gesammelten Daten der Messtechniker laufen bei Bässler, stellvertretender Leiter des Nationalpark-Sachgebiets Naturschutz und Forschung, und seinen Kollegen zusammen. Ihr Fazit bezüglich der waldökologischen Auswirkungen 2019: Die Abfolge sehr warmer Jahre haben zu einer vermehrten Entwicklung des Buchdruckers und zu einem entsprechend starken Befall der heimischen Fichten geführt.
Für alle Arten lässt sich dieser Schluss aber nicht ziehen. „Anders als etwa im Nationalpark Hainich, kommen die Buchen im Nationalpark Bayerischer Wald mit den aktuellen Klimaveränderungen noch gut zurecht“, sagt Klimaforscher Bässler. „Auch für die Pilze scheinen die aktuellen Niederschläge noch auszureichen. Ob das bei sich fortschreitender Entwicklung hin zu wärmeren Temperaturen und weniger Niederschlag so bleibt, ist jedoch nicht absehbar.“
Mehr Wetterdaten sowie die komplette Jahresbilanz der Wetterstation Waldhäuser finden Sie auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald – www.nationalpark-bayerischer-wald.de – im Bereich „Aktuelles“.
Kurzurlaub zu den Festen der Region
Trip zum Nationalpark-Jubiläum verlost: Nationalpark-Partner küren sechs Gewinner
Ein ganzes Jahr lang konnten die Gäste der Nationalpark-Partner ihr Glück in die Hand nehmen. Bei der großen Verlosung des Vereins, der die 70 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie, Erlebnisanbietern und ÖPNV-Betreibern repräsentiert, haben knapp 1000 Bayerwald-Urlauber mitgemacht. Nun kam es zur Auslosung. Sechs glückliche Gewinner haben dabei den Jackpot geknackt.
Ihr Gewinn: Ein Rundum-Sorglos-Packet für einen dreitägigen Nationalpark-Kurzurlaub. Darin inkludiert sind zwei Übernachtungen für zwei Personen in einem der Partnerhotels, eine Führung durchs Tier-Freigelände, der Besuch des Baumwipfelpfads, ein mit Leckereien gefülltes Brotzeittuch und als Höhepunkt die Teilnahme bei den Festen der Region anlässlich des 50. Nationalpark-Geburtstags. Diese finden von 23. bis 24. Mai 2020 im Nationalparkzentrum Lusen rund ums Hans-Eisenmann-Haus und von 8. bis 9. August 2020 im Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal statt.
„Wir freuen uns, dass so viele Urlauber bei unserer Aktion mitgemacht haben“, sagt Jochen Stieglmeier, Vorsitzender des Nationalpark-Partner-Vereins. „Jetzt freuen wir uns schon auf ein tolles Jubiläumsjahr und natürlich darauf, dass unsere Gäste eindrucksvolle Erlebnisse genießen können.“ Die Gewinner werden nun schriftlich benachrichtigt. Sie stammen aus Röttenbach, Stein, Freiberg, Poing, München und Bad Brückenau.
Neue Kooperation mit Schutzgebiet in Albanien
Nationalparks Prespa und Bayerischer Wald arbeiten bei Forschung und Umweltbildung zusammen
Grafenau/Korça. Gemeinsam kann man mehr bewegen. Getreu diesem Motto hat der Nationalpark Bayerischer Wald eine neue internationale Kooperation mit dem Nationalpark Prespa in Albanien unterzeichnet. Für die nächsten drei Jahre soll vor allem in den Bereichen Forschung, Umweltbildung und Flächenmanagement zusammengearbeitet werden.
„Ich denke, wir können den albanischen Kollegen aufgrund unserer fast 50-jährigen Erfahrung gewinnbringende Tipps geben – gerade in Sachen Nationalparkentwicklung“, so Dr. Franz Leibl. Schließlich seien die Ziele unter dem Motto Natur Natur sein lassen dieselben. „Auf der anderen Seite erhoffen natürlich auch wir uns wertvolle Impulse.“ Gerade bei wissenschaftlichen Untersuchungen seien globale Ansätze gefragt. Deshalb wurde der Nationalpark Prespa dank der Kooperation mit dem Bayerischen Wald nun auch in ein europaweites Netzwerk zur Biodiversitätsforschung aufgenommen.
Einen gezielten Austausch soll es etwa beim Wildtier-Monitoring, bei der Erfassung von bodenbrütenden Vögeln sowie bei der Analyse von urwaldartigen Rotbuchenwäldern geben. Daneben sieht die Kooperationsvereinbarung vor, sich in den Bereichen Umweltbildung, Ranger und Besucherlenkung gegenseitig zu unterstützen. Formell beschlossen wurde die Zusammenarbeit bei einem Treffen von Nationalparkleiter Leibl mit Zamir Dedej, dem Generaldirektor der nationalen Agentur für Schutzgebiete in Albanien, sowie Mihallaq Qirjo, dem Director des Prespa Nationalparks. Initiiert wurde der Austausch von Constanze Schaaff, Projektleiterin bei der GFA Consulting Group.
Das südosteuropäische Schutzgebiet liegt im Dreiländereck zu Nordmazedonien und Griechenland, wurde 1990 gegründet und ist mit knapp 28.000 Hektar etwas größer als sein niederbayerisches Pendant. Genau wie der Nationalpark Bayerischer Wald liegt auch der Nationalpark Prespa inmitten des Grünen Bandes, dass sich entlang der ehemaligen Grenzlinie des Kalten Krieges durch ganz Europa erstreckt.
Ausgezeichnetes Austauschprogramm mit Israel
Internationaler Rangerverband würdigt völkerverbindendes Projekt
Chitwan/Grafenau. Seit 2017 läuft ein Austauschprogramm zwischen deutschen und israelischen Rangern, das sich zunehmend zu einem Erfolgsprojekt entwickelt. Erst kürzlich fand im nepalesischen Chitwan Nationalpark der neunte Welt-Ranger-Kongress statt. Dabei wurde die Initiative zur Überraschung aller Beteiligten mit dem „President Award“ ausgezeichnet.
Unter dem Titel „Twinning project – Winning project“ stellten Ilan Yeger aus Israel und Urs Reif aus Deutschland die bereits durchgeführten Aktivitäten in Nepal vor. Der Präsident der International Ranger Federation (IRF), Sean Willmore, würdigte das Programm anschließend vor allem aufgrund seiner beispielhaften völkerverbindenden Wirkung.
Für die beiden Rangerverbände wie auch für die Projektpartner der Naturwacht Brandenburg sowie der Nationalparks Bayerischer Wald und Schwarzwald stellt die Auszeichnung eine Bestätigung und wichtige Unterstützung dar. „Häufig ist es schwierig in einer durchstrukturierten Arbeitswelt gleichwohl in Israel wie auch in Deutschland, den Mitarbeitenden in der Fläche – also den normalen Rangern – einen internationalen Austausch zu ermöglichen. Umso dankbarer sind wir für die Unterstützung durch die Preisverleihung“, freut sich Urs Reif. „Für uns steht die gegenseitige Unterstützung und Weiterbildung im Vordergrund. Die Natur kennt keine Grenzen, ebenso wenig wie die Arbeit im Rangeralltag“, ergänzt Michael Großmann, Rangerchef im Nationalpark Bayerischer Wald. „Unser internationaler fachlicher Austausch öffnet Horizonte und zeigt die wichtige Rolle der Ranger bei den gemeinschaftlichen Bemühungen zum Schutz und Erhalt der globalen Biodiversität“, so Ilan Yeger von der Nationalparkbehörde in Israel.
5700 Zigarettenkippen gesammelt
Kippen-Kästen des Nationalparks werden gut angenommen – Achtklässler aus Riedlhütte liefern neue Fragen
5700 Zigarettenstumpen konnte die Nationalparkverwaltung in den Sommerferien mit Hilfe der an den Besuchereinrichtungen aufgestellten Kippen-Kästen sammeln. Eine Bilanz, die nicht nur Karin Kirchner, im Nationalpark zuständig für die Anti-Müll-Kampagne, erstaunte, sondern auch die Achtklässler der Paul-Friedl-Mittelschule Riedlhütte.
„Es freut uns, dass die Kästen so gut angenommen werden und ein so großer Teil von Kippen nicht mehr in der Natur landet“, sagt Karin Kirchner. Dem konnten die Schüler aus Riedlhütte nur zustimmen. Sie sind Paten für den Kippen-Kasten, der am Parkplatz P&R in Spiegelau steht. Gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Alexander Watzl haben sie sich mit Karin Kirchner getroffen, um zum einen eine erste Bilanz der Aktion zu ziehen und zum anderen eine neue Frage am Kippen-Kasten anzubringen.
Seit dem vergangenen Jahr sensibilisiert der Nationalpark Bayerischer Wald seine Besucher dazu, Zigarettenstumpen nicht in der Natur zu entsorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden Kippen-Kästen an den stark frequentierten Besucherzentren aufgestellt. Auf jedem Kippen-Kasten findet der Raucher eine Frage mit zwei möglichen Antworten. Unter den zwei Antworten sind Schlitze, in die der Raucher seine Kippe hineinwerfen kann – je nachdem für welche Antwort er sich entscheidet.
Erarbeitet wurden die Fragen von Schülern des Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums in Grafenau und eben von der Paul-Friedl-Mittelschule Riedlhütte. Und nun haben die Achtklässler aus Riedlhütte eine weitere Frage für die Besucher parat: Und zwar: „Wie groß ist der Nationalpark? 245 qkm oder 320 qkm?“
Die Kippen-Kästen gehören zur Anti-Müll-Kampagne des Nationalparks Bayerischer Wald „Müll aus, Natur an“, die seit Anfang vergangenen Jahres läuft. In einer ersten Aktion wurden Hundebesitzer dafür sensibilisiert, Hundekotbeutel nicht in der Natur zu entsorgen. Die zweite Aktion richtet sich nun an Raucher. Eine Zigarettenkippe enthält bis zu 4000 Giftstoffe und kann 50 Liter Wasser ungenießbar machen. Vielen Besuchern sei nicht bewusst, welch negative Folgen Abfall in der Natur verursache.
In den Arbeitsalltag der Eltern geschnuppert
Mitarbeiter des Nationalparks durften am Buß- und Bettag Kinder mitbringen
Ausschlafen konnten die Kinder der Nationalpark-Mitarbeiter am Buß- und Bettag nicht – dafür bekamen sie einen tollen Vormittag mit einem bunten Programm geboten. An dem schulfreien Tag durften sie mit ihren Eltern in die Arbeit kommen und deren Arbeitsplätze besichtigen. Danach standen Spiele und eine Bastelaktion auf dem Programm.
„Wir haben den Kinder-Mitbring-Tag im vergangenen Jahr zum ersten Mal durchgeführt“, erklärt Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung. „Das Angebot ist von unseren Mitarbeitern sehr gut angenommen worden so dass wir nun in jedem Jahr eine Betreuung am Buß- und Bettag anbieten werden.“ Leibl hatte sich an dem Vormittag auch Zeit für die kleinen Gäste genommen und sie zu Kuchen und Saft an seinen Besprechungstisch eingeladen. „Es ist toll wenn man sieht, wie dieser doch außergewöhnliche und spannende Vormittag den Kindern gefällt.“
Danach übernahmen Ruth Goldhahn und Fabio Kastenhuber, zwei Teilnehmer am freiwilligen ökologischen Jahr im Nationalpark, das Kommando. Zunächst standen Spiele im Grafenauer Kurpark auf dem Programm, anschließend konnten die Kinder Eichhörnchen basteln.
Mehr Platz und Licht für Grau-Erlen
Entnahme von Fichten am Reschbach zum Schutz der besonderen Lebensräume
Fichten, Tannen und Buchen – das sind die Baumarten, an die man im Nationalpark Bayerischer Wald als erstes denkt. In den Randzonen des Schutzgebietes gibt es in den Bachbereichen aber auch Grau-Erlen-Vorkommen. Der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union zufolge gelten Grauerlenwälder als seltene und prioritär zu schützende Vegetationsbestände. Um diese Bestände zu fördern, werden derzeit am Reschbach bei Mauth Grau-Erlen freigestellt.
„Die Auwälder entlang der Bäche, in denen die Grau-Erlen dominieren, sind bis auf wenige Reste im Nationalpark verschwunden“, erklärt Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Die Gründe dafür seien die jahrzehntelange Förderung von Fichtenbeständen sowie die Verbauung der Bäche. „Dadurch senkt sich der Grundwasserspiegel ab und die natürliche Wasserdynamik geht verloren.“
Um diesen besonderen Lebensraum der Auwälder und damit auch der Grau-Erlen zu erhalten, hat die Nationalparkverwaltung in der Randzone des Nationalparks zwischen Finsterau und Mauth Maßnahmen ergriffen. „Wir fällen Fichten, die in der Nähe der Grau-Erlen stehen und ihnen Licht und Platz nehmen“, so Rainer Simonis, Leiter der Nationalparkdienststelle Finsterau. Größere Fichten werden mit dem Harvester entnommen, kleiner Fichten mit der Motorsäge. Entsprechende Maßnahmen wurden bereits am Kolbersbach zwischen Lindbergmühle und Spiegelhütte durchgeführt, geplant seien auch Maßnahmen an der Deffernik in der Nähe von Zwieslerwaldhaus.
Wichtig sei, dass einer Grau-Erlen-Förderung eine Renaturierung des Bachbereichs vorausgehen muss. Im Bereich des Reschbachs ist dies im Rahmen des Life+ Projektes in den vergangenen Jahren geschehen.
Nationalpark-Boot hat neuen Ankerplatz
Bewohner des Caritas-Wohnheims Spiegelau sind umgezogen – Bepflanzungsaktion als Abschluss
In den vergangenen Jahren sind die Bewohner des Caritas-Heims Spiegelau im Rahmen einer Kooperation regelmäßig in den Nationalpark zu Besuch gekommen – zuletzt um im Waldspielgelände ein Holzboot aus einem Baumstamm zu bauen. Im Juli ist die Einrichtung mitsamt dem Nationalpark-Boot in das Caritas-Wohnheim St. Franziskus nach Waldkirchen umgezogen. Um diese jahrlange Zusammenarbeit abzuschließen, wurde das Boot an seinem neuen Ankerplatz mit einer Bepflanzungsaktion neu gestaltet.
Tatkräftige Unterstützung erhielten die acht Bewohner von Seiten des Nationalparks. Samuel Steinhilber, Commerzbank-Umweltbildungspraktikant, und Fabio Kastenhuber, Teilnehmer am freiwilligen ökologischen Jahr, sind für die Aktion extra nach Waldkirchen gefahren. Im Gepäck hatten sie Heidekraut, Farne, verschiedene Gräser und Moos. Nachdem das Boot bepflanzt war, stand Kaffee und Kuchen auf dem Programm sowie ein Austausch mit den Bewohnern und dem Personal.
„In der langjährigen Zusammenarbeit sind viele interessante Inklusionsprojekte verwirklicht worden, wie zum Beispiel ein riesiges Insektenhotel oder eine bekletterbare Spechthöhle“, erklärt Lukas Laux, Leiter der Umweltbildungsarbeit beim Nationalpark. „Wir werden die Bewohner des Caritas-Wohnheims im Waldspielgelände vermissen.“
Urwaldkäfer kehrt nach 113 Jahren zurück
Sensationsfund im Nationalpark Bayerischer Wald – Peltis grossa ist 16. Urwaldreliktart
Drei Punkte auf der Deutschlandkarte. Allesamt im Alpenraum. Doch bald kommt ein vierter Punkt hinzu – diesmal im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Rede ist von der Verbreitungskarte eines äußerst seltenen Käfers. Wissenschaftlich heißt er Peltis grossa. Ein deutscher Name fehlt der Flachkäferart aus der Familie der Jagdkäfer noch. 113 Jahre lang wurde er im Bayerwald nicht nachgewiesen. Da auch seit der Intensivierung der Käferforschung im Nationalpark vor 13 Jahren kein Exemplar gesichtet wurde, musste man davon ausgehen, dass die Art ausgestorben war. Nun der lang erwartete Erfolg: Nationalpark-Forschungsleiter Prof. Jörg Müller fand das bis zu zwei Zentimeter große Insekt an einem mächtigen Fichtenstumpf. Damit gibt es nun 16 Urwaldreliktkäfer im Nationalpark – so viele wie nirgendwo sonst in Bayern.
Es ist eine laue Spätsommernacht. Entomologe Lukas Cizek aus Budweis ist am Plöckenstein im tschechischen Nationalpark Šumava unterwegs. Er ist auf der Suche nach dem Zottenbock, ebenfalls ein Urwaldrelikt. Doch anstelle dessen findet er in der Nationalpark-Kernzone fast 20 Exemplare des Peltis grossa. Alle tummeln sich an Borkenkäferfichten, deren natürlicher Zerfall vom Rotrandigen Baumschwamm, einem Pilz, der Zellulose zersetzt, beschleunigt wird. Gegen 22:30 Uhr teilt er seinem bayerischen Kollegen Müller die Entdeckung via SMS mit. Der geht nicht ins Bett, sondern sucht potentielle Lebensräume in den Nationalparkwäldern auf. Zehn Minuten dauert es, bis Müller die Sensation gelingt. Auf einem Baumschwamm sitzt ein vitaler Peltis grossa. Zuletzt wurde diese Art im Bayerischen Wald im Jahr 1906 bei Spiegelau gesehen.
„Das Geheimnis des Erfolgs liegt in einem kleinen Reliktvorkommen in einem Reservat auf tschechischer Seite, rund 20 Kilometer hinter der Grenze,“ vermutet Müller. „Hier gab es in den 1990er Jahren noch Peltis-grossa-Funde“. Dies zeigt wie wichtig natürliche Spenderflächen für die Wiederbesiedlung sind.
Für große langfristig überlebensfähige Populationen braucht der Käfer vor allem eins: Viel Totholz mit Baumschwämmen. Das findet er mittlerweile in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava auf großer Fläche – dank Borkenkäfer und Sturmereignissen. Nur deswegen gelang es dem Urwaldrelikt sich aus seinem kleinen urwaldartigen Refugium in die grenzüberschreitende Waldwildnis auszubreiten. Ohne die Philosophie Natur Natur sein lassen, wäre dies nicht möglich gewesen. „Große Schutzgebiete, die natürliche Prozesse zulassen, schaffen eben genau die Strukturen, die gefährdete Waldarten wie Peltis grossa dringend benötigen“, betont Müller.
Glückwünsche zur Wiederentdeckung kommen auch aus Tschechien. Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava, freut sich nicht nur darüber, dass das Urwaldrelikt sich jüngst in seinem Schutzgebiet wieder ausgebreitet hat, sondern vor allem über den Sprung nach Bayern. „So wird die Nachricht zur grenzübergreifenden Erfolgsgeschichte, die einmal mehr zeigt, dass unsere geschützte Natur zusammen Großes bewegen kann.“
Für Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl bestätigt dies ebenfalls den hohen Wert ungestörter Walddynamik auf großer Fläche. „Der Fund erinnert an die Geschichte der Zitronengelben Tramete. Auch dieser höchst gefährdete Pilz hat bei uns in naturnahen Waldreservaten überdauert und sich von dort aus in die Naturzonen des Nationalparks Bayerischer Wald ausgebreitet.“ Die Gemeinsamkeit mit dem wiederentdeckten Flachkäfer: Auch die Tramete benötigt große Mengen Totholz.
Der Fund beflügelt übrigens nicht nur die Naturschutzabteilung des Nationalparks, sondern auch das Umweltbildungsteam. Demnächst steht nämlich die Neuauflage des 2015 erschienenen Kinderbuchs „Die wilden 14“ an, in dem der Nationalpark als Herausgeber das Thema Urwaldreliktkäfer kindgerecht darstellt. Die neue Version des Buches wird dann jedoch den Titel „Die wilden 16“ tragen. Seit der Erstpublikation wurde neben Peltis grossa nämlich bereits 2017 der Gehörnter Zunderschwamm-Schwarzkäfer mit wissenschaftlichem Namen Neomida haemorrhoidalis im Nationalpark entdeckt.
So denken Schüler über den Klimawandel
Bei einem EU-Projekt gestaltete Plakate sind im Haus zur Wildnis ausgestellt
30 Plakate, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, sind derzeit bei der Ausstellung „Taste the waste. A story about climate change, art & collaboration“ im Haus zur Wildnis zu sehen. Entstanden sind die Werke im Rahmen der internationalen Kooperation „Klimawandel. Medienkunst – am Puls der Zeit“.
Gestaltet wurden die Plakate von Schülern des Dominicus-von-Liprun-Gymnasiums und der Staatlichen Realschule Viechtach, die sich bei einem Aufenthalt im Haus zur Wildnis und dem Wildniscamp am Falkenstein dem Thema Klimawandel genähert und ihre Ideen und Skizzen in Plakate umgesetzt haben. Betreut wurden sie dabei von Medienpädagogin Britta Wahlers und Ruud Hendrikx, Dozent an der SintLucas Schule in Eindhoven in den Niederlanden. Das Projekt wurde mit Mitteln des Erasmus-Programms der EU gefördert.
Die Ausstellung ist noch bis zum 8. November zu sehen, der Eintritt ist frei. Das Haus zur Wildnis ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Mit GPS-Geräten den Wald erkunden
Schüler aus der Nähe von Düsseldorf beim esri-Sommercamp im Nationalpark
Unter dem Motto „Wahrnehmen, Verstehen, Anwenden“ reisten jüngst 15 Schüler aus Nordrhein-Westfalen in den Nationalpark Bayerischer Wald. Im Rahmen des 15. esri-Sommercamps gab’s für die Gruppe vom Gymnasium am Neandertal in Erkrath eine praktische Einführung in Geoinformationssysteme (GIS). Ihre dabei erstellten Karten präsentierten die Elftklässler am Freitag im Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus.
Die ganze vorhergehende Woche waren die Teenager im Jugendwaldheim bei Schönbrunn am Lusen untergebracht. Von dort wurde etwa das Felswandergebiet, das Klosterfilz oder das Tier-Freigelände angesteuert. Immer mit dabei: GPS-Geräte und iPads. Damit zeichneten die Kinder nicht nur Routen auf, sondern vermerkten auch besondere Dinge am Wegesrand. Dazu zählten nicht nur Naturschönheiten wie Pilze, Tiere oder Pflanzen, sondern auch Bänke oder Aussichtspunkte. Die ganzen Daten galt es schließlich in informative Karten zu packen.
Vorgestellt wurde das Ergebnis dann nicht nur einer Reihe von Ehrengästen, sondern auch den achten Klassen des Grafenauer Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums, einer Nationalpark-Partnerschule. Die Schüler aus der Region dürfen schließlich im Laufe des Schuljahres auch noch ein GIS-Projekt angehen und bekamen so einen ersten Eindruck von den Einsatzmöglichkeiten der Technik. Das Fazit der Gäste aus Nordrhein-Westfalen dürfte bei ihren jüngeren Zuhörern auf jeden Fall positiv angekommen sein: „Es war eine unglaubliche Erfahrung, bei der wir nicht nur viel Spaß hatten, sondern auch viel gelernt haben.“
Pollenanalyse im Nationalpark zeigt Baumzusammensetzung seit über 10 000 Jahren
Einblicke in die Waldgeschichte
Wie hat sich der Wald in den vergangenen Jahrtausenden entwickelt? Diese Frage können Forscher des Nationalparks Bayerischer Wald nun beantworten. Zu verdanken ist dies der Analyse von Pollen, die bei Bohrproben im Bereich des Rachels gesammelt wurden. „Das interessanteste Ergebnis ist, dass die menschlichen Eingriffe so stark waren, dass sich stellenweise ursprüngliche Tannen- und Buchenwälder zu Fichtenwäldern entwickelt haben“, erklärt Nationalpark-Sachgebietsleiter Marco Heurich. „Diese Entwicklung startete schon gegen 1000 nach Christus, was massive Holzkohlereste aus dieser Epoche belegen.“
Wissenschaftler des Nationalparks sowie der Universität Bern und der Karlsuniversität Prag trieben im Rachelsee, im Alten Rachelsee und im Stangenfilz Bohrungen in den Untergrund. Die Standorte präsentieren sowohl jetzige Bergmischwälder als auch die Fichtenwälder der Hochlagen. Datiert wurden die gesammelten Pflanzenpollen mithilfe der Radiocarbonmethode, die auf dem natürlichen Zerfall radioaktiver Kohlenstoffatome basiert. Ebenso wurden mikroskopische Kohlereste und Industrieruß analysiert.
Die Ergebnisse im Einzelnen: Zwischen 9500 und 8500 vor Christus, also bereits nach der letzten Eiszeit, gibt es im Bayerischen Wald zunächst Wälder, die hauptsächlich aus Kiefern und Birken bestehen. Diese beiden Arten werden danach über einen Zeitraum von 1000 Jahren von Fichten, Eichen, Linden, Ulmen und Eschen verdrängt. Ab 6500 vor Christus gibt es auch Buchen. Nochmal 2000 Jahre später beginnt das Klima feuchter und milder zu werden, was Buchen und später auch Tannen stark begünstigt.
Ab 2000 vor Christus ist schließlich ein menschlicher Einfluss nachweisbar – durch Hanf- und Getreide-Pollen sowie Belege für die Schaffung von Grasland. Im Wald ist die Tanne weiter auf Expansionskurs. Erst kurz vor Christi Geburt geht deren Anteil zurück, dafür kommen wieder vermehrt Birken und Kiefern vor, auch dank menschlicher Aktivitäten wie der Waldweide. Die ersten 800 Jahre nach Christi Geburt, während der Zeit der Völkerwanderungen, verschwinden menschliche Spuren wieder, woraufhin sich der Wald erholt.
Im Frühmittelalter, also zwischen 800 und 1000 nach Christus, nehmen Menschen wieder mehr Einfluss auf die Umwelt im Bayerischen Wald. Der Offenlandanteil dürfte bei etwa 20 Prozent liegen. Das begünstigt den Wuchs von Wacholder und Fichte, benachteiligt jedoch die Tanne. In den kommenden 600 Jahren wird der Wald immer lichter, Weideflächen dringen sogar in die Hochlagen vor. Die Analysen zeigen einen sprunghaften Anstieg von Kohleresten, wohl aufgrund der stärkeren Produktion von Holzkohle. Deswegen befinden sich auch Buche und Tanne auf dem Rückzug.
Zwischen 1800 und 1900 wird gerade im Bereich des Stangenfilzes eine intensive Waldweide betrieben, die dazu führt, dass sich das Moor nicht mehr weiterentwickeln kann. Am Rachelsee hingegen erholen sich die Wälder im selben Zeitraum, sogar der Tannenanteil steigt. Dafür lagern sich nun verstärkt industrielle Rußpartikel ab. Das Maximum dieser Entwicklung wird in den 1970er und 1980er Jahren erreicht.
„Die Arbeit trägt zu einem besseren Verständnis der Waldentwicklung und Walddynamik im Nationalpark bei“, freut sich Nationalparkleiter Franz Leibl. „Sie zeigt uns, dass unsere Wälder über längere Zeiträume hinweg betrachtet keine statischen, sondern hoch dynamische Ökosysteme sind.“
Erforschung der Biologischen Vielfalt aus dem All
Wissenschaftler aus 30 Ländern arbeiten seit fünf Jahren an Fernerkundungs-Verfahren im Nationalpark Bayerischer Wald – Treffen in Neuschönau
Kann man mit Hilfe von Satelitten den Chlorophyllgehalt von Blättern messen und erkennen, ob eine Fichte mit dem Borkenkäfer befallen ist? Oder ermitteln, wo die besten Habitate für Rothirsche sind? Ja, kann man. Seit fünf Jahren beschäftigen sich im Rahmen einer Datenpoolinitiative Wissenschaftler aus 30 Ländern an Forschungsprojekten, in denen es um Fernerkundung geht.
Beim jährlichen Treffen des Netzwerkes im Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau gaben die Forscher einen Überblick über laufende Projekte und aktuelle Ergebnisse. „Unser Ziel ist es, mit Hilfe der Fernerkundung Monitoringverfahren zu entwickeln, mit denen Rückschlüsse auf die biologische Vielfalt in einem Gebiet getroffen werden können“, erklärt PD Dr. Marco Heurich, Koordinator der Initiative und Leiter des Sachgebietes Monitoring im Nationalpark Bayerischer Wald. „Diese Verfahren sollen dann nicht nur im Nationalparkgebiet, sondern auch für weltweite Erhebungen eingesetzt werden können.“
Radarmessungen oder Hyperspektral-Aufnahmen mit der Drohne, dem Hubschrauber oder eben auch mit Satelliten gehören zu den Arbeitsmethoden der Forscher. „Die Fernerkundung, auch aus dem All, liefert mittlerweile flächige Daten vom Nationalpark, die in ihrer Qualität mindestens so gut sind wie die von Bodenerhebungen“, so Heurich, der auf die Vorteile dieser Methoden hinweist. „Fernerkundung ist deutlich günstiger und hat eine größere flächige Ausdehnung.“
Nach fünf Jahren Forschungsarbeit zieht Marco Heurich daher eine positive Bilanz. „Bereits sechs Studenten haben erfolgreich ihre Doktorarbeit und ein Mitarbeiter seine Habilitation abgeschlossen.“ Derzeit arbeiten weitere sechs Doktoranden innerhalb des Projekt . Was laut Heurich von großer Bedeutung ist, ist die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und seinem tschechischen Pendant Czech Globe. Diese Kooperation ermöglicht es den Forschern, immer die neuesten Sensoren im Nationalpark zu testen. „Aktuell sind das ein Hyperspektrometer auf der Internationalen Raumstation und das Global Ecosystems Dynamics Investigation Instrument der NASA.“
Jungbären nach Österreich ausgewandert
Umzug vom Neuschönauer Tier-Freigelände in den Wildpark Ferleiten
Sie verbrachten ihre ersten drei Lebensjahre im Tier-Freigelände des Nationalparks Bayerischer Wald bei Neuschönau. Die Rede ist von den beiden im Januar 2016 geborenen Jungbären. „Von Anfang an war klar, dass die Tiere nur begrenzte Zeit bei uns verbringen können“, erklärt Nationalpark-Tierärztin Susanne Klett. „Schließlich trennen sich junge Bären in freier Wildbahn am Beginn des Erwachsenwerdens auch von ihrer Mutter.“ Nun war die Zeit also reif. Die zwei dreijährigen Männchen sind nach Österreich gezogen – genauer gesagt in den Wildpark Ferleiten im Salzburger Land.
Die dortige Anlage ist brandneu, die beiden Braunbären sind die ersten Bewohner. Um sicher zu gehen, dass die Tiere in gute Hände abgegeben werden, hat das Team des Nationalparks das Gehege vorab besichtigt und die dortigen Betreuer kennengelernt. Reibungslos ist schließlich auch der Transport verlaufen, so dass sich die beiden Bären nun ganz stressfrei am Rande des Nationalparks Hohe Tauern einleben können.
Pilz hielt sich 34 Jahre lang versteckt
Extrem seltener Flaumhaar-Trichterling im Nationalpark wiederentdeckt
Was eine naturnahe Landschaft ist und was nicht, darüber gehen die Meinungen oft auseinander. Dabei kann man sich in dieser Frage ganz auf die Natur selbst verlassen, denn ein naturnahes Ökosystem zeichnet sich meist durch ihre Naturnähezeiger aus: Das sind Tiere, Pflanzen oder Pilze, deren Existenz auf eine besonders ursprüngliche und unberührte Umgebung angewiesen ist. Zur letzteren Kategorie gehört nach Expertenmeinung auch der Flaumhaar-Trichterling, der in Bayern mittlerweile kaum noch anzutreffen ist.
Ein solcher Trichterling wurde nun nach 34 Jahren erstmals wieder im Nationalpark entdeckt. Im Rahmen des Interreg-Projektes Funga des Böhmerwaldes fand jüngst ein Workshop mit Pilzexperten aus Bayern, Österreich und Tschechien statt. In der Nähe von Zwieslerwaldhaus stieß man dabei an einem morschen Buchenstumpf zufällig auf die extrem rar gewordene Art. Der kleine, beige gefärbte Pilz wirkt unscheinbar, ist aber eine der selteneren Pilzarten in Deutschland. Mit dem aktuellen Nachweis sind insgesamt nur fünf Fundorte in Bayern bekannt, drei davon im Bayerischen Wald.
Zuletzt wurde der Pilz am 8. Oktober 1985 auf dem Hochschachten gesichtet. Umso erfreuter ist man im Nationalpark nun, dass durch diesen aktuellen Fund des Flaumhaar-Trichterlings ein weiterer Beweis für hohen Naturschutzwert des wilden und unberührten Schutzgebietes erbracht ist.
50 junge Waldkäuze im Nationalpark
Rekord bei Beringung von Jungtieren – Bruterfolg dank vieler Mäuse und wilder Natur
Eigentlich wird der Nationalpark Bayerischer Wald ja erst im nächsten Jahr 50 Jahre alt. Doch passend zum anstehenden Jubiläum gibt’s schon heuer etwas zu feiern: Die Mitarbeiter des Sachgebiets Naturschutz und Forschung konnten in diesem Jahr genau 50 junge Waldkäuze beringen. Damit können die Tiere bei erneuten Beobachtungen in Zukunft eindeutig zugeordnet werden.
„Wir beringen nun schon seit acht Jahren Jungtiere, aber so viele kleine Waldkäuze hatten wir bisher noch nie“, erzählt Helmut Hackl vom Nationalpark, der einigen Tieren selbst die Ringe angelegt hat. Sein Forscherkollege Jonas Hagge erklärt die hohe Zahl nicht nur mit der Tatsache, dass es heuer besonders viele Mäuse und somit viel Nahrung für die Eulen-Art gibt, sondern auch mit der wilden Nationalparknatur. „Der Waldkauz braucht strukturreiche Wälder mit offenen Flächen zum jagen – und genau diese Kombination findet er bei uns“, so Hagge. Die nun mit kleinen Ringen bestückten Vögel stammen allesamt aus Bruten, die in 13 Nistkästen stattgefunden haben. „Insgesamt waren aber bei uns im Nationalpark 26 Kästen besetzt und wir schätzen, dass es heuer um die 115 Jungtiere waren.“ Nicht dazu gerechnet sind natürlich die Jungvögel, die in Brutplätzen in der freien Natur geschlüpft sind. „Diese sind einfach schwierig zu finden.“
Die Nistkästen werden seit 1981 von der Nationalparkverwaltung angebracht – hauptsächlich um die Population der Habichtskäuze zu stärken. „Auch bei dieser Vogelart konnten heuer mit elf Jungtieren besonders viele Vögel beringt werden“, berichtet Jonas Hagge.
Nationalpark-Ecke für die Paul-Friedl Mittelschule
Feierliche Einweihung - Nationalparkmitarbeiter und Schüler schaffen gemeinsam Begegnungsort
Im Rahmen des Partnerschulenprogramms des Nationalparks Bayerischer Wald entstanden in den vergangenen Jahren an vielen Schulen der Region Nationalparkinfoecken. Diese Begegnungsräume bringen die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Nationalpark zum Ausdruck und bieten den Schülern einen Treffpunkt mit Informationen über die wertvolle Natur ihrer Heimat. Seit vergangenem Freitag ist nun auch die Paul-Friedl Mittelschule in Riedlhütte offiziell im Besitz einer solchen Infoecke.
Vor dem großflächigen Foto von einer dynamischen Waldlandschaft ist ein optisch ansprechender und durchdachter Treffpunkt in der Schulaula entstanden. In Zusammenarbeit mit Schülern der Mittelschule wurden in den letzten Wochen von zwei Mitarbeitern des Nationalpark-Betriebshofes die Holzverkleidungen und Wandelemente gefertigt und zuletzt von den Schülern mit Farbe versehen. Zwei integrierte Schaukästen lassen sich individuell für Ausstellungszwecke nutzen. Daneben findet auch ein Infobildschirm seinen Platz an der neuen Wand, auf dem sich die Schüler über aktuelle Veröffentlichungen und interessante Fakten über den Nationalpark Bayerischer Wald erkundigen können. Gezeigt wurde bei der Eröffnung auch der Kurzfilm „Der Wildnis ganz nah“ von Schülern der sechsten Klasse. Der Film hat mit seinen faszinierenden Aufnahmen aus der Nationalparkwildnis den zweiten Platz bei einem Filmwettbewerb erreicht. Auf ausdrücklichen Wunsch der Schüler entstand zugleich eine neue Sitzgelegenheit in Form einer grünen Insel.
Rektorin Iris Schneck zeigte sich begeistert über die Zusammenarbeit und lobte das Engagement der Schüler sowie des Nationalparks. Prof. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks, zeigte sich ebenso erfreut über das gelungene Gemeinschaftsprojekt: „Ich finde es fantastisch, wenn unsere Profis mit den Schülern zusammenarbeiten“, so Müller. Pfarrer Tobias Keilhofer und Diakonin Gabriele Neumann-Beiler sprachen im Anschluss den Segen für die neue Einrichtung aus. In einer feierlichen Geste wurde gegen Ende der Veranstaltung das Absperrband von Jörg Müller durchtrennt und die neue Nationalparkecke offiziell freigegeben.
Wiedersehen mit einem Habichtskauz-Weibchen
Vogel wurde 2017 von Forschern des Nationalparks beringt – Jetzt hat sie drei Küken ausgebrütet
Eine alte Bekannte haben die Forscher des Nationalparks Bayerischer Wald zu Gesicht bekommen. Und zwar ein Habichtskauz-Weibchen, dass sie vor zwei Jahren als Küken beringen konnten. Der Vogel hat nun selbst erfolgreich gebrütet. In dem von ihr besetzten Nistkasten fanden die Forscher drei Jungvögel, die kurz davorstanden, das Nest zu verlassen.
„Der Fang des bereits beringten Habichtskauz-Weibchens war für uns alle eine große Freude“, sagt Prof. Jörg Müller, stellvertretender Nationalparkchef und Leiter der Forschungsabteilung. Zusammen mit seinen Mitarbeitern Jonas Hagge und Helmut Hackl konnte er im Jahr 2017 in den Wäldern des Forstbetriebs Poschinger das Küken beringen. Dass der Vogel nun im Bereich des Rachels wiedergefangen und mittels der Ringnummer zugeordnet werden konnte, ist eine kleine Sensation. „Wiederfänge sind sehr selten und liegen bei vielen Arten unter fünf Prozent“, erklärt Müller. Für Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks, ist der Wiederfang ein eindeutiger Beleg dafür, dass der Habichtskauz in den Wäldern des Bayerischen Waldes wieder heimisch geworden ist. „Das ist ein großer Erfolg für den Schutz dieser seltenen Art.“
Dies sieht auch Gerhard Wilhelm, Forstbetriebsleiter der Freiherr von Poschinger Gutsverwaltung Frauenau, so. Der Forstbetrieb hat sich an dem Projekt zum Habichtskauz-Monitoring beteiligt und dem Nationalpark auch die Erlaubnis erteilt, Brutkasten aufzuhängen. „Es freut mich sehr, dass unser Habichtskauz-Weibchen wohl auf ist und gebrütet hat“, so Wilhelm. „Es ist auch eine Bestätigung für mich, dass sich naturgemäße Forstwirtschaft positiv auf die Biodiversität des Bergmischwaldes auswirkt.“ Insgesamt wurden im Bereich des Forstbetriebes Poschinger im Rahmen des Habichtskauz-Projektes sechs Nistkästen aufgehängt, im gesamten Nationalparkgebiet waren es an die 100 Stück, die jedes Jahr zur Brutzeit von den Mitarbeitern des Nationalparks kontrolliert werden.
Infos zum Projekt:
Mit Gründung des ersten deutschen Nationalparks im Bayerischen Wald 1970 wurden Konzepte zur bestmöglichen Wiederherstellung der ursprünglichen Artenvielfalt aus der Tierwelt diskutiert. Darunter fiel auch der Habichtskauz, der in den Wäldern des Böhmerwaldes bis etwa 1926 ein kleines Brutvorkommen hatte. Aus Zoobeständen und Findelkindern konnte ein kleiner Zuchtstamm aufgebaut werden. In Kooperation mit einigen Tiergärten und privaten Züchtern wurden seit 1975 mehr als 250 Jungkäuze ins Freiland ausgewildert. Auch wenn es bis zur ersten erfolgreichen Brut auf dem Gebiet des Nationalparks noch bis 1989 gedauert hatte, so nahm hier die Zahl angesiedelter Habichtskauzpaare seither kontinuierlich zu. Dieser Erfolg wurde sicherlich durch die Öffnung bisher geschlossener Waldbestände durch Sturmwurf und Borkenkäferbefall begünstigt, nicht zu vergessen das effektive Kooperationsprojekt im angrenzenden Nationalpark Šumava, wo ab 1995 Habichtskäuze slowakischer Herkunft erfolgreich freigesetzt wurden. Summiert man die geschätzten 25 bis 30 Reviere des Bayerischen Waldes mit den rund 20 Revieren im tschechischen Nationalpark Šumava, so kann inzwischen von einer etablierten Population ausgegangen werden.
Beweidung hilft bedrohten Pflanzenarten
Ästige Mondraute auf dem Hochschachten gefunden – Art steht auf Roten Liste
Einen besonderen Fund haben die Botaniker des Nationalparks Bayerischer Wald auf dem Hochschachten gemacht, und zwar eine Ästige Mondraute. Diese Farnart steht als stark gefährdet auf der Roten Liste und Deutschland besitzt eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Pflanzenart.
In ganz Bayern gibt es nur mehr wenige Standorte der Ästigen Mondraute, zwei davon liegen im Nationalpark Bayerischer Wald, und zwar auf dem Ruckowitzschachten und der Rachelwiese. Dass nun ein dritter Standort dazugekommen ist, freut die Forscher sehr. „Es ist schon ganz etwas Besonderes, einen neuen Standort einer bedrohten Pflanzenart zu finden“, erklärt Dr. Christoph Heibl, Botaniker im Nationalpark. „Diese Pflanzenart ist im Nationalpark ein überaus wichtiges Schutzgut.“
Gefunden wurde die Ästige Mondraute im Zuge von Vegetationsaufnahmen. „Seit vergangenem Jahr wird der Hochschachten wieder von Rindern beweidet“, erklärt Heibl. Um zu sehen, wie sich dies auf die dortige Vegetation auswirkt, werden die verschiedenen Pflanzenarten, die auf dem Schachten wachsen, gezählt und kartiert.
Dass die Ästige Mondraute von der Beweidung profitiert, davon ist Heibl überzeugt. „Die Ästige Mondraute wächst auf sauren Magerrasen mit wenig Konkurrenz von anderen stärkeren Pflanzen.“ Diese besonderen Bedingungen findet sie auf dem Schachten. Außerdem passt ihr Lebenszyklus perfekt zur Beweidung. „Die Pflanzenart bildet sehr früh im Jahr Sporen.“ Wenn die Rinder im Juli auf den Schachten getrieben werden, hat sie ihre Samen bereits verstreut. „Die Rinder arbeiten beim Herumtrampeln die Sporen dann in die Erde ein und so kann die Pflanze im Frühjahr neu keimen.“ Aufgrund der Bedingungen sieht Heibl eine reale Chance, dass sich die Ästige Mondraute auf dem Hochschachten vermehren kann – und bei den Vegetationsaufnahmen im kommenden Jahr nicht nur ein Exemplar gefunden wird.
Seelensteig wird auf Vordermann gebracht
Routenführung wird an Walddynamik angepasst – Ruhebereiche entstehen
Der Seelensteig am Fuße des Rachels ist seit 1995 einer der beliebtesten Anlaufpunkte für Nationalparkbesucher, die einen Einblick in die spannende Walddynamik bekommen wollen. Nun wird der Erlebnisweg in der Nähe von Spiegelau komplett auf Vordermann gebracht. Dabei entstehen auch zwei neue Ruhebereiche mit Sitzmöglichkeiten.
Grund für die Baumaßnahme: Die Bohlensteige waren schon etwas in die Jahre gekommen. Zudem hat die natürliche Waldentwicklung dafür gesorgt, dass sich der Pfad nicht mehr durch die interessantesten Gebiete des Waldstücks schlängelt. Deswegen wird der nördliche Teil des Weges verlegt. „So bekommen unsere Besucher ganz neue Einblicke in unsere wilde Natur“, freut sich Nationalparkleiter Franz Leibl. Die Arbeiten hierfür laufen bereits. Das bis zu sechs Mann starke Team, angeleitet von Förster Werner Kaatz, errichtet an der neuen Trasse auch die beiden Plattformen. „Damit Wanderer auch mal in Ruhe innehalten und die wilde Waldnatur um sich herum genießen können“, so Kaatz.
Der erste Bauabschnitt, der Neubau der nördlichen Ersatztrasse, wird noch bis Mitte Juli abgeschlossen sein. Nach deren Fertigstellung wird vorerst nur noch diese begehbar sein. Im September werden dann die Bänke errichtet sowie die alte Nordtrasse rückgebaut. Außerdem geht’s dann auch an die komplette Erneuerung des südlichen Teils des Weges. Insgesamt wird darauf geachtet, den Seelensteig möglichst leicht begehbar zu gestalten, so dass es auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen möglich ist, den Pfad zu absolvieren.
Wenn die Schule zum Nationalpark wird
Die Wildnis vor der Haustür zieht sich jetzt quer durch die Heinz-Theuerjahr-Schule
So nah wie die Heinz-Theuerjahr-Schule liegt keine andere der zehn Nationalpark-Partnerschulen an der wilden Natur des Schutzgebiets. Und seit wenigen Tagen ist die entstehende Waldwildnis nun auch im Schulgebäude omnipräsent – und das nicht nur in der frisch eingeweihten Nationalpark-Ecke.
Schon seit Beginn, also seit 2011, ist die Neuschönauer Schule Teil des umweltpädagogischen Partnernetzwerks. „Neben den vielen Aktionen im Wald, soll der Nationalpark auch in den Schulgebäuden lebendig werden“, sagte Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl bei der Vorstellung des neuen Bereichs in der Schulaula. Nachdem in den Vorjahren viele Bautätigkeiten im Schulgebäude durchgeführt wurden, konnte die Nationalpark-Ecke erst nun installiert werden. Im Zentrum stehen dabei ein wuchtiger Buchenstamm sowie die zahlreichen Bewohner von Totholz.
Bei der Gestaltung haben die Schüler fleißig mitangepackt. So sind etwa zahlreiche Tierzeichnungen entstanden. Die Schulfamilie wollte es dann auch nicht bei einem kleinen Bereich bleiben lassen. Deswegen durchziehen jetzt Tierspuren das komplette Schulgebäude. Jede Fährte endet an einem Klassenzimmer, an dessen Eingang aufgelöst wird, welcher wilde Waldbewohner für die Spur verantwortlich ist.
Nationalpark-Tierpfleger hat ein Leben gerettet
Andreas Hackl spendete 2018 Stammzellen – Empfänger ist auf dem Weg der Besserung
Im Mai vergangenen Jahres hat Andreas Hackl, Tierpfleger beim Nationalpark Bayerischer Wald, etwas getan, das ihn wohl sein ganzes Leben begleiten wird: Er hat einem unbekannten Leukämiepatienten Stammzellen gespendet. Dass diese Entscheidung richtig war, daran hat der 39-Jährige nie gezweifelt. Seit drei Wochen weiß er darüber hinaus, dass seine Spende tatsächlich ein Leben gerettet hat – und der Empfänger auf dem Weg der Besserung ist.
Als Andreas Hackl Mitte März von seinem Dienst im Tier-Freigelände heimgekommen ist, wusste er schon, dass er Post von der „Aktion Knochenmarkspende Bayern“ (AKB) bekommen hat. „Meine Frau hat mir telefonisch Bescheid gegeben – und ich habe dann den ganzen Nachmittag darauf hin gefiebert, was wohl drinsteht.“ Fast ein Jahr war seit der Stammzellen-Spende vergangen. Und Hackl wusste, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits erlaubt war, dass Spender und Empfänger anonym über die AKB Kontakt aufnehmen. „Ich habe selbst oft nachgedacht, dem Empfänger als erster zu schreiben.“ Gewagt hat er diesen Schritt jedoch nicht. „Ich wusste ja nicht, wie es ihm geht.“
Umso mehr hat es den Tierpfleger gefreut, als er im Umschlag der AKB den handgeschriebenen Brief des Empfängers gefunden hat. „Darin steht, dass die Transplantation erfolgreich war und sie oder er dankbar ist, dass ich dies möglich gemacht habe“, erzählt Hackl. „Wenn man diese Zeilen das erste Mal liest, ist dies unbeschreiblich.“ Das Gefühl, jemandem tatsächlich das Leben gerettet zu haben, kann Hackl gar nicht in Worte fassen. „Da hatten sowohl ich als auch meine Frau Tränen in den Augen.“
Und noch etwas stand in dem Brief, das für den 39-Jährigen besonders wichtig ist: Der Empfänger möchte ihn nach Ablauf der Sperrfrist im nächsten Jahr gern näher kennenlernen. „Und das will ich natürlich auch. Vielleicht kann sie oder er mich sogar irgendwann hier im Tier-Freigelände besuchen.“ Bis es so weit ist, kann aber noch viel Zeit vergehen. „Ich hoffe, dass wir mit Briefen den Kontakt halten.“ Zurückgeschrieben hat Andreas Hackl natürlich auch schon – und nun wartet er darauf, dass er bald einen zweiten Brief bekommt.
In diesem Zusammenhang möchte der Tierpfleger noch etwas loswerden: „Jeden kann Leukämie treffen. Dann ist man um einen Spender froh. Daher sollte sich auch jeder typisieren lassen.“
550 Fotofallen für Hirsch, Reh und Wildschwein
Deutsche Nationalparks arbeiten beim Wildtiermonitoring zusammen – „Im Umfang bislang einzigartig“
Wie viele Rehe streifen eigentlich im Wald umher? Wie sieht’s beim restlichen Schalenwild, also Rothirsch, Wildschwein, Gams und Co., aus? Und welchen Einfluss haben die Tiere auf die Waldentwicklung? Diese Fragen wollen die deutschen Großschutzgebiete jetzt gemeinsam beantworten – im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens. Der Startschuss dafür fiel bei einem zweitägigen Workshop im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald am Rand vom Nationalpark Bayerischer Wald.
Dabei diskutierten Vertreter aus neun der 13 terrestrischen Nationalparks Deutschlands sowie knapp 20 Forscher aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen über ein standardisiertes Monitoring der Huftiere. So soll es in Zukunft möglich sein, nationalparkübergreifend Zusammenhänge zwischen den Populationsgrößen und der Wirkung der verschiedenen Tierarten auf ihr Ökosystem erkennen zu können. Nur so kann schließlich ein sinnvolles Management der Bestände erfolgen.
Konkret wurde bereits ein einjähriger Testlauf beschlossen. „Ab Herbst sind bundesweit über 550 Fotofallen – also automatische Wildtierkameras – im Einsatz, um die Bestände von Hirschen, Rehen oder Wildschweinen zu erfassen“, erklärt Christian Fiderer, Projektkoordinator der Universität Freiburg. „In diesem Umfang ist das Projekt zumindest in Deutschland bislang einzigartig“, fügt Privatdozent Dr. Marco Heurich, für Monitoring zuständiger Sachgebietsleiter im Nationalpark Bayerischer Wald, hinzu. Am Probebetrieb nehmen neben dem Nationalpark Bayerischer Wald die Nationalparks Berchtesgaden, Schwarzwald, Hainich, Kellerwald-Edersee, Hunsrück-Hochwald und Müritz sowie das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide teil.
„Alle Nationalparks mit Schalenwild stehen vor den gleichen Herausforderungen und müssen ähnliche Aufgaben erfüllen“, erklärt Projektleiterin Professorin Ilse Storch von der Universität Freiburg. „Die Chancen dafür optimierte Methoden zu finden, sind gemeinsam natürlich größer. Und dann muss auch nicht jeder das Rad neu erfinden.“
Auch in Nationalparks wird zumindest in Teilbereichen mittels Jagd regulatorisch in Wildbestände eingegriffen. Zum einen sind die deutschen Schutzgebiete in Anbetracht teils sehr großer Streifgebiete der Tiere oft zu klein, um dem Wild ganzjährig genügend Lebensraum zu bieten. Zum anderen können hohe Wildschäden in der umgebenden Kulturlandschaft, die Gefährdung des Schutzzwecks sowie das Risiko von Tierseuchen einen Eingriff in die Population nötig machen.
Forscher entdecken Vulkanasche aus der Eifel im Bayerischen Wald
Spuren einer Eruption vor rund 13.000 Jahre im Rachelsee nachgewiesen
Welch große Folgen ein Vulkanausbruch nach sich ziehen kann, hat 2010 der isländische Eyjafjallajökull eindrucksvoll gezeigt. Tagelang legte eine monströse Aschewolke den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm. Derartige Probleme verursachten ähnliche Naturschauspiele vor 13.000 Jahren zwar noch nicht, beachtliche Strecken legten vulkanische Sedimente aber schon damals zurück. So zeigen jüngste Forschungsergebnisse des Nationalparks Bayerischer Wald sowie der Karlsuniversität Prag und der Universität Bern, dass im Rachelsee Vulkanasche zu finden ist, die aus der Eifel stammt.
Konkret geht es um eine Eruption, die circa 11.000 vor Christus stattgefunden und rund 1400 Quadratkilometer Fläche bis zu 50 Meter dick mit vulkanischem Material bedeckt hat. Der Laacher Vulkan, dessen Krater mittlerweile den Laacher See in Rheinland-Pfalz bildet, spie dabei auch eine beachtliche Aschewolke aus. „Anders als bislang angenommen zog diese Wolke wohl direkt gen Osten“, erklärt Dr. Marco Heurich, Sachgebietsleiter im Nationalpark Bayerischer Wald. „Das legen unsere Funde im Rachelsee nahe.“
Im Gletschersee, direkt unter dem 1453 Meter hohen Großen Rachel in der Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte gelegen, wurden Tephra-Partikel des Ausbruchs entdeckt. Das sind ascheförmige Sedimente, die bei der Eruption in die Luft geschleudert wurden. „So weit im Südosten, in einer Entfernung von 470 Kilometern Luftlinie, konnte dieser Ausbruch des Laacher Vulkans bisher noch nie nachgewiesen werden“, sagt Heurich. Möglich wurde dies durch Bohrungen, die bis zu viereinhalb Meter in die Schlammschicht am Grund des Rachelsees im Landkreis Freyung-Grafenau getrieben wurden.
Eigentlich wollten die Wissenschaftler bei den Untersuchungen klären, wie sich die Vegetation – allen voran die Verbreitung der Baumarten – im Bayerischen Wald im Laufe der vergangenen Jahrtausende entwickelt hat. Daher standen hauptsächlich Pollen von Pflanzen im Fokus der Forscher. „Die vulkanische Erkenntnis ist ein überraschender Beifang“, berichtet Heurich. Datiert wurden die Aschepartikel aus der Eifel mit Hilfe der Radiokarbonmethode, die auf dem natürlichen Zerfall radioaktiver Kohlenstoffatome basiert.
Minister mit Schneeschuhen im Nationalpark unterwegs
Erster Besuch von Bayerns neuem Umweltminister Thorsten Glauber im Nationalpark
Einen ersten Besuch hat Umweltminister Thorsten Glauber dem Nationalpark Bayerischer Wald abgestattet. Auf dem Programm stand dabei in erster Linie, die Eckdaten des Schutzgebietes sowie die Philosophie „Natur Natur sein lassen“ kennenzulernen.
Dazu führte Prof. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks, den Minister direkt durch das Urwaldgebiet Hans-Watzlik-Hain bei Zwieslerwaldhaus. Mit Schneeschuhen ausgestattet konnte sich der Minister einen ersten Eindruck von dem Schutzgebiet und den dort vorkommenden Lebensräumen verschaffen. „Im Nationalpark können auf großer Fläche natürliche Prozesse ohne menschliche Eingriffe ablaufen“, erklärte Müller. Umweltminister Glauber zeigte sich von den Erläuterungen beeindruckt und freute sich auf den nächsten Termin in der entstehenden Waldwildnis des Nationalpark: „Der Nationalpark bietet eine einzigartige Naturvielfalt. Er ist von großer Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität und ein wichtiger Magnet für Naturerlebnisse. Wir wollen den ältesten Nationalpark Deutschlands zu seinem 50. Jubiläum im Jahr 2020 weiter stärken.“
Nach der Schneeschuhwanderung, bei der Thorsten Glauber auch von MdL Manfred Eibl begleitet wurde, stand eine Diskussionsrunde mit den Junior Rangern im Wildniscamp auf dem Programm. MdL Alexander Muthmann, Vorsitzender der Junior Ranger, und Geschäftsführer Mario Schmid gaben einen kurzen Einblick in die Aktivitäten des Vereins, danach hatten einige Junior Ranger noch die Gelegenheit, mit dem Minister zu sprechen. Glauber betonte dabei: „Ich freue mich über das große Engagement aller Beteiligten, vor allem der Kinder und Jugendlichen. Was hier im Nationalpark geleistet wird ist ein Vorbild für die Umweltbildung und für die Verständigung mit der Bevölkerung“, so Glauber. Wichtig sei, dass die Nationalpark-Idee von den Menschen getragen werde. Das Modell der Junior Ranger leiste hierzu einen wichtigen Beitrag.
Was ist eigentlich Biodiversität?
Nationalpark und Böhmerwaldschule Österreich entwickeln neues Konzept in der Umweltbildung
Biodiversität – dieses Wort taucht ständig in den Medien auf. Doch die wenigsten Menschen wissen, was sich dahinter verbirgt. Um das zu ändern, tüftelt Elisabeth Frank, Umweltpädagogin und Projektbetreuerin im Jugendwaldheim des Nationalparks Bayerischer Wald, gerade ein neues Umweltbildungskonzept im Rahmen eines grenzüberschreitenden Interreg-Projekts aus. Unterstützt wird sie dabei von Iris Niederdöckl, Umweltpädagogin der Böhmerwaldschule Österreich, Rupert Fartacek, Förster und Geschäftsführer der Böhmerwaldschule Österreich, sowie Rita Gaidies, Leiterin des Jugendwaldheims.
Mit dem fertigen Konzept soll nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen die Vielfalt der Arten und Lebensräume nähergebracht werden. Geplant ist, dass es sowohl in der Böhmerwaldschule als auch im Jugendwaldheim angeboten wird. „Wir wollen dabei nicht nur Schulklassen, sondern auch Vereine und alle anderen interessierten Gruppen erreichen und für das Thema Biodiversität mit den Schwerpunkten Wasser, Boden, Totholz und Natura 2000 begeistern “, erklärt Elisabeth Frank. Ein weiterer Aspekt ist die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Gebieten mit unterschiedlichen Schutzkonzepten. „Das ähnliche Landschaftsbild sowie die gemeinsame Geschichte des Böhmerwaldes dienen dabei als verbindendes Element zwischen dem Nationalpark und der Böhmerwaldschule.“
Bis zum Jahr 2020 soll das Konzept fertig sein, getestet wurde es bereits jetzt. Und zwar von den Teilnehmern am Freiwilligen Ökologischen Jahr, die im Nationalpark eingesetzt sind, bei einem gemeinsamen Austausch in der Böhmerwaldschule. Von den jungen Erwachsenen wurden beispielsweise diverse Versionen eines Memorys zum Thema Artenvielfalt durchgespielt, anschließend kritisch bewertet und Verbesserungsvorschläge diskutiert.
Akzeptanz des Nationalparks steigt weiter an
Studie der Universität Würzburg vorgestellt – 85,8 Prozent der Einheimischen sprechen sich für das Schutzgebiet aus
Welche Begriffe fallen Ihnen spontan ein, wenn Sie an den Nationalpark Bayerischer Wald denken? Halten Sie dortige Regeln für angemessen? Wie groß ist das Vertrauen in die Verwaltung? Auf diese und viele weitere Fragen gibt eine Akzeptanzstudie der Universität Würzburg zum Nationalpark Bayerischer Wald Antworten. Der Öffentlichkeit wurden die Ergebnisse nun vom zuständigen Professor Hubert Job im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald vorgestellt.
Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks und damit Auftraggeber der Studie, freute sich sehr, dass Job persönlich zur Vorstellung der Ergebnisse gekommen ist. „Für unsere Arbeit ist es wichtig zu wissen, wie der Nationalpark von der lokalen Bevölkerung wahrgenommen wird“, so Leibl. Die Ergebnisse der Studie seien positiv.
Wie die Akzeptanz gestiegen sei, zeige sich ganz deutlich an den gegebenen Antworten auf die Frage: „Wenn es am kommenden Sonntag eine Abstimmung über das Weiterbestehen des Nationalparks geben würde, wie würden Sie abstimmen?“ 90,4 Prozent der Bewohner im Altpark (Gebiet gegründet 1970 zwischen Rachel und Lusen) sprachen sich für ein Weiterbestehen des Parks aus, 2008 waren es noch 81 Prozent. Im Erweiterungsgebiet (gegründet 1997 im Falkensteinbereich) sprachen sich 81,3 Prozent der Befragten für einen Erhalt aus, knapp zehn Prozent mehr als noch im Jahr 2008. „Letztendlich wollen 85,8 Prozent der einheimischen Bevölkerung, dass der Nationalpark weiter bestehen bleibt“, so Leibl.
Wie die Zustimmungswerte im Detail angestiegen sind, zeigte Prof. Job bei der Vorstellung der Akzeptanz-Studie, die in drei Stufen aufgebaut war. Zum einen wurde im Juni 2017 eine bayernweite Online-Befragung durchgeführt. Zum anderen wurden Anfang des Jahres 2018 Einwohner in den Nationalpark-Landkreisen schriftlich befragt und Interviews mit lokalen Entscheidungsträgern im März und April 2018 durchgeführt.
Die dabei herausgekommenen Ergebnisse seien für den Nationalpark erfreulich, sagte Job und zeigte dies anhand einiger Beispiele auf. Besonders bemerkenswert sei, wie massiv sich die Einstellung der Einheimischen zum heranwachsenden Naturwald des Nationalparks zum Positiven geändert habe. „Generell sind 80,8 Prozent der Befragten der Meinung, dass Totholz wichtig für die biologische Vielfalt ist“, erklärte Job. Dass im Nationalpark die Philosophie „Natur Natur sein lassen“ gilt, befürworten 62,6 Prozent der Befragten, 2008 waren es nur 39,2 Prozent. 65,1 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Totholz nur dort wegzuräumen, wo es Behinderungen darstellt. 2008 waren noch 46 Prozent der Befragten dafür, Totholz generell zu beseitigen und neue Bäume zu pflanzen.
Auch das Thema Borkenkäfer wurde bei der Akzeptanzstudie thematisiert, so Job. Nur 34,9 Prozent aller Befragten gaben an, dass der Borkenkäfer mit allen Mitteln bekämpft werden soll. Im Jahr 2008 lag der Wert mit 60 Prozent noch deutlich höher.
Auf Verständnis bei der Bevölkerung stoßen würden auch die Regeln, die es im Nationalpark gebe. Das Verbot, in der Kernzone markierte Wege zu verlassen, halten 78 Prozent der Befragten für angemessen. Auch das zeitweise Wegegebot zum Schutz gefährdeter Arten sei für 85,9 Prozent absolut in Ordnung.
Das Fazit von Leibl und Job lautete am Ende: Der Nationalpark erfährt eine steigende Zustimmung. „Diese Ergebnisse bestätigen uns, den Weg der offenen Kommunikation, den wir eingeschlagen haben, weiter fortzusetzen“, so Leibl.
Impressionen vom Aktionstag begleiten durchs neue Jahr
Veranstaltung für Menschen mit Behinderungen im Nationalpark – Beste Fotos in einem Kalender zusammengestellt
Beim Durchblättern dieses Kalenders werden bei vielen Menschen schöne Erinnerungen wach – und zwar an den Aktionstag für Menschen mit Behinderung, der im Juli in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Freyung-Grafenau im Nationalparkzentrum Lusen stattgefunden hat. Einen Tag lang vergnügten sich rund 350 Menschen mit Handicap sowie 150 Betreuer an 19 Erlebnisstationen. Die schönsten Fotos, die während dieses Aktionstages entstanden sind, haben den Weg in den Kalender für das Jahr 2019 gefunden, der nun vorgestellt wurde.
Dr. Franz Leibl, der Leiter des Nationalparks, die stellvertretende Landrätin Helga Weinberger, Anita Moos, Behindertenbeauftragte des Landkreises, und Herbert Kern aus Schönberg, der den Kalender finanziert hat, überreichten das erste Exemplar nun an das Caritas-Wohnheim in Spiegelau. Leibl blickte in diesem Zusammenhang noch einmal auf den gelungenen Aktionstag zurück. „Für uns ist das Engagement in diesem Bereich von großer Bedeutung“, so Leibl. „Wir wollen ein Nationalpark für alle sein und es auch Menschen mit Behinderung ermöglichen, unsere Pflanzen- und Tierwelt mit allen Sinnen zu erfahren.“ Den ersten Kalender erhielten Ludwig Maurer und Stefan Bachsleiter, Bewohner des Heimes in Spiegelau, die zusammen mit ihrer Betreuerin Raphaela Halser zu dem Termin gekommen waren.
2019 findet der Aktionstag für Menschen mit Behinderungen im Landkreis Regen rund um das Haus zur Wildnis statt.
Bilder zum Download gibt es unter www.nationalpark-bayerischer-wald.de/aktuelles
Nationalpark-Weg erneut ausgezeichnet
Zertifikat vom Deutschen Wanderverband für den Rundweg „Bussard“
Über einen weiteren vom Deutschen Wanderverband zertifizierten Rundweg kann sich die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald freuen. Bei der CMT Urlaubsmesse in Stuttgart wurde der Weg mit der Markierung „Bussard“ von Bayerisch Eisenstein zum Schwellhäusl ausgezeichnet. Das Zertifikat nahm Georg Bauer, Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein, von Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, dem Präsidenten des Deutschen Wanderverbandes, in Empfang.
„Es freut mich für die Gemeinde, für den Nationalpark und für die gesamte Region, dass wir einen Qualitätswanderweg mehr verzeichnen können“, sagte Georg Bauer, der sich ganz besonders bei Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl und seinem Team für die Unterhaltung und Pflege des Weges bedankte sowie bei Ludwig Lettenmaier, Wirt des Schwellhäusls, für sein Engagement.
Auch für Leibl haben Auszeichnungen in diesem touristischen Bereich einen hohen Stellenwert. „Die Zertifikate sind ein Spiegel für die hohe Qualität unserer Wanderwege im Nationalpark Bayerischer Wald und wir sind stets bemüht, diese für unsere Besucher zu optimieren.“ Bereits im September 2018 wurden vier Rundwanderwege im Nationalpark Bayerischer Wald ausgezeichnet. „Nun können die Nationalpark-Besucher sich aus der Vielzahl von tollen Wegen genau den aussuchen, der für ihren Anspruch oder für eine bestimmte Zielgruppe am besten passt.“
Mehr Luchse in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava nachgewiesen
Ergebnisse des Monitorings der Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava vorgestellt
Seit 2009 wird in den beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava ein gemeinsames Luchs-Monitoring durchgeführt. Nun liegen die neusten Ergebnisse vor: Es sind mehr Luchse unterwegs.
Waren es im Beobachtungszeitraum von Mai 2015 bis April 2016 noch 21 selbstständige, also erwachsene und halbwüchsige Luchse und drei Jungtiere, konnten 2016/2017 bereits 27 selbstständige Tiere und elf Jungtiere registriert werden. Im Luchsjahr 2017/2018 sind es sogar 29 selbstständige Tiere und sieben Junge. „Im Jahr 2009, als wir mit dem Monitoring begonnen haben, waren es nur zehn selbständige Tiere und acht Junge“, erklärt Privatdozent Dr. Marco Heurich, beim Nationalpark Bayerischer Wald zuständig für das Projekt. „Das ist eine erfreuliche Entwicklung.“
Insgesamt wurden auf einer Fläche von 820 Quadratkilometern über einen Zeitraum von 100 Tagen an 66 Standorten 105 Fotofallen aufgestellt. An 70 Prozent der ausgewählten Standorte konnten Luchse fotografiert werden. „Geht ein Tier an der Fotofalle vorbei, wird es automatisch aufgenommen“, erklärt Heurich. Die Fellzeichnung des Luchses ist äußerst variabel und bei jedem einzelnen Tier so einzigartig wie ein Fingerabdruck. „Durch eine Analyse der Fellmuster lassen sich einzelne Tiere eindeutig identifizieren.“
Die Ergebnisse zeigen damit auch, dass die Luchse in den beiden Nationalparks ein relativ hohes Alter erreichen können. Beispielsweise wurde ein männlicher Luchs bis zum Jahr 2015 immer wieder abgelichtet und war damals 13 Jahre alt. Auch eine Luchsin konnte acht aufeinanderfolgende Jahre nachgewiesen werden, zuletzt hatte sie ein Alter von 14 Jahren. Die Beutetierbestände seien dabei in den vergangenen Jahren auf gleichem Niveau geblieben.
Wie Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, erklärt, ist das Luchs-Monitoring für die beiden Nationalparks von großer Bedeutung. „Durch die Untersuchung der Aufnahmen des Foto-Monitorings können wir ermitteln, wo sich das jeweilige Tier aufhielt, wie alt es ist oder welche Katze Junge mit sich führt.“ Die Daten seien unverzichtbar, um die Größe und den Zustand des Luchsvorkommens in den beiden Schutzgebieten auszuwerten. Zu beachten ist auch, dass jeder der dort nachgewiesenen Luchse auch außerhalb der beiden Nationalparks unterwegs sein kann. Was Leibl besonders hervorhebt, ist die sich ständig intensivierende, grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der Forschung. „Der Austausch funktioniert tadellos, hier sind wir auf einem sehr guten Weg.“ Denn nicht nur bei der Erfassung des Luchsvorkommens gehen bayerische und tschechische Forscher gemeinsame Wege, sondern beispielsweise auch beim Auer- und Rotwild.
Digitale Nationalparkinfos
Hans-Eisenmann-Haus wartet mit interaktiver Stele auf
Der Nationalpark erweitert sein digitales Informationsangebot – und zwar in Form von gut 1,80 Meter hohen Stelen. Das erste dieser überdimensional wirkenden Smartphones steht seit Beginn der Wintersaison im Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus. So können Besucher sich jetzt interaktiv über die Möglichkeiten vor Ort informieren.
Die Grundlage der Infodisplays bildet die im Sommer komplett überarbeitete Homepage. Die dort präsentierten Ausflugstipps und Tourenvorschläge sowie Wissenswertes rund um die wilde Natur sind nun auch auf der Stele verfügbar. Daneben gibt’s eine große Übersichtskarte, Veranstaltungen in der Nähe und Aktuelles aus dem Nationalparkzentrum Lusen. „Wir sehen die Stelen als zusätzliches, modernes Angebot für unsere Gäste“, erklärt Nationalpark-Sachgebietsleiter Josef Wanninger. „Daneben wird es natürlich weiterhin die persönliche Beratung an unseren Theken geben.“
Das Waldgeschichtliche Museum in St. Oswald soll bis Ende Januar über den bereits vorhandenen Bildschirm mit der digitalen Technik ausgestattet werden. Auch das Haus zur Wildnis wird im Laufe des Jahres eine Stele zur digitalen Besucherinformation bekommen. Doch bevor diese installiert werden kann, muss der derzeit laufende Breitbandausbau abgeschlossen werden.
Nationalpark erfüllt Sternstunden-Wunsch
Aylin (12) aus dem Fränkischen Seenland kommt Wölfen im Tier-Freigelände ganz nah
Seit 25 Jahren erfüllt Bayern 1 Kinderwünsche im Rahmen der Sternstunden, der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks. Durch diese Aktion können Hilfsprojekte in Bayern, Deutschland und auf der ganzen Welt unterstützt werden. Als besonderes Schmankerl kommen Jahr für Jahr eine Hand voll Kinder in den Genuss, ihren ganz besonderen Traum wahrwerden zu lassen. Heuer konnte der Nationalpark Bayersicher Wald einen dieser speziellen Wünsche erfüllen.
Aylin, zwölf Jahre alt, wohnt im Haus St. Antonius in Gersdorf im Fränkischen Seenland. Die dank Sternstunden frisch renovierte Anlage der Kinder- und Jugendhilfe bietet sowohl stationäre als auch ambulante Angebote an. Aylin lebt dort mit Gleichaltrigen in einer heilpädagogischen Wohngruppe. Später möchte sie gern einen Beruf ergreifen, der mit Tieren zu tun hat. Ganz besonders haben es ihr Wölfe angetan. Und so reifte der Wunsch, diesen Vierbeinern mal ganz nahe zu kommen.
Unter den rund 300 Anliegen, die Kinder und Jugendliche in einer der heuer von Sternstunden bedachten Einrichtungen äußerten, wurde Aylin ausgewählt. „Uns hat besonders gefallen, dass Aylin mit dem Wunsch schon eine konkrete Zukunftsperspektive verbindet“, erklärt Bayern-1-Redakteurin Brigitte Dehler. „Und natürlich bot sich mit dem Nationalpark Bayerischer Wald ein idealer Partner im Freistaat an.“
Die freudige Botschaft überbrachte der Zwölfjährigen schließlich Wildtierbiologe Dr. Marco Heurich vom Nationalpark via Telefon. Nur wenige Tage später reiste Aylin zusammen mit einer Betreuerin auch schon in den Bayerwald – auch dank Unterstützung der Nationalpark-Partnerbetriebe, insbesondere des Landhotels Postwirts in Rosenau und des Landgasthofs Euler in Neuschönau, die Übernachtung und Verpflegung kostenlos zur Verfügung stellten.
Zwei Programmpunkte standen am großen Tag schließlich für Aylin an. Am Vormittag war sie mit Marco Heurich inmitten der wilden Natur unterwegs. Eigentlich wollten beide dabei Ausschau nach Spuren der in der Region lebenden Wölfe halten. Doch anstelle von Wolfsspuren fanden sie eine wenige Tage zuvor von einem Luchs gerissene Hirschkuh. Eine ganz in der Nähe aufgestellte Fotofalle, die sogleich vor Ort mittels Laptop ausgelesen wurde, zeigte sogar wenige Stunden alte Bilder, die den Luchs eindrucksvoll in Szene setzten.
Davon beeindruckt ging es am Nachmittag schließlich ins Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Lusen bei Neuschönau. Zunächst durfte Aylin Tierärztin Susanne Klett und Tierpfleger Christoph Wagner beim Herrichten des Wolfsfutters zur Hand gehen. Danach folgte der eigentliche Höhepunkt: Zusammen mit den Profis ging es im Auto direkt ins Wolfsgehege, wo Aylin das frisch geschnittene Fleisch auslegte. Anschließend nahm der Tross wieder im Auto Platz, rollte einige Meter von der Futterstelle weg und beobachte dann von dort durch die Autoscheiben das Schauspiel.
„Das war richtig toll“, bilanzierte Aylin am Ende. Nur wenige Meter von ihr entfernt seien die vier Wölfe des Tier-Freigeländes nach und nach gekommen, um sich ihren Teil vom reichlich gefüllten Gabentisch zu holen. „Ich hätte mir die Tiere ganz anders vorgestellt“, sagt die Zwölfjährige, „viel heller zum Beispiel und nicht so dunkel.“
Nach all den spannenden Erfahrungen ging es am späten Nachmittag dann auch schon wieder zurück ins Haus St. Antonius nach Gersdorf. Doch die Erinnerungen vom ganz besonderen Sternstundentag hängen mittlerweile schon in Form eines Plakats in Aylins Zimmer. Und auch die Hörer des Bayerischen Rundfunks kamen in den Genuss einer bildhaften Reportage des Erlebnisses.
Begegnungsstätte für deutsche und tschechische Schüler
Grenzüberschreitende Treffen im Jugendwaldheim nehmen zu - Grundschulen aus Hohenau und Zdikov waren zu Gast
Im Jugendwaldheim „Wessely Haus“ finden immer häufiger Treffen zwischen deutschen und tschechischen Schulen statt. Eine Entwicklung, die Rita Gaidies, die Leiterin der Nationalparkeinrichtung, sehr freut. „Es ist schön, dass wir einen Beitrag dazu leisten können, dass sich Kinder diesseits und jenseits der Grenze besser kennenlernen und einen Einblick in die Kultur und Sprache der Nachbarn bekommen.“
Jüngst waren die Drittklässler der Grundschule Hohenau und ihrer tschechischen Partnerschule aus Zdikov im Jugendwaldheim. Die Schulen beteiligen sich an dem auf drei Jahre angelegten Projekt „Zwei Sprachen, ein Gedanke“, in diesem Rahmen fand drei Tage lang ein Sprachencamp statt.
„Baum“ heißt auf Tschechisch „strom“, „Blatt“ heißt „list“ und „Frucht“ heißt „plod“. Unter dem Motto „Wald entdecken“ lernten die Kinder einige Wörter aus der Sprache ihrer Nachbarn kennen. Welche verschiedenen Bäume es im Nationalpark gibt, sahen sie auch bei einer Wanderung durch das Felswandergebiet. Danach gestaltete jeder Schüler ein Buch mit allem Erlernten, in das die Blätter und Früchte der jeweiligen Bäume gemalt wurden.
Auf dem Programm standen auch das Basteln mit Kastanien sowie das Gestalten eines Stoffbeutels, am Lagerfeuer wurde auf Deutsch und Tschechisch ein Lied gesungen. „Es waren sehr schöne drei Tage“, sagte Lehrerin Johanna Kreipl, die zusammen mit ihren Kolleginnen Gisela Bauer und Rosmarie Rühl die Betreuung übernommen hatte. „Die Kinder haben sich vorher nicht gekannt, aber gleich sehr gut verstanden. Vor allem beim Basteln und Gestalten steht die Sprache im Hintergrund.“ Zum Abschluss kam noch Uta Hoffmann, die Rektorin der Grundschule Hohenau, ins Jugendwaldheim, um die Werke der Kinder zu bestaunen.
Die nächsten grenzüberschreitenden Treffen im Jugendwaldheim sind bereits geplant. „Im April 2019 wird die Grundschule aus Altreichenau mit ihren tschechischen Partnern zu uns kommen“, berichtet Rita Gaidies.
Schülerinnen der Realschule Grafenau besuchen Nationalpark-Forschungseinrichtung Taferlruck
Einen frostig-nassen Eindruck in die Nationalpark-Forschung haben jüngst 15 Achtklässlerinnen der Grafenauer Realschule gewonnen. Im Rahmen der Girls’ Day Akademie besuchten sie die Pegelstation Taferlruck an der Großen Ohe.
Seit 1978 wird dort, an der Straße zur Racheldiensthütte, Klima- und Gewässerforschung betrieben, erklärten Biologin Dr. Linda Seifert und Forstwirt Ludwig Höcker. Wie das funktioniert, konnten die jungen Mädchen der Nationalpark-Schule selbst unter die Lupe nehmen – etwa auf einer Monitoringfläche mit verschiedenen Messapparaturen oder im Inneren des kleinen Forschungsstützpunkts. Daneben galt es die angrenzende Große Ohe mit einem Kescher nach Kleinstlebewesen abzusuchen. Nach dem Ausflug in die verschneite Winterlandschaft gab Linda Seifert später im Klassenzimmer noch einen theoretischen Einblick in die Gewässerökologie des Bayerwalds.
Mongolischer Blick auf den Bayerischen Wald
Delegation aus dem Gorkhi-Terelj Nationalpark besucht bayerische Partner
Seit 2015 pflegt der Gorkhi-Terelj Nationalpark in der Mongolei enge Kontakte zum Nationalpark Bayerischer Wald. Gerade in den Bereichen Umweltbildung, Besucherlenkung und Forschung erhoffen sich die Asiaten wertvolle Impulse vom ersten deutschen Nationalpark. Nun reiste eine Delegation aus dem Fernen Osten an, um sich vor Ort über die Methoden im Bayerwald zu informieren.
Angeführt von Nationalparkdirektor Dashdemberel Batmunkh besuchte die dreiköpfige Gruppe unter anderem das Wildniscamp am Falkenstein, die Urwaldgebiete, die Nationalparkzentren und Forschungsflächen im Gelände. Auch Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl nahm sich Zeit für die Gäste und führte sie durch die Naturzonen, um die faszinierende Walddynamik zu verdeutlichen.
Mit dem LIFE+ Projekt der Natur mehr Raum gegeben
Abschlussveranstaltung im Waldgeschichtlichen Museum - 1,3 Millionen Euro für Maßnahmen im Bereich der Fließgewässer, Moore und Schachten
Ein Projekt, das die Weiterentwicklung des Nationalparks Bayerischer Wald tatkräftig unterstützt hat, fand in diesem Jahr seinen Abschluss: Und zwar das von der Europäischen Union und dem Bayerischen Naturschutzfonds kofinanzierte LIFE+ Projekt „Moore, Fließgewässer und Schachten“. Die Abschlussfeier fand nun mit einer Vielzahl an geladenen Gästen im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald statt.
Fünf Jahre lang wurden im Rahmen des LIFE+ Projektes zahlreiche Naturschutzmaßnahmen durchgeführt. „Damit ist es gelungen, die Artenvielfalt in drei ganz besonderen Lebensräumen im Nationalpark Bayerischer Wald zu fördern – in den Mooren, Bächen und auf den Schachten“, würdigte Ulrike Lorenz, zuständige Referatsleiterin des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, die Leistungen aller Beteiligten. Der Nationalpark Bayerischer Wald sei nicht nur eines der bedeutendsten Natura-2000-Gebiete des Freistaates, sondern eine der wenigen Regionen, die sowohl nach der Vogelschutzrichtlinie als auch nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie unter Schutz steht. „Aus diesem Doppelstatus heraus erwächst für den Nationalpark eine ganz besondere Verantwortung für die dort vorkommenden Lebensräume.“
Doch auch wenn die Natur im Nationalpark seit beinahe 50 Jahren ihren eigenen Regeln folgen darf, seien an einigen Orten immer noch negative Folgen aus früherer menschlicher Nutzung erkennbar. „Im Rahmen des LIFE+ Projekts konnten mit über 1,3 Millionen Euro Gesamtbudget diese Folgen menschlicher Nutzung wieder rückgängig gemacht werden“, so Lorenz. Müsste man für die Durchführung und Ergebnisse des Projektes eine Note vergeben, wäre es eine 1 plus. „Es war eine Gemeinschaftsleistung der Nationalparkverwaltung sowie aller beteiligter Behörden, Verbände und auch Grundstücksnachbarn“, so Lorenz, deren besonderer Dank Jochen Linner und Claudia Schmidt vom Nationalpark galt.
Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks, bot einen Rückblick auf das LIFE+ Projekt. „Ein Ziel, das wir erfolgreich umsetzen konnten, war die Renaturierung von Fließgewässern“, so Leibl. Begradigte Bäche und befestigte Ufer wurden beseitigt, dadurch konnte der Natur sowie den dort lebenden Arten wieder mehr Raum gegeben werden. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Wiedervernässung von Mooren. „Zu früheren Zeiten trocken gelegte Moore wurden renaturiert, dadurch können sich an vielen Stellen wieder Arten ansiedeln, die einst zurückgedrängt wurden.“ Auch kulturhistorische Aspekte wurden berücksichtigt, und zwar beim Erhalt der Schachten. „Durch die Beweidung des Ruckowitzschachtens wurde nicht nur die Tradition der Region wiederbelebt, sondern auch ein besonders geschützter Lebensraum mit seinen gefährdeten Borstgrasrasen deutlich aufgewertet.“ Was Leibl besonders freut, ist, dass im Abschlussjahr des LIFE+ Projektes die Beweidung auf den Hochschachten ausgeweitet werden konnte. „Wir sind nicht nur in diesem, sondern auch in vielen anderen Bereichen über das Ziel hinausgeschossen und haben die Projektziele weit übertroffen.“ Darüber hinaus sei es gelungen, Anwohner sowie Touristen für das Thema Natura 2000 und die im Nationalpark vorkommenden Lebensräume mit ihren Artvorkommen zu interessieren und zu sensibilisieren.
Um den Gästen der Abschlussveranstaltung auch in der Praxis die Maßnahmen des LIFE+ Projektes vorzustellen, fand im Anschluss eine Exkursion in die Kleine Au bei Altschönau statt. Dort gab es Informationen über die Moorrenaturierung in diesem Bereich.
Das LIFE+ Projekt in Zahlen:
· Mehr als 260 Staudämme wurden zur Hochmoor- und Moorwaldrenaturierung gebaut
· 700 Meter Entwässerungsgräben und alte Rückewege wurden verfüllt
· 4,6 Kilometer Fließgewässer wurden renaturiert
· 60 Hektar Moorwälder und Fichten-Auwälder wurden hydrologisch verbessert
· 34 Durchlässe wurden wieder durchgängig gemacht
· Über 100 freiwillige Helfer waren bei der Moorrenaturierung im Einsatz
· 381 Tage weidete die Rotviehherde auf dem Ruckowitzschachten
· 88 Führungen, Fachexkursionen und Vorträge wurden zum Projekt durchgeführt
Ein Video zum Thema finden Sie HIER auf YouTube.
Braucht die Region eine Biosphäre?
Diskussionsrunde zum 15. Geburtstag der Glasarche am Lusen
Aus der wilden Natur rund um den Lusen ist sie nicht mehr wegzudenken. Die Glasarche am Fuße der Himmelsleiter steht dort als verbindendes Element zwischen Traditionen, zwischen Menschen und zwischen Ländern. Zu ihrem 15. Geburtstag diskutierte ein vielschichtig besetztes Podium über künftige Wege der trinationalen Zusammenarbeit zwischen Bayern, Böhmen und Oberösterreich. Und über die Frage, ob sich die Region wieder um den von der UN verliehenen Titel Biosphärenreservat bewerben sollte.
Vorab konnten die gut 50 Zuhörer der Veranstaltung erstmal kreativ werden. Unter der Anleitung von Künstlerin Gabi Hanner wurden aus Ton und Naturmaterialien wie Zweigen, Bucheckern oder Herbstlaub viele kleine Archen geformt. „Das Boot ist für mich ein Symbol des Lebens“, so Hanner. Und so war die Aktion, die von der Alphornbläsern-Kombo alPHorniker umrahmt wurde, ein lebhafter Einstieg in eine ebenso lebhafte Diskussion.
Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl führte am Anfang ins Feld, dass es bereits jetzt eine „intensive, freundschaftliche und kollegiale Zusammenarbeit“ mit dem Nachbar-Nationalpark Šumava gibt. Dies sei vor allem daher sehr erfreulich, weil „wir ein und dieselbe Natur verwalten und schützen und gleiche Ziele verfolgen“. Zudem gebe es auch derzeit schon Projekte mit Partnern in Oberösterreich – etwa im Bereich der Umweltbildung und der Forschung. Zu viele Schutzgebietskategorien könnte die Bevölkerung als „Wirrwarr“ empfinden, so Leibl. Schließlich gebe es in der Region noch Naturparks, Naturschutzgebiete und Natura-2000-Flächen.
Viel wichtiger als den Titel Biosphärenreservat hält auch Dr. Olaf Heinrich, Präsidiumsmitglied der Europaregion Donau-Moldau, die Bemühungen, „dass die Grenze, die seit mehreren Jahrzehnten offen ist, auch in den Köpfen schrittweise verschwindet“. Dazu brauche es vielleicht auch eine Art „geistige Regionalentwicklung“. Außerdem gebe es auch ohne die UNESCO-Anerkennung als Biosphärengebiet schon jetzt zahlreiche Möglichkeiten, sich verbindende Projekte fördern zu lassen.
Von vielen Erfolgen in seiner Gegend berichtete Michael Geier, der Leiter des bayerischen Teils des Biosphärenreservats Rhön. „Dank des Biosphärenreservats ist eine enge kommunale Zusammenarbeit zwischen zwei bayerischen, zwei thüringischen und einem hessischen Landkreis geschaffen worden.“ Er gab jedoch zu bedenken, dass der Titel Biosphärenreservat nur dann erstrebenswert sei, wenn es neben der breiten Unterstützung der Bevölkerung auch klare Ziele für die Zukunft der Region gibt, die von allen relevanten kommunalen Entscheidungsträgern in Bayern, Böhmen und Oberösterreich mitgetragen werden.
Ein Schutzkonzept sollte nicht einfach von oben auferlegt werden, fand auch Rupert Fartacek, Geschäftsführer der Böhmerwaldschule in Österreich. Für ein reibungsloses Miteinander im Dreiländereck sieht Fartacek noch ein paar ganz praktische Hürden: „Es ist etwa erschreckend, wie lange es dauert von Freyung zu uns in den Böhmerwald mit dem Bus zu kommen.“ Die Naturschätze hingegen seien schon gut vernetzt, über das europaweite Natura-2000-Schutzgebietssystem.
Und so war man sich am Ende zumindest in einer Sache einig: Biosphäre ja oder nein – wichtig sei vor allem, dass die Region sich in Zukunft noch mehr als eine Einheit versteht. Und dass die schützenswerte Natur erhalten bleiben muss. Da kommt dann auch wieder die symbolhafte Arche ins Spiel: „Das Transparente und Brüchige des Glases vermittelt, dass die Welt in Gefahr sein kann und das man Orte braucht, die etwas Bewahrendes und Schützendes, symbolisiert durch die offene Holz-Hand, haben“, stellte Pfarrerin Sonja Schuster fest. Und da sei man in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava schon auf einem sehr guten Weg.
Rinder haben den Hochschachten verlassen, Premiere geglückt
Premiere auf zweiter Weidefläche geglückt – „Tiere haben sich sichtlich wohl gefühlt“
Auf dem Ruckowitzschachten in der Nähe des Großen Falkensteins gehören die nationalparkeigenen Rinder seit einigen Jahren zum gewohnten Erscheinungsbild. Heuer jedoch gab die aktuell zehn Tiere große Herde eine Premiere und weidete auch auf einer zweiten Fläche inmitten des Schutzgebiets – auf dem Hochschachten, der oberhalb der Trinkwassertalsperre Frauenau liegt. Jetzt ist die Hochlagensaison für die Vierbeiner jedoch beendet.
„Die Tiere haben sich auch dort sichtlich wohl gefühlt“, bilanziert Jochen Linner, der beim Nationalpark für Naturschutz zuständig ist. „Und nach unserer ersten Einschätzung, hat das Rote Höhenvieh auch den Hochschachten so gut abgefressen, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Die alte Haustierrasse ist im Rahmen des auslaufenden LIFE+ Projekts im Einsatz, um die schachtentypische Vegetation, etwa Borstgras und Arnika, zu fördern. Denn diese und weitere Arten profitieren vom selektiven Fressverhalten der Vierbeiner. Finanziell gefördert wird das Projekt von der EU und vom Bayerischen Naturschutzfonds.
Die Beweidung der beiden Schachten wird auch im nächsten Sommer fortgesetzt. Bis dahin überwintern die Tiere auf Weiden bei Kreuzstraßl sowie im Bereich des Tier-Freigeländes des Nationalparkzentrums Falkenstein.
61 neue Junior Ranger
Abschlussfeier des Sommerferienprogramms – „Großer Dienst für die Region“
Sich einfach mal in die wilde Natur entführen lassen. Einsame Flecken erkunden. Pilze und Insekten unter die Lupe nehmen. Gipfel erklimmen. All das und noch viel mehr können Fünftklässler Jahr für Jahr beim Junior-Ranger-Einführungsprogramm des Nationalparks Bayerischer Wald erleben. In den Sommerferien haben 61 Kinder aus den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau dieses Abenteuer gewagt. Nun gab’s im Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus die Teilnahme-Zertifikate dafür überreicht.
„Wir freuen uns riesig, dass wir auch heuer wieder so viele junge Leute aus der Region für unser einmaliges Schutzgebiet begeistern konnten“, berichtete Michael Großmann, Leiter der Nationalparkwacht. Schon in den Pfingstferien hatten sich 50 Kinder am viertägigen Angebot beteiligt. Insgesamt gab’s bereits 21 Junior-Ranger-Jahrgänge mit fast 3000 Teilnehmern.
„In der Schule beschäftigt man sich viel mit der Natur“, sagte Alexander Muthmann, Vorsitzender des Junior-Ranger-Vereins, „aber wenn man sich draußen selbst ein Bild davon machen kann, wird viel klarer, was Nationalpark wirklich bedeutet.“ Er sei sehr dankbar, dass die Ranger es dem Nachwuchs immer wieder ermöglichen, die Natur vor ihrer eigenen Haustür so gut kennenzulernen.
Als „großen Dienst für die Region“ lobte das Projekt schließlich Toni Domani von der Sparkasse Regen-Viechtach, die die Junior Ranger zusammen mit der Sparkasse Freyung-Grafenau schon lange finanziell fördert. „Es gibt viele Kinder, die den Großteil ihrer Freizeit vor dem Handy oder Computer sitzen, umso wichtiger ist es, dem entgegenzuwirken.“ Begeisterung für Natur zu wecken sei dazu ein gutes Gegenkonzept.
Nach den Grußworten der Ehrengäste weckte Mario Schmid, Geschäftsführer des Junior-Ranger-Vereins, noch Lust daran, weiter aktiv am Ball zu bleiben und Mitglied im Junior-Ranger-Verein zu werden. Dort werden regelmäßig Ausflüge mit Rangern in den Nationalpark organisiert. Wer länger dabei bleibt, hat sogar die Chance, sich mit Junior Rangern aus ganz Europa auszutauschen. So waren allein heuer junge Ehrenamtliche aus dem Bayerischen Wald bei Treffen mit Kindern aus anderen Schutzgebieten dabei, die in Dänemark, dem Schwarzwald oder Mecklenburg-Vorpommern stattfanden.
Bei den Kippen-Kasten sind die Raucher gefragt
Zigarettenstumpen können hier entsorgt werden – Aktion im Rahmen der Anti-Müll-Kampagne der Nationalparkverwaltung
„Müll aus, Natur an“ heißt die Anti-Müll-Kampagne des Nationalparks Bayerischer Wald, die seit Anfang dieses Jahres läuft. In einer ersten Aktion wurden Hundebesitzer dafür sensibilisiert, Hundekotbeutel nicht in der Natur zu entsorgen. Die zweite Aktion richtet sich nun an Raucher.
„Wir stellen im Nationalpark fest, dass Raucher ihre Zigarettenstumpen einfach auf den Wegen oder am Wegesrand liegen lassen“, erklärt Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Diesem achtlosen Handeln wolle man nun mit Aufklärung entgegentreten. „Eine Zigarettenkippe enthält bis zu 4000 Giftstoffe und kann 50 Liter Wasser ungenießbar machen.“ Vielen Besuchern sei nicht bewusst, welch negative Folgen Abfall in der Natur verursache. „Daher klären wir unsere Gäste nun verstärkt darüber auf – etwa mit Plakaten und über die sozialen Medien.“
Und speziell für die Raucher werden in den stark frequentierten Bereichen des Nationalparks – wie etwa an den Parkplätzen der Tier-Freigelände, am Park & Ride-Parkplatz in Spiegelau, am Hans-Eisenmann-Haus oder am Haus zur Wildnis – „Ballot Bins“ aufgestellt. „Die Idee kommt aus England, bei uns heißen sie Kippen-Kasten“, erklärt Karin Kirchner, im Nationalpark zuständig für die Anti-Müll-Kampagne. „Ist die Zigarette zu Ende geraucht, können die Stumpen in den Kippen-Kasten entsorgt werden.“ Das besondere an der ganzen Sache: „Auf jedem Kippen-Kasten findet der Raucher eine Frage mit zwei möglichen Antworten.“ Unter den zwei Antworten sind Schlitze, in die der Raucher seine Kippe hineinwerfen kann – „je nachdem für welche Antwort er sich entscheidet“, erklärt Karin Kirchner.
Bei der Ausarbeitung der Fragen erhielt die Nationalparkverwaltung Unterstützung vom Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium in Grafenau und von der der Paul-Friedl-Mittelschule in Riedlhütte. „Die Schüler haben sich verschiedene Fragen und jeweils zwei Antworten überlegt“, erklärt Karin Kirchner. Zum Beispiel „Wann wurde der Nationalpark Bayerischer Wald gegründet?“ oder „Welches Tier bringt mehr auf die Waage – Braunbär oder Elch?“.
Bei der „Einweihung“ des ersten Kippen-Kastens direkt am Gebäude der Nationalparkverwaltung in Grafenau war auch die 9. Klasse des Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums mit ihren Lehrern Christian Haeuschkel und Dr. Thomas Feicht dabei. „Es ist toll, dass ihr bei unserer Aktion mitgemacht und uns unterstützt habt“, sagte Karin Kirchner und gab den Gymnasiasten noch einige Infos zur Müllkampagne.
Hochschachten ist wieder beweidet
Rotes Höhenvieh zieht im Rahmen des LIFE+ Projekts erstmals auf zweiten Schachten
Seit 2014 gehört es im Sommer zum gewohnten Bild, dass auf dem Ruckowitzschachten unterhalb des Großen Falkensteins wieder Rinder grasen. Nun ist das Rote Höhenvieh erstmals auf einen weiteren Schachten umgezogen. Seit Donnerstag weidet die zehnköpfige Herde auf dem Hochschachten oberhalb von Frauenau.
Die Tiere sind im Rahmen des von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds finanzierten LIFE+ Projekts im Einsatz. Eines der Projektziele ist schließlich der Erhalt artenreichet Borstgrasrasen. Dazu können die Vierbeiner erheblich beitragen, da sie die Hochweiden sehr selektiv abfressen. So werden etwa Borstgras – aber auch Arnika oder Ungarischer Enzian – gefördert.
Eigentlich war der Umzug der Tiere erst für Anfang September geplant. „Aber die langanhaltende Hitze
, verbunden mit den geringen Niederschlägen, hat dazu geführt, dass wir das Umsetzen vorverlegen mussten“, erklärt Naturschutzbeauftragter Jochen Linner. Auf dem Ruckowitzschachten sei schlicht das Futter langsam aber sicher ausgegangen. Auf dem Hochschachten hingegen gibt es noch genügend.
Jugendliche aus drei Ländern helfen dem Moor
Aufenthalt im Wildniscamp mit Unterstützung des LIFE+ Projekts verknüpft
Das Treffen ist seit Jahrzehnten schon fest eingeplant in den sechs grenzüberschreitenden Nationalparks entlang der tschechischen Grenze. Jedes Jahr treffen sich Jugendliche aus Schutzgebieten in Deutschland, Tschechien und Österreich zum gegenseitigen Austausch. Heuer kamen – unterstützt vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds – 33 Teilnehmer ins Wildniscamp am Falkenstein. Von dort aus half die Gruppe auch bei einer Moorrenaturierung im Rahmen des LIFE+ Projektes mit.
Für die Naturentdecker aus den Nationalparks Thayatal, Podyjí, Sächsische Schweiz, Böhmische Schweiz, Šumava und Bayerischer Wald stand neben Workshops und dem Durchwandern der wilden Landschaften auch anstrengende Arbeit auf dem Programm. Das rund ein Hektar große Hochmoor Rundes Filzel nahe des Grenzübergangs Gsenget galt es zu renaturieren.
Das Moor wurde einst durch Entwässerungsgräben trocken gelegt. „Dadurch wurden hochmoortypische Pflanzen wie Moosbeere oder Wollgras zunehmend verdrängt“, so LIFE+ Projektbetreuerin Claudia Schmidt. Sechs handgebaute Staudämme, die mit einem Sägemehl-Hackschnitzel-Gemisch abgedichtet wurden, sollen diesen Prozess nun langsam rückgängig machen. Neben dem trinationalen Jugendcamp waren dort zuvor auch zwei Seminargruppen mit Teilnehmern am Freiwilligen Ökologischen Jahr aus ganz Bayern im Einsatz. „Alle Freiwilligen waren sehr engagiert und haben viel mehr geschafft als wir zuvor erwartet hatten“, lobt Schmidt.
Die schweißtreibenden Stunden im Moor haben die Jugendgruppe zusammengeschweißt, wie die Rückmeldungen zeigen. „Es war ein unterhaltsames Camp mit einem tollen Programm und tollen Leuten“, sagt etwa Ondrej aus dem Nationalpark Šumava. Camp-Kollegin Louise aus dem Nationalpark Thayatal findet: „Es ist schön, andere Jugendliche mit denselben Interessen kennenzulernen.“ Und Anna aus der Sächsischen Schweiz bilanziert kurz und knapp: „Es war Natur pur.“
Vor allem das tolle Miteinander der Gruppe ist dem Betreuerteam positiv aufgefallen. „In einer Zeit, in der es nicht nur in Europa deutliche Tendenzen zur Abschottung gibt, ist es umso wichtiger, junge Menschen zusammen zu bringen“, meint Wildniscamp-Leiter Achim Klein. Bei den Jugendlichen der Nationalparkregionen habe dies super funktioniert. So sind über die Jahre zwischen den Teilnehmern schon oft grenzüberschreitende Freundschaften entstanden, die immer noch gepflegt werden.
Luchsnachwuchs im Nationalparkzentrum Falkenstein
Anzahl der Jungtiere steht noch nicht fest
Das Luchspaar im Gehege des Nationalparkzentrums Falkenstein hat Nachwuchs. „Ein Jungtier konnte schon von Besuchern und auch von einem Mitarbeiter gesichtet werden“, erklärt Susanne Klett, Tierärztin im Nationalpark. Ob es nur ein Junges oder doch mehrere sind, könne man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht sagen. „Die Mutter versteckt den Nachwuchs noch gut.“
Die Nachricht über den Luchs-Nachwuchs sorgt in der Nationalparkverwaltung für Freude. Die beiden Luchse sind reine Karpatenluchse und „genetisch wertvoll“, so Klett. Die Zucht im Nationalparkzentrum Falkenstein erfolgt im Rahmen des Europäischen Zuchtbuches (ESB).
Ausstellung "Die Schachten im Porträt"
Haus zur Wildnis präsentiert Bilder von Gerhard Steppes-Michel
Imposante Eindrücke der Inseln im Waldmeer, wie die Schachten oft genannt werden, sind ab sofort im Haus zur Wildnis zu sehen. Bis Anfang November werden gut 30 Bilder des Schönberger Malers Gerhard Steppes-Michel unter dem Titel „Verträumte Schachten“ ausgestellt. Schon zur Vernissage war der Andrang mit rund 100 Besuchern erfreulich groß.
„Inzwischen malt Gerhard Steppes-Michel den Wald, seine besonderen Licht-, Schatten- und Farbspiele aber auch den einzelnen Baum in seinen verschiedenen Alterszeiten mit einer Genauigkeit, die ihn zu einem der bedeutendsten Naturmaler machen“, sagte Regierungsvizepräsident a. D. Dr. Heinz Huther bei seiner Laudatio. Alle Darstellungsformen, ob Pastelle, Aquarelle, Federzeichnungen oder Ölbilder seien wahre Meisterwerke.
„Nachdem sich der Nationalpark schon seit langem zusammen mit dem Bayerischen Wald-Verein für den Erhalt der Schachten engagiert, freut es mich besonders, dass sich Gerhard Steppes-Michel mit diesen ganz speziellen Lebensräumen beschäftigt hat – und die beeindruckenden Ergebnisse in einem unserer Häuser zur Schau stellt“, betonte Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. Georg Pletl, Vorsitzender des Wald-Vereins, schloss sich diesem Lob an: „Es ist sehr schön, dass sich ein derart renommierter Künstler mit unseren Schachten auseinandersetzt.“
Jede der alten Waldweiden habe etwas ganz Besonderes, sagte der Maler selbst. „Deswegen habe ich auch keinen Lieblingsschachten. Wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, sieht man überall etwas Schönes.“
Die Ausstellung im Haus zur Wildnis dauert bis November.
Grenzüberschreitende Panoramablicke
Gemeinsamer Kalender der Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava vorgestellt
Schon zum vierten Mal haben sich die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava zusammengetan, um dem größten zusammenhängenden Waldschutzgebiet Mitteleuropas einen Kalender zu widmen. Die Ausgabe für das Jahr 2019 wurde jüngst von den Nationalparkleitern Dr. Franz Leibl und Pavel Hubený vorgestellt. Zu bestaunen gibt’s erstmals imposante Panoramaaufnahmen.
Zu sehen sind beispielsweise verschneite Waldlandschaften, nebelverhangene Täler, rauschende Bergbäche, mystische Moore und ganz viel Ästhetik, die die Natur im Kleinen bereithält. „Die Fotos zeigen eine Welt, in der die Natur den Ton angibt und ihre Gesetze gelten“, so Leibl. Und sein tschechischer Kollege Hubený ergänzt: „Die Wildnis – scheinbar chaotisch – offenbart sich in ihrer ganzen Größe.“
Verkauft wird der Kalender in der Buchhandlung Lang in Freyung sowie in den Läden im Hans-Eisenmann-Haus und im Haus zur Wildnis.
Zudem kann er beim Lichtland Verlag bestellt werden. Der Kaufpreis liegt bei 24,80 Euro.
Luchs-Skulptur am Schloss
Kunstwerk von Nationalpark-Ranger soll Wilderei thematisieren
Aus einem alten Holz-Zugschlitten hat Nationalpark-Ranger Stefan Neuberger einen an die Kette genommenen Luchs kreiert. Das Kunstwerkt wurde nun vor dem Schloss in Ludwigsthal platziert und eingeweiht. Es soll zum Nachdenken über illegale Tiertötungen vor der eigenen Haustür anregen.
Neuberger will die Gäste des Schlosses mit seiner Skulptur, die den Titel „Halbe Freiheit“ trägt, aufrütteln: „Wilderei gibt es nicht nur in Afrika, sondern auch mitten in Deutschland.“ Die ermordete Luchsin Tessa, die bundesweit Schlagzeilen gemacht hat, sei nur eines von vielen traurigen Beispielen dafür.
In seiner Laudatio sagte Nationalpark-Förster Reinhold Gaisbauer, dass es der Luchs nicht nur in jüngster Zeit schwer habe in der Region. „Bereits 1846 galt er in Bayern als ausgerottet.“ Dass mittlerweile wieder rund 60 Tiere durch den deutsch-tschechisch-österreichischen Grenzraum streifen, sei ein Verdienst eines Auswilderungsprojekts der 1980er Jahre im Böhmerwald. „Doch diese Populationsgröße ist langfristig wohl nicht überlebensfähig“, so Gaisbauer.
Als wichtiges Thema bezeichnete auch Schlossherr Franz Henzler, Vorsitzender von Pro-Nationalpark im Zwieseler Winkel, die durch das Werk angesprochene Problematik. Dass Neuberger das Schloss als Standort ausgesucht hat, „macht uns als Verein total stolz“.
Mit Filmen Jugendliche für die Luchsforschung begeistern
Premiere der dreiteiligen Umweltbildungsreihe im Hans-Eisenmann-Haus – Marco Heurich vom Nationalpark einer der Hauptprotagonisten
Woran erkennt man Luchsspuren? Wie kann man Luchse am besten fotografieren? Und welche Spürnase ist nötig, um Luchs-Kot zu finden? Kurze und vor allem knackige Antworten auf all diese Fragen gibt die neue dreiteilige Kurz-Filmreihe „Unterwegs im Luchsrevier“ der Gregor Louisoder Umweltstiftung. Bei den Filmen dreht sich alles um die Luchsforschung im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Premiere fand nun im Hans-Eisenmann-Haus statt.
Mit Tourenski zieht Dr. Marco Heurich, Luchsforscher im Nationalpark Bayerischer Wald, im ersten Teil der Filmreihe durch die verschneiten Wälder des Nationalparks. Denn auch wenn man Luchse nur äußert selten sieht, hinterlassen sie Spuren. Und diese will Heurich finden. Er erklärt, wie man Luchsspuren von denen anderer Tiere unterscheidet und warum die großen Katzen zum Beispiel im Schnee nicht versinken.
Im zweiten Teil wertet Marco Heurich die – wie er es nennt – Selfies aus, die Fotofallen von den Tieren machen. Jeder Luchs hat eine ganz spezielle Zeichnung im Fell. „Und wenn er dann in die Fotofalle geht, können wir ihn identifizieren und die Zahl und Verbreitung der Tiere ermitteln“, erklärt er. 28 erwachsene Luchse und elf Jungtiere konnten vom 1. Mai 2016 bis zum 30. April 2017 in den Nationalparks Bayerischer Wald und Sumava ermittelt werden. „Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Anzahl der beobachteten Tiere leicht erhöht.“
Zur Durchführung eines guten Luchs-Monitorings gibt es jedoch noch eine weitere Vorgehensweise, die im vergangenen Jahr auch im Nationalpark durchgeführt wurde und mit der sich der dritte Teil der Filmreihe beschäftigt. Und hier spielt ein Vierbeiner selbst die Hauptrolle, und zwar Maple, die Hündin von Laura Hollerbach, Wissenschaftliche Projektmanagerin beim Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. Maple ist Detektiv und spürt Luchs-Kot auf, dessen DNA dann im Labor untersucht werden kann.
Am Ende der Film-Vorstellung gab es nicht nur für die beiden Hauptdarsteller Marco Heurich und Laura Hollerbach großen Applaus, sondern auch für den Filmemacher Andreas Kastiunig von Stube1 sowie für Franziska Baur, Fachreferentin der Louisoder Umweltstiftung, Leiterin des gesamten Projektes und Autorin der Drehbücher. Neben den einfachen, leicht verständlichen und dennoch informativen Erklärungen der Hauptdarsteller gibt es in den Filmen tolle Aufnahmen, unterlegt mit pfiffiger Musik. „Mit diesem Film können wir Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sicher für die Luchsforschung begeistern“, sagte Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung. Die Filme sollen faszinieren und die eigene Willensbildung der Kinder und Jugendlichen unterstützen, anstatt zu belehren und ihnen Ideologien aufzudrängen. „Die Reihe ist zum einen als Service für die Umweltbildungsszene gedacht, zum anderen aber auch für das Onlinepublikum.“
Auch Christian Binder, Leiter des Hans-Eisenmann-Hauses, zeigte sich von dem Ergebnis des Projekts begeistert und bat Claus Obermeier um eine Fortsetzung der Reihe. „Wir werden die Filme auch in unserer Waldwerkstatt, die derzeit im Bau ist, zeigen und sie ins laufende Kinoprogramm der Häuser aufnehmen“, so Binder. Laufen sollen die Filme auch bei den NaturVision Filmtagen, die vom 19. bis 21. Oktober in Neuschönau über die Bühne gehen. „Es ist schon eine gewisse Tradition, bei uns im Haus innovative Naturfilme vorzustellen. Von daher freut es mich besonders, dass die Premiere der Luchs-Filme ebenso hier stattfindet.“
Zu sehen sind die Filme auf der Homepage der Gregor Louisoder Umweltstiftung unter www.umweltstiftung.com zu sehen.
Ausstellungsvitrine in der DB-Lounge am Bahnhof in Nürnberg eingeweiht
Werbung für den Bayerischen Wald und für die Glastradition:Miniatur-Glasarche steht am Nürnberger Bahnhof
Sie soll Werbung für den Bayerischen Wald als Natur-, Kultur- und Urlaubsregion machen und über die Glastradition informieren. Die Rede ist von der Vitrine, die in der DB Lounge am Bahnhof in Nürnberg aufgestellt wurde. Zu sehen sind darin drei Miniatur-Exponate, die als Originale in den gläsernen Gärten des Glasmuseums Frauenau stehen, unter anderem die Glasarche.
„Das Thema Glas ist für die Region Bayerischer Wald sehr bedeutend, bis heute gibt es in Frauenau eine kunstvolle Glasproduktion“, sagte Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, bei der Einweihung der Vitrine in Nürnberg. Die Exponate stünden stellvertretend für die beiden großen Themen Holz und Glas, die die Geschichte des Bayerischen Waldes prägten. „Und die Glasarche stellt die Verbindung von Glas und Nationalpark her.“
Herbert Schreiner, Bürgermeister der Gemeinde Frauenau, erklärte, dass die Gläsernen Gärten rund um das Glasmuseum in Frauenau monumentale Glaskunst im Freien bieten. „Wir sind sehr stolz darauf, dass Miniaturen dieser Glasskulpturen in der DB Lounge präsentiert werden.“
Andreas Schneider, Leiter der DB Lounge in Nürnberg, freute sich sehr, dass die Lounge mit Elementen aus dem Fahrziel-Natur-Gebiet Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald gestaltet werden konnte. „Wir haben zirka 800 Gäste täglich, das Interesse an den Ausstellungsstücken ist sehr groß.“ Wie Dr. Kathrin Bürglein, Projektleiterin von Fahrtziel Natur, erklärte, wolle man in der Lounge in erster Linie Bahnreisende, die aus städtischen Zentren kommen, darauf aufmerksam machen, wie schnell und bequem Schutzgebiete, wie zum Beispiel der Nationalpark Bayerischer Wald, mit dem ÖPNV erreichbar sind. Für Renate Cerny, stellvertretende Landrätin aus Freyung-Grafenau, sei das GUTi-Ticket das I-Tüpfelchen der Urlaubsregion Bayerischer Wald, das der Gast inzwischen sehr zu schätzen weiß.
Konzipiert wurde die Glasvitrine von der Nationalpark-Mitarbeiterin Raphaela Holzer, die praktische Umsetzung haben Gabi Zechmann und Karl Friedrich vom Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau übernommen.
Luchsnachwuchs im Nationalparkzentrum Falkenstein
Anzahl der Jungtiere steht noch nicht fest
Das Luchspaar im Gehege des Nationalparkzentrums Falkenstein hat Nachwuchs. „Ein Jungtier konnte schon von Besuchern und auch von einem Mitarbeiter gesichtet werden“, erklärt Susanne Klett, Tierärztin im Nationalpark. Ob es nur ein Junges oder doch mehrere sind, könne man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht sagen. „Die Mutter versteckt den Nachwuchs noch gut.“
Die Nachricht über den Luchs-Nachwuchs sorgt in der Nationalparkverwaltung für Freude. Die beiden Luchse sind reine Karpatenluchse und „genetisch wertvoll“, so Klett. Die Zucht im Nationalparkzentrum Falkenstein erfolgt im Rahmen des Europäischen Zuchtbuches (ESB).
Drei junge Falken fliegen im Höllbachgespreng aus
Brut war erfolgreich – Sperrung des Wanderweges im Höllbachgespreng ab 23. Juni aufgehoben
Schon Anfang Mai war die Freude in der Nationalparkverwaltung groß, als feststand, dass ein Wanderfalkenpaar im Höllbachgespreng brütet. Nun gibt es eine weitere gute Nachricht zu vermelden. „Mitarbeiter von der Wacht konnten beobachten, dass drei junge Falken aus dem Nest ausgeflogen sind“, berichtet Jochen Linner, Naturschutzbeauftragter des Nationalparks Bayerischer Wald. „Das ist eine tolle Nachricht, gerade vor dem Hintergrund, dass die Bruten am Kleinen Falkenstein und am Rachel höchstwahrscheinlich ausgefallen sind.“
Wem Linner in diesem Zusammenhang ganz besonders danken möchte, sind die Wanderer. „Um den Falken die Chance auf eine erfolgreiche Brut zu geben, haben wir den Wanderweg durch das Höllbachgespreng in diesem Jahr deutlich länger gesperrt.“ Dies war nötig, denn anders als in den Vorjahren haben sich die Vögel in diesem Jahr in einem Horst niedergelassen, der in unmittelbarer Nähe des Wanderwegs liegt. „Das Risiko, dass die Falken durch Störungen von Menschen die Aufzucht der Jungtiere vernachlässigen und diese dadurch sterben, war zu groß“, so Linner. Letztendlich habe die Sperrung etwas Positives hervorgebracht, und zwar die drei jungen Falken. „Möglich wurde das unter anderem auch durch das Verständnis der Wanderer, die sich an die Betretungsregelung gehalten haben.“
Um die Falken und den Bruterfolg verfolgen zu können, haben Ranger der Wacht den Horst in regelmäßigen Abständen beobachtet. Auch Mitarbeiter des Landesbundes für Vogelschutz sind immer mit eingebunden. „Allerdings sind sie dabei sehr vorsichtig vorgegangen, um die Vögel nicht zu stören“, sagt Linner. Letztendlich konnte vor knapp zwei Wochen beobachtet werden, wie drei Jungvögel ausgeflogen sind. Daher kann die Sperrung des Wanderwegs durch das Höllbachgespreng am Samstag, 23. Juni, aufgehoben werden. Wanderer können dann auch wieder über diesen Abschnitt den Falkenstein erreichen.
In diesem Zusammenhang weist Linner noch einmal auf das Wegegebot hin, das in Teilen des Nationalparks gilt. „Zum Schutz gefährdeter Arten ist ein Verlassen der markierten Wege im Kerngebiet nicht gestattet.“ Auch in anderen Bereichen des Nationalparks gebe es Brutplätze. Hier handle es sich vor allem um die Lebensräume des Auerhuhns oder um Moore. „Die Wanderer können durch ihr Verhalten dazu beitragen, dass wir den Tieren eine Chance geben, ihren Nachwuchs groß zu ziehen.“ Knapp 60 Prozent der Nationalparkfläche sind allerdings ganzjährig betretbar.
Nationalpark-Tierpfleger wird zum Lebensretter
Andreas Hackl spendet für Leukämie-Patienten Stammzellen - „Jeder sollte sich typisieren lassen“
Es ist das größte Geschenk, dass er jemals einem Menschen machen wird. „Dieser kleine Beutel voll Blut.“ Darin ist sich Andreas Hackl sicher. Der 38-jährige Tierpfleger, der beim Nationalpark Bayerischer Wald arbeitet, ist zum Lebensretter geworden. Er hat einem unbekannten Leukämiepatienten Stammzellen gespendet.
Andreas Hackl ist früh morgens im Tier-Freigelände des Nationalparks bei Altschönau unterwegs. Gerade hat er der Bärenfamilie ihr Futter gebracht. Hühner, Äpfel und Salat. Nun geht es weiter zu den Wisenten. Der 38-Jährige macht mit der Schaufel und dem Schubkarren ganz absichtlich etwas Lärm. „Dann wissen die Tiere, dass ich da bin und dass es Frühstück gibt“, sagt er. Und nur wenige Minuten später stehen die großen Rinder vor ihm und warten am Eingangstor zu ihrem Futterplatz, bis alles ausgemistet ist und sie hineindürfen. Andreas Hackl, der in Kapfham im Landkreis Freyung-Grafenau lebt, ist gut gelaunt. Man sieht ihm nicht an, dass er vor zehn Tagen um diese Zeit nicht seinen Dienst im Nationalpark getan hat, sondern in der Klinik in München lag. Nicht weil er krank war, sondern um Leben zu retten.
2015 hat sich Andreas Hackl typisieren lassen. Damals war eine Bürgerin aus seiner Heimatgemeinde Mauth an Leukämie erkrankt. Er wollte helfen, es war selbstverständlich für ihn, da hin zu gehen. Als Spender kam er damals nicht in Frage. „Dass ich nun drei Jahre später für einen Patienten ausgewählt werde, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, erzählt er. Als der entsprechende Brief von der Stiftung „Aktion Knochenmarkspende Bayern“ kam, musste er erst mal schlucken. Und überlegen. „Aber dann stand relativ schnell fest, dass ich es machen werde.“ Rückhalt hat er bei dieser Entscheidung von seiner Frau Petra und seiner siebenjährigen Tochter Pia bekommen. „Sie waren dafür und haben mich unterstützt.“
Und diese Unterstützung war auch nötig. Denn die Vorbereitung auf eine Stammzellenspende ist aufwändig. Einen Tag lang wurde Andreas Hackl in der Klinik in Gauting untersucht. Danach bekam er eine Kühltasche voller Spritzen mit nach Hause. Fünf Tage lang musste er sich dreimal täglich eine Injektion in den Bauch geben. „Für mich war das schon eine Herausforderung, ich geh ja schon ungern zur Blutentnahme“, sagt Andreas Hackl. Darüber hinaus hat das Medikament, das ganz einfach gesagt die Stammzellen anregt, in die Blutbahn zu treten, Nebenwirkungen. „Am zweiten Tag hatte ich eine Grippe, wie ich sie noch nie erlebt habe“, erinnert er sich. Mit Fieber und Knochenschmerzen. „Es war ein seltsames Gefühl, weil im Kopf ist man ja kerngesund.“
Und dennoch würde Andreas Hackl all dies noch einmal auf sich nehmen. „So schlimm, wie ich es mir aufgrund von Erfahrungsberichten vorgestellt habe, war es nicht.“ Die Entnahme selbst fand im Roten Kreuz Haus in München statt und war innerhalb von drei Stunden vorbei. „Es ist wie eine Dialyse. Das Blut wird abgenommen, in einer Zentrifuge werden die Stammzellen herausgefiltert, dann wird das Blut dem Spender wieder zugeführt.“
Wem er seine Stammzellen gespendet hat, weiß der Tierpfleger nicht. „Ich darf nach sechs Monaten fragen, wie es dem Patienten geht.“ Nach zwei Jahren besteht die Möglichkeit, sie oder ihn kennenlernen – wenn dies auch von der anderen Seite gewünscht ist. „Und darauf hoffe ich“, sagt Andreas Hackl, dem noch etwas auf dem Herzen liegt. „Jeden kann Leukämie treffen. Dann ist man um einen Spender froh. Daher sollte sich auch jeder typisieren lassen.“
Hightech-Drohnen haben Borkenkäfer im Visier
Internationales Projektteam will Methode zur Früherkennung von befallenen Fichten entwickeln: Drohnen sollen vom Borkenkäfer befallene Fichten suchen.
Vögel zwitschern. Schmetterlinge flattern zwischen jungen Bäumchen, mächtigen Giganten und mit Pilzen überwucherten Totholzstämmen umher. Im Hintergrund macht sich noch das Rauschen eines Bergbaches bemerkbar. Die urwaldähnliche Stimmung wird nur von einem mechanischen Dröhnen durchbrochen, das sich plötzlich vom Waldboden gen Himmel ausbreitet. Verantwortlich dafür ist eine Hightech-Drohne. Ihr Auftrag: Nach mit Buchdruckern befallenen Fichten suchen. Der Feldversuch in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava soll dabei helfen, künftig in Wirtschaftswäldern und im Randbereich des Nationalparks ein kostengünstiges Management des in ganz Eurasien verbreiteten Buchdruckers – einem Borkenkäfer – zu ermöglichen.
Koordiniert wird das internationale Projekt mit dem Namen BarkBeeDet – was für bark beetle detection, also Borkenkäfererkennung, steht – vom Institut für angewandte Informatik am Technologie Campus in Freyung. Ziel der grenzüberschreitend tätigen Arbeitsgruppe, der auch Forscher der Universität Budweis sowie der beiden Nationalparkverwaltungen angehören, ist es, mit Borkenkäfern befallene Bäume möglichst frühzeitig erkennen zu können.
In den Naturzonen der Großschutzgebiete dürfen die Insekten als natürlicher Bestandteil der Fauna die Walddynamik beeinflussen und so als Motor der Biodiversität wirken. In fichtendominierten Wirtschaftswäldern sind Buchdrucker jedoch ein Problem. Massenvermehrungen der kleinen Tierchen sorgen Jahr für Jahr für enorme wirtschaftliche Schäden. In der ungestörten Nationalparkumgebung soll nun ein Rezept dagegen entwickelt werden. Die Wissenschaftler setzen dabei auf die Hilfe spezieller Hyperspektral- und Thermalkameras sowie auf Laserscanner.
Die eingesetzte Technik soll aus der Luft erkennen, wann Borkenkäfer eine Fichte besiedelt haben. Dafür erfassen die an den Drohnen angebrachten Messsysteme spektrale Daten, also Bereiche des Lichts, die für das menschliche Auge nicht erkennbar sind, aber sehr viel über den Zustand von Pflanzen verraten können. So lassen sich nicht nur sehr genaue 3D-Modelle von Waldstücken anfertigen, sondern auch detaillierte Analysen einzelner Bäume. Die eingesetzten Hyperspektralkameras stellen das Licht zum Beispiel nicht wie üblich in drei, sondern in über 125 verschiedenen Farben dar, was eine sehr feine Abstufung des von den Pflanzen reflektierten Sonnenlichts ermöglicht. Diese genaue Unterscheidung soll letztendlich auch die Erkennung eines Buchdruckerbefalls mit ermöglichen.
Bisher können von den Insekten befallene Bäume aus der Luft mit herkömmlichen Kameras erst in einem sehr späten Befallsstadium erkannt werden – durch die dann verfärbten Kronen. Zur effektiven Eindämmung eines Befalls in Wirtschaftswäldern sollte dieser aber sehr frühzeitig entdeckt werden, damit die besiedelten Fichten schnell aus dem Bestand entfernt werden können. Eine schnelle Erkennung des Borkenkäferbefalls ist derzeit aber nur durch rechtzeitige Erfassung des herabfallenden Bohrmehls am Fuß des Baumstammes möglich. Dies ist jedoch sehr zeit-, personal- und somit kostenintensiv. Wird die Bohrmehlkontrolle nur stichprobenartig erledigt ist sie zudem sehr fehleranfällig.
Die aktuelle von der EU mit Interreg-Mitteln geförderte Forschung soll diese Probleme aus der Welt schaffen. Die Forscher wollen durch den Drohneneinsatz einen Weg finden, möglichst frühzeitig, flächendeckend und günstig Borkenkäferflächen zu identifizieren.
Das Forschungsprojekt wird voraussichtlich bis Mitte 2020 andauern. Bis dahin werden auf zwei je einen Hektar großen Testflächen im Nationalpark Bayerischer Wald und im Nationalpark Šumava intensiv Daten gesammelt. Die Drohnen sind dafür schwerpunktmäßig von Mai bis Juli im Einsatz. Um aussagekräftiges Material zu sammeln, wird nach Möglichkeit sogar mehrmals täglich geflogen. Nur so kann der Verlauf der Buchdruckerbesiedlungen exakt analysiert werden.
Auch in El Salvador soll es bald Junior Ranger geben
Besuch aus dem Partner-Nationalpark Montecristo - Umweltbildung und Tourismuskonzepte begeistern die Gäste
Der Austausch zwischen dem Nationalpark Bayerischer Wald und dem Nationalpark Montecristo in El Salvador, der Teil des trinationalen Biosphärenreservats Trifinio Fraternidad ist, geht in die nächste Runde. Nachdem Ende vergangenen Jahres die Bayerwäldler 10 000 Kilometer nach Zentralamerika geflogen sind, folgte nun ein fast zweiwöchiger Gegenbesuch. In dieser Zeit bekamen die Gäste viele Informationen zu den Themenbereichen Forschung, Tourismus und Regionalentwicklung, Umweltbildung sowie Besucherlenkung im Nationalpark Bayerischer Wald.
Idalma Marilu Aldana ist eine der fünf weitgereisten Gäste. Sie arbeitet im Nationalpark Montecristo im Umweltbildungsbereich. An diesem Morgen werden sie nach der Übernachtung im Jugendwaldheim bei Glashütte von Ranger Mario Schmid abgeholt. Die beiden vorhergehenden Tage hat er die Gruppe bereits betreut und ihnen die Arbeit der Nationalparkwacht und der Junior Ranger näher erläutert. Nun steht eine Wanderung von der Hirschbachschwelle über das Zwieselter Filz zum Hochschachten auf dem Programm.
Doch zuerst heißt es Koffer in die Shuttle-Busse schleppen. An dem von Idalma Marilu Aldana hängt ein Feuerwehrhelm. Den hat sie bei ihrem Besuch hier im Bayerischen Wald geschenkt bekommen, erzählt sie. Denn in El Salvador kann der Helm nützlich werden. „Unser Nationalpark ist ein Trockenwald, Feuer ist eine der großen Gefahren.“ Aber bei ihrem Aufenthalt im Nationalpark Bayerischer Wald spielen andere Themen eine Rolle. Deshalb setzt sie lieber die Kappe der Junior Ranger auf.
Mario Schmid hat sie den Besuchern geschenkt. Zusammen mit den Junior Rangern hat er den Gästen gezeigt, welche Aktionen im Rahmen dieses Programms durchgeführt werden, wie zum Beispiel die Betreuung von Infoständen, kleinere Arbeitseinsätze im Gelände sowie Exkursionen. „Wir haben aufgezeigt, wie wir nicht nur Kinder, sondern auch deren Eltern für den Nationalpark begeistern können“, erzählt Schmid. Und mit dem Thema stößt er bei den Gästen auf großes Interesse. Wie Idalma Marilu Aldana erzählt, ist die Akzeptanz von Nationalparken in der Bevölkerung auch in El Salvador ein großes Thema. Daher steht fest, dass sie die Gründung von Junior Rangern auch in ihrer Heimat anregen will. „Ich bin beeindruckt, wie die Ranger hier auf die Kinder zugehen und sie motivieren“, schwärmt Idalma Marilu Aldana. Begeistert waren die Gäste auch vom touristischen Konzept in den Besucher-Infozentren. „Wir nehmen viel an Wissen mit nach Hause.“
Doch nicht nur Wissen und Ideen hatten die El Salvadorianer bei ihrer Abreise im Gepäck, sondern auch Spenden und Geschenke. Von der Louisoder Umweltstiftung erhielten sie Zelte mit Platz für 30 Schüler, die für umweltpädagogische Programme verwendet werden sollen. Überreicht wurden diese von Dr. Franz Leibl, dem Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, im Rahmen eines geselligen Abends. „Wir freuen uns, dass die Partnerschaft zu einem regen Austausch führt und wir nicht nur unsere Erfahrung weitergeben können, sondern auch wertvolle Impulse erhalten.“ Von Lusenwirt Heinz Duschl bekamen die Gäste aus Zentralamerika eine Spende in Höhe von 850 Euro. Der Betrag stammt aus dem Erlös, den der Lusenkalender 2017 erbracht hat, und soll ebenfalls für umweltpädagogische Zwecke verwendet werden. Vorgestellt wurde in diesem Rahmen auch die Spendenbox für das trinationalen Biosphärenreservats Trifinio Fraternidad, die im Haus zur Wildnis in Ludwigsthal aufgestellt ist. Finanziell unterstützt wurde die Reise auch von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, die die Flugkosten übernommen hat.
Das nächste Treffen ist für November dieses Jahres geplant. Dann wird Umweltbildungsreferent Lukas Laux in El Salvador einen Workshop durchführen.
Neben den Besuchern aus El Salvador konnte zeitgleich auch eine Gruppe aus dem Sharri National Park, der im Kosovo liegt, begrüßt werden. Die Mitarbeiter des Nationalparks Bayerischer Wald stellten den Gästen derzeit laufende Maßnahmen vor, wie zum Beispiel aus dem Bereich der Forstwirtschaft oder des Wildtiermanagements, und führten die Gruppe auch ins Gelände.
Nationalpark stellt Dog-Stations auf
Im Waldspielgelände und in den Nationalparkzentren gibt es nun Entsorgungsmöglichkeiten – Aufklärungsaktion über Hundekot
„Müll aus – Natur an“ – unter diesem Motto hat der Nationalpark Bayerischer Wald Ende April eine neue Kampagne zur Abfallvermeidung gestartet. In den nächsten zwei Jahren sollen die Besucher dafür sensibilisiert werden, ihren Müll wieder mit nach Hause zu nehmen und dort zu entsorgen. Die erste Aufklärungsaktion richtet sich an Hundebesitzer.
„Wir mussten in den vergangenen Jahren feststellen, dass die Verschmutzung bei uns im Nationalpark durch Hundekot immer schlimmere Dimensionen annimmt“, erklärt Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Es sind nicht so sehr die Hundekothaufen, die am Weg liegen gelassen werden, sondern vor allem die Hinterlassenschaften, die im Hundekotbeutel verschwinden und dann verpackt in der Natur zurückgelassen werden. So landen jährlich Unmengen von Plastik in der Natur des Nationalparks. „Hundekot braucht etwa drei Monate, bis er abgebaut ist. Im weggeworfenen Plastikbeutel sogar noch länger – selbst wenn der Beutel biologisch abbaubar ist“, so Leibl. Außerdem sei es nicht hinnehmbar, wenn zum Beispiel Kinder im Waldspielgelände beim Herumtollen in einen Hundehaufen steigen. „Dem wollen wir nun entschieden entgegentreten.“
Um diesem Negativ-Trend entgegen zu wirken, hat die Nationalparkverwaltung daher in den stark frequentierten Bereichen Dog-Stations aufgestellt. In den Nationalparkzentren Lusen bei Neuschönau und Falkenstein bei Ludwigsthal mit den Tier-Freigeländen sowie im Waldspielgelände Spiegelau bei Spiegelau können Hundebesitzer den Kot ihrer Tiere entsorgen, Beutel müssen selbst mitgebracht werden.
In den restlichen Bereichen des Nationalparks können vor allem aus logistischen Gründen keine Dog-Stations angeboten werden. Dort seien die Besucher daher aufgefordert, die gefüllten Hundekotbeutel mitzunehmen und zu Hause zu entsorgen. Notfalls könne der Hundekot – aber bitte ohne Beutel – auch etwas abseits der Wege im Wald verbleiben.
Um auf die Aktion hinzuweisen, verteilt die Nationalparkverwaltung bei den Partner-Betrieben, in denen Hunde übernachten dürfen, bei Tier-Fachgeschäften sowie in allen Nationalparkeinrichtungen braune Postkarten mit der Aufschrift „#verkackt“. Außerdem hängen dort auch große Plakate, die auf die Müll-Kampagne aufmerksam machen und dazu Informationen geben. Mehr zu dem Thema gibt es auf der Homepage des Nationalparks unter www.nationalpark-bayerischer-wald.de.
„Der Frühling beginnt drei bis vier Wochen eher“
Seit 1970 misst der Nationalpark in Waldhäuser sämtliche Klimadaten – April und Mai 2018 deutlich zu warm
Ein bisschen Tau liegt noch auf den Wiesen im Bergdorf Waldhäuser. Doch die morgendlichen Temperaturen lassen schon vermuten, dass es ein besonders warmer Tag wird im Nationalpark Bayerischer Wald. Das ist jedoch keine Ausnahme mehr, wie die Auswertungen der nationalparkeigenen Klimastation zeigen. „Der Frühling beginnt drei bis vier Wochen eher“, fasst Forscher Claus Bässler den Trend der vergangenen Jahre zusammen. Das belegen auch die aktuellen Zahlen. Im April 2018 lag die Durchschnittstemperatur bei 11,4 Grad, im Mai 2018 bei 12,8 Grad. Die Mittelwerte der Jahre 1972 bis 2001 weisen für April nur 4,4 Grad aus, im Mai zumindest 10,0 Grad. „Wir lagen heuer also stolze sieben beziehungsweise knappe drei Grad über einst normalen Werten.“
Seit Gründung des Nationalparks 1970 werden Klimadaten erfasst – neben den Temperaturen zum Beispiel Niederschlagsmengen, Windgeschwindigkeiten, Schneehöhen sowie phänologische Beobachtungen wie Blattaustrieb oder Beginn der Laubverfärbung. Gewartet wird die Anlage auf 940 Metern über dem Meeresspiegel von einem vierköpfigen Mess-Team, zu dem auch Ludwig Höcker gehört. Viele Parameter werden mittlerweile schon automatisiert generiert, doch es gibt auch noch Dinge, die manuell abgelesen werden. „Wir schauen etwa täglich, wie viel es geregnet hat“, so Höcker. Im Winter müssen Schneehöhe und –dichte bestimmt werden.
Die gesammelten Werte landen schließlich bei Bässler und seinen Kollegen. „Dank dieser langfristigen Messreihen können wir ganz genau sagen, wie sich das Klima in unserem Mittelgebirge verändert und welche Auswirkungen dies für die Waldstruktur sowie die Biodiversität mit sich bringt“, erklärt der Wissenschaftler. Besucher des Parks konnten in den vergangenen Jahren beispielsweise beobachten, dass Buchen mittlerweile viel eher austreiben. „Dieses Jahr war es dann sogar so warm, dass die Laubbäume im gesamten Park nahezu gleichzeitig in saftiges Grün getaucht waren, egal ob in den Tälern oder in den Höhenlagen“, berichtet Bässler. „Der Regelfall war bisher eher, dass dies über zwei, drei Wochen zeitversetzt von unten nach oben abläuft.“
Die Erwärmung birgt jedoch auch einige Gefahren. „Gerade hochmontane Arten wie die Bergglasschnecke, die Ringdrossel oder der Siebenstern geraten zunehmend unter Druck. Wird es noch wärmer, haben wir wohl nicht mehr genügend Lebensraum für diese eher kälteliebenden Tiere und Pflanzen.“ Betroffen sind aber auch Fichten. Schließlich gehen die erhöhten Temperaturen mit häufiger auftretenden Phasen der Trockenheit einher, was bei den Nadelbäumen erhöhten Stress auslöst und sie auch anfälliger für Borkenkäferbefall macht. Im April gab es etwa in Waldhäuser nur sieben Regentage, der Mittelwert liegt bei 16,4. Deswegen muss im Bayerwald immer häufiger von Dürrephasen gesprochen werden – ein Problem, welches die Bodenbeschaffenheit noch verstärkt. „Selbst wenn es bei uns mehr regnet als zum Beispiel in Brandenburg, sind unsere Böden so durchlässig, dass das Wasser eben auch schnell wieder weg ist“, sagt Klimaforscher Bässler.
Die veränderten Bedingungen sorgen letztlich dafür, dass sich sämtliche Artengemeinschaften in Deutschlands ältestem Nationalpark ständig reorganisieren müssen. Eine Entwicklung, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Denn: „Aktuell nehmen wir das Klima als extrem wahr, in Zukunft werden solche Werte wie eben nun im April oder Mai aber die Regel werden“, betont Bässler.
Nationalparkwasser auf Leinwand gebannt
Filmemacher Heiko Knauer hat das kühle Nass im Schutzgebiet ein Jahr lang begleitet
„Eine bessere Wasserqualität als bei uns im Nationalpark Bayerischer Wald werden sie in Bayern kaum woanders finden“, sagte Nationalparkleiter Franz Leibl jüngst bei einer besonderen Filmpremiere im Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal. Im Vordergrund stand dabei das kühle Nass, welches sich auf über 700 Kilometern in Bachbetten durch das Schutzgebiet schlängelt. Ein Jahr lang hat Filmemacher Heiko Knauer aus Simbach am Inn und sein Team das Bayerwald-Wasser begleitet. Herausgekommen sind 22 Minuten Wildnis auf Leinwand gebannt.
„Umso schmackhafter man den wilden Wald zeigen kann, umso besser ist sein Schutz verständlich“, so Knauer. Deswegen werden die Zuschauer immer von einer Tierart durch die vier Jahreszeiten geführt. Schwarzstorch, Fischotter, Mühlkoppe und Wasseramsel geben einen tiefen Einblick in ihr Leben und ihre hohen Lebensraumansprüche. „Allein wenn ich daran zurückdenke, dass ich sieben Tage gebraucht habe, um die Wasseramselaufnahmen im Kasten zu haben, wird klar, wie viel Platz diese Vögel brauchen“, berichtete Knauer.
Um den Anforderungen der teils gefährdeten Arten wieder gerecht zu werden, läuft im Nationalpark Bayerischer Wald seit 2015 ein von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds finanziertes LIFE+ Projekt, welches sich die Revitalisierung von Lebensräumen zur Aufgabe gemacht hat. „So konnten wir zum Beispiel sechs Kilometer Wildbachstrecke wieder durchgängig und somit dynamisch machen“, erklärte Leibl. Auch diese wichtige Naturschutzarbeit wird in Knauers Werk thematisiert.
Abgerundet wird der Film von einem emotionalen Sprechertext nebst fließender Klaviermusik. Diese stammt von der Österreicherin Julia Reschenhofer, die die bewegten Bilder bei der Premiere live am Piano begleitete. Der fertige Film wird demnächst in den Kinos vom Haus zur Wildnis sowie vom Hans-Eisenmann-Haus zu sehen sein. In wenigen Wochen wird er zudem im Internet veröffentlicht. Anschauen lohnt auf jeden Fall, wie LIFE+ Projektbetreuerin Claudia Schmidt findet: „Man bekommt richtig Lust, das tolle Wasser draußen selbst zu erleben.“
Den Urwald-Käfer in der Badewanne gefunden
Entdeckung von Nationalpark-Mitarbeiter Thomas Michler – Bindiger Schnellkäfer steht auf der roten Liste
100 Jahre lang war er so gut wie nicht auffindbar – und dann krabbelte er bei Thomas Michler, pädagogischer Mitarbeiter des Nationalparks Bayerischer Wald, in der Badewanne herum. Die Rede ist von dem höchst seltenen Bindigen Schnellkäfer (Danosoma fasciata). Was sich banal anhört, ist für die Forscher eine kleine Sensation und ein Erfolg zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
„Der Bindige Schnellkäfer steht auf der roten Liste und konnte zwischen 1905 und 2006 – also gut 100 Jahre lang - nicht mehr nachgewiesen werden“, erklärt Prof. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. 1905 wurde das zirka ein Zentimeter große Insekt von dem Käferforscher Franz Hennevogl am „Fuße des Lusens“ gefunden – so beschreibt es dieser in seinem Beitrag „Zur Käferfauna des Böhmerwaldes“. „Den nächsten Nachweis hatten wir erst wieder im Jahr 2006“, berichtet Müller. Seitdem konnte der Bindige Schnellkäfer zwar immer wieder vereinzelt im Gebiet zwischen Lusen und Rachel gefunden werden. „Dass wir nun ein Exemplar in einem Wohnhaus haben, das nicht einmal direkt im Nationalparkgebiet steht, ist schon etwas ganz Besonders.“
Der Bindige Schnellkäfer fühlt sich im Fichtentotholz wohl, seine Larven entwickeln sich nur dort. Die vielen abgestorbenen Fichten, die im Altgebiet des Nationalparks zu finden sind, bieten ihm einen idealen Lebensraum. „Es ist eine tolle Entwicklung. Wir können nun immer häufiger Arten, von denen wir schon fast vermutet haben, dass sie ausgestorben sind, nachweisen“, schwärmt Jörg Müller. „Die Strategie, die Natur sich selbst zu überlassen, geht auf und fördert den Erhalt der Biodiversität.“
Auch Thomas Michler hat sich sehr darüber gefreut, dass der Urwald zu ihm ins Haus gekommen ist. Dass sich der seltene Gast ausgerechnet dort wohl gefühlt hat, dafür hat er auch eine Erklärung: „Hinter unserem Haus lagerte gut zehn Jahre ein meterhoher Stoß aus starkem Fichtenholz, das größtenteils schon ziemlich verfault war“, so Michler. „Die trockenen Stämme haben wir nach und nach als Brennholz ins Haus geholt. Daher gehe ich davon aus, dass wir ihn übers Brennholz ins Haus geholt haben.“
Dass Thomas Michler und seine Lebensgefährtin Julia Herzig auch gleich die Art des Insekts bestimmen konnten, ist einem weiteren glücklichen Umstand geschuldet. „Ich bin ja kein Forscher und kenne nun auch nicht jede Art“, erzählt der Pädagoge. Aber 2015 hat er das Kinderbuch „Die wilden 14 - Die unglaubliche Reise der Urwaldkäfer im Bayerischen Wald“ geschrieben. In dieser Geschichte machen sich elf kleine Krabbelkäfer auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Dabei treffen sie auch auf den „berühmten Käfer, den seit 100 Jahren niemand mehr gesehen hat“ und „über den jedes Käferkind schon in der Schule lernt“. „Wir haben den Bindigen Schnellkäfer in dem Buch mit weißem Bart illustriert, mit einer Blindenbinde und am Krückstock gehend – um sein 100-jähriges Verschwinden deutlichen zu machen“, erzählt Michler. Auch die goldenen Härchen, die typisch für das Insekt sind, sieht man auf dem Bild im Buch. „Und daran haben wir ihn dann erkannt.“
Die Storchendame ist Grafenau treu geblieben
Weibchen brütete schon 2017 auf dem Dach der Nationalparkverwaltung
Sie ist ihrem Standort treu geblieben: Die Storchendame, die derzeit im Nest auf dem Gebäude der Nationalparkverwaltung in Grafenau brütet, ist das gleiche Weibchen, das auch schon im vergangenen Jahr da war. Arne Heinrich, der ein freiwilliges ökologisches Jahr im Nationalpark Bayerischer Wald leistet, ist es gelungen, die Ringnummer H2555 DEH abzulesen. „Das Storchenweibchen wurde 2004 in Gallin im Landkreis Wittenberg – das liegt zwischen Berlin und Leipzig - beringt“, erklärt Lukas Laux, Leiter der Umweltbildung. „Es freut uns, dass das Storchenweibchen wieder nach Grafenau zurückgekommen ist und das Nest besetzt hat.“ Zum Storchenmännchen gibt es keine Informationen. Der Vogel ist nicht beringt.
Nun heißt es abwarten, ob sich bei Familie Adebar tatsächlich auch Nachwuchs einstellt. Wie die Dokumentationen von Lukas Laux zeigen, hat das Storchenweibchen im vergangenen Jahr zwischen dem 22. und 25. April Eier gelegt, die Jungen sind dann am 21. und 22. Mai geschlüpft. „Das Weibchen sitzt zwar beharrlich im Nest. Ob dort auch ein Gelege ist, wissen wir jedoch nicht“, so Laux. „Bis jetzt konnten wir noch keine Eier sehen.“ Nach den für Mai doch eher ungewöhnlich heißen Temperaturen in den vergangenen Tagen könne es jedoch auch sein, dass die Störche die Eier abdecken. Wer über die Storchenkamera auf der Homepage des Nationalparks (www.nationalpark-bayerischer-wald.de) Beobachtungen dazu macht, kann dies gerne der Nationalparkverwaltung melden.
In der Waldwerkstatt wird schon fleißig gewerkelt: Umbau soll Mitte 2019 abgeschlossen sein
Hans-Eisenmann-Haus bekommt Bereich für Kinder und Jugendliche
Der Startschuss für den Umbau des Hans-Eisenmann-Hauses ist gefallen, die ersten Bauarbeiten zur Errichtung der Waldwerkstatt haben begonnen. „Wir sind froh, dass wir mit unserem Projekt nun endlich starten können“, sagt Christian Binder, Leiter des Hans-Eisenmann-Hauses. „Wir wünschen uns schon lange einen Bereich, in dem Kinder spielen, forschen und entdecken können.“ Bis Mitte des Jahres 2019 soll - wenn alles nach Plan verläuft - das EU-Projekt realisiert sein.
Christian Binder und die Projektkoordinatorin Lisa Ornezeder besichtigen einen Tag nach Beginn der Bauarbeiten den Bereich im Obergeschoss, in dem die Waldwerkstatt entstehen soll. Bisher wurde die Fläche gegenüber vom Kinosaal für Wechselausstellungen genutzt. Statt der Kunst geben hier künftig die Kinder den Ton an. Innerhalb eines Tages wurde bereits eine Wand eingezogen und eine neue Tür gesetzt. „Wir haben die Baustelle außerdem mit einer Staubschutzwand vom Hauptgebäude abgetrennt“, sagt Christian Binder. „Dennoch wird es in den kommenden Monaten für unsere Gäste immer wieder zu Unannehmlichkeiten wie Lärm oder Staub kommen.“ Bis zum Sommer dieses Jahres soll der Umbau des Gebäudes dann vollzogen sein. „Neben neuen Durchgängen und neuen Fenstern wird ein Teil der Außenfassade umgestaltet“, so Binder. Nötig seien außerdem eine neue Brandschutz- und Einbruchmeldeanlage. „Wenn diese Technik eingebaut wird, müssen wir die Ausstellung eine Woche schließen.“ Wann, stehe noch nicht fest. Aber der Termin werde frühzeitig bekannt gegeben.
Im Herbst 2018 soll dann mit dem Aufbau der Waldwerkstatt begonnen werden. Herzstück ist der nachgebaute Lusen, auf den die Kinder klettern können und bei dem es viel zu entdecken gibt. Außerdem wird es einen Arbeitsbereich geben, der für Bastel- und Werkarbeiten genutzt werden kann. Themenboxen erklären die Abläufe im Nationalpark. „Die Waldwerkstatt nutzen wir für unser Umweltbildungsprogramm, das sich vor allem an Schulklassen richtet. Der Raum steht aber auch den Individualbesuchern zur Verfügung“, so Lisa Ornezeder. „Kinder und Jugendliche können hier spielerisch die Natur begreifen lernen.“ Wie schon die Ausstellung ist auch die Waldwerkstatt dreisprachig gehalten. „Damit denken wir vor allem an unsere tschechischen Gäste, die von Jahr zu Jahr mehr werden.“
Möglich macht den Bau der Waldwerkstatt ein gemeinsames Projekt mit dem Nachbar-Nationalpark Sumava. In Kasperske Hory wird in einem neuen Gebäude ebenfalls eine Waldwerkstatt errichtet. „Der Schwerpunkt liegt hier aber nicht wie bei uns auf der ökologischen Wertschätzung, sondern auf dem Kennenlernen des Kulturerbes im Böhmerwald“, erklärt Binder. Die Europäische Union fördert die rund 1,3 Millionen Euro teure Maßnahme zu 85 Prozent mit Mitteln aus dem Interreg-Programm, welches grenzüberschreitende Kooperationen von EU-Ländern unterstützt.
Nachdem der Bau der Waldwerkstatt im Hans-Eisenmann-Haus schon sehr lange im Gespräch ist und bisher wegen fehlender Finanzmittel nicht realisierbar war, freut sich auch Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, dass Dank der Interreg-Fördergelder ein Bereich, zugeschnitten auf die Interessen von Kindern und Jugendlichen, gebaut werden kann. „Das ist eine große Bereicherung für das Hans-Eisenmann-Haus und komplettiert das Angebot für unsere Besucher.“
Müll aus – Natur an
Nationalpark startet Kampagne zur Abfallvermeidung – Mitarbeiter machen bei Aktionstag den Anfang
Über eine Million Besucher kommen jährlich in den Nationalpark Bayerischer Wald, um seine einmalige Natur zu genießen. Viele der hier lebenden Tiere, Pflanzen und Pilze sind nicht nur sehr selten, sondern auch sehr empfindlich. Daher ist es besonders wichtig, dass Müll jeglicher Art nicht leichtfertig im Wald entsorgt wird. Leider passiert das immer noch viel zu oft. Müll aus – Natur an lautet nun das Motto der neuen Kampagne zur Abfallvermeidung.
Vor allem vier Müllarten finden Nationalparkmitarbeiter in jüngster Vergangenheit vermehrt entlang der Wege im Großschutzgebiet: Zigarettenkippen, Verpackungsmüll, Hundekotbeutel und Papiertaschentücher. „Vielen Besuchern ist nicht bewusst, welch negative Folgen Abfall in der Natur verursacht“, erklärt Nationalparkleiter Franz Leibl. „Daher klären wir unsere Gäste nun verstärkt darüber auf – etwa mit Plakaten und über die sozialen Medien.“
Wanderer erfahren so etwa, dass allein ein Zigarettenstummel 4000 Giftstoffe enthält. Landet dieser im Wasserkreislauf, macht er 50 Liter reines Bergwasser ungenießbar. Überraschend mag auch sein, dass es drei Jahre dauern kann, bis ein – mittlerweile mit chemischen Zusätzen beschichtetes – Papiertaschentuch verrottet. Hundekot liegt mindestens drei Monate im Wald, bis er sich zersetzt. Ist dieser noch dazu in einem Beutel verpackt, bleiben die tierischen Hinterlassenschaften noch viel länger in der Natur. Völlig resistent gegen schleichenden Abbau sind dagegen die meisten Verpackungsstoffe, wie Dosen, Alufolien oder Flaschen. Daher gilt: Bitte nehmen sie jeglichen Müll wieder mit!
Um Besucher für die Müllproblematik zu sensibilisieren, plant der Nationalpark spezielle Aktionen zu einzelnen Abfallarten durchzuführen. Offiziell gestartet ist die Kampagne derweil aber mit einem internen Termin. Diese Woche nahmen rund 80 Nationalparkmitarbeiter an einem Ramadama-Tag teil. Dabei wurde nicht nur entlang von Wanderwegen, sondern auch entlang von öffentlichen Straßen, die durch den Nationalpark führen, Müll gesammelt. Die Helfer tüteten allein hunderte Papiertaschentücher ein. Zu den ungewöhnlicheren Funden gehörten Autobatterien, Benzinkanister, Bauschutt oder Scheinwerfer. „Es ist erstaunlich, wie viel Abfall bei so einer Aktion zusammenkommt“, resümiert Leibl. „Wir hoffen, dass wir aufgrund der startenden Kampagne das nächste Mal deutlich weniger Müll finden werden.“
Nationalpark hilft Kröten und Molchen über die Straße
Amphibien-Fangzäune in drei Bereichen aufgestellt – Warnschilder sollen Autofahrer sensibilisieren
Frühlingszeit ist auch im Nationalpark Bayerischer Wald Krötenwanderzeit. Die Amphibien ziehen derzeit zu ihren Laichgebieten und müssen dabei auch Straßen überqueren. Um die Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche davor zu schützen, überfahren zu werden, hat die Nationalparkverwaltung an beliebten Wanderrouten der Amphibien insgesamt drei Fangzäune errichtet.
Manfred Schwarz ist einer der Ranger, die sich um den Straßenabschnitt Richtung Zwieslerwaldhaus kümmern. Hier liegt eine der gefährlichen Hauptwanderrouten der Erdkröten. Ein zirka 200 Meter langer und etwa 40 Zentimeter hoher Fangzaun hindert die Amphibien daran, die Straße zu überqueren. Zweimal täglich kontrollieren die Ranger die Eimer, welche entlang des Zauns in regelmäßigen Abständen ebenerdig eingegraben wurden und in die die hier überwiegend vorkommenden Erdkröten fallen. In der vergangenen Woche hatte Manfred Schwarz bei einem Kontrollgang 38 Erdkröten im Eimer, die er sicher auf die gegenüberliegende Straßenseite gebracht hat. „Das war heuer bis jetzt der Rekord“, erzählt er.
Weitere Zäune gibt es auch bei Spiegelau/Neuhütte und bei der Bergerbrücke zwischen Sankt Oswald und Altschönau. Bei letzterem Brennpunkt wandern an manchen Tagen neben den Erdkröten und Grasfröschen auch ganz gehäuft Bergmolche über die Straße. „An einem Tag konnten wir 100 Bergmolche einsammeln und ihnen helfen, sicher zu ihren Laichgewässern zu kommen“, erklärt Jochen Linner, der bei der Nationalparkverwaltung für Natur-, Arten- und Biotopschutz zuständig ist. Für ihn sind die Aktionen zum Schutz der Amphibien von großer Bedeutung. „Wir verzeichnen weltweit einen starken Rückgang von Amphibien.“
Faktoren für diese Entwicklung gebe es mehrere, wie den Klimawandel, die Zerstörung von Landschaften oder den Einsatz von Umweltgiften. Eine Ursache sei auch die Zerschneidung von Lebensräumen, zum Beispiel durch Straßen. „Hier können wir durch die Fangzäune relativ einfach helfen“, sagt Linner und lobt in diesem Zusammenhang alle Beteiligten, die mithelfen, die Zäune zweimal täglich zu kontrollieren. „Im vergangenen Jahr konnten wir insgesamt 430 Erdkröten, 55 Grasfrösche und 312 Bergmolche bei ihrer Wanderung helfen.“ Und dies oft sozusagen doppelt. „An manchen Bereichen müssen wir die Tiere nicht nur zu ihren Laichplätzen bringen, sondern auch wieder zurück“, erklärt Linner. „Gerade bei der Bergerbrücke treten die Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche auch wieder den Rückweg an.“ Deshalb werden die Zäune oft auch erst Anfang Mai abgebaut.
Bis dahin kontrollieren die Helfer des Nationalparks die Zäune. Dies sind neben den Rangern auch der Servicetrupp Naturschutz, Teilnehmer am freiwilligen ökologischen Jahr, Praktikanten und die Mitarbeiter vom Parkplatzservice. „Im Bereich Bergerbrücke unterstützen uns weiterhin auch die Kollegen vom Betriebshof Altschönau sowie von der Nationalparkdienststelle Neuschönau.“
Neben den Fangzäunen weist Linner noch auf eine weitere Maßnahme hin, und zwar die grün-weißen Krötenwarnschilder, die entlang der Nationalparkbasisstraße im Bereich Waldhäuser und Mauth aufgestellt wurden. „Wir wollen die Autofahrer dafür sensibilisieren, in diesen Bereichen langsamer zu fahren.“ In der Einmündung zu Waldhäuser gibt es das Warnschild schon seit einigen Jahren. „Hier finden wir nur noch wenige überfahrene Tiere“, erklärt Linner, der sich über den Erfolg der Maßnahme freut. Noch nicht so erfolgreich laufe es im Bereich Mauth auf Höhe des Reschbachs. „In den vergangenen Jahren wurden hier sehr viele Kröten überfahren, daher haben wir heuer zum ersten Mal Schilder aufgestellt“, sagt Jochen Linner und appelliert nochmal an die Autofahrer: „Bitte hier runter vom Gas.“
Schwarzwild: Hohe Abschusszahlen im Nationalpark
Im Jagdjahr 2017/2018 wurden in den Revieren 290 Stück erlegt - Derzeit Behebung der Schäden
Die Jagd auf Schwarzwild ist auch im Nationalpark Bayerischer Wald ein Thema. In den Flächen, auf denen gejagt werden darf, wurden im Jagdjahr 2017/2018 insgesamt 290 Stück Schwarzwild erlegt. „Wir unternehmen alles, um die Wildschweinpopulation einzudämmen und zu reduzieren“, sagt Franz Baierl, Leiter des Sachgebietes „Wald- und Flächenmanagement“. Mit der Veröffentlichung der Zahlen reagiert er auf immer wieder kehrende Fragen von Seiten der Jägerschaft, welche Maßnahmen die Nationalparkverwaltung gegen die ständig anwachsende Schwarzwildpopulation unternimmt.
Von den 290 Wildschweinen wurden 173 im Saufang erlegt, erläutert Baierl. Neben mobilen Saufängen, die an Brennpunkten mit vielen Schwarzwildschäden aufgestellt werden können, gibt es im Nationalparkgebiet acht fest installierte Anlagen. Die restlichen 117 Tiere wurden bei der Einzeljagd oder kleineren Sammelansitzen geschossen. Zusätzlich wurden noch 29 Stück Fallwild aufgefunden. Das sind zum einen Verkehrsopfer, zum anderen Wildschweine, die durch den langen Winter verhungert sind.
Grund für die hohen Abschusszahlen sei laut Baierl die massive Buchenmast im Jahr 2016. „Die Buchen haben viele Früchte getragen. Dies hat dazu geführt, dass sich die Wildschweine durch das außerordentlich gute Nahrungsangebot stark vermehren konnten.“ Die Folge seien große Rotten, in denen eine Bache bis zu zehn Frischlinge führt, normal seien fünf bis acht Jungtiere. In Jahren mit einer starken Buchenmast sei die Jagd auf Schwarzwild besonders schwierig. „Die Wildschweine bevorzugen die Buch-Eckern und gehen daher nicht an die Kirrungen und in die Saufänge, wo ihnen Mais angeboten wird“, erklärt Baierl. 2016 konnte daher deutlich weniger Schwarzwild im Nationalparkgebiet erlegt werden.
Was Baierl in diesem Zusammenhang noch mitteilt ist, dass die Schäden, die im Winter 2017/2018 durch Schwarzwild entstanden sind, derzeit von der Nationalparkverwaltung behoben werden. „Im Laufe dieser Woche werden wir mit diesen Arbeiten fertig sein, sofern es die Witterung zulässt.“
Grenzenlose Ranger
Mitarbeiter der Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava verstärken gemeinsame Kontrollgänge.
Es ist ein kalter, spätwinterlicher Morgen. Nebel hängt über Scheuereck. Und trotzdem freuen sich Michael Pscheidl und Pavel Nedved auf den Tag. Die beiden Ranger der Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava gehen heute gemeinsam Streife – grenzüberschreitend. Diese Art der Kontrollgänge wird in Zukunft weiter intensiviert. Es ist ein weiteres Zeichen der guten Zusammenarbeit zwischen den Großschutzgebieten.
Die Kooperation liegt den beiden Rangerchefs, Michael Großmann und Adam Diviš, sehr am Herzen. Schließlich seien hüben wie drüben dieselben Schutzgüter zu erhalten, dieselben Fragen zu beantworten, dieselben Herausforderungen zu meistern. „Wir sind für ähnliche Lebensräume zuständig“, betont Großmann. „Und die Besucher, die ebenfalls beidseits der Grenze unterwegs sind, haben zudem ähnliche Fragen.“ Daher liege es nah, sich verstärkt zu vernetzen. So könnten nicht nur Erfahrungen ausgetauscht, sondern auch Besucher besser betreut werden. Schließlich sei genau das die Hauptaufgabe der Ranger: Gästen die Notwendigkeit des Naturschutzes spannend zu vermitteln, gerade in punkto Erhalt der Biodiversität.
Doch auch in anderen Arbeitsbereichen wollen die Nationalparkwächter enger zusammenarbeiten. Etwa bei der Überwachung der Schutzbestimmungen oder bei Monitoring-Projekten. Gerade bei den wissenschaftlichen Methoden besteht die Notwendigkeit nach gleichen Standards vorzugehen, um die gesammelten Daten später gemeinsam auswerten zu können. Das wird etwa schon beim grenzüberschreitenden Monitoring von Raufußhühnern umgesetzt, eine Erfassung von Bruthöhlen soll folgen.
„Gemeinsame Kontrollgänge unserer Ranger sind ein weiterer Beleg dafür, dass beide Nationalparks gleiche Zielsetzungen verfolgen und die Zusammenarbeit immer enger wird“, betont Nationalparkleiter Franz Leibl. „Mein großer Wunsch ist es, dass in den Augen der Besucher die Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald zu einem Gebiet werden. Ich weiß, dass es dahin noch ein langer Weg ist, aber jede solche Maßnahme, wie die gemeinsamen Streifen unserer Ranger, hilft beim Erreichen dieses Ziels“, ergänzt Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava.
Erinnerungen an einen Brückenbauer
Ehrenkolloquium für den vor einem Jahr verstorbenen Karl Friedrich Sinner
Ein Jahr nach dem völlig überraschenden Tod von Karl Friedrich Sinner versammelten sich rund 80 ehemalige Weggefährten, um an die Verdienste des langjährigen Leiters des Nationalparks Bayerischer Wald zu erinnern. Bei einem Ehrenkolloquium am Freitag im Hans-Eisenmann-Haus standen nicht nur die von Sinner verwirklichten Meilensteine im ältesten Nationalpark Deutschlands im Fokus, sondern auch sein vorhergehendes Wirken im Nürnberger Reichswald sowie sein Engagement für EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften.
Der studierte Forstwissenschaftler Sinner übernahm 1998 die Leitung des Nationalparks Bayerischer Wald, ein Jahr nach der Erweiterung um das Falkenstein-Rachel-Gebiet. In dieser Zeit, in der der Nationalpark noch viele Kritiker hatte, setzte Sinner vor allem auf Dialog. „Seine Bürgerwanderungen waren legendär“, blickte sein Nachfolger Dr. Franz Leibl zurück. „So manchen Skeptiker konnte er hier aufgrund seiner Eloquenz und seines Fachwissens von der Nationalpark-Philosophie ‚Natur Natur sein lassen‘ überzeugen.“
„Den Menschen vor Ort den Wert der Wildnis zu vermitteln, war einer seiner wichtigsten Verdienste“, lobte Ministerialdirigentin Christina Kreitmayer als Vertreterin des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. „Komplexe Themen so klar und überzeugend zu erklären, dass sie jeder versteht, war seine große Stärke.“ So habe Sinner, der den Nationalpark Bayerischer Wald bis 2011 leitete, mit großer Leidenschaft und ansteckender Begeisterung für wilde Wälder geworben.
Dabei habe er nicht nur im Bayerwald für wichtige Impulse gesorgt, wie Guido Puhlmann, Vorstandsvorsitzender von EUROPARC Deutschland, über seinen langjährigen Stellvertreter sagte. „Karl Friedrich Sinner hat international Akzente gesetzt.“ Die Nationalen Naturlandschaften Deutschlands hat er immer wieder auf globaler Bühne vertreten. „Dabei war er ein wahrer Brückenbauer, zwischen den Generationen, zwischen den Menschen aber auch zwischen verschiedenen Kulturen.“
Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Vorsitzender vom Bund Naturschutz in Bayern, betonte schließlich auch Sinners Wirken bevor er Nationalparkleiter wurde. Er habe als Forstamtsleiter einen herausragenden Umbau des Nürnberger Reichswalds vorangetrieben, „weg vom naturfernen Kiefernforst hin zum naturnahen Mischwald“. Sinner sei für den Naturschutz seit jeher ein Glücksfall gewesen.
Seine Leistungen für den naturgemäßen Waldumbau pries auch Prof. Manfred Schölch von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Die Verdienste um die Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald zählte Dr. Claus Bässler, stellvertretender Forschungsleiter, auf. Weitere Höhepunkte seiner Amtszeit – gerade in Sachen Besucherzentren und Umweltbildung – erläuterte Nationalpark-Sachgebietsleiter Josef Wanninger.
Darüber hinaus fand im Rahmen der Veranstaltung eine Podiumsdiskussion zu den Qualitätsperspektiven von Nationalparks in Deutschland statt. Moderiert von Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, erklärten Dr. Christiane Paulus vom Bundesumweltministerium und Manfred Großmann, Leiter des Nationalparks Hainich, ihre Zukunftspläne für die Nationalparks. Deutlich wurde, dass diese naturschutzfachlich und regionalökonomisch von großer Bedeutung sind. Gerade in strukturschwachen ländlichen Räumen spielen sie eine wichtige identitätsstiftende Rolle. Um das Entwicklungspotenzial dieser Gebiete entfalten zu können sei, vergleichbar mit dem Bildungsbereich, auch hier eine adäquate Unterstützung durch den Bund erforderlich, betonte Manfred Großmann.
Karl Friedrich Sinner war der führende Wildnisexperte bei EUROPARC Deutschland und wirkte maßgeblich mit, entsprechende Qualitätskriterien für Wildnisgebiete auszugestalten. Beispielhaft stellte Dr. Jürgen Stein die in Sachsen liegende Königsbrücker Heide, das erste und bisher einzige als Nationale Naturlandschaft ausgewiesene Wildnisgebiet Deutschlands, vor, in der diese Qualitätsmaßstäbe eindrücklich sichtbar werden.
Ein Logo gegen den Müll
Nationalpark zeichnet 23-jährigen Designwettbewerb-Gewinner Sebastian Wosch aus
Leider registrieren Nationalparkmitarbeiter in jüngster Zeit immer mehr Müll in der Natur. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Papiertaschentücher, Verpackungskunststoffe, Hundekotbeutel und Zigarettenkippen. Das sind alles Dinge, die sich nur sehr langsam oder gar nicht zersetzen und wie im Fall der Zigarettenkippen äußerst giftige Substanzen in die Umwelt abgeben. Dem will die Verwaltung des Großschutzgebiets nun mithilfe einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne entgegenwirken. Als erster Schritt dazu suchten die Verantwortlichen in einem Designwettbewerb nach einem passenden Logo. Der Gewinner wurde nun im Hans-Eisenmann-Haus ausgezeichnet.
„Es war ziemlich spannend“, berichtete Projektkoordinatorin Karin Kirchner, „schließlich haben uns über 50 sehr vielfältige und kreative Einsendungen aus ganz Deutschland und Österreich erreicht.“ Das Rennen um die Gunst der neunköpfigen Jury entschied schließlich Sebastian Wosch (23) aus Regensburg für sich. Der Student der Technischen Hochschule Deggendorf setzte das Motto der Kampagne – „Müll aus – Natur an“ – optimal in Szene.
Lob für die gute grafische Umsetzung gab’s bei der Preisverleihung von Jörg Müller, stellvertretendem Nationalparkleiter, der auch den Preis überreichte – einen Gutschein für ein Wochenende im Wildniscamp am Falkenstein. Demnächst wird das Logo auf ersten Materialien zu sehen sein. „Ich freue mich, dass mein Entwurf jetzt auch tatsächlich zum Einsatz kommt“, sagte Wosch.
Den zweiten Platz holte sich eine gemeinsame Einsendung von Maria Wölfl und Frank Karlstetter aus Augsburg. Der dritte Rang ging an Sabrina Liepold aus Hutthurm. Nach der Ehrung der besten Entwürfe durften die Teilnehmer noch bei einer Führung den Baumwipfelpfad erkunden.
Nationalpark bringt sich in UN-Debatte ein
Biodiversität und Klimawandel: Forschungsprojekt aus dem Bayerischen Wald findet weltweite Beachtung
Die natürliche Vielfalt zu schützen ist eine Aufgabe aller Staaten dieser Erde. Deswegen beschlossen die Vereinten Nationen bereits 1992 auf der Rio-Konferenz eine Biodiversitätskonvention, unter anderem um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Seitdem fokussiert sich das UN-Umweltprogramm noch mehr auf den Erhalt von Arten, von genetischer Vielfalt und von Ökosystemen. In der globalen wissenschaftlichen Debatte darüber spielt nun auch der Nationalpark Bayerischer Wald eine Rolle.
Gerade erst hat das Sekretariat der Biodiversitätskonvention mit Sitz im kanadischen Montreal neue Beiträge der Wissenschaft zur Politik für nachhaltige Entwicklung veröffentlicht. Durch diese Schriftreihe werden Entscheider der Umweltpolitik auf dem ganzen Globus regelmäßig über aktuelle Forschungsergebnisse informiert. Diesmal berichtet darin Nationalparkforscher Claus Bässler über die Auswirkungen des Klimawandels im Bayerischen Wald.
„Wir durften unser Monitoring auf einer UN-Klimakonferenz als Best-Practice-Beispiel vorstellen“, erklärt Bässler. „Um den Klimawandel zu verstehen, benötigen wir nämlich gute lokale Studien, wie wir sie betreiben.“ Der Nationalpark Bayerischer Wald gilt aufgrund seiner Philosophie Natur Natur sein lassen sowie der jahrzehntelangen Erfahrung mit international anerkannten Forschungsprojekten als ausgezeichneter Lernort für den Waldnaturschutz und für Waldentwicklungsprozesse. So wird etwa die Artenvielfalt penibel dokumentiert. „Dank unserer Daten können wir sehr genau erkennen, wie Tiere, Pflanzen und Pilze in den verschiedenen Höhenlagen auf den Klimawandel reagieren.“
Die Auswertungen des Nationalparks zeigen, dass sich die Artengemeinschaften aufgrund der sich verändernden Klimabedingungen neu organisieren. Mit besonders negativen Folgen müssen hochmontane oder alpine Arten wie Bergglasschnecke, Siebenstern oder Ringdrossel rechnen. Deren Lebensraum befindet sich schon jetzt nur noch in den Gipfelbereichen des Mittelgebirges. Eine weitere Erwärmung könnte zum Verschwinden dieser und weiterer montaner Arten führen. Dafür profitieren wärmeliebende Arten, die verstärkt von tieferen Höhenlagen in den Bayerwald einwandern. „Diese Phänomene sind nicht nur bei uns, sondern auch in vergleichbaren Gegenden der Erde festzustellen, wenn man mit ausgereiften Monitoring-Maßnahmen danach sucht“, erklärt der Klimatologe.
Eine weitere Erkenntnis: „Große Schutzgebiete wie Nationalparks können die Effekte des Klimawandels abfedern“, sagt Bässler. Da sich die Natur im Nationalpark nach ihren ureigenen Regeln entfalten darf, ist beispielsweise der Anteil von Totholz um ein Vielfaches höher als in Wirtschaftswäldern. „Und es gibt viele Arten, vor allem bei den Pilzen, die von einem reichlichen Totholzvorrat so stark profitieren, dass sie dadurch einen gewissen Temperaturanstieg kompensieren können.“
„Die Bekämpfung des Klimawandels und der Schutz der biologischen Vielfalt sind zentrale Herausforderungen für die Menschheit im 21. Jahrhundert“, stellt David Cooper, stellvertretender Generalsekretär der Biodiversitätskonvention, im Vorwort der neuen UN-Publikation fest. Deswegen müsse man der Politik zu diesen Themen gute wissenschaftliche Daten an die Hand geben. „Dass wir als Nationalpark mit unseren Forschungsergebnissen hierzu einen kleinen Beitrag liefern, macht uns natürlich ein Stück weit stolz“, sagt Nationalparkleiter Franz Leibl. „Außerdem beweisen unsere Ergebnisse zum wiederholten Mal, wie wichtig Großschutzgebiete wie unseres für den dauerhaften und nachhaltigen Erhalt der biologischen Vielfalt sind.“
Beachtliche Jahresbilanz der Waldführer
Ehrenamtliche leiteten 2017 knapp 4000 Führungen im Nationalpark Bayerischer Wald
Eine beeindruckende Bilanz zog jüngst das Umweltbildungsteam des Nationalparks Bayerischer Wald. Bei der Zusammenschau der geführten Besucher kam heraus, dass im Vorjahr 116 ehrenamtliche Waldführer stolze 3894 Führungen leiteten. Allein dabei wurden 30.386 Gäste fundiert und unterhaltsam in die wilden Wälder geführt.
„Wir können uns glücklich schätzen, eine so dermaßen engagierte Truppe von Einheimischen hinter uns zu wissen“, schwärmt Nationalparkleiter Franz Leibl. „Ohne das exzellente Wirken der Waldführer könnten wir unseren Gästen kein vergleichbar ausführliches Führungsprogramm anbieten.“ Viel Anteil am Erfolg habe auch der Nationalpark-Führungsservice, der von den beiden Pro-Nationalpark-Vereinen im Zwieseler Winkel und im Landkreis Freyung-Grafenau organisiert wird.
Die Renner unter den Führungen der Waldführer sind weiterhin die fachkundigen Ausflüge durch die beiden Tier-Freigelände bei Neuschönau und Ludwigsthal. Zudem erfreuen sich grenzüberschreitende Wanderungen und Radtouren immer größerer Beliebtheit, gerade auch bei Bewohnern der beiden Nationalpark-Landkreise.
Damit die aktiven Waldführer, die 2017 im Schnitt mehr als 30 Mal im Einsatz waren, immer bestens über aktuelle Themen informiert sind, bietet der Nationalpark ein umfangreiches Fortbildungsprogramm an. Rund vier solcher Veranstaltungen, etwa didaktische Workshops, Themenwanderungen oder Vorträge, besuchte jeder der Ehrenamtlichen 2017.
Neue Partnerschaft mit El Salvador
Nationalparke Bayerischer Wald und Montecristo tauschen Erfahrungen aus – Forschung und Umweltbildung im Fokus
Knapp 10.000 Kilometer liegen zwischen den ältesten Nationalparks des zentralamerikanischen Landes El Salvador und der Bundesrepublik Deutschland. Trotzdem haben die Nationalparks Bayerischer Wald und Montecristo viele Gemeinsamkeiten. Aufgrund dieser stattete im Dezember eine bayerische Delegation um Nationalparkleiter Franz Leibl dank Unterstützung der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie des Vereins Flüchtlingshilfe Mittelamerika den dortigen Kollegen einen Besuch ab. Herausgekommen ist eine ambitionierte Kooperationsvereinbarung. Drei Jahre lang wollen sich beide Seite intensiv austauschen – vor allem in den Bereichen Forschung und Umweltbildung.
Im mehrere tausend Hektar großen Nationalpark Montecristo, der Teil des trinationalen Biosphärenreservats Trifinio Fraternidad ist, gibt es tropische Trockenwälder, Kiefern-Eichen-Wälder und Bergnebelwälder. Als Herausforderungen nennen die Verantwortlichen etwa zunehmenden Borkenkäferbefall und die Veränderungen der Biodiversität durch den Klimawandel. Daneben gilt es sich mit den benachbarten Schutzgebieten in Honduras und Guatemala abzustimmen.
Gerade bei den Möglichkeiten für den Schutz angrenzender Privatwälder vor Borkenkäferbefall konnten den Fachleuten vor Ort bereits wertvolle Tipps an die Hand gegeben werden. Besonderes Interesse fand die im Nationalpark Bayerischer Wald erprobte Methode des Rindenschlitzens. Dabei wird die Ausbreitung von Borkenkäfern in befallenen Waldbereichen effektiv bekämpft. Trotzdem bleibt der Großteil der Rinde – und somit der Biomasse – im natürlichen Kreislauf, was einen signifikanten Gewinn für die Artenvielfalt zur Folge hat.
„Wir freuen uns, dass unser durch jahrzehntelange Erfahrung gesammeltes Wissen in der Mitte Amerikas helfen kann“, so Leibl. „Und natürlich erhoffen auch wir uns wertvolle Impulse.“ Schließlich solle eine „Partnerschaft aus Augenhöhe“ entstehen, wie Vize-Umweltminister Ángel Ibarra bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung sagte.
Vereinbart wurde bereits, dass dieses Jahr Mitarbeiter des Nationalparks Montecristo aus den Bereichen Forschung und Tourismus in den Bayerwald kommen. Außerdem soll ein bayerischer Experte in El Salvador einen Umweltbildungsworkshop durchführen. Getreu dem Motto von Francisco Roberto Lorenzana, Sekretär des Präsidenten von El Salvador, der während des Besuchs der deutschen Delegation sagte: „Wenn man sich gemeinsam für eine bessere Welt einsetzt, macht das auch glücklich.“
Schüler-Clips zur Nationalpark-Natur online
P-Seminar Biologie des Gymnasiums Zwiesel beschäftigt sich mit Biodiversität
Richtig tief in die Natur des Nationalparks Bayerischer Wald eingetaucht sind jüngst die Mitglieder des P-Seminars Biologie des Gymnasiums Zwiesel. Mit der Filmkamera haben sich die Schüler auf die Spur der biologischen Vielfalt begeben. Herausgekommen sind vier etwa fünfminütige Videos, die nun in der Aula der Nationalparkschule präsentiert wurden.
Eine der Gruppen hat einen Kurzfilm für Kinder produziert, bei dem ein Schnecken-Opa seinem Enkel kinderleichte Antworten zur Natur gibt. Die anderen Beiträge drehen sich um Wildschweine, Rossameisen und Luchse. Betreut wurden die Schüler von Filmcoach Herbert Dohlen, Lehrerin Jana Aschenbrenner und Nationalpark-Mitarbeitern.
Ein dickes Lob für die Ergebnisse sprach Nationalparkleiter Franz Leibl – selbst promovierter Biologe – nach der Präsentation aus. „Das war wirklich eine gelungene Sache“, so Leibl. „Ihr habt es verstanden, ein so komplexes Thema wie die Biodiversität filmisch in Szene zu setzen.“ Gefreut habe ihn auch, dass der Nationalpark dem Projekt als Kulisse zur Verfügung stehen konnte.
Die Aktion der Schüler fand im Rahmen der Initiative „GreenCut – Jugend filmt biologische Vielfalt“ statt, die deutschlandweit junge Menschen mit Themen wie Biodiversität und Nachhaltigkeit in Verbindung bringen will. Dahinter steht die Gesellschaft für Solidarität und Partnerschaft, unter anderem gefördert vom Bundesumweltministerium und der Bingo-Umweltstiftung.
Die vier Filme sind online unter www.green-cut.de verfügbar.
Nationalpark-Einrichtungen rücken zusammen
Neuer Flyer in moderner Optik bietet für Besucher bessere Übersichtlichkeit
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist einer der bedeutendsten touristischen Anziehungspunkte der Region. Rund 1,3 Millionen Besuche werden Jahr für Jahr registriert. Schließlich bekommen die Gäste einiges geboten. Neben dem faszinierenden Naturgenuss selbst hält das Schutzgebiet zahlreiche Einrichtungen bereit. Diese werden nun erstmals gemeinsam in einem Flyer präsentiert.
In moderner Optik mit großformatigen Bildern stellen sich auf 32 Seiten die Nationalparkzentren Lusen und Falkenstein, das Waldgeschichtliche Museum, das Waldspielgelände Spiegelau, das Hirschgehege, die Natur-Kneippanlage sowie Infostellen, Grill- und Spielplätze vor. Außerdem gibt’s kurz und bündig zusätzliche Infos, etwa zu den Nationalpark-Partnern, dem ÖPNV oder dem Führungsservice.
Der Nationalpark will so seine Angebote besser verzahnen. Außerdem haben Besucher nun einen eindeutigen Mehrwert, da in dem einen Produkt automatisch auch viele Inspirationen für den nächsten Nationalparkbesuch stecken. Das neue Infomaterial ersetzt fünf alte Flyer, die je nur eine Einrichtung vorgestellt haben. So gab’s zudem eine Verschlankung des Angebots, eine weitere Verbesserung der Übersichtlichkeit.
Unter www.nationalpark-bayerischer-wald.de kann der Flyer als PDF-Dokument heruntergeladen werden.
Außergewöhnlich spannende Pilzfunde
Jahresbilanz der Nationalparkforscher weist einige Erstfunde auf
Seit diesem Jahr wird den Pilzen im Bayerischen Wald noch intensiver hinterhergejagt. Schließlich hat sich das 2017 gestartete Projekt Funga des Böhmerwaldes der Pilzforschung und -kartierung verschrieben. Dabei stehen nicht nur die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava im Fokus, sondern das komplette Dreiländereck. Für das bayerische Nationalparkgebiet haben die Forscher nun eine erste Bilanz gezogen. Und die kann sich sehen lassen.
Insgesamt wurden heuer vier Pilzarten erstmals in Bayern nachgewiesen. Zwei davon wurden zuvor in ganz Deutschland noch nicht gesichtet. Für das Nationalparkgebiet gab es sogar über zehn Erstnachweise. „Das zeigt, welch hohe ökologische Qualität der Nationalpark aufweist“, resümieren die Nationalparkmykologen Claus Bässler und Peter Karasch.
Das von der EU finanzierte Interreg-Projekt Funga des Böhmerwaldes setzt verstärkt auf Bürgerbeteiligung. So konnte etwa nahe Altschönau die äußerst seltene Böhmische Tramete (Fibroporia bohemica) nachgewiesen werden – erstmals im Freistaat. Diese Art benötigt alte, von Forstnutzung ungestörte Habitate als Lebensraum. Auch die Wiederbeweidung des Ruckowitzschachten nahe Zwieslerwaldhaus hat positive Effekte. So wurde dort der bislang nur aus Skandinavien bekannte Helmling (Mycena pasvikensis) erstmals in der Bundesrepublik entdeckt. Auch der in Deutschland als echte Rarität geltende Gelbe Kreiselblätterpilz (Stereopsis vitellina) wurde erstmals im Nationalpark gefunden. Der dottergelbe Moosbewohner wurde zuletzt 1975 in Franken gesichtet.
Waldschmidthaus nun im Eigentum des Nationalparks
Schutzhütte unterhalb des Rachels soll so bald wie möglich wieder als Tagesgaststätte öffnen
Schutzhütte unterhalb des Rachels soll so bald wie möglich wieder als Tagesgaststätte öffnen
Die ganze Saison über blieb die Küche im Waldschmidthaus kalt. Die auf 1360 Meter unterhalb vom Großen Rachel gelegene Schutzhütte war bis dato in Privatbesitz. Ein eigenwirtschaftlicher Betrieb schien – auch aufgrund einiger baulicher Mängel – nicht mehr möglich. Daher hatte sich Eigentümer Hans Genosko um einen Käufer bemüht – und mit der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald nun gefunden. Seit Anfang November befindet sich das Waldschmidthaus im Eigentum des Freistaats Bayern.
„Ich bin froh, dass damit die Zukunft des Hauses gesichert ist“, freut sich Genosko. Nationalparkleiter Franz Leibl betont, dass eine Öffnung als Tagesgaststätte im Sommerhalbjahr so früh wie möglich erfolgen soll. „Dafür müssen wir jedoch zunächst den baulichen Zustand – vor allem in Hinblick auf Hygiene- und Brandschutzvorschriften – genau überprüfen und umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen lassen.“ Danach soll ein neuer Pächter gesucht werden, wie jüngst bei der Racheldiensthütte, die vom Nationalpark unter Federführung des Staatlichen Bauamts Passau aufwendig renoviert wurde.
„Langfristig ist auch erwünscht, im Waldschmidthaus wieder Übernachtungen zu ermöglichen“, sagt Leibl. Doch auch hierfür müsse erst geprüft werden, ob die dafür nötigen Auflagen – vor allem in Sachen Brandschutz – in absehbarer Zeit erfüllt werden können.
Bekenntnis zum gemeinsamen Wegekonzept
Nationalparks Šumava und BayerischerWald kooperieren beim Schutz des Auerh uhns und bei der Entwicklung grenzüberschreitender Wanderrouten
Die Natur kennt keine Grenzen. Die Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald auch nicht. Das zeigt die in der vergangenen Zeit stark intensivierte Zusammenarbeit. Nun unterzeichneten die beiden Leiter, Pavel Hubený und Franz Leibl, eine Kooperationsvereinbarung zu einem gemeinsamen Wegekonzept – vor allem in Hinblick auf einen sinnvollen Schutz der grenzüberschreitenden Auerhuhn-Population. Es ist bereits die dritte derartige Erklärung. Auch bei den Themen Umweltbildung und Forschung ist die Zusammenarbeit schon schriftlich fixiert und durch zahlreiche Projekte mit Leben erfüllt.
Ziel der neuesten Vereinbarung ist es, die gemeinsame Population des Auerhuhns zu stärken und deren Lebensraum zu verbessern. Dafür sollen Ruhegebiete in enger gemeinsamer Abstimmung unter vergleichbaren, für die Öffentlichkeit verständlichen Regeln definiert werden. „Der dauerhaft Erhalt des Auerhuhns, einer Charakterart des Böhmerwaldes, ist uns sehr wichtig“, betont Leibl. Daher wurde auf bayerischer Seite bereits vor Jahren das Kerngebiet etabliert.
„Im Nationalpark Šumava steht die neue Definition des Ruhegebiets gerade auf der Tagesordnung. Und wenn der Schutz des Auerhuhns und die damit verbundene touristische Infrastruktur sinnvoll sein sollen, müssen wir zusammenarbeiten. Jetzt ist die beste Zeit dafür“, sagt Hubený. „Zeitliche und räumliche Eckpunkte der Nutzung des Gebiets für naturverträglichen Wandertourismus werden wir bestmöglich aufeinander abstimmen“, so Leibl und Hubený unisono. Einigkeit herrscht auch darin, dass die Nationalparks eine „einzigartige Erholungsregion“ sind, deren Schätze Naturliebhaber genießen sollen.
Im Zentrum der Verhandlungen steht dabei unter anderem der Grenzübergang für Wanderer bei den Blauen Säulen am Lusen. „Ich wäre sehr froh, wenn man über die mögliche Zugänglichkeit dieses Ortes so bald wie möglich entscheiden würde. Die Umweltverträglichkeitsprüfung auf tschechischer Seite ist notwendig, jedoch auch zeitaufwändiger als erwartet“, erklärt Hubený.
Grenzenlos wilde Nationalparks in Prag
Gemeinsame Ausstellung über Bayerischen Wald und Šumava in der Bayerischen Repräsentanz
„Der Natur ihren freien Lauf zu lassen, ist unser gemeinsames Ziel – beiderseits der Grenzen arbeiten wir mit viel Herzblut daran“, betonen Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava, und Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Die Zusammenarbeit der beiden Verwaltungen ist daher in den vergangenen Jahren stark intensiviert worden. Jüngstes Zeichen dieser gelebten grenzüberschreitenden Freundschaft ist eine gemeinsame Ausstellung über das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Mitteleuropas, die am Donnerstagabend im Beisein von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf und Tschechiens Umweltminister Richard Brabec unter dem Titel „Grenzenlos wild“ in der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Prag eröffnet wurde.
„Die Natur kennt keine Grenzen. Die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava sind ein großes gemeinsames Identifikationsband und herausragende Naturschätze“, sagte Scharf. „Wir wollen die Zukunft der Nationalparke weiterentwickeln und das gemeinsame Fundament stärken. Mit der neuen Ausstellung setzen wir die hervorragende Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Bayern und der Tschechischen Republik fort. Wir wollen den Menschen unsere Urwälder in unmittelbarer Nachbarschaft noch näher bringen.“ „Wer einen Ort sucht, um neue Kraft zu schöpfen: Dafür gibt’s keinen besseren als die Böhmerwald-Region“, so Brabec.
„Die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava haben viele Gemeinsamkeiten. Sie besitzen ein und dieselbe Natur. Sie stehen für gute nachbarschaftliche Beziehungen und gemeinsame Entwicklungen“, erklärte Leibl. „Unser Herz liegt da im Wald“, erklärte Hubený. „Ich hoffe, dass sie ein Stück davon in der Ausstellung sehen werden.“
Die Wanderausstellung zeigt die Nationalparks mit ihrem einzigartigen Artenreichtum. Dazu stellen Mitarbeiter und Ehrenamtliche der beiden Großschutzgebiete mit Statements und eindrucksvollen Bildern ihren jeweiligen Themenbereich, etwa das Auerhuhn, Moore oder Pilze, vor. Auch die Bedeutung als Wirtschaftsfaktor und Tourismusmotor wird in der Ausstellung vermittelt.
Die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik lädt alle Prag-Besucher zur Besichtigung in die Galerieräume der Repräsentanz – Michalská 12, 110 00 Praha 1 – ein. Die Ausstellung kann ab 23. Oktober bis Anfang Mai von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr kostenlos besichtigt werden – außer an bayerischen und tschechischen Feiertagen.
Junior Ranger bekommen 110-fachen Nachwuchs
Aus Fünftklässlern werden Nationalpark-Experten – „Das tut der ganzen Region gut“
Zum 20. Mal gab’s einen Jahrgangsabschluss zu feiern. Die Rede ist vom Junior-Ranger-Programm des Nationalparks Bayerischer Wald, das jedes Jahr aufs Neue die Fünftklässler der Landkreise Freyung-Grafenau und Regen zum intensiven, kindgerechten Natur-Kennenlernen einlädt. 110 Mädchen und Jungen hatten dabei in den Pfingst- und Sommerferien richtig viel Spaß.
Mit den großen Rangern ging es je vier Tage ins Gelände. Auf den Lusen, zu den Schachten und zu eher unbekannteren Stellen mitten im ersten Nationalpark Deutschlands. „Das ist ein super Gemeinschaftserlebnis, bei dem viel Interesse für die Natur unserer Heimat geweckt wird“, betonte Toni Domani von der Sparkasse Freyung-Grafenau, die zusammen mit der Sparkasse Regen-Viechtach zu den größten Förderern der Aktion zählt.
Dass nach den Schnuppertagen nicht Schluss sein muss, berichtete Nationalpark-Sachgebietsleiter Josef Wanninger: „Jetzt geht’s erst richtig los!“ Junior Ranger nehmen etwa regelmäßig im Dienste des Parks an Veranstaltungen teil. „Ohne die jungen Unterstützer könnten wir das Programm in diesem Maße nicht bewältigen.“
Knapp 2700 Kinder haben mittlerweile schon ein Abschlusszertifikat daheim. „Das tut der ganzen Region gut“, befand MdL Alexander Muthmann, Vorsitzender des Junior Ranger Vereins. Er dankte vor allem den Eltern: „Das ist aller Ehren wert, dass sie ihren Sprösslingen dieses Angebot ermöglichen.“ „Dabei lernen die Kinder schließlich nicht nur ihren Nationalpark kennen, sondern knüpfen auch neue Kontakte“, ergänzte Vereins-Geschäftsführer Josef Erhardt.
Junior Ranger, die sich weiter im Verein engagieren, dürfen nach dem viertägigen Start übrigens weiter regelmäßige Wanderungen mit Rangern und andere Freizeitaktivitäten genießen. Die emsigsten Mädchen und Jungen können mit der Zeit sogar an europaweiten Austauschprogrammen teilnehmen. So stellten bei der Feier sechs jungen Nachwuchs-Ranger ihre jeweiligen Erfahrungen von diesjährigen Fahrten ins Emsland, in die Schweiz oder nach Polen vor. Dabei gab’s viele spaßige Bilder von Wanderungen, Arbeitseinsätzen oder Infoständen zu sehen. „Stets ein super Einsatz“, lobte Nationalparkwacht-Leiter Michael Großmann.
Bayerisch-amerikanisches Nationalpark-Treffen
Umweltministerin und US-Generalkonsulin bei „Wild America“-Filmvorführung im Haus zur Wildnis
Die Natur zu schützen ist eine gemeinsame Aufgabe aller Staaten der Erde. Ein Blick über den eigenen Tellerrand schadet daher nie. Genau deswegen war eine hochrangige bayerisch-amerikanisch Delegation zu Gast im Nationalpark Bayerischer Wald. Angeführt von Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, und Jennifer D. Gavito, Generalkonsulin der Vereinigten Staaten von Amerika, wurde im Haus zur Wildnis der Film „Wild America – Die schönsten Nationalparke“ gezeigt.
„Amerika und Bayern sind seit langem Sehnsuchtsziele für Naturliebhaber. Durch Naturschutz gewinnen Natur und Menschen“, betonte Scharf. „Im Nationalpark Bayerischer Wald hat die von Amerika ausgehende Nationalparkidee zum ersten Mal in Deutschland Wurzeln geschlagen. Nationalparke sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt. Sie bewahren unsere Lebensgrundlagen und bringen uns ökonomische Chancen. Deshalb wollen wir ein weiteres Ausrufezeichen für den Naturschutz in Bayern setzen und einen dritten Nationalpark schaffen. Der Nationalpark soll ein maßgeschneidertes Angebot werden, das wir mit der Bevölkerung vor Ort entwickeln wollen – für die Natur und für die Menschen.“
„Der US-Nationalpark-Service feierte 2016 sein hundertjähriges Bestehen. Anlässlich dieses Geburtstages hat BrandUSA den Film ‚Wild America‘ in 30 Nationalparks gedreht und die facettenreiche Wildnis der USA in spektakulären Aufnahmen eingefangen“, erklärte Gavito. „Es ist ein toller Film geworden, der Sie auf eine faszinierende Entdeckungsreise einlädt.“ Zuvor gab’s noch eine vierminütige Reise „in die wunderschöne Natur Bayerns“, wie die Generalkonsulin sagte. Gemeint war der Imageclip des Bayerischen Umweltministeriums, der unter dem Titel „Natur.Heimat.Bayern“ Anfang des Jahres veröffentlicht wurde und imposante Impressionen der bayerischen Naturschönheiten präsentiert.
Der Austausch über die Nationalparkidee kam bei beiden Delegationen gut an. „Wir freuen uns über dieses gemeinsame Projekt mit dem Nationalpark Bayerischer Wald und dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Partnerschaften und Kooperationen zwischen unseren Ländern sind sehr wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Projekte zu ermöglichen“, betonte Gavito. „Die Partnerschaft zwischen dem Yosemite-Nationalpark und dem Nationalpark Berchtesgaden unterstreicht die Bedeutsamkeit dieser Zusammenarbeit.“
Am Ende des filmgeladenen Spätvormittags führte Nationalparkleiter Franz Leibl seine Gäste – unter ihnen auch Roland Baier, neuer Leiter des Nationalparks Berchtesgaden, und Pavel Hubený, Leiter des Nationalparks Šumava – zu einem Stehempfang. „Die Nationalparkbewegung ist international. Genau deswegen freut es mich, dass diese Veranstaltung heute in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Vereinigten Staaten von Amerika stattfinden konnte“, so Leibl.
„Dass der Nationalpark Bayerischer Wald in vielen Bereichen mittlerweile ein weltweit gefragter Ideengeber ist zeigen übrigens nicht nur unsere vielen Kooperationen, sondern auch das heutige Publikum“, merkte der Nationalparkleiter an. Schließlich war auch eine vierköpfige Delegation aus El Salvador anwesend, die sich im Nationalpark Bayerischer Wald gerade über Themen wie Tourismusförderung, Borkenkäfermanagement und Trinkwasserbereitstellung informiert.
Grafenauer Störche nun auf Weltreise
Ausstellung in der Nationalparkverwaltung – Webcam ruht bis zur nächsten Saison
Nun ist der Horst auf dem Dach der Grafenauer Nationalparkverwaltung erstmal wieder unbesetzt. Vor kurzem haben die Weißstörche ihre Sommerresidenz verlassen. Sie befinden sich nun auf der langen Reise nach Süden. Nachdem die Jungstörche mit ihren Eltern für ihre bis dato längste Flugstrecke wochenlang trainiert hatten, sind sie nun Richtung Afrika aufgebrochen. Dabei überfliegen sie entweder die Route über die Türkei, Syrien und Ägypten oder die Strecke über Spanien und Marokko. Da sowohl Storchenmutter als auch Jungstörche beringt sind, könnten aufmerksame Beobachter, welche eine der Beringungsnummern bei einer Vogelwarte melden, für Aufschluss über den Reiseverlauf sorgen. Es bleibt also spannend, aus welchem Land die erste Sichtung kommt.
Um die Reise von Störche nachverfolgen zu können, lädt die Nationalparkverwaltung alle Interessierten ein, sich im Erdgeschoss des Adolf-Mayer-Hauses am Stadtplatz rund um das Thema Weißstorch und seinen Weg gen Süden zu informieren. Farbenfrohe Bilder gestalteten die Schüler der Klassen 5a und 5b der Realschule Grafenau unter der Leitung von Lehrerin Kerstin Resch. Ganz nach dem Motto: Von fernen Ländern träumen leicht gemacht.
Die Webcam, welche alle Storch-Fans an deren Leben teilhaben hat lassen, wird derweil vorerst deaktiviert. Ab der nächsten Saison sind die Bilder wie gewohnt wieder über www.nationalpark-bayerischer-wald.de abzurufen.
Freiwillige arbeiten fürs Moor
40 Helfer des Bergwaldprojektes waren bei Tieffilz-Renaturierung im Einsatz
Es ist ein mystisches Naturidyll mitten im Nationalpark Bayerischer Wald. Weit weg von markierten Wegen. Und es war der ständigen Gefahr des Verschwindens ausgesetzt – zumindest bis jetzt. Gemeint ist der Moorkomplex Tieffilz unterhalb des Lusen. Damit der einzigartige Lebensraum erhalten bleibt, arbeiteten in den vergangenen zwei Wochen rund 40 Freiwillige Hand in Hand bei einer Renaturierungsmaßnahme mit. Nun schaut die Zukunft des rund zwei Hektar großen Areals wieder rosig aus.
Einst wurde die Fläche in der Senke zwischen Sulzriegel und Hohem Filzberg von Förstern entwässert, um dort Waldwirtschaft betreiben zu können. Ganz ließ sich das Moor aber nicht besiegen. Die Entwässerungsgräben legten trotzdem Teile des sumpfigen Bereichs trocken. Schon vor 25 Jahren wurde versucht, dies zu reparieren. Jedoch nur mit bedingtem Erfolg. „Ein paar der damaligen Dämme waren zwar erhalten, drohten aber akut zu brechen“, erklärt Moorexpertin Claudia Schmidt von der Nationalparkverwaltung. „Wäre das passiert, wären wir Gefahr gelaufen, dass das Filz doch noch kaputt geht.“
Also wurde die Fläche in ein aktuell laufendes, von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds kofinanziertes LIFE+ Projekt des Nationalparks mit aufgenommen, das sich den Erhalt von Fließgewässern, Schachten und Mooren auf die Fahne geschrieben hat. Für die anstrengenden Arbeiten vor Ort wurde das Bergwaldprojekt mit ins Boot geholt. Zwei Teams von je 20 Frauen und Männern rückten an, um sich abseits der Zivilisation für Natur- und Klimaschutz einzusetzen.
Das benötigte Material, neben Brettern allein 120 Kubikmeter Sägemehl und Hackschnitzel, wurde bereits vorab mit einem Helikopter ins Projektgebiet geflogen. Werkzeug, Verpflegung und Co. musste jedoch von den Helfern selbst angeschleppt werden – in einem rund 45-minütigen Fußmarsch ab Tummelplatz. Und das täglich. „Dieses ehrenamtliche Engagement verdient höchste Anerkennung“, lobt Nationalparkleiter Franz Leibl. „Es dient dem Klimaschutz ebenso wie dem Erhalt bedrohter Moorarten.“
Unter der Anleitung erfahrener Projektleiter bauten die Helfer neue Spundwände, die das Wasser wieder im Moor halten. Die Holzbauwerke wurden mit Füllmaterial komplett abgedeckt. „Somit sind die Dämme luftdicht verpackt“, erklärt Schmidt. „Dank der so geschafften Konservierung sind wir optimistisch, hier nun endgültig für eine gelungene Renaturierung gesorgt zu haben.“
Das Ökosystem im Tieffilz kann so seine Funktionen als Wasser- und Kohlenstoffspeicher in Zukunft wieder besser entfalten. In naturnahen Mooren werden dauerhaft Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid gespeichert. Die Renaturierung ist also vorbeugender Klimaschutz erster Güte. „Außerdem sind Moore wichtige Rückzugsräume für seltene Tier- und Pflanzenarten“, so Henning Rothe vom Bergwaldprojekt. Im Tieffilz kommen schon jetzt Spezialisten wie Rosmarinheide, Moosbeere oder Wollgras vor. Demnächst wohl wieder in noch höherer Anzahl.
Zwei Schwammerl erstmals in Bayern nachgewiesen
Pilzexperten entdecken extreme Seltenheiten im Nationalpark Bayerischer Wald
Pilze gelten in der Wissenschaft oft als vergessene Lebewesen. Hauptsächlich, weil sie im Vergleich zu Tieren und Pflanzen relativ unerforscht sind. Dass es noch viel Entdeckungspotential gibt, zeigte jüngst wieder die Pilzwoche im Waldgeschichtliches Museum|Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald. Bei der von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie und dem Nationalpark Bayerischer Wald organisierten Tagung von Experten aus der ganzen Republik wurden bei Exkursionen allein zwei Pilzarten gefunden, die zuvor noch nie in Bayern nachgewiesen wurden.
„Und Entdeckungen dieser Art stehen uns noch einige bevor“, erzählt Peter Karasch, der beim Nationalpark für das Projekt Funga des Böhmerwaldes zuständig ist. Dabei soll auch mit Hilfe von Bürgerbeteiligung die Pilzvielfalt des Grenzgebiets zwischen Bayern, Böhmen und Oberösterreich genau unter die Lupe genommen werden. Bis zu 4000 verschiedene Arten vermuten die Forscher in der Region, sicher nachgewiesen sind bisher aber nur knapp 3000. Wer mitforschen und etwa an Pilzexkursionen teilnehmen will, kann sich bei Peter Karasch (peter.karasch@npv-bw.bayern.de) melden.
Einer der beiden Erstfunde für Bayern ist der Pilz Antrodiella niemelaei. Diese Art wächst an abgestorbenen Weidenästen und wurde zuvor auch im restlichen Deutschland erst einmal sicher nachgewiesen. Der zweite Neuling für den Freistaat nennt sich Skeletocutis stellae. Der Knorpelporling gedeiht an mächtigen Tannenstämmen, braucht also besonders alte Wälder, wie man sie etwa in der Mittelsteighütte oder der Rachelseewand findet. Auch dieser Pilz wurde zuvor erst einmal in Deutschland gefunden.
In 3D durch Wald und Wildnis
Neue App „Nationalpark Bayerischer Wald“ mit interaktiven 3D-Karten wurde freigeschaltet.
Die Besucher können den Nationalpark Bayerischer Wald ab sofort neu erleben und ihre Touren noch besser am Handy planen. Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf hat dazu zu Beginn der Ferienzeit in Bayern die neue App „Nationalpark Bayerischer Wald“ mit interaktiven 3D-Karten freigeschaltet.
„Die einzigartige Landschaft des Nationalparks kann man jetzt bereits Zuhause hautnah erfahren. Mit der neuen App wird Deutschlands ältester Nationalpark zum digitalen Erlebnis. Die App bietet einen echten Mehrwert to go für jeden, der seine Freizeit im Nationalpark optimal gestalten will. Damit wird der Besuch im Nationalpark ein persönliches Highlight“, so Scharf.
Die neue App zeigt 500 Kilometer Touren, Rad- und Wanderwege in den Karten wirklichkeitsgetreu in 3D. Sie bringt damit unter anderem 26 ausgewählte Besucher-Tipps, 32 Erlebnis-, Wander- Rad- und Schneeschuh-Touren, eine Auswahl von Videos über den Nationalpark sowie Bilder einer Webcam mobil auf das Handy. Zudem bietet es – wie auch die bereits bestehende App zum Nationalpark Berchtesgaden – ein Tracking-Tool, mit dem der Besucher seine Touren aufzeichnen kann. Auch der „digitale Wegezustand“ kann mit der App abgerufen werden, so dass bereits vor der Tourenplanung klar ist, welche Wege und Touren aktuell begehbar sind oder wo Sperrungen oder Einschränkungen vorliegen.
Pekinger Schüler erkunden den Nationalpark
Neben Naturerlebnissen stand auch das Kennenlernen von Gleichaltrigen aus der Region auf dem Programm
Einen imposanten Tapetenwechsel erlebten jüngst sechs junge Chinesen. Die Schüler im Alter von neun bis 14 Jahren verbrachten eine Woche im Nationalpark Bayerischer Wald. Dort entdeckten sie nicht nur die wilde Natur, sondern lernten auch viele Gleichaltrige aus der Region kennen. „Es war ein für beide Seiten wertvoller Austausch, der tolle Eindrücke hinterlassen hat“, bilanziert Rita Gaidies, die Leiterin des Jugendwaldheims bei Schönbrunn am Lusen, wo die Gäste aus Peking untergebracht waren.
Geocaching im Wald, Wandern auf den Lusen, Bionik-Spiele mit dem Umweltbildungsteam, Entdeckungstour auf dem Baumwipfelpfad, im Haus zur Wildnis oder im Freilichtmuseum Finsterau – viele Höhepunkte der Region standen auf dem Programm der asiatischen Besucher. „Irgendwie erfüllten sie schon das Klischee, viele Sachen im Schnelldurchlauf anzuschauen“, sagt Gaidies. „Am Ende der Woche haben sie aber dann schon gelernt, sich einfach auch mal Zeit zu lassen“.
Für die persönlichen Momente des Austausches sorgten viele Schüler aus der Region, etwa der Grundschule Ruderting, die zusammen mit den Chinesen im Jugendwaldheim untergebracht waren. Aktivitäten gab’s aber auch mit zwei Nationalpark-Partnerschulen, der Mittelschule Hohenau und der Montessori Schule Kreuzberg. Dabei wurde unter anderem gemeinsam ein Drei-Gänge-Menü gezaubert sowie verspeist, eine bayerische Unterrichtsstunde absolviert oder das Sommerfest gefeiert. „Trotz der Sprachbarriere klappte alles richtig gut“, berichtet Gaidies. „Die Kinder verständigten sich einfach auf ihre Weise.“
Etwa ein Jahr Vorbereitungszeit steckte hinter dem Austausch. Begleitet wurden die Pekinger Kinder von ihrer Betreuerin Ying Jiang, die perfekt Deutsch spricht. Auch sie war von den Eindrücken begeistert und überlegt, mit einer weiteren Gruppe wieder in den Nationalpark zu kommen.
Internationale Fernerkundungsexperten im Nationalpark
Doktoranden aus 15 Ländern zu Gast im Bayerischen Wald – Biodiversität in Wäldern im Fokus
Im Nationalpark Bayerischer Wald hat man schon einiges an Erfahrung, wenn es darum geht, den Wald aus der Luft genau unter die Lupe zu nehmen. Schließlich sind die Experten hier seit einigen Jahren damit beschäftigt, an Helikoptern befestige Scanner einzusetzen, um die Waldstruktur zu untersuchen. Dieses Wissen haben sich nun auch 19 Doktoranden aus 15 Ländern bei einer zweiwöchigen Sommerschule im ältesten deutschen Nationalpark sowie im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen angeeignet.
In der ersten Woche stand die Einführung in die Methodik und die Feldarbeit im Nationalpark auf dem Programm. Im Kern ging es den Teilnehmern darum, mit luftgestützten Methoden die biologische Vielfalt in Waldökosystemen zu erkennen und auszuwerten. Neben Messungen mit bodengestützten Instrumenten, wurde auch eine besondere Befliegung durchgeführt. Dazu kam ein Flugzeug der britischen Antarktisforschung in den Bayerischen Wald. Dies war mit Laserscanner sowie Hyperspektral- und Thermalsensor ausgestattet. So konnten umfassende Daten über die Nationalparkwälder erfasst werden.
Im Bayerischen Wald nutzt man derlei Daten etwa dazu, Waldinventuren durchzuführen, Lebensraumanalysen für bedrohte Tierarten wie das Auerhuhn zu erstellen oder das Vorkommen von Pilzen vorauszusagen. Im zweiten Teil des Kurses, der in Oberpfaffenhofen stattfand, stand dann mehr die Auswertung der Daten im Vordergrund.
„Das große Interesse von Forschern aus der ganzen Welt zeigt, wie bedeutend die Waldökosysteme im Nationalpark Bayerischer Wald sind. Durch die internationalen Kooperationen konnten wir eine einzigartige Datengrundlage über unsere Wälder aufbauen“, so Nationalpark-Forscher Marco Heurich, der die Zusammenarbeit mit den Hauptorganisatoren der Universität Twente (Niederlande) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt koordinierte.
Stars der Manege
Waldzirkusgruppe des Nationalparks gab Abschlussvorstellung
Der Natur auf eine andere Weise begegnen. Diesen Vorsatz haben die elf Kinder der Waldzirkusgruppe des Nationalparks Bayerischer Wald in den vergangenen vier Monaten wöchentlich in die Tat umgesetzt. Gemeinsam mit Nina Felsmann und Anja Raimer, die gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Nationalpark ableisten, wurde die Philosophie „Natur Natur sein lassen“ künstlerisch mit Zirkusnummern in Szene gesetzt. Jetzt gab es die gut besuchte öffentliche Abschlussvorstellung.
Aufgrund der mauen Wetterlage musste die Show im Hans-Eisenmann-Haus aufgeführt werden, nicht wie geplant im Freien. Trotzdem kamen dutzende Zuschauer in die Nationalpark-Einrichtung, wo die Kinder mit Stolz zeigten, was sie gelernt haben. So gab’s junge Artisten, die sich in fliegende Vögel verwandelten. Oder andere, die als alte Bäume von schweren Stürmen und dem anschließenden Aufblühen der Natur erzählten. Am Schluss der Vorstellung applaudierte das Publikum begeistert den neuen Stars der Waldzirkusmanege.
Nachwuchs bei den Wildpferden
Junge Stute kommt im Nationalparkzentrum Falkenstein zur Welt
Es gibt Nachwuchs bei den Przewalski-Pferden im Nationalparkzentrum Falkenstein. Vergangene Woche kam im dortigen Tier-Freigelände eine junge, vitale Stute zur Welt. „Dem Jungtier und dem Muttertier geht’s prächtig“, sagt Reinhold Gaisbauer, Leiter des Servicezentrums Falkenstein. Der neueste Zuwachs der nun neunköpfigen Herde kommt auch bei den Besuchern gut an.
„Die Geburt ist aber in erster Linie ein toller Erfolg für die Arterhaltung“, so Nationalpark-Tierärztin Susanne Klett. Schließlich stehen Przewalski-Pferde auf der roten Liste der gefährdeten Arten und kommen in freier Wildbahn nur noch äußerst selten vor. Deswegen hat der Nationalpark schon mehrmals Auswilderungsprojekte unterstützt. „Und vielleicht trägt auch die neu geborene Stute einmal dazu bei, die Population weiter zu stärken.“
Ruckowitzschachten ist wieder beweidet
Rotes Höhenvieh sorgt schon im vierten Jahr für die Artenvielfalt unterhalb des Falkensteins
In den nächsten Monaten ist für das Rote Höhenvieh des Nationalparks nun wieder Höhenluft angesagt. Bereits in der vierten Saison sorgt die aktuell achtköpfige Herde für eine größere Artenvielfalt auf dem Ruckowitzschachten. Die probehafte Beweidung findet im Rahmen eines LIFE+ Projekts statt, welches sich um den Erhalt spezieller Lebensräume kümmert. Gefördert wird die Maßnahme von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds.
Frühmorgens rückte das Team des Servicezentrums Falkenstein am Mittwoch zu den Übergangsweideflächen in Kreuzstraßl aus, um die Tiere mithilfe von Anhängern auf über 1100 Meter zu transportieren. Oben angekommen, begannen die Vierbeiner nach nur wenigen Sekunden ihre Sommerheimat zu erkunden.
„Die Rinder schaffen Vielfalt“, erklärt Projektbetreuerin Claudia Schmidt. „Das Vieh selektiert stark auf der Weide, dadurch wird etwa das Borstgras gefördert, das den Tieren nicht so schmeckt. Von kleinflächig offenen Bodenstellen, die durch Trittspuren entstehen, profitiert wiederum die Arnika, eine selten gewordene Heilpflanze.“
Wer mehr über die Beweidung erfahren will, kann am 15. Juli oder 12. August an Führungen zur Insel im Waldmeer teilnehmen. Los geht’s jeweils um 13 Uhr am Parkplatz P1 in Zwieslerwaldhaus.
Lehrernachwuchs erprobt Nationalpark-Umweltbildung
Baumbegegnungen und Wohnungsmarkt: Angehende Grundschulpädagogen lernen Schulangebote kennen
Nochmal selbst zum Schüler werden. Dieses Gefühl durften 13 angehende Grundschullehrer rund ums Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal spüren. Schließlich erlebten sie einen Tag lang, welch spannende Themen die Nationalpark-Umweltbildung für Kinder und Jugendliche bereithält.
Katharina Ries, stellvertretende Leiterin im Haus zur Wildnis, stellte den Pädagogen, die aktuell in den Landkreisen Straubing-Bogen und Regen eingesetzt sind, interessante Schulprogramme vor – und ließ die Besucher selbst aktiv werden. So erkundete der Lehrernachwuchs etwa den Wohnungsmarkt, ein Schulklassenprogramm bei dem die Bedeutung von Spechthöhlen in alten Wäldern aufgearbeitet wird. Auch die Aktion Baumbegegnungen, die auf Lernen und Erfahren mit allen Sinnen setzt, stand auf dem Programm.
„An vielen Stellen gab’s richtig staunende Blicke“, bilanziert Ries. „Etwa, wenn wir uns über das stattliche Alter einiger Bäume unterhielten.“ Gut angekommen sind bei der Gruppe um Seminarleiter Dr. Franz Helminger auch die philosophischen Ansätze der Erlebnispädagogik im Nationalpark sowie der stets präsente Nachhaltigkeitsgedanke.
Start für die Waldwerkstatt
Umbau im Hans-Eisenmann-Haus – Sechs-Millionen-Euro-Budget für Interreg-Projekte der Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava
Es gibt grünes Licht für einen lange gewünschten Umbau im Nationalparkzentrum Lusen. Das Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus bekommt eine Waldwerkstatt, einen Erlebnisraum zum Entdecken, Forschen und Spielen. Möglich macht das ein gemeinsames Projekt mit dem Nachbar-Nationalpark Šumava. Die Europäische Union fördert die rund 1,3 Millionen Euro teure Maßnahme zu 85 Prozent mit Mitteln aus dem Interreg-Programm, welches grenzüberschreitende Kooperationen von EU-Ländern unterstützt. Damit laufen in beiden Nationalparks aktuell acht gemeinsame Interreg-Projekte mit einem Gesamtvolumen von fast sechs Millionen Euro.
„Wir freuen uns sehr, dass wir die Planungen zur Weiterentwicklung des Hans-Eisenmann-Hauses nun in die Tat umsetzen können“, so Nationalparkleiter Franz Leibl am Montag bei einem Pressetermin mit seinem tschechischen Kollegen Pavel Hubený in Kašperské Hory (Bergreichenstein). „Ohne die finanzielle Unterstützung der EU, wäre uns das nicht möglich.“
Der bisher vor allem für Wechselausstellungen genutzte Raum im Obergeschoss des Nationalpark-Informationsgebäudes wird in den kommenden Monaten komplett umgebaut. Ein stilisierter Berg wird den Mittelpunkt der Waldwerkstatt bilden. Dort sollen in Zukunft Kinder und Jugendliche sowie Schulklassen und Familien spielerisch die Natur begreifen lernen. „Damit können wir endlich unsere pädagogischen Konzepte voll umsetzen“, sagt Christian Binder, Leiter des Hans-Eisenmann-Hauses. „Außerdem ist die dreisprachig gehaltene Waldwerkstatt auch perfekt für unsere tschechischen Gäste, die von Jahr zu Jahr mehr werden.“
Parallel zur Umgestaltung im Hans-Eisenmann-Haus beinhaltet das kürzlich genehmigte Projekt den Bau einer Umweltbildungseinrichtung in Bergreichenstein. Im Nationalpark Šumava steht bei der Waldwerkstatt das Erleben und Kennenlernen des Kultur- und Naturerbes im Fokus. Als dritte Komponente kommen Austauschprogramme für Schüler beidseits der Grenze hinzu.
Die Genehmigung der Waldwerkstatt ist ein weiterer Meilenstein der stets intensiver werdenden Zusammenarbeit der Schutzgebiete. Derzeit arbeiten Forscher etwa daran, ein gemeinsames Monitoring der Biodiversität und Hydrologie des bayerisch-böhmischen Grenzgebirges zu etablieren, die bisher nur rudimentär kartierten Pilze des Böhmerwalds zu erfassen oder ein grenzüberschreitendes Rotwildmanagement zu entwickeln. Außerdem stehen ein gemeinsames sozio-ökonomisches Monitoring-System in den Startlöschern sowie weitere Projekte in den Bereichen der Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Die acht laufenden Maßnahmen haben einen Kostenansatz von 5.997.094 Euro. Der Eigenanteil der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald liegt bei 558.685 Euro, die Nationalparkverwaltung Šumava steuert 327.598 Euro bei. „Aus jedem für Interreg-Projekte eingesetzten Euro unserer Haushalte können wir also sieben Euro machen“, rechnet Leibl vor. „So werden in der Nationalparkregion beidseits der Grenzen Arbeitsplätze und Investitionen geschaffen.“
Diese beeindruckenden Zahlen seien ein „greifbares Ergebnis der Zusammenarbeit der Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald“, findet Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava. „Und ein klarer Beweis dafür, dass sich die Kooperation auf bestmöglichem Niveau befindet. Ich hoffe, dass die zugrunde liegende Freundschaft und das Vertrauen für lange Zeit halten werden.“ Dem pflichtet auch Leibl bei: „Die Arbeit mit unseren tschechischen Kollegen trägt mittlerweile sehr viele Früchte, von denen beide Nationalparks enorm profitieren. Wir wünschen uns, dass dies auch in Zukunft weiter so ausgezeichnet funktioniert. Schließlich tragen wir damit auch einen Teil dazu bei, dass der Bayerische Wald und der Böhmerwald weiter zusammenwachsen.“
Hubený und Leibl haben auch für die nächsten Jahre noch viel vor. „Wir können dank der aktuellen Kooperationen zwar schon auf viele Erfolge zurückblicken, sehen das aber nur als erste Schritte“, erklärt der Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. So sollen die Schutzgebiete in weiteren Bereichen enger miteinander verzahnt werden – etwa beim Parkmanagement. „Die Zusammenarbeit mit unseren tschechischen Kollegen ist also keine Eintagsfliege, sondern ein für die Natur und die ganze Region gewinnbringendes Großprojekt, das noch viel Potential entfalten wird“, so Leibl.
Jungstörche haben jetzt einen Fingerabdruck
Vögel tragen nun Ringe, damit sie jederzeit identifiziert werden können – Hilfe von LBV und Feuerwehr
Langsam wird der Storchnachwuchs auf dem Dach der Grafenauer Nationalparkverwaltung flügge. Doch bevor das passiert, haben die beiden Vögel am Dienstagabend noch ihren Fingerabdruck bekommen. Markus Schmidberger vom Chamer Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat den Tieren mit Unterstützung der Grafenauer Feuerwehr Ringe an den Beinen befestigt, dank derer Seriennummern können die Jungstörche in Zukunft eindeutig identifiziert werden.
Nur wenige Minuten brauchte Schmidberger, um seine Arbeit zu erledigt. „Die jungen Vögel haben sich dabei ganz ruhig verhalten, so dass es überhaupt keine Probleme gab.“ Die erwachsenen Tiere waren sowieso gerade ausgeflogen. „Die kleinen schwarzen Ringe sind aus dem Kunststoff Teflon gefertigt, sind zudem speziell beschichtet“, erklärt der Experte. „So verfängt sich darin etwa kein Kot mehr, wie noch bei manchen Vorgängermodellen.“
Die Seriennummern lässt der Nationalpark nun bei der Vogelwarte Radolfszell registrieren, die ihre Informationen wiederum in ein weltweites Netz einspeist. „Wir hoffen in den nächsten Monaten dann zu erfahren, wo sich unsere Störche so rumtreiben“, sagt Umweltbildungsreferent Lukas Laux. „Vielleicht bekommen wir im Winter ja Nachrichten aus Südafrika.“
Erstmal sollte aber die Storchen-Webcam fleißig beobachtet werden, damit keinem entgeht, wann die jungen Tiere ihre ersten Flugversuche machen. Auch die Storchenpässe, von denen noch Exemplare in den Grafenauer Geschäften und bei der Touristinfo verfügbar sind, können langsam mit allen nötigen Infos gefüttert und abgegeben werden. Wer ein wichtiges Ereignis verpasst hat, kann im Webcam-Archiv die nötigen Antworten finden. Alle Teilnehmer bekommen bei Abgabe der Antwortkarten einen hübschen Glas-Storch und einen Getränkegutschein, den sie an der Storchenbar beim Grafenauer Storchenfest am 22. Juni einlösen können.
Wer sich übrigens schon einmal gefragt hat, wo die Störche das Futter zur Aufzucht ihrer Jungen herbekommen: Fündig werden sie vor allem in feuchten und wasserreichen Gebieten, naturnahen Auenlandschaften sowie Niederungen im Umkreis ihres Brutplatzes. Dort finden sie genügend ihrer Leibspeisen, etwa Fische, Frösche, Würmer oder Insekten. Und da kommt sogar der Biber ins Spiel – schließlich steht in der Natur alles in gegenseitiger Wechselwirkung. Denn durch die Arbeit des Bibers können die Weißstörche artenreiche Feuchtgebiet zur Nahrungssuche nutzen.
Eine Spürnase im Nationalpark
Suchhund Maple erschnüffelt Luchs, Wildkatze und Wolf – Projekt der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Ein speziell trainierter Suchhund unterstützt seit kurzem die in Frankfurt ansässige Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung bei Wildtiermonitoring und -forschung. Die einjährige Labrador-Hündin hilft beim Sammeln von schwer zugänglichen DNA-Proben verschiedener bedrohter Wildtierarten. Die Methode erweist sich gegenüber herkömmlichen Ansätzen als sehr effektiv: Während der bisherigen Einsätze im Nationalpark Bayerischer Wald spürte das Tier gemeinsam mit einem weiteren Suchhund über 50 Proben von Luchs, Wildkatze und Wolf auf.
Eine feine Nase ist unerlässlich für die Arbeit von Maple, Senckenbergs erstem ausgebildeten Spürhund. Die einjährige Labradorhündin unterstützt seit kurzem die Senckenberg-Wissenschaftler bei der Suche nach Wildtierproben. „Als genetisches Referenzzentrum für große Beutegreifer führen wir seit beinahe zehn Jahren DNA-Analysen von bedrohten Wildtierarten durch. Dabei sind wir auf Proben sehr seltener Tierarten angewiesen. Maples Arbeit wird hierbei immer wichtiger“, freut sich Dr. Carsten Nowak, Leiter des Fachgebietes Naturschutzgenetik des Senckenberg-Forschungsinstituts in Gelnhausen.
Informationen über die Verbreitung von Wildtieren zu erlangen ist häufig schwierig: Die Tiere sind scheu und leben in schwer zugänglichen Gebieten. Herkömmliche Methoden, wie Sichtbeobachtungen und Fotofallen liefern häufig nur begrenzte Informationen. „Für uns sind daher direkte Hinterlassenschaften, wie der Kot der Wildtiere, ein echter Glücksfall – die DNA aus diesen Proben verrät uns, wie viele Tiere sich in einem Gebiet aufhalten, woher sie stammen und welches Geschlecht sie haben“, erklärt Laura Hollerbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hundeführerin von Maple.
Bei ihren ersten Einsätzen im Nationalpark Bayerischer Wald konnte die vierpfotige Neu-Senckenbergerin bereits Erfolge aufweisen: Gemeinsam mit der hierfür beauftragten Suchhündin Nara und ihrer Hundeführerin Elena Jeß erschnüffelte sie 50 Kotproben von neun Luchsindividuen sowie mehrere Wildkatzen- und Wolfhinterlassenschaften. „Solch ein großer Datensatz entsteht mit den bisherigen Methoden über lange Zeiträume hinweg – unsere Hunde haben es in nur wenigen Wochen geschafft“, ergänzt Hollerbach. Die Suchhunde legten dabei rund 600 Kilometer in einem 176 Quadratkilometer großen Suchgebiet zurück.
Zusätzlich zur Erfassung mit Suchhunden wurden in Zusammenarbeit mit Martin Gahbauer von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald 44 Haarfallen aufgestellt, um DNA-Proben von Luchs und Wildkatze zu sammeln und einen methodischen Vergleich ziehen zu können. Die Nationalparkverwaltung leistete darüber hinaus logistische und personelle Unterstützung für die erste Suchhund-Studie von Senckenberg und ermöglichte so eine erfolgreiche Projektdurchführung.
Die Ergebnisse zeigen, dass ausgebildete Hunde im Vergleich zu Menschen sehr viel größere Flächen in einem kürzeren Zeitraum absuchen können und zudem deutlich höhere Detektionsraten aufweisen. „Daher möchten wir zukünftig Maples Artenspektrum auch noch auf weitere relevante Arten ausbauen“, gibt Hollerbach einen Ausblick.
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ist an dieser neuen Datenerfassungsmethode im Rahmen einer Kooperation beteiligt. Erkenntnisse aus künftigen Untersuchungen in Hessen werden in das Monitoring des Landesamtes zu großen Beutegreifern einfließen.
Sprachpaten und Flüchtlinge erkunden Nationalpark
Umweltbildungsteam und Landratsamt ermöglichen spannenden Tag auf dem Seelensteig und im Waldspielgelände
„Was stellt ihr euch eigentlich unter einem Nationalpark vor?“ Die zehnjährigen Samia aus Syrien antwortet ohne zu zögern: „Alles lassen, wie es ist.“ Da kann das Umweltbildungsteam nur nicken, beschreibt das doch treffend die Philosophie des Nationalparks Bayerischer Wald – Natur Natur sein lassen. Gemeinsam mit 16 anderen geflüchteten Kindern und ihren elf Sprachpaten aus dem ganzen Landkreis Freyung-Grafenau taucht Samia auf dem Holzbohlenweg des Seelensteiges bei Spiegelau dann auch in den entstehenden Naturwald ein. Die Gruppe staunt nicht schlecht, als Umweltbildungsreferent Lukas Laux etwa die Bedeutung von Totholz für die Artenvielfalt oder die feurigen Verwendungsmöglichkeiten des Zunderschwamms erklärt. Mit vielen Eindrücken im Gepäck geht‘s später mit dem Igelbus ins Waldspielgelände Spiegelau. Nach der ausgiebigen Picknick-Pause helfen die beiden FÖJler Paula Moosbauer und Thies Hinrichsen sowie Commerzbank-Umweltpraktikantin Cathleen Kertscher den Naturerlebnispfads mit allen Sinnen zu erkunden. An einer Station wird die natürliche Filterfunktion des Bodens erklärt. Anderorts können sich die Kinder beim Weitsprung mit Waldmaus, Baummarder oder Eichhörnchen messen. Und auf dem Barfußpfad werden mit Händen und Füßen die Naturmaterialien des Waldes blind erfühlt.
Sowohl die Kinder als auch die erwachsenen Sprachpaten waren mit viel Spaß bei der Sache und genossen den lehrreichen Sonnentag im Nationalpark. Organisiert wurde der Ausflug von Christian Fiebig, Koordinator für Ehrenamtliche im Bereich Asyl am Landratsamt Freyung-Grafenau, in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung.
Gymnasiasten filmen unsere Artenvielfalt
Zwieseler P-Seminar fokussiert auf die biologische Vielfalt des Nationalparks
„Ich hätte mir das am Anfang schon einfacher vorgestellt“, meint Selina. „Aber wenn man den Luchs nach acht Stunden dann doch vor die Linse bekommt, hat es sich einfach rentiert“, findet ihre Klassenkameradin Magdalena. Die beiden gehören zu einem 14-köpfigen P-Seminar des Gymnasiums Zwiesel, welches gerade die Artenvielfalt des Nationalparks Bayerischer Wald filmisch einfängt. „Das ist ein tolles Projekt in der Natur draußen – und das gehört für uns als Waidler einfach dazu“, ergänzt Elftklässler Lucas.
„Da sind wirklich richtig pfiffige Ideen entstanden“, lobt Achim Klein, Leiter des Wildniscamps am Falkenstein, dessen Personal zusammen mit den Kollegen vom Haus zur Wildnis vor allem in Sachen Umweltbildung Unterstützung leistet. „Die Schüler haben eben einen ganz eigenen Blick auf Nationalparkthemen.“ So hat sich eine Gruppe etwa einen Kurzfilm für Kinder zurechtgelegt, bei dem ein Schnecken-Opa seinem Enkel kinderleichte Antworten zur Natur gibt. Die anderen Beiträge drehen sich um Wildschweine, Rossameisen und Luchse.
„GreenCut – Jugend filmt biologische Vielfalt“ nennt sich die Aktion, die deutschlandweit junge Menschen mit Themen wie Biodiversität und Nachhaltigkeit in Verbindung bringen will. Dahinter steht die Gesellschaft für Solidarität und Partnerschaft (Gespa), unter anderem gefördert vom Bundesumweltministerium und der Bingo-Umweltstiftung. „Die Jugendlichen haben die Themen in tollen Kompositionen umgesetzt und schön in die Nationalparkumgebung integriert“, bilanziert Filmcoach und Gespa-Vorsitzender Herbert Dohlen. Auch die ergänzenden Interviews mit Experten seien gelungen.
Nach dem Dreh folgt jetzt die Postproduktion der vier Beiträge. In ein paar Wochen können die vier- bis sechsminütigen Filme dann zunächst im Internet unter www.green-cut.de begutachtet werden. Und auch eine öffentliche Vorführung ist geplant.
Helikopter scannen Nationalparks
Aus der Luft gesammelte Daten ergeben ein 3D-Bild der Waldstruktur
In den kommenden Tagen kommt es zu vermehrtem Luftverkehr über den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava. Verantwortlich dafür ist ein Hubschrauber, der im Rahmen eines Interreg-Forschungsprojekts unterwegs ist. In 168 Flugstreifen wird dank eines an der Heli-Unterseite befestigten Laserscanners die grenzüberschreitende Waldstruktur erfasst.
Das vom Nationalpark Bayerischer Wald mitentwickelte Verfahren ist im Vergleich zur stichprobenartigen und sehr personalintensiven Waldinventur am Boden nicht nur kostengünstiger, sondern auch genauer. Die gesammelten Daten können etwa helfen, Lebensraummodelle für die bedrohten Auerhühner zu entwickeln, potentielle Borkenkäferflächen zu erkennen oder ökologisch wertvolle Altbäume zu kartieren.
Neue Plattform im Tier-Freigelände
Einblicke in natürliche Walddynamik – Infotafeln werden Schritt für Schritt erneuert
Das Areal des Tier-Freigeländes bei Neuschönau liegt zwar am Rand des Nationalparks Bayerischer Wald, trotzdem lässt sich selbst hier schon viel natürliche Walddynamik hautnah erleben. Das findet nun auch Einzug in die Besucherinformation vor Ort. Den Auftakt dafür markiert eine neue Plattform nebst kurzem Bohlenweg am Biberteich.
Dort können Besucher faszinierende Einblicke in eine einstige Borkenkäferfläche werfen. Seit Jahren wächst ein junger, strukturreicher Naturwald nach. Auch im restlichen Gelände zwischen den Gehegen sind vielerorts urwaldartige Strukturen, wie Wurzelteller, Totholz, Pilze oder Baumgiganten, zu beobachten. Insgesamt zwölf Infotafeln, die in den nächsten Wochen und Monaten aufgestellt werden, sollen diese Themen in Zukunft aufgreifen. Bis 2020 sollen auch die Tafeln zu den untergebrachten Tierarten erneuert werden.
Gebaut hat die barrierearme Plattform übrigens das Azubi-Duo Maximilian Faschingbauer und Johannes List unter Anleitung von Forstwirtschaftsmeister Ludwig Hilgart.
Die Schöne und das Biest
Wie Naturdynamik in Nationalparkwäldern geeigneten Lebensraum für die bedrohte Mopsfledermaus schafft
Seit Jahrzehnten entwickeln sich die Naturzonen des Nationalparks Bayerischer Wald zu ursprünglichen Naturwäldern der Zukunft. Mit dafür verantwortlich sind zahlreiche Borkenkäferausbrüche, die im Kern des Schutzgebiets ungehindert ablaufen können. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass diese Entwicklung der gefährdeten Mopsfledermaus sehr gelegen kommt.
Dass viele totholzbewohnende Tier-, Pflanzen- und Pilzarten in den Naturzonen des Nationalparks einen neuen Lebensraum finden, wurde bereits vielfach aufgezeigt. Die neu entstehenden lichtdurchfluteten Wälder machen diesen Schub für die Biodiversität möglich. Oftmals weniger klar nachweisbar war bisher die Reaktion von Arten, die nicht direkt an Totholz gebunden sind.
Die Mopsfledermaus etwa ist eine europaweit geschützte Fledermausart, die Wälder von Italien bis nach Finnland bewohnt. Die auf den Fang von Nachtfaltern spezialisierte Fledermaus zieht ihre Jungen in alten und toten Bäumen auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Arten nutzt sie dafür allerdings keine alten Spechthöhlen, sondern Freiräume unter abstehender Rinde.
Auf Borkenkäferflächen im Bayerischen Wald wurde nun von Mitarbeitern des Freiburger Instituts für angewandte Tierökologie in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark untersucht, wie die Mopsfledermaus auf Änderungen in der Waldstruktur reagiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mopsfledermaus in Borkenkäferflächen häufiger auf die Jagd geht als in ungestörten Waldbereichen. Das liegt wohl daran, dass durch die Auflichtung mehr Beute verfügbar ist.
Quartiere für die Aufzucht der Jungtiere – Wochenstuben genannt – fanden die Forscher im Rahmen der Studie ausnahmslos unter Rindenschuppen von Fichten, die von Borkenkäfern zum Absterben gebracht wurden. Häufig wählen die Muttertiere Quartiere aus, die von vitalen Bäumen umgeben sind, da diese Deckung und somit Schutz gegen natürliche Feinde wie dem Waldkauz bieten. Im Durchschnitt waren die Fichten mit Wochenstuben deutlich dicker, als benachbarte Fichten. Dies bestätigt die Bedeutung von dicken, alten Bäumen für den Naturschutz – nicht nur für Holzbewohner wie Käfer und Pilze.
Das Nationalparkprinzip „Natur Natur sein lassen“ hat dieser geschützten Säugetierart also zahlreiche neue Kinderstuben und Jagdreviere verschafft. So zeigt auch dieses Beispiel auf, wie wichtig großflächiger Prozessschutz für die Natur ist – und wie die schöne Fledermaus vom vermeintlichen Biest, dem Borkenkäfer, profitiert.
Nationalpark Bayerischer Wald: Storchenpässe bayernweit gefragt
Stadt, Werbegemeinschaft und Nationalpark freuen sich über starkes Interesse an Aktionen rund um die Weißstörche
Mit einem derartigen Feedback hatte das Veranstalter-Trio des Storchenfestes nicht gerechnet. Binnen weniger Tage waren die Storchenpässe in Grafenau nahezu vergriffen. Nun haben Stadt, Werbegemeinschaft und Nationalpark für Nachschub gesorgt. Die Rückmeldungen zu den Aktionen rund um die Webcam, die das Weißstorch-Paar auf dem Dach der Nationalparkverwaltung zeigt, sind durchwegs positiv. „Wir bekommen dazu Mails und Anrufe aus ganz Deutschland“, freut sich Grafenaus Tourismuschefin Karin Friedl. Und die Webcam auf www.nationalpark-bayerischer-wald.de verzeichnete bereits knapp 17 000 Zugriffe.
Doch nicht nur überregional kommt das Mitmachprojekt gut an. „In der Stadtbücherei haben wir selbst erlebt, wie Schüler ihre Lehrer für die Storchenpässe begeistert haben“, erzählt Friedl. Aufgrund der regen Nachfrage konnten anfangs nicht alle Interessenten befriedigt werden. „Mit dem Nachschub versorgen wir jetzt erstmal die Warteliste, etwa die Grundschule Grafenau“, so Lukas Laux, der im Nationalpark für die Umweltbildung zuständig ist.
Besonders schön findet Laux, dass mit dem Heftchen auch die biologischen Abläufe bewusster gemacht werden. „Etwa, dass Naturschutz immer internationale Aspekte hat.“ Schließlich benötigen Störche passende Bedingungen auf der kompletten Flugroute von Südafrika bis Europa. Und weil dies im Storchenpass schülergerecht aufgearbeitet wird, haben Klassen aus ganz Bayern schon Interesse an den Grafenauer Heftchen angemeldet.
Wer letztendlich einen der tollen Preise, etwa ein Urlaubswochenende in Burghausen, gewinnen will, muss mindestens zehn der 14 Fragen des Passes beantworten. Die Teilnahme-Seite muss bis zum Storchenfest am 22. Juli bei der Touristinfo, bei Sport Fuchs, beim Modehaus Blach oder bei der Nationalparkverwaltung abgegeben werden. Zu bekommen ist der Pass aber auch bei anderen Grafenauer Geschäften. „Vor allem in den Gastronomie-Betrieben fragen wirklich viele Leute danach“, berichtet Evi Blach, Vorsitzende der Werbegemeinschaft.
Israelische Ranger im Bayerwald
Gäste vor allem von Zusammenarbeit mit Junior Rangern und Freiwilligen begeistert
Vier Ranger aus verschiedenen Schutzgebieten Israels kamen jüngst in den Bayerischen Wald, um sich mit den Kollegen des Nationalparks auszutauschen. Im Fokus der Visite stand die Informationsarbeit im Gelände. „Beide Seiten konnten viele wertvolle Impulse aus dem einwöchigen Treffen mitnehmen“, bilanziert Michael Großmann, Leiter der Nationalparkwacht.
Mit den Israelis ging es zu vielen besucherstarken Punkten im Bayernwald, etwa auf den Lusen, zum Hans-Watzlik-Hain, auf die Schachten oder zum Rachelsee. Außerdem gab’s Einblicke in die Forschungsarbeit, etwa zu den Themen Artenvielfalt dank Totholz, zu den Effekten des Klimawandels auf das Ökosystem Wald oder zur Moorrenaturierung rund ums aktuelle LIFE+ Projekt. Eine Tagestour in den Nachbar-Nationalpark Šumava und der Besuch eines Infostands der Junior Ranger im Tier-Freigelände bei Neuschönau rundeten das Programm ab.
„Besonders fasziniert waren die Kollegen von der tollen Zusammenarbeit mit unseren Junior Rangern sowie mit anderen Freiwilligen“, erzählt Großmann. Doch auch er und sein Team konnten tolle Ideen sammeln. Daher soll der Austausch in Zukunft fortgesetzt werden. Passend dazu unterzeichneten die Chefs der jeweiligen nationalen Ranger-Verbände jüngst bei einem europaweiten Kongress in Tschechien eine gegenseitige Kooperationsvereinbarung.
Hotspot des Waldnaturschutzes
Knapp 200 Forscher aus der ganzen Welt tagten im Nationalpark Bayerischer Wald – „Natur Natur sein lassen“ als Motor der Biodiversität
Beeindruckt schlendern zwei der weltweit führenden Waldnaturschutz-Experten durch die Mittelsteighütte. Umgeben von hunderte Jahre alten Tannen und Buchen erklärt Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, gerade die Einzigartigkeit dieses Stückchens Wald. David Lindenmayer von der Australian National University und Reed Noss von der University of Central Florida sind – trotz des winterlichen Wetters – begeistert. „Ich bin überrascht, dass es hier noch so faszinierende Reste von Urwäldern gibt, selbst wenn sie klein sind“, sagt etwa Noss.
Die renommierten Forscher gehören zu den Teilnehmern einer internationalen Tagung, die der Nationalpark vergangene Woche im Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus veranstaltete. Vier Tage lang stellten knapp 200 Wissenschaftler aus über 20 Ländern, von El Salvador über Estland, Kanada, oder Spanien bis hin zu Serbien, ihre Projekte vor, knüpften Kontakte und schmiedeten Pläne für neue Forschungsansätze.
Schließlich sei der Waldnaturschutz „fundamental wichtig“, stellt der Australier Lindenmayer fest. „In vielen Fällen bieten geschützte Gebiete den Arten einen Lebensraum, die nirgendwo sonst überleben könnten.“ Dies funktioniere gerade auch wegen natürlicher Störungen, etwa durch Feuer, Stürme oder Borkenkäfer, und der darauf folgenden Regenerationsprozesse. „Diese Abläufe sind einer der besten Motoren für die Biodiversität“, erklärt sein amerikanischer Kollege Noss.
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist seit einigen Jahren eng in internationale Forschungsarbeiten eingebunden. „Viele unserer Ergebnisse fließen in globale Studien ein und leisten einen wertvollen Beitrag für den wissenschaftlichen Dialog“, berichtet Leibl. Daher sei man der ideale Austragungsort für eine große Konferenz – zum zweiten Mal nach 2013. Klar, dass einer der Veranstaltungstage für Exkursionen reserviert war. Neben vielen Plätzen im Nationalpark Bayerischer Wald ging es dabei auch in den Nachbar-Nationalpark Šumava und Waldgebiete des Bistums Passau.
„Es hinterlässt viel mächtigere Eindrücke, wenn man die wundervollen Effekte des Prozessschutzes selbst erlebt, als wenn man nur darüber redet“, sagt Lindenmayer, als er gerade vor der etwa 50 Meter hohen Waldhaustanne im Hans-Watzlik-Hain steht. An solch einzigartigen Orten könne man auch Besuchern die Bedeutung von Schutzgebieten sehr beeindruckend vermitteln.
Neben der Natur begeisterte die Teilnehmer vor allem der konstruktive Dialog, der sich auch abseits der Vorträge entwickelte. „Wir freuen uns, dass so viele bedeutende Forscher und motivierte Studenten in den Bayerischen Wald gekommen sind“, bilanziert am Ende Nationalpark-Forschungsleiter Jörg Müller. „Die hier entwickelten Ideen bringen viele Projekte ins Laufen.“ „Und so ist der Nationalpark wieder Impulsgeber für globale Forschung“, ergänzt sein Chef Leibl. Eine Win-win-Situation für alle, vor allem aber für den Waldnaturschutz.
Den Störchen ins Nest geschaut
Nationalpark bietet Webcam an – Eines der Tiere wurde 13 Jahre lang nicht gesichtet
Es herrscht wieder Leben im Storchennest auf der Grafenauer Nationalparkverwaltung – und zwar nicht wie erwartet durch das Paar vom vergangenen Jahr. Stattdessen hat sich dort am 26. März ein Vogel niedergelassen, der zuvor 13 Jahre lang nicht gesichtet wurde. Seit Ostern hat er nun Gesellschaft durch ein bisher unbekanntes Tier, das nicht beringt ist. Wie der tierische Tag so abläuft, das dokumentiert ab sofort eine Webcam, die auf der Homepage des Nationalparks einsehbar ist. Das dort gezeigt Bild, das sich alle fünf Sekunden aktualisiert, ist zudem der beste Weg, um bei der Storchenfest-Premiere am 22. Juli tolle Preise abzuräumen.
Einer der neuen Grafenauer Störche kam 2004 im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt) zur Welt. Kurz darauf wurde er beringt, so dass eine eindeutige Identifizierung möglich ist. Bloß genutzt hat’s bisher nichts, schließlich wurde das Tier vor seinem Einzug nach Niederbayern nicht mehr gesehen. Dafür ließ sich die diesjährige Flugroute recht gut abschätzen, so startete der Vogel wohl in Südafrika und kam dann über Kenia, Ägypten und Israel nach Europa. Etwa sechs Wochen dauerte die Reise.
Solche und andere spannende Fakten sind im Storchenpass nachzulesen, der ab sofort in vielen Grafenauer Geschäften, der Touristinfo und der Nationalparkverwaltung ausliegt. Vor allem Kinder und Jugendliche sind zum Mitmachen aufgerufen, schließlich ist darin interessanter Rätselspaß versteckt. Einige der 14 Fragen lassen sich nur mithilfe der Webcam-Beobachtungen beantworten. Ein Besuch von www.nationalpark-bayerischer-wald.de lohnt sich also doppelt. Als Gewinne gibt’s etwa ein exklusives Wochenende beim Hilfsprojekt für den bedrohten Waldrapp in Burghausen oder Karten für den Straubinger Tiergarten sowie den Vogel- und Tierpark Irgenöd in Ortenburg. Die glücklichen Sieger kürt das Veranstalter-Trio aus Stadt Grafenau, Werbegemeinschaft Grafenau und Nationalpark beim Storchenfest am 22. Juli.
Ausgezeichnete Bildungsarbeit
Nationalpark Bayerischer Wald trägt wiederholt das Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“
Ob mit Familien durch Urwaldreste, mit Schülern in den Tier-Freigeländen oder mit gehandicapten Besuchern über den Baumwipfelpfad – überall und nahezu jederzeit führen Nationalpark-Waldführer und -Mitarbeiter Besucher durch die entstehende Waldwildnis. „Die Angebote sind dabei ganz speziell auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten“, berichtet Umweltbildungsreferent Lukas Laux. „So bekommen alle das für Sie passendste Naturerlebnis.“ Die geleistete Arbeit allererste Güte wurde nun wiederholt ausgezeichnet – auch in den nächsten drei Jahren darf man sich mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“ rühmen.
„Mit der Anerkennung zählt der Nationalpark zum Kreis derer, die bayernweit die Leistungen und Chancen der Umweltbildung als wichtige Säule einer Bildung für nachhaltige Entwicklung stärken“, heißt es im Verleihungsschreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Besonders lobenswert sei, dass aus dem Kreis der Nationalpark-Mitarbeiter seit Jahren wichtige Impulse für Innovationen kommen.
Zusammen mit den weiteren Trägern des Qualitätssiegels wird fortlaufend daran gearbeitet, die Angebote weiterzuentwickeln und zu verbessern. In diesem Netzwerk spielt der gegenseitige Austausch eine wichtige Rolle. „So konnten wir seit unserer Erstauszeichnung für unsere Arbeit viele spannende Ideen mitnehmen, im Gegenzug dafür unseren Partnern auch interessante Erfahrungen aus dem Nationalpark an die Hand geben“, so Laux.
Jungbären treffen erstmals auf Benny
Im Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Lusen können die vier Bären nun miteinander interagieren
Nachdem Bärenpapa Benny den Winter im neuen, geräumigen Trenngehege im Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Lusen bei Neuschönau verbrachte, ist er nun ins Hauptgehege umgezogen. Hier trifft Benny wieder auf Bärenmama Luna und erstmals auf den gemeinsamen Nachwuchs Luserl und Ralu. Die beiden erwachsenen Tiere verstanden sich bei der ersten Begegnung gleich wieder prächtig. Dagegen hielten sich die Jungbären vorerst abwartend im Hintergrund.
Benny wurde vor etwa einem Jahr für die Sommermonate in den Zoo von Haale gebracht, um Luna die ungestörte Aufzucht des Nachwuchses zu ermöglichen. Schließlich ziehen Bärenweibchen in der freien Natur ihre Jungen auch ohne das Zutun des Männchens auf. Während sich Benny in Sachsen-Anhalt aufhielt, baute die Nationalparkverwaltung ein großzügiges Ausweichquartier an die bestehende Anlage an. Dies steht den Jungbären und Bärenmutter Luna weiterhin als Rückzugsort zur Verfügung.
Siehe dazu auch unsere Waidlerwiki-Videos:
Offenen Borkenkäfer-Fragen auf der Spur
Internationaler Forscher-Workshop im Nationalpark beschäftigt sich mit Wissenslücken rund um die kleinen Insekten
In vielen Wirtschaftswäldern der Erde sind Borkenkäfer die gefürchtetste Schädlingsart. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist das anders, da die Insekten hier als natürlicher Teil der Walddynamik wirken können. Gerade deswegen jedoch haben Nationalpark-Forscher über Jahrzehnte viele Erfahrungen gesammelt. „So sind wir ein idealer Ort, um über aktuelle Borkenkäferthemen zu diskutieren“, findet Nationalpark-Forschungsleiter Jörg Müller. Daher kamen auf Initiative von Peter Biedermann (Universität Würzburg) jüngst Experten aus vier Kontinenten in den Bayerwald, um die vielen offenen Fragen rund um die kleinen Käfern zu erörtern.
Das interdisziplinäre Team aus Südafrika, Frankreich, den USA, Indien, Norwegen, Belgien, Tschechien und Deutschland verbrachte eine Woche im Jugendwaldheim bei Schönbrunn am Lusen. Hauptaugenmerk des Workshops: „Wir wollten neue Ideen sammeln“, erklärt Müller. Schließlich könne man zwar auf eine lange Geschichte der Borkenkäferforschung zurückblicken, trotzdem sei vieles noch unklar. „Wir sehen etwa, dass Borkenkäfer-Populationen massiv nach oben gehen und dann plötzlich abrupt abnehmen. Dieses Zusammenbrechen haben wir bis heute nicht verstanden.“
Käfer, Bäume, deren Abwehrmechanismen sowie weitere Mitspieler wie Bakterien oder Pilze bilden ein komplexes System, das die Experten bisher nur teilweise verstehen. „Wir haben uns darüber unterhalten, wo genau unsere Wissenslücken liegen und wie wir methodisch angehen können, diese Lücken zu schließen“, so Müller. Dafür wurden Diskussionsrunden, Workshops in Kleingruppen sowie Vorträge – einer davon sogar öffentlich im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald – abgehalten. Daneben gab’s zwei Exkursionen im Nationalparkgebiet.
Zu den wichtigsten Teilnehmern gehörten Diana Six (University of Montana), Richard Hofstetter (Northern Arizona University) und Michael Wingfield (University of Pretoria). „Nach über 100 Jahren der Forschung wissen wir immer noch nicht, wie Borkenkäfer Bäume zum Absterben bringen. Einige sagen, Pilze seien dafür verantwortlich, andere setzen die von den Käfern gegrabenen Tunnel in den Fokus. Definitive Antworten gibt es jedenfalls noch nicht“, erklärte etwa Six.
Ihr Kollege Wingfield, zugleich Präsident des Internationalen Verbands Forstlicher Forschungsanstalten (IUFRO), stellte fest: „Durch den globalen Handel mit Holz, verbreiten wir weltweit auch viele Borkenkäferarten, die abseits ihrer normalen Lebensräume teilweise noch größere Schäden anrichten. Genau erforscht sind diese Transportwege allerdings nicht.“ Und Hofstetter sagte: „Wir wissen zwar, dass die Käfer auch mithilfe von Geräuschen kommunizieren, wie sie diese wahrnehmen ist aber noch offen. Ohren konnten wir bisher nicht finden.“
Und das Fazit des Austauschs? „Es war eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, die uns auf jeden Fall viele neue Impulse für Forschungsansätze beschert hat“, resümiert Biedermann. Es soll auch kein einmaliges Kennenlernen gewesen sein: „Wir bleiben mit den Teilnehmern auf jeden Fall in Kontakt.“
Raus aus dem Hörsaal, rein in die Wildnis
Commerzbank-Umweltpraktikanten bereiten sich im Nationalpark auf Einsatz in deutschen Schutzgebieten vor
Die Hängematte ist noch ganz starr. Nicht nur von unten kriecht Kälte in die brasilianische Hütte. „Und jetzt soll ich aus dem kuscheligen Schlafsack raus?“, murmelt Anja Lauer (28) aus Frankfurt am Main ihren Mitstreitern zu. Doch nach der heißen Dusche und dem frisch aufgebrühten Kaffee im Haupthaus des Wildniscamps am Falkenstein steigt mit der Körpertemperatur auch die Vorfreude auf die Einführungswoche der diesjährigen Commerzbank-Umweltpraktikanten.
„Mit dem Winter hatte ich eigentlich schon abgeschlossen“, sagt Stefan Guth (27) aus der Niederlausitz. Trotzdem genießt er die erste gemeinsame Wanderung durch den überzuckerten Nationalpark Bayerischer Wald. Im Wildniscamp angekommen geht‘s ans Kennenlernen. Schließlich holen sich hier jetzt 70 Studenten in der zweiten Woche der Osterferien ihr Handwerkszeug für die kommenden Monate.
Spielerisch geben Nationalparkmitarbeiter Einblicke in die Umweltbildung. „Fasziniert hat mich etwa wie spannend man eigentlich komplizierte Zusammenhänge der Natur kindgerecht vermitteln kann“, so Julia Schütt (28) aus der Nähe von Hamburg. „Nicht gedacht hätte ich, wie viel mühevolle Vorbereitung hinter pädagogischen Angeboten steckt“, ergänzt Anna-Lena Knoll (22) aus Schwaben. Neben Workshops zu Themen wie Wildnis, Barrierefreiheit, Öffentlichkeitsarbeit oder Biodiversität liegen die Schwerpunkte des Aufenthalts bei der persönlichen Naturerfahrung und der Vernetzung der Praktikanten.
Nach der frostigen Wildniscamp-Woche geht’s nun weiter in Nationalparks, Biosphärenreservate oder Naturparks in ganz Deutschland. „Wir freuen uns, dass wir so schon im 27. Jahr die Arbeit von Großschutzgebieten unterstützen können“, erklärt Annette Jung von der Commerzbank. „Besonders glücklich bin ich darüber, durch das Praktikum motivierten jungen Menschen interessante Eindrücke außerhalb der Hörsäle zu ermöglichen.“ Allein fünf der Studenten sind demnächst im Nationalpark Bayerischer Wald aktiv. „Jedes Jahr aufs Neue profitieren auch wir von den guten Ideen, die engagierte Praktikanten in unsere Programme einbringen“, schwärmt Nationalpark-Umweltbildungsreferent Lukas Laux.
Infos zum Commerzbank-Umweltpraktikum finden Sie unter www.umweltpraktikum.com.
Bayerischer Wald ist bekanntester Nationalpark Deutschlands
Eine auf der ITB vorgestellte Studie unterstreicht die touristische Bedeutung des Schutzgebiets um Falkenstein, Rachel und Lusen
Der Nationalpark Bayerischer Wald gehört zu den Flaggschiffen der deutschen Großschutzgebiete. Ganz aktuell zeigt dies eine Studie, die auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin vorgestellt wurde. Demnach ist die Region um Falkenstein, Rachel und Lusen der bekannteste Nationalpark Deutschlands.
„Wir freuen uns über das positive Feedback“, so Nationalparkchef Franz Leibl zu den Ergebnissen. „Es zeigt zum wiederholten Mal, dass die Gäste unsere entstehende Waldwildnis als Qualitätsmerkmal erster Güte wahrnehmen. Die Studie bestärkt uns zudem darin, unsere Infrastruktur wie etwa Wanderwege und Besucherzentren stets weiterzuentwickeln, um Einheimischen und Touristen gleichermaßen tolle Naturerlebnisse zu ermöglichen.“
Die wissenschaftliche Untersuchung wurde von der Fachhochschule Westküste in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Tourismus- und Freizeitinstitut inspektour aus Hamburg durchgeführt. Die repräsentativen Befragungen Deutscher im Alter zwischen 14 und 74 Jahren übernahm die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). In fast allen untersuchten Kategorien – Bekanntheit, Sympathie, Naturerlebnis, ökologische Nachhaltigkeit und regionale Bedeutung – belegt der Nationalpark Bayerischer Wald den ersten Platz unter den 16 deutschen Nationalparks.
Ein Grund dafür: „Der Nationalpark Bayerischer Wald trägt eine starke Destination im Deutschlandtourismus im Namen“, erklärt inspektour-Projektleiterin Sarah Staub. Dabei sei schon allein das Prädikat Nationalpark sehr wichtig. „Die touristische Relevanz von Nationalparks war tatsächlich noch höher, als wir erwartet hatten“, berichtet Straub. „83 Prozent der Befragten haben Interesse daran, einen Nationalpark zu besuchen. Für etwa die Hälfte der Befragten hat der Nationalpark-Status sogar einen Einfluss auf die Wahl ihres Reiseziels.“
Neben Nationalparks hat die Studie die Relevanz der 41 deutschen UNESCO-Welterbestätten untersucht. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Werten des Nationalparks Bayerischer Wald, so wird klar, dass das Großschutzgebiet in derselben Liga wie der Kölner Dom oder das Wattenmeer spielt.
Die touristische Bekanntheit des Nationalparks weiter zu fördern, steht in der Grafenauer Verwaltung übrigens ganz oben auf der Agenda. „Naturschutz und Naturerlebnis geht bei uns Hand in Hand“, so Nationalparkchef Leibl. Das Ziel naturverträglichen Tourismus zu fördern und Erholung zu ermöglichen sei schließlich in der Nationalparkverordnung verankert. Dafür zeigt der Nationalpark auf touristisch relevanten Messen, derzeit etwa auf der Umweltmesse in Landshut, Flagge – meist in Kooperation mit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald und den Nationalpark-Partnerbetrieben.
Die letztgenannten dürfte die Studie auch freuen. Steht darin doch, dass sich 33 Prozent der Befragten einen mindestens viertägigen Urlaub in der Nationalpark-Region vorstellen könnten. Der nächste Topwert unter den 16 deutschen Nationalparks.
Welchen Wert hat die Natur?
Lehrer der Nationalpark-Schulen bilden sich zum Thema Naturethik fort
Alle zwei Jahre gibt’s für Lehrer der momentan neun Nationalpark-Partnerschulen ein exklusives Fortbildungsangebot zu aktuellen Schwerpunktthemen. Bei der jüngsten Infoveranstaltung im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald stand die Frage „Welchen Wert hat die Natur?“ im Vordergrund. Die Einführung zur Naturethik kam bei den zwölf Pädagogen der Gymnasien in Grafenau und Zwiesel sowie der Don Bosco Schule-Grafenau bestens an.
Die relativ junge Wissenschaftsdisziplin beschäftigt sich damit, wie sich der Mensch aus moralischer Sicht gegenüber der Natur verhalten soll. Sind es seltene Käfer und Pilze wert, dass man auf die Nutzung des Rohstoffs Holz verzichtet? Schützen wir die Natur um ihrer selbst willen oder für uns Menschen? Wo fängt eigentlich Natur an und wo hört Kultur auf? Durch die Diskussionen führte Florian Kolbinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Biologie an der Universität Regensburg. Die Hochschule kooperiert seit 2002 mit dem Umweltbildungsteam im Nationalpark.
An konkreten Beispielen aus dem Nationalpark ging’s beim praktischen Teil der Fortbildung in aktive Gesprächsrunden. Dabei wurde schnell klar, dass sich bei der Bildungsarbeit über das Schutzgebiet schnell biologische und ethische Themen treffen. Gerade deswegen wird sich der Nationalpark in den nächsten Jahren verstärkt mit Naturethik befassen.
Gymnasium Zwiesel rückt Nationalpark-Partnerschulen ins rechte Licht
Teilnehmer des Kunstkurses von Lehrer Johann Welsch sammeln Ideen für Präsentationen im Haus zur Wildnis und im Hans-Eisenmann-Haus
Wie bringt man die aktuell neun Nationalpark-Partnerschulen noch näher an die Besucher des ältesten deutschen Nationalparks? Mit dieser Frage haben sich jüngst die Teilnehmer des Kurses „Kunst im öffentlichen Raum“ des Gymnasiums Zwiesel – selbst eine der Partnerschulen – beschäftigt. Unter der Leitung von Lehrer Johann Welsch wurden Ideen gesammelt, wie man die Präsentation der Schulen im Haus zur Wildnis in Ludwigsthal und im Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau angehen könnte.
Das erste Grobkonzept stellten die Schülerinnen und Schüler nun Nationalpark-Mitarbeiterin Katharina Ries vor. Dabei wurde gleich weiter an den Vorschlägen gefeilt, die in den kommenden Wochen weiter verfeinert werden sollen. Nun steht vor allem noch an, die Steckbriefe der Partnerschulen zu vervollständigen und grafisch aufzuarbeiten, so dass die Infos später in den Besuchereinrichtungen präsentiert werden können.
Aktuell sind neun Schulen der beiden Landkreise Regen und Freyung-Grafenau eine feste Partnerschaft mit dem Nationalpark Bayerischer Wald eingegangen. Dieses Kooperationsprojekt wird exklusiv für regionale Schulen angeboten. Die vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen zwischen dem Nationalpark und den beteiligten Schulen zeugen von einer intensiv gelebten Partnerschaft.
Die Bayerwald-Pilze im Fokus
Nationalpark Bayerischer Wald koordiniert die Zusammenarbeit des trilateralen Projekts „Funga des Böhmerwalds“
Es ist eine einmalige Gelegenheit, um das Wissen zur Pilzwelt im Böhmerwald länderübergreifend zu erfassen – und auszubauen. Die Rede ist vom Interreg-Projekt „Funga des Böhmerwalds“, für das nun der Startschuss gefallen ist. Dabei untersucht der Nationalpark Bayerischer Wald als führender Partner zusammen mit Forschern aus Tschechien und Österreich die Pilze im trilateralen Grenzraum. Insgesamt sind etwas mehr als 700.000 Euro für die drei Jahre dauernden Forschungsarbeiten angesetzt. Der Fördersatz liegt bei 85 Prozent.
Im Fokus der Untersuchungen steht dabei weit mehr als nur das Gebiet der beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava. Auf deutscher Seite ist etwa auch der Oberpfälzer Wald und das Nationalpark-Umland dabei, in Tschechien ebenso das Vorfeld des Nationalparks bis hin zum Gratzener Bergland. Aus Österreich kommen noch Teile des Mühl- und Waldviertels dazu. Ziel ist es, die im Naturschutz oft als „forgotten species“ (vergessene Lebewesen) titulierten Pilze ins Rampenlicht zu rücken. Schließlich sind diese faszinierenden Organismen essenziell wichtig in allen natürlichen Stoffkreisläufen – und noch dazu bei der Bevölkerung als kulinarische Spezialität hochbegehrt.
Um einen besseren Überblick zur Verbreitung von weit über 3000 Arten in der Region zu erhalten, setzen die Verantwortlichen des Kartierungsprojekts stark auf die Karte „Citizen Science“ (Bürgerwissenschaft). So sollen in lokalen Vereinen ehrenamtlich tätige Amateure in die Erhebung von Beobachtungsdaten eingebunden werden. Besonders knifflige Arten werden anhand von DNA-Proben identifiziert. Alle gesammelten Pilze landen am Ende in einem Online-Atlas, der in deutscher, tschechischer und eventuell auch englischer Sprache verfügbar sein wird. Zu den Verbreitungskarten der Pilzarten gibt’s dort dann auch Fotos und Beschreibungstexte, so dass sich die breite Öffentlichkeit allumfassend informieren kann.
Neben den beiden Nationalparkverwaltungen arbeiten das Biologiezentrum Linz mit der dort angegliederten Mykologischen Arbeitsgemeinschaft (MYAG) und der Lehrstuhl für Ökologie und Naturschutzbiologie der Universität Regensburg am Projekt mit. Außerdem sind die Deutsche Gesellschaft für Mykologie und die Österreichische Mykologische Gesellschaft mit im Boot.
Dass es in der Region in Sachen Pilzkunde noch reichlich Potenzial gibt, hat erst eine mykologische Fachtagung im vergangenen Sommer gezeigt. Dabei wurden viele extrem seltene Pilze teilweise erstmals im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen. „Umso mehr sind wir darauf gespannt, wie viele interessante Entdeckungen wir im Laufe der Untersuchungen machen können“, freut sich Dr. Claus Bässler, Pilzexperte und stellvertretender Sachgebietsleiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald.
Nationalpark Bayerischer Wald: Haus zur Wildnis knackt Marke von 1,5 Millionen Besuchern
Familie Oechsel-Kiep aus Leipzig „gefällt’s hier prima“ – Scharf: „Nationalparke sind Motor für regionalen Tourismus“
Nach der Geburtstagsfeier zum Zehnjährigen im vergangenen Jahr, hat das Haus zur Wildnis in Ludwigsthal schon wieder einen Meilenstein zu feiern: Am Freitag, 24. Februar, wurde die Marke von 1,5 Millionen Besuchern geknackt. Das ist eine stolze Zahl, wie der Leiter der Nationalpark-Einrichtung, Reinhold Weinberger, findet. „Der Zeitpunkt kommt für uns fast ein bisschen unerwartet, aber allein im Januar diesen Jahres konnten wir 1000 Besucher mehr als im Januar 2016 zählen. Ein Beweis dafür, dass unser Haus auch nach mehr als zehn Jahren nichts an Attraktivität verloren hat.“
Völlig überrascht vom großen Auflauf um ihren Besuch war Familie Oechsel-Kiep aus Leipzig. Mama Ivonne macht zusammen mit ihren Kindern Franz, Frieda und Ida sowie deren Freundin Rosalie eine Woche Urlaub in Daxstein – und nutzt diesen natürlich für einen Nationalpark-Besuch. „Uns gefällt’s hier prima. Wir waren auch schon zweimal da und kommen bestimmt wieder“, so Oechsel-Kiep.
Zum zehnten Geburtstag lobte Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf das Besucherzentrum bereits als „den Gipfel der Attraktivität“. Dies unterstreicht Scharf nun nochmals: „Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Musterbeispiel für die Entwicklung einer einzigartigen Natur. Und er zeigt klar: Nationalparke sind ein Motor für den regionalen Tourismus. Das beweisen die 1,5 Millionen Besucher eindrucksvoll, die das Haus zur Wildnis seit dessen Eröffnung im Jahr 2006 besucht haben. Dass es sich bei dem Jubiläums-Besucher um eine Familie handelt, freut mich besonders. Denn mit den Nationalparken wollen wir gerade auch junge Menschen für die Natur begeistern. Außerdem entstehen durch einen Nationalpark wertvolle Arbeitsplätze in der Region und in den Nationalparken selbst.“
Das Haus zur Wildnis in Ludwigsthal wurde nach der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald um das Falkenstein-Rachel-Gebiet am 4. August 2006 eröffnet. Zusammen mit dem Tier-Freigelände und der Steinzeithöhle ist das Nationalparkzentrum Falkenstein seither ein attraktives Ziel, nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch für Urlauber und Tagesgäste. Durch die Anbindung mit der Waldbahn sind die Einrichtungen zudem perfekt erschlossen.
„Wir freuen uns sehr, dass das Haus zur Wildnis so gut angenommen wird“, sagt Nationalpark-Leiter Franz Leibl. Dass das so ist, liegt auch daran, dass im Haus zur Wildnis immer allerhand geboten ist. Neben mehrfach pro Jahr wechselnden Ausstellungen, (Film-)Vorträge, Theateraufführungen oder musikalischen Veranstaltungen gibt’s auch einen Laden mit fair produzierten Geschenken, Souvenirs und Büchern. Obendrauf lockt eine hochwertige Bio-Gastronomie mit raffinierter Speisekarte.
Waldführer haben viel vor
Jahrestreffen der Ehrenamtlichen – Nationalparkleiter lobt Engagement – Neue Fortbildungsschwerpunkte
Zum traditionellen Jahrestreffen kamen rund 70 Waldführer ins Waldgeschichtliche Museum St. Oswald. Dort ließ man das zurückliegende Jahr Revue passieren – und blickte mit konkreten Ideen bis ins Jahr 2020. Wie wichtig das Engagement der Ehrenamtlichen ist, unterstrich Nationalparkleiter Franz Leibl gleich am Anfang: „Ohne eure Mithilfe wäre es nicht möglich, unser Führungsprogramm in dieser guten Qualität zu stemmen.“
Damit dies so bleibt, bilden sich die Waldführer regelmäßig fort. Für die kommende Zeit sind vor allem drei Schwerpunkte geplant: Walddynamik, Naturethik und Biodiversität. Dazu gibt es nun vier Jahre lang verstärkt Schulungen. „Damit wir zum 50. Geburtstag des Parks in diesen Themen dann richtig gut aufgestellt sind“, wie Umweltbildungsreferent Lukas Laux im Namen seines ganzen Teams sagte.
Daneben gab es noch eine organisatorische Neuerung zu verkünden. Ab März läuft die Anmeldung für die Tagesprogramme der Schulklassen, die das Rachel-Lusen-Gebiet erkunden wollen, nicht mehr über das Jugendwaldheim, sondern über das Waldgeschichtliche Museum. Interessierte Lehrer können Terminwünsche dann via wgm@npv-bw.bayern.de oder 08552 9748890 anmelden.
Auerhühnern auf der Spur
Josef Drexler hilft bei Monitoring-Projekt des Nationalparks – DNA-Analysen lassen auf Populationsgröße schließen
Aufmerksam schweift der Blick von Josef Drexler über die unberührte Schneedecke. Er sucht nach ganz besonderen Spuren. Auf dem lichten Hochplateau des Farrenbergs nahe Finsterau dauert es jedoch nicht lang, bis der 57-Jährige aus Ringelai fündig wird. „Da ist was“, frohlockt er nach einigen Augenblicken und setzt sich mit seinen Schneeschuhen in Bewegung. Nachdem Drexler der gesichteten Auerhuhn-Fährte nur wenige Meter gefolgt ist, zieht er ein Röhrchen aus der Jacke und kniet sich hin, um die entdeckte Losung einzusammeln. Anhand der Kotproben, die in ihrer Form an Holzpellets erinnern, können die Forscher des Nationalparks Bayerischer Wald später herausfinden, wie groß die Population der bedrohten Vögel in den Höhenlagen des bayerisch-böhmischen Grenzgebietes ist.
Es ist die letzte Tour, die der Ringelaier im Gebiet zwischen Lusen und Finsterau unternimmt. Zusammen mit drei weiteren Freiwilligen ist er für 43 Planquadrate zu je 50 Hektar zuständig. „Jede Fläche sollte im Winter zweimal besucht werden“, erklärt Drexler. „Da braucht’s dann für 45 Raster schon vier Leute.“ Einer seiner Mitstreiter ist sein Bruder Matthias, der im Kirchenwald der Diözese Passau arbeitet und daher einen guten Draht zum Nationalpark hat. „Ich habe mich dann nicht zweimal fragen lassen, ob ich bei dem Projekt mitmache, schließlich ist das eine tolle Gelegenheit zu helfen“, so der 57-Jährige
Insgesamt beteiligen sich allein im Bayerwald etwa 50 Freiwillige und Nationalpark-Mitarbeiter beim Auerhuhn-Monitoring. Hinzu kommen die Kollegen des Nationalparks Šumava auf tschechischer Seite der Grenze. „Die Hilfe der Ehrenamtlichen ist dabei für uns extrem wichtig, um flächendeckend Daten zu sammeln“, berichtet Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, „daher sind wir sehr dankbar für tatkräftige Unterstützung“.
Die bedrohten Tiere lieben ebenso wie Wanderer den Ausblick von den Berggipfeln und die dazwischen liegenden Kammlagen. Gebiete, auf denen sich regelmäßig Besucher bewegen, meiden die Auerhühner jedoch. In guten, ruhigen Habitaten sind die Vögel schließlich einer deutlich geringeren Stressbelastung ausgesetzt. Die ist übrigens über den Kot messbar.
Bereits vor fünf Jahren waren damals gesammelte Monitoring-Daten für den Nationalpark entscheidend, um zusammen mit den Kommunen für Huhn und Mensch sinnvolle Kompromisse bei der Wegeführung zu finden. Geschickte Besucherlenkung schützt die Tiere besonders in der sensiblen Winterzeit und während der Aufzucht der Küken. Die neuen Daten werden zeigen, wo aktuell die wichtigsten Rückzugsräume im sich dynamisch entwickelnden Wald liegen und ob die Population seit 2010 angewachsen ist.
Um die für den Schutz so wichtigen Informationen zu bekommen, müssen alle Quadranten im Nationalpark besucht werden. „Durch die richtige Wahl des Wetters und ein umsichtiges Vorgehen entsteht hierbei aber keine für die Hühner relevante Störung“, so Prof. Dr. Jörg Müller, Leiter des Sachgebiets Naturschutz und Forschung in der Nationalparkverwaltung.
Josef Drexler ist derweil weitergezogen. Ein halbes Dutzend der mit Fichtennadeln durchzogenen Würstchen hat er schon fein säuberlich im Rucksack verstaut, als er erneut eine Spur entdeckt. Diesmal muss er der Fährte etwas weiter folgen, ehe das Ziel erreicht ist. Dafür findet er direkt an einer abgestorbenen Fichte nicht nur eine einzelne Losung, sondern gleich einen ganzen Haufen. Schnell ist klar warum: „Das wird ein Schlafbaum sein“, so Drexler. „Der dicke Ast da oben liegt direkt darüber.“ Doch es gibt noch andere Stellen, an denen der Ringelaier oft fündig wird. „Wurzelteller sind immer ganz gut, da die Vögel dort Magensteinchen finden, mit denen sie Fichtennadeln zerkleinern können.“ Oder kleine Fichten, die vom Boden aus abgenagt werden können.
Da Drexler immer auf diese Besonderheiten im Gelände achtet, ist er nun schon bei der 95. Probe angekommen – Blickkontakt zu den Tieren gibt’s jedoch nur äußerst selten. Routiniert füllt er einen kleinen Teil der Losung mit Hilfe des Röhrchens und dessen Kappe ein. Danach zückt er Zettel, Stift und GPS-Gerät. Jede Kotprobe wird inklusive der Koordinaten schriftlich erfasst. Kurz darauf geht’s weiter. „Das Ganze ist ein bisschen wie Schwammerl suchen“, witzelt der 57-Jährige und verschwindet in Richtung nächster Auerhuhn-Hinterlassenschaft.
Deutsche Junior Ranger wollen mehr Verantwortung
Winterakademie der Jugendlichen und Fachtagung der Betreuer im Nationalpark Bayerischer Wald
Sechs Tage lang lag das Zentrum der deutschen Junior-Ranger-Arbeit im Nationalpark Bayerischer Wald. Schließlich fand gerade die Winterakademie der Jugendlichen im Jugendwaldheim bei Schönbrunn am Lusen statt. Dabei ging es den älteren Junior Rangern vor allem darum, künftig mehr Verantwortung zu übernehmen. Diesen und weitere Impulse griffen im Anschluss an die Winterakademie die Betreuer der vielen Junior-Ranger-Programme in den Nationalen Naturlandschaften bei ihrem Arbeitsgruppen-Treffen im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald auf.
Die 14- bis 21-Jährigen aus den Schutzgebieten im Wattenmeer, in der Eifel oder in der Lausitz lernten zunächst den Bayerwald kennen, bei einer nächtlichen Wanderung rund um die Unterkunft, einer verschneiten Tour auf den Lindbergerschachten und einem Besuch des Baumwipfelpfades. Zwischen den Aktivitäten war aber auch mächtig Arbeit angesagt. Im Fokus stand die Zukunft der älteren Junior Ranger, die im Nationalpark Bayerischer Wald Volunteer Ranger genannt werden. Alle Ergebnisse der Gruppenarbeiten stellten einige der 24 Teilnehmer den Betreuern dutzender Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturparks als Einstieg in deren Fachtagung vor.
„Wir können extrem stolz auf unsere Jugendlichen sein“, bilanzierte Neele Larondelle, die bei EUROPARC Deutschland die Junior-Ranger-Aktivitäten koordiniert, am Ende des Vortrags. „Sie haben geschafft, sich selbst zu organisieren und uns aufzuzeigen, was sie selbst bieten können und was sie dafür von uns brauchen.“ Vor allem gehe es darum, dass die jungen Ehrenamtlichen mitgenommen werden wollen. Schließlich sind sie auch heute schon in die Ausbildung ihrer jüngeren Kollegen, beim Begleiten von Führungen oder beim Betreuen von Infoständen eingebunden. „Da ist es klar, dass sie mehr Verantwortung wollen“, so Larondelle. Dazu gehöre auch eine bessere Vernetzung zwischen den einzelnen Projekten in ganz Deutschland. „Vielleicht gründen wir demnächst ein regionsübergreifendes Sprechergremium mit Vertretern jeder Nationalen Naturlandschaft. Das wäre dann die Stimme der Jugend.“
Wie gut die jüngeren Junior Ranger im Bayerischen Wald über ihre Heimat informiert sind, bewies ein Quintett in der Bärnlochhütte. Dorthin hatten sich die Betreuer aus ganz Deutschland aufgemacht, um von den Nachwuchskräften etwas über den Schutz der Auerhühner im Bayerwald zu erfahren. Das eingespielte Team erklärte dabei unter anderem, warum das Wegegebot im Winter und während der Aufzucht der Küken so wichtig für den Schutz der störungsempfindlichen Tiere ist. „Wirklich klasse gemacht“, lobte nicht nur Larondelle, sondern auch ihre gut 40 Kollegen.
Damit solch engagierte Nachwuchsranger bald in noch mehr deutschen Schutzgebieten zu Hause sind, lag ein Fokus der Fachtagung auf der Etablierung von Junior-Ranger-Projekten, denn das ist noch nicht in jedem Schutzgebiet geschehen. „Daneben hat uns unter anderem die Biodiversität beschäftigt“, berichtet Michael Großmann, Leiter der Nationalparkwacht im Bayerischen Wald. „Die Komplexität des Themas ist für unsere Junior Ranger schließlich nicht immer leicht zu fassen.“ Doch auch das sei eine Chance für die älteren Ehrenamtlichen. „Unsere Volunteer Ranger haben Interesse sich da einzuarbeiten, ganz nach dem Motto fordern und fördern.“
Letztendlich herrschte bei den beiden Treffen in vielerlei Hinsicht Aufbruchsstimmung. „Wir haben einen guten Austausch mit tollen Ergebnissen geschafft“, findet Großmann. Und Larondelle verspricht von Seiten des Dachverbands der Nationalen Naturlandschaften: „Wir werden auch in Zukunft alles tun, um die vielen starken Junior-Ranger-Projekte weiter zu unterstützen.“
Rothirsche surfen auf der grünen Welle
Experiment im Nationalpark zeigt erstmals, dass die Huftiere fit für den Klimawandel sind
Die meiste Energie steckt im frischen Frühjahrsgrün. Im Laufe des Jahres sinkt die Futterqualität der Pflanzen dann beständig. In den Bergen läuft das „Greening“ – also der Austrieb – im Frühjahr von unten nach oben ab. Viele Tiere folgen im besten Falle genau dieser grünen Welle. Der Klimawandel verschiebt diesen Rhythmus jedoch. Bei kurzen Wintern sprießt das Grün schon früher als es viele Tiere gewöhnt sind. Können Wildtiere darauf reagieren?
Dieser Frage haben sich Forscher der Universitäten Oslo, Würzburg und Freiburg im Nationalpark Bayerischer Wald erstmals in einem experimentellen Ansatz gewidmet. Verantwortlich für die Studie war Jörg Müller, Professor für Tierökologie und Tropenbiologie an der Uni Würzburg und Forschungsleiter im Nationalpark Bayerischer Wald.
Im Bayerwald gibt es die dafür notwenige Infrastruktur, da ein Großteil der Hirsche die kalte Jahreszeit in vier Wintergattern verbringt. Im Experiment wurden 20 Hirsche mit GPS-Sendern bestückt. Die Hälfte hatte im Frühjahr sofort Zugang zu frischem Grün, für die andere Hälfte wurden die Gatter erst sechs Wochen später geöffnet.
Die jetzt in der Fachzeitschrift „Ecology“ publizierten Ergebnisse zeigen, dass die Tiere gezielt die frische und nährstoffreiche Vegetation aufsuchen. Die Hirsche, die die Wintergatter bereits früh verlassen hatten, surften direkt auf der Welle des frischen Grüns vom Tal zu den Höhenlagen. Aber auch die später aus den Gattern entlassenen Tiere zeigten sich hochflexibel. Sie rannten einfach schneller bergauf, dorthin, wo besseres Grün zu finden war.
„Beobachtet hatte man dieses Verhalten schon seit Jahren, doch erst jetzt im Experiment wurde bewiesen, welch hohe individuelle Flexibilität Rothirsche zeigen, um auf veränderte Umweltbedingungen reagieren zu können“, fasst Jörg Müller das Ergebnis der Studie zusammen. Oder, kurz gesagt: „Die Tiere sind in der Lage, sich schnell und flexibel anzupassen.“ Eine Eigenschaft, die sie angesichts des Klimawandels gut gebrauchen könnten.
Siegerehrung der besten Schachten-Fotografen
Hobbyfotografen des Wettbewerbs zum LIFE+ Projekt auf dem Ruckowitzschachten ausgezeichnet
Seit 2014 grast im Sommer wieder Rotes Höhenvieh auf dem Ruckowitzschachten oberhalb von Zwieslerwaldhaus im Rahmen des LIFE+ Projekts des Nationalparks Bayerischer Wald. Im vergangenen Jahr gab’s dazu einen Fotowettbewerb, um die Effekte der weidenden Rinder zu dokumentieren. Am Freitag wurden nun die Sieger im Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus ausgezeichnet, wo derzeit alle Einsendungen in einer Ausstellung zu bestaunen sind.
„Der Wettbewerb lebte natürlich davon, dass sich Menschen für das LIFE+ Projekt interessieren“, sagte stellvertretender Nationalparkleiter Jörg Müller bei der Ehrung. Daher sei man besonders froh, viele tolle Einsendungen bekommen zu haben, noch dazu weil das Thema doch sehr speziell war und sogar ein Bilderpaar abgeliefert werden musste. Der Zoologe motivierte die Teilnehmer auch weiterhin mit der Kamera unterwegs zu sein: „Wir haben noch viele andere lohnenswerte Fotomotive bei uns im Park.“
Eine der beiden Siegerinnen, Julia Piser aus Freyung, erklärte zu ihrem Arnika-Bild: „Ich habe mich ganz speziell für diese Pflanze entschieden, weil sie stark von der Beweidung profitiert.“ Auch für die zweiten Gewinnerin, Ulrike Selig aus Marburg, die aufgrund der weiten Anreise nicht vor Ort war, sowie für den Zweitplatzierten Josef Kopp aus Teisnach und den Drittplatzierten Johannes Matt aus Bayerische Eisenstein gab es Geldpreise. Zudem haben alle Teilnehmer eine der aus den Siegermotiven hergestellten Wackel-Postkarten als Andenken erhalten.
Einblicke in die Alkoholiker unter den Borkenkäfern
Dr. Peter Biedermann überrascht im Waldgeschichtlichen Museum mit spannenden Fakten zu den Ambrosiakäfern
Alkohol, Inzucht und Kinderarbeit – das soll zu Insekten passen? Geht nicht, oder? Geht doch, wissen jetzt rund 100 Besucher des jüngsten Vortrags aus der wissenschaftlichen Reihe des Nationalparks Bayerischer Wald im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald. Dabei schilderte Dr. Peter Biedermann vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena das Leben von im Holz brütenden Borkenkäfern. Die Ambrosiakäfer bauen sich – entgegen dem Buchdrucker – ihr Nest nicht in der Rinde, sondern im Holz selbst. Dort züchten sie Pilze, die ihnen als Nahrung dient. „Doch beide Seiten profitieren davon“, erklärt Biedermann. „Schließlich verbreiten die Käfer auch den Pilz.“ Als Lebensraum nutzen sie vor allem frisch umgefallene Bäume, bei deren Absterben besonders viel Alkohol freigesetzt wird. „Denn Ambrosiakäfer sind wahre Alkoholiker – desto hochprozentiger, desto besser.“ Schließlich würden so Schimmelpilze von der Pilzzucht ferngehalten. In Sachen Fortpflanzung setzen die Lebewesen auf Inzucht. Ein Weibchen legt rund 50 Eier im Nest ab, daraus entwickeln sich jedoch nur ein oder zwei Männchen, die sich dann ihr Leben lang mit den eigenen Schwestern paaren. „Wenn das der Mönch, der sie im 19. Jahrhundert entdeckt hat, gewusst hätte, hätte er sie sicher nicht Ambrosiakäfer, also Käfer der Götter, genannt“, so der Forscher. Dafür zeigen die kleinen Wesen erstaunliches Sozialverhalten. „Sie schützen das Nest, pflegen die Pilze und putzen sich gegenseitig“, berichtet Biedermann. Und auch Arbeitsteilung spielt eine wichtige Rolle. So seien die Larven dafür verantwortlich den Dreck aus dem Nest – Sägespänne und Kot – in kleinen Ballen zusammenzutragen. Die mit ihnen lebenden erwachsenen Tiere befördern die Mülltüten dann ins Freie. Und auch für menschliche Anwendungsbereiche könnten die Käfer noch interessant werden. „Das klingt zwar absurd, aber vielleicht können wir von der tierischen Landwirtschaft noch viel lernen“, meint der Experte. „Schließlich betreiben die Tiere seit 60 bis 80 Millionen Jahren Pilz-Monokulturen.“ Demnächst wird sich Biedermann daher besonders mit möglichen Anwendungsbereichen in der Landwirtschaft beschäftigen.
Tausendfaches Kennenlernen der Natur
Knapp 450 Schülergruppen nehmen an Umweltbildungsprogrammen des Nationalparks teil – Besonders enge Zusammenarbeit mit der Region
Im Wald Pflanzen und Tiere entdecken, mit dem GPS-Gerät die richtige Spur finden, dank Mikroskop einen genauen Blick auf die Lebewesen im Bergbach werfen oder am Kamin über die Natur philosophieren, all das ermöglicht das Umweltbildungsangebot des Nationalparks Bayerischer Wald. Im vergangenen Jahr haben daran über 10.000 Kinder und Jugendliche von knapp 450 Schülergruppen aus dem ganzen Land teilgenommen. Eine besonders enge Kooperation besteht mit den aktuell neun Nationalpark-Partnerschulen aus der Region.
Die Nachfrage nochmal kräftig angekurbelt hat eine neue Umweltbildungsbroschüre, in der die Nationalpark-Pädagogen die umfangreichen Möglichkeiten des Naturerkundens darstellen. Von den Schulen wurde das Heftchen so gut angenommen, dass aktuell bereits eine zweite Auflage gedruckt wird.
Der Großteil der 2016 betreuten jungen Tagesbesucher tummelte sich rund um die Besuchereinrichtungen. Das Haus zur Wildnis in Ludwigsthal, das Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau und das Waldgeschichtliche Museum in St. Oswald waren fast täglich Startpunkte für Entdeckertouren. „Die meisten Schulklassen kommen direkt aus dem Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau“, bilanziert Katharina Ries, stellvertretende Leiterin im Haus zur Wildnis. „Erfreulich ist aber auch die stärker werdende Nachfrage aus dem Donauraum und dem Lamer Winkel.“ Hervorzuheben sei zudem der stetig steigende Teil der Gruppen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist.
Besonders viele Aktionen fanden mit den Nationalparkschulen statt, zu denen seit 2016 auch die Realschule Grafenau, das Gymnasium Zwiesel und die Paul-Friedl-Mittelschule Riedlhütte gehören. So wurden Projekt- und Ökologietage, ein P-Seminar zu lebendiger Biologie, ein Insektenprojekt, die Erarbeitung eines Reiseführers für Kinder, Waldkartierungen oder die Einführung in Geoinformationssysteme durchgeführt. Komplettiert wird die Zusammenarbeit vielerorts mit künstlerischen Aktionen in den jeweiligen Schulen. „Insgesamt kamen im vergangenen Jahr so etwa 1500 Schüler aus der Region in den Genuss von Aktivitäten rund um den Nationalpark“, rechnet Nationalpark-Pädagoge Thomas Michler vor.
Aber nicht nur hiesige Kinder und Jugendliche erkundeten das Großschutzgebiet. Vor allem das Wildniscamp am Falkenstein bei Zwieslerwaldhaus und das Jugendwaldheim in Schönbrunn am Lusen waren Anlaufpunkte für Schüler aus ganz Deutschland. „Die weiteste Anreise hatte ein Gymnasium aus Ronnenberg in Niedersachsen, das sich ganz gezielt den Nationalpark als Ziel ausgesucht hat, um den Lehrplaninhalt Ökosystem Wald bei uns kennen zu lernen“, sagt Wildniscamp-Leiter Achim Klein. Ins Jugendwaldheim kam für das esri-Sommercamp sogar eine Schülergruppe aus der Nähe von Kiel, um im Nationalpark die Handhabe von Geoinformationssystemen auszuprobieren. Zusammen mit den an Wochenenden und in den Ferien vom Verein Waldzeit betreuten Gruppen kommen die beiden Nationalpark-Jugendbildungseinrichtungen heuer auf stolze 12.000 Übernachtungen.
„Wir freuen uns, dass unsere pädagogischen Programme weiterhin so regen Zulauf haben“, sagt Sachgebietsleiter Josef Wanninger. „Den Erfolg verdanken wir hauptsächlich dem überdurchschnittlichen Engagement unserer Mitarbeiter und vieler ehrenamtlichen Waldführer.“ So steht der Nationalpark jungen Naturfreunden auch im kommenden Jahr jederzeit als spannendes Outdoor-Klassenzimmer zur Verfügung.
Es wimmelt im Nationalpark Bayerischer Wald - Artenfülle überrascht Experten
„Die Artenfülle hat uns alle überrascht“, sind sich Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), und Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, einig. Im Rahmen eines weltweiten Kooperationsprojekts zur genetischen Erfassung von Insekten wurden im Bayerischen Wald während der Sommermonate nur eines Jahres insgesamt über 2.500 verschiedene Insektenarten genetisch erfasst – und das mit nur einer einzigen Insektenfalle.
Als Teil eines internationalen Insektenfang-Projekts (Global Malaise Programm, GMP) wurde im Sommer 2012 im Nationalpark Bayerischer Wald eine sogenannte Malaise-Falle aufgestellt. Malaise-Fallen sind zeltartige Gebilde, die sich besonders gut zur Erfassung der Biodiversität flugaktiver Insekten eignen. Während der nur fünf Monate dauernden Fangzeit wurden fast 30.000 Insekten gesammelt, die 2.530 Arten zugeordnet werden konnten. „Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass in den bisherigen Langzeiterfassungen für den Nationalpark erst 3257 Insektenarten sicher nachgewiesen wurden“, freut sich Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung „Gerade im Hinblick auf das ansonsten weithin beobachtete Artensterben ist dieses Ergebnis sehr erfreulich. Nicht zu Unrecht gilt der Nationalpark Bayerischer Wald als eines der 30 Hotspot Gebiete für biologische Vielfalt in Deutschland.“ Schätzungen gehen derzeit von über 7.000 Insektenarten für den Nationalpark Bayerischer Wald aus.
Und eine weitere Überraschung zeigt die lange Liste der Arten aus dem Bayerischen Wald: Knapp die Hälfte der bestimmten Arten ist nur jeweils durch ein einziges Exemplar vertreten – sogenannte Singletons. „Dies zeigt uns deutlich, dass es weit mehr seltene Arten gibt, als bisher angenommen“, so Dr. Stefan Schmidt von der Zoologischen Staatssammlung München. Gerade solche Funde, wie die sehr seltene und mikroskopisch kleine Erzwespe Mymar pulchellum, freuen den Hautflügler-Experten Schmidt ganz besonders: „Es wird viel von Biodiversität geredet, dabei sind viele Arten vor allem kleinerer Insekten noch unentdeckt, und das sogar in unseren heimischen Wäldern“.
Initiator des internationalen Insektenfang-Projekts (Global Malaise Programm, GMP) ist der kanadische Forscher Paul Hebert, der sich zum Ziel gesetzt hat, weltweit alle Tierarten genetisch zu erfassen, und zu diesem Zweck in Kanada ein großes Analyselabor aufgebaut hat. Im GMP wurde seit 2012 an 50 Standorten über den gesamten Erdball verteilt jeweils eine Malaise-Falle aufgestellt, deren Fangergebnisse nun kurz vor der endgültigen Auswertung stehen. Aus dem Projekt sollen insgesamt rund 1 Millionen Insektenproben genetisch erfasst werden. Zur Bestimmung der Arten werden sogenannte DNA-Barcodes erstellt: DNA-Sequenzen, die für jede Art einzigartig sind. Spannendes Ziel des Malaise-Programms ist der globale Vergleich der Insektenvielfalt auf der Erde.
Als optimaler Standort für Mitteleuropa wurde als naturnahe Waldlandschaft der Nationalpark Bayerischer Wald ausgewählt.
Die ZSM beherbergt rund 25 Millionen zoologische Objekte und gehört, als Teil der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), weltweit zu den größten naturkundlichen Sammlungen. Im Rahmen der Initiativen „Barcoding Fauna Bavarica“ (BFB) und „German Barcode of Life“ (GBOL) verfolgen die Münchener Forscher das ehrgeizige Ziel, alle deutschen Tierarten genetisch zu erfassen und in einer Online-Bibliothek für Fachleute weltweit zur Verfügung zu stellen. Mit dem Nationalpark Bayerischer Wald kooperiert die ZSM im Rahmen des GBOL-Projekts bereits seit Jahren erfolgreich.
Mehr Informationen zum Thema finden sich unter www.barcoding-zsm.de.
Vom umstrittenen „Betonbunker“ zum Besuchermagneten: Zehn Jahre Haus zur Wildnis
Das Besucherzentrum Haus zur Wildnis lockte seit seiner Eröffnung 1,4 Millionen Gäste an – Jubiläumsfest im August
Seine schiefen Wände und das Flachdach wurden mit großer Skepsis betrachtet und viele der Baustellenbesucher wetterten heftig gegen den „Betonbunker“, der so gar nicht in unsere Landschaft passe. Gerti Menigat erinnert sich gut an die Diskussionen von damals: „Das Haus zur Wildnis hat die Bevölkerung gespalten. Da musste man viel erklären und schlichten“, erzählt die Lindberger Bürgermeisterin – und schüttelt heute darüber lachend den Kopf. Denn: Schon früh hat sich das Haus zur Wildnis als lohnendes Ziel in der Freizeitgestaltung entpuppt – und seit seiner Eröffnung bereits mehr als 1,4 Millionen Besucher angelockt.
Die Nationalparkerweiterung um das Falkenstein-Rachel-Gebiet Ende der 1990er Jahre gab den Anstoß zum Bau des neuen Besucherzentrums, wozu neben dem Haus zur Wildnis das Tierfreigelände mit Großgehegen zur Präsentation von Wölfen, Luchsen, Wildpferden und Urrindern sowie die Steinzeithöhle als Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Reise in die Urgeschichte gehören. „In einem Raumordnungsverfahren wurden damals die ökonomischen, ökologischen, kulturellen und sozialen Aspekte der Großbaumaßnahme unter die Lupe genommen“, erinnert sich Haus-zur-Wildnis-Leiter Reinhold Weinberger. Weil das Ergebnis positiv ausgefallen war, nahm die Nationalparkverwaltung das Zehn-Millionen-Euro-Projekt zum Auftakt ins neue Jahrtausend in Angriff. So umstritten die Maßnahme bei der Bevölkerung zunächst war, so positiv bewerten Einheimische und Feriengäste das Nationalparkzentrum Falkenstein heute. Weil allein im Haus zur Wildnis allerhand geboten ist: ein Laden mit fair produzierten Geschenken, Souvenirs und Büchern, eine hochwertige Bio-Gastronomie mit raffinierter Speisekarte sowie jährlich mehrfach wechselnde Ausstellungen, (Film-)Vorträge und musikalische Veranstaltungen – worüber sich Kreiskulturbeauftragter Roland Pongratz besonders freut: „Das Haus zur Wildnis bereichert die Kunst- und Kulturszene des Landkreises Regen enorm.“ So biete die Nationalparkverwaltung nicht nur Konzerte, Kleinkunst und Ausstellungen regionaler wie überregionaler Künstler an, sondern öffne auch externen Partnern und Veranstaltern die Tür. Zudem: „Musiker der unterschiedlichsten Ausrichtungen schätzen den Kinosaal im Haus zur Wildnis“, weiß Pongratz und lobt dessen ausgezeichnete Akustik, „die im Landkreis ihresgleichen sucht und bereits zur Bühne für erstklassige CD-Aufnahmen wurde“.
Doch nicht nur der Kultur wegen strömten in den vergangenen zehn Jahren unermüdlich Gäste nach Ludwigsthal: „Wir verstehen uns auch als Zentrum der Umweltbildung und heißen regelmäßig Kindergärten und Schulen willkommen“, merkt Reinhold Weinberger an und verweist auch auf das abwechslungsreiche Ferienprogramm, das im und rund um das Haus zur Wildnis jeden Sommer stattfindet. Durch die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sei das Besucherzentrum ganzjährig hoch frequentiert: „Mittlerweile reist jeder sechste Gast mit der Waldbahn oder dem Igel-Bus an“, weiß Weinberger. Da verzichteten selbst prominente Besucher wie Staatsminister, Abgeordnete und hochrangige Kirchenvertreter schon mal vereinzelt auf ihr Auto. „Das Nationalparkzentrum Falkenstein bereichert die gesamte Region und hat unser Image ordentlich aufpoliert“, ist Bürgermeisterin Gerti Menigat überzeugt und verweist allein auf die 35 Arbeitsplätze, die durch Haus zur Wildnis und Tierfreigelände entstanden sind. Zudem: Im Zuge der Baumaßnahme vor zehn Jahren wurde der öffentliche Personennahverkehr im Zwieseler Winkel verbessert und die Waldbahn zum Stundentakt ausgebaut. „Das hat unsere Infrastruktur und damit natürlich auch den Tourismus auf Vordermann gebracht“, lobt Menigat. Reinhold Weinberger pflichtet bei und ergänzt: „Auch die regionalen Wirtschaftstreibenden profitieren vom Haus zur Wildnis – so zum Beispiel die Zulieferer, die unsere Gastronomie und den Shop versorgen.“ Derzeit bereiten er und sein Team das Festwochenende zum zehnten Jubiläum vor, das vom 5. bis 7. August mit Sommernachtsball und „WoidWejd“-Festival über die Bühne geht. Tags zuvor zieht Umweltministerin Ulrike Scharf Bilanz, indem sie die Bedeutung des Nationalparkzentrums Falkenstein mit seinen rund 200.000 Besuchern jährlich einmal mehr hervorhebt.
Schüler verzieren mongolische Jurte
Siebte Klasse des Gymnasiums Zwiesel gestaltet Zierbretter mit mongolischen Ornamenten für Wildniscamp am Falkenstein
Ein besonderes Kunstprojekt bearbeitete die Klasse 7d des Gymnasiums Zwiesel in diesem Schuljahr. Sie gestalteten mit Kunstlehrerin Usija Wallner Zierbretter mit mongolischen Ornamenten für die mongolische Jurte des Wildniscamps am Falkenstein im Nationalpark Bayerischer Wald. Bei einem zweitägigen Aufenthalt im Wildniscamp wurden die Bretter angebracht und feierlich eingeweiht. Die Schüler der Klasse 7d des Gymnasiums Zwiesel ließen sich nicht lange bitten als Wildniscamp-Leiter Achim Klein bei einem Besuch in der Schule anfragte, ob sie gerne die Zierbretter für die neue Überdachung der mongolischen Jurte bemalen wollten. Noch zu schön hatten sie die Tage im Wildniscamp am Falkenstein bei ihrem Besuch im Vorjahr in Erinnerung. Als Nationalpark-Partnerschule schickt das Gymnasium Zwiesel seit zwei Jahren ihre sechsten Klassen immer im Juli für drei Tage in die Einrichtung des Nationalparks Bayerischer Wald, um dort in den Themenhütten zu übernachten.
Mit dem Ansporn, wieder eine Nacht im Camp verbringen zu dürfen, machten sich die Siebtklässer mit Kunstlehrerin Usija Wallner ans Werk und verzierten Bretter mit traditionellen mongolischen Elementen, die später an der neu überdachten Jurte festgemacht werden sollten. Dazu war die Klasse eingeladen das Wildniscamp am Falkenstein von 18. bis 19. Juli zu besuchen und diesmal in den Länderhütten zu schlafen.
Zur Einweihung der acht Bretter hatten sich die Schüler außerdem etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Verkleidet in traditionellen mongolischen Gewändern gaben sechs Siebtklässlerinnen ihren Mitschülern eine Einführung in die Mongolei. Dabei erläuterten sie die Lebensweise der Mongolen, ihre Religion und ihr Naturverständnis. Auch über Begrüßungsrituale sowie Verhaltensregeln beim Betreten einer Jurte und die Sitzordnung darin informierten die sechs „mongolischen“ Damen. Im Anschluss reichten sie traditionellen mongolischen Tee. Im anschließenden Programm machten sich die stellvertretende Leiterin des Wildniscamps, Sabine Eisch und Josefine Höfler, Praktikantin im Rahmen ihres Bachelor-Studiums, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern auf eine Reise rund um den Globus auf der Suche nach der „Vielfalt des Lebens“. Die Länderhütten des Wildniscamps waren die Reiseziele und das zunächst abstrakte Thema Biodiversität wurde bei einer Vielzahl von Aktivitäten konkreter. Biologische Vielfalt kann so auch Freude machen, insbesondere wenn bei sommerlichen Temperaturen auch noch Wasser ins Spiel kommt.
Mit sichtlich viel Spaß nahmen die Schüler am Programm teil und zeigten sich wissbegierig. Den Eindruck, dass die Kinder von sich aus und sehr begeistert ins Wildniscamp am Falkenstein zurückkehrten, hatte bereits Leiter Achim Klein bei seiner Einführungsstunde zur mongolischen Kultur am Zwiesler Gymnasium. Dass das Projekt insgesamt gut ankam,bestätigte auch Kunstlehrerin Usija Wallner: „Es war eine wunderbare Erfahrung auch einmal außerschulisch so ein Projekt zu realisieren. Für die Schüler war es eine tolle Gelegenheit den Nationalpark als Lern- und Erlebnisort kennenzulernen und sie nahmen das begeistert an.“ Sie bedankte sich außerdem für die tolle Betreuung durch das gesamte Team vom Wildniscamp.
Auch Camp-Leiter Achim Klein lobte die Zusammenarbeit mit der Nationalpark-Partnerschule. Grundsätzlich sei man immer offen für Kooperationen mit Schulen und Jugendgruppen – sei es für einzelne Projekte bis hin zu Patenschaften für Länderhütten. Das Schulklassenprogramm in den Länderhütten, das für Jugendliche ab der 7. Klasse konzipiert ist, wurde gerade erst neu gestaltet und legt seinen Schwerpunkt auf das Thema biologische Vielfalt. „Wir bemühen uns mit unseren Themen Brücken zu den Alltagsthemen von Kindern und Jugendlichen zu schlagen.“, so Klein. Mit der Neugestaltung ist man bisher sehr zufrieden, da die Kinder Themen selbstständig aufgreifen und weiterbearbeiten.
Seit März 2016 besteht im Übrigen auch eine internationale Partnerschaft zwischen dem bei der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gelegenen Nationalpark Gorkhi-Terelj und dem Nationalpark Bayerischer Wald.
Gelebte Vielfalt, Nationalpark Bayerischer Wald präsentiert sich auf der Woche der Umwelt
Unter dem Motto „Biodiversität – gelebte Vielfalt im Nationalpark Bayerischer Wald“ präsentiert sich der Nationalpark Bayerischer Wald vom 7. – 8. Juni auf der Woche der Umwelt im Park von Schloss Bellevue in Berlin. „Die Woche der Umwelt ist eine ideale Gelegenheit für den Nationalpark, Politik und Gesellschaft ein Modell zu zeigen, wie gelebte Vielfalt in allen Bereichen des Schutzgebiets umgesetzt werden kann,“ so Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl.
Zur Woche der Umwelt lädt Bundespräsident Joachim Gauck bereits zum fünften Mal zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft ins Schloss Bellevue ein. Für zwei Tage stehen das Thema Umweltschutz und die damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen in 80 Fachforen mit 400 anwesenden Experten im Vordergrund. Rund 200 Aussteller stellen sich vor.
Unter knapp 600 Bewerbungen überzeugte der Nationalpark Bayerischer Wald mit seinem Ausstellungskonzept zur grenzenlosen Vielfalt.
„Da sich im Nationalpark der Begriff Biodiversität nicht nur auf Lebensräume, Arten und die genetische Vielfalt beschränkt, wollen wir mit dem Ausstellungskonzept auch das umfangreiche Angebot an Programmen, Einrichtungen und Veranstaltungen im Schutzgebiet zeigen, also auch die „soziale Vielfalt“ präsentieren –das Umweltbildungsangebot verbindet ja unterschiedliche Personengruppen mit und im Nationalpark“, so Lukas Laux. Von diesen Personen haben sich sechs breit erklärt, als „Experten“ in Berlin jeweils über ihr spezifisches Einsatzgebiet zum Thema Vielfalt im Nationalpark zu referieren. Dazu zählen unter anderem zwei Asylsuchende, die die herkunftsübergreifenden Aktivitäten und die gemeinsamen Veranstaltungen mit der örtlichen Bevölkerung vorstellen.
GUTi für den Fahrtziel-Natur-Award 2016 nominiert
Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald stehen mit „Gästeservice Umwelt-Ticket“ (GUTi) im Finale – Preisverleihung am 1. Juli in Potsdam
Es ist eine schöne Bestätigung, dass der gemeinsam mit der Region eingeschlagene Weg, auf umweltschonende Mobilität zu setzen, bundesweit Anerkennung findet: Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald sind mit dem „Gästeservice Umwelt-Ticket“ (GUTi) für den „Fahrtziel Natur“-Award 2016 nominiert worden. Mit dem Preis wird das Engagement zur Vernetzung von nachhaltigem Tourismus und umweltfreundlicher Mobilität in deutschen Schutzgebieten gefördert. Die Preisverleihung findet am 1. Juli in Potsdam statt. Der Gewinner wird mit einem Kommunikationspaket im Wert von 25.000 Euro belohnt.
Neben dem Bayerischen Wald stehen das Biosphärenreservat Südost-Rügen mit der Kurkarte „Bus frei“ sowie das Naturschutzgebiet Ammergauer Alpen mit der „elektronischen Gästekarte“ und der „KönigsCard“ im Finale des diesjährigen „Fahrtziel Natur“-Award.
„Wir freuen uns sehr, dass wir zusammen mit dem Naturpark zu den drei diesjährigen Finalisten gehören“, sagt Nationalpark-Leiter Dr. Franz Leibl. „Das ist eine schöne Anerkennung dafür, dass wir im Bayerischen Wald konsequent versuchen, Naturschutz und sanftem Tourismus miteinander zu vereinbaren.“
Heinrich Schmidt, Vorsitzender des Naturparks, ergänzt: „Schon 2009 konnten wir mit Bayerwald-Ticket und Igelbussen diesen Preis gewinnen. Durch unser kontinuierliches Engagement zur Weiterentwicklung der Vernetzung von nachhaltigem Tourismus und einer umweltfreundlichen Mobilität haben wir es jetzt zum zweiten Mal in die erste Reihe der Bewerber geschafft.“
Die Kooperation „Fahrtziel Natur“ wird getragen von den drei großen Umweltverbänden Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ökologischer Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Deutschen Bahn (siehe Hintergrund). Dieses Jahr ist der Wettbewerb zum mittlerweile fünften Mal ausgeschrieben. Nach 2009 könnten nun Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald bereits zum zweiten Mal mit dem „Fahrtziel Natur“-Award ausgezeichnet werden.
„Für Nationalpark und Naturpark als ‚Fahrtziel Natur‘-Region der ersten Stunde ist es eine wertvolle Bestätigung, dass der gemeinsam mit der Region eingeschlagene Weg, auf umweltschonende Mobilität zu setzen, bundesweit Anerkennung genießt“, sagt Elke Ohland, Leiterin der Stabsstelle Koordination und Kommunikation der Nationalparkverwaltung und zugleich Verantwortliche für Tourismus. Naturpark-Geschäftsführer Hartwig Löfflmann fügt hinzu: „Wir wollen die schützenswerte Natur des Bayerischen Waldes durch unser öffentliches Nahverkehrskonzept für alle umweltfreundlich und soweit wie möglich barrierefrei zugänglich machen.“
Der „Fahrtziel Natur“-Award 2016 wird am 1. Juli in Potsdam auf der Jubiläumsfeier „15 Jahre Fahrtziel Natur“ verliehen. Die Auszeichnung ist mit einem Kommunikationspaket im Wert von 25.000 Euro dotiert. Teilnahmeberechtigt waren alle 20 deutschen „Fahrtziel Natur“-Gebiete. Weitere Informationen zur Kooperation sind im Internet unter www.fahrtziel-natur.de zu finden.
Neue Infotafeln am P+R Spiegelau
Nationalpark Bayerischer Wald macht mit neuen Infotafeln am P+R Spiegelau auf Igelbus-System aufmerksam – Übersichtlicher und dreisprachig
Mehr Informationen, übersichtlicher gestaltet und dreisprachig: Das ist das neue Konzept für die Infotafeln des Nationalparks Bayerischer Wald. Nachdem an den Besucherzentren bereits die ersten installiert sind, wurden auch auf dem Park-and-Ride-Platz (P+R) Spiegelau neue Tafeln montiert und sollen die Besucher auf Deutsch, Englisch und Tschechisch über den Nationalpark, seine Zielsetzung und über Tourenvorschläge informieren sowie Auskünfte über Wegelängen, Höhenunterschiede und Gehzeiten geben. Auch das Igelbus-System ist nun durch eine konsequentere Beschilderung für die Besucher besser zu erschließen.
Der P+R in Spiegelau ist der Dreh- und Angelpunkt des öffentlichen Personennahverkehrs der Region. Viele Urlauber, die bei ihrem Besuch in der Nationalpark-Region das kostenlose Bus- und Bahnangebot nutzen, wechseln hier die Buslinie und haben dadurch kurze Zwischenaufenthalte und Wartezeiten. Die völlig überarbeiteten Informationstafeln sind nun auch dreisprachig (Deutsch, Englisch, Tschechisch). Die Darstellungstechnik mit gefrästen Holztafeln ist längst zum Markenzeichen des Nationalparks Bayerischer Wald geworden. Die in den letzten Jahren erfolgreich getestete farbige Ausgestaltung erhöht die Attraktivität der Informationen zusätzlich.
Neben Informationen zum Nationalpark und den wichtigsten Besuchereinrichtungen gibt es Tourenvorschläge und aktuelle Hinweise auf Führungen und Veranstaltungen. Wünsche der Besucher über Auskünfte zu Wegelängen, Höhenunterschieden und Gehzeiten wurden hier beispielhaft umgesetzt, erklärt Maria Hußlein, Stellvertretende Sachgebietsleiterin im Sachgebiet „Planung, Besucherlenkung und Besucherinformation“. „Ab jetzt finden Anliegen von Besuchern bei der Überarbeitung von Wegebeschreibungen gezielt Anwendung“, erklärt Hußlein. Die Verwendung von Signets und Piktogrammen vereinfacht eine mehrsprachige Darstellung.
„Igelbus-System wird transparenter“
Die nächstgelegenen Igelbus-Haltestellen sind nun auch auf den Wegweisern im Gelände besser ausgeschildert. „So sind die Vorteile des Igelbus-Systems, insbesondere für die Wanderer, viel transparenter geworden“, bemerkt Maria Hußlein. Die Idee von „Hase und Igel“ – der Bus als Igel, der an den Endpunkten von Wanderrouten immer zuerst da ist und die Wanderer zuverlässig zu ihrem Ausgangspunkt zurückbringt – kann dadurch auch von Besuchern, die zum ersten Mal in die Nationalpark-Region Bayerischer Wald kommen, sofort in die eigenen Ausflüge integriert werden.
Die deutlich übersichtlichere und aussagekräftigere Ausschilderung des P+R entlang der Ortsdurchfahrtsstraße Spiegelau beseitigt nach vielen Jahren endlich die schwierige Auffindbarkeit der Zufahrt zum P+R.
UN-Auszeichnung für „Nationalpark-Baby“
Commerzbank-Umweltpraktikum als UN-Dekade-Projekt gewürdigt – 1.400 Naturschutz-Praktikanten in 25 Jahren
Höchste Anerkennung für ein Kind des Bayerwalds: Die Deutsche UNESCO-Kommission hat das Commerzbank-Umweltpraktikum, das auf eine gemeinsame Initiative von Nationalpark Bayerischer Wald und Commerzbank zurückgeht, als Ausnahmeprojekt der UN-Dekade „Biologische Vielfalt 2015/16“ ausgezeichnet. „Das Umweltpraktikum der Commerzbank und von inzwischen 25 Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten ist mustergültig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Unternehmen und Schutzgebieten zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland“, begründete Dr. Christiane Paulus, Unterabteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium, als Mitglied der UN-Dekade-Fachjury die Entscheidung des Gremiums. Die Auszeichnung wurde bei einem Festakt zum 25-jährigen Bestehen des Umweltpraktikums im Commerzbank-Tower in Frankfurt verliehen.
Den Preis nahmen Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, Lukas Laux, Stellvertretender Sachgebietsleiter für Besucherzentren und Umweltbildung sowie Umweltbildungsreferent der Nationalparkverwaltung, und Commerzbank-Vorstand Frank Annuscheit entgegen. Überreicht wurde die Auszeichnung von Annette Dieckmann, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) sowie Mitglied der UN-Dekade-Fachjury (siehe Bild). In ihrer Laudatio lobte Dieckmann die Langfristigkeit und die Multiplikatorwirkung des Projekts, die das Gremium als mustergültig beurteilt habe und nicht zuletzt Anlass für die Auszeichnung gewesen sei. Die Deutsche UNESCO-Kommission vergibt den Preis nur an Projekte und Initiativen, die sich nachhaltig für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen.
„Bundesweites Vorzeigeprojekt“
„Ohne die Umweltpraktikanten der Commerzbank wäre die Arbeit im Nationalpark in dieser Form nicht denkbar“, erklärte Nationalpark-Leiter Dr. Leibl am selben Abend bei einer Gesprächsrunde den Stellenwert des Commerzbank-Umweltpraktikums. An der Diskussion nahm auch Britta Kreuselberg teil, Umweltpraktikantin der ersten Stunde und heute im Umweltministerium von Rheinland-Pfalz tätig. „Wir sind stolz und dankbar, dass unser Nationalpark-Baby in 25 Jahren zu einem bundesweiten Vorzeigeprojekt herangewachsen ist“, sagte Nationalpark-Umweltbildungsreferent Laux am Rande der Preisverleihung. Laux selbst hatte das Praktikum 1990 gemeinsam mit der Commerzbank und weiteren Schutzgebieten aus der Taufe gehoben (siehe Hintergrund).
Seither haben sich dank der Initiative mehr als 1.400 Praktikantinnen und Praktikanten in mittlerweile 25 Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten in ganz Deutschland für den Naturschutz engagiert. Die Commerzbank unterstützt die Umweltpraktikanten während ihres drei- bis sechsmonatigen Einsatzes mit einem monatlichen Entgelt. Darüber hinaus werden die Kosten für eine Unterkunft übernommen. „Ein nachhaltiger Umgang mit der Natur ist für uns eine Investition in die Zukunft und in die der nachfolgenden Generationen“, bedankte sich Commerzbank-Vorstand Annuscheit für die Würdigung des Umweltpraktikums als UN-Dekade-Projekt.
Reaktionen
„Ohne die Umweltpraktikanten der Commerzbank wäre die Arbeit im Nationalpark in dieser Form nicht denkbar. Umweltwissen wird hier nicht nur theoretisch vermittelt, sondern durch die Mitarbeit der Praktikanten werden auch ganz praktisch neue Impulse zum Wohle der Natur gesetzt. Die Commerzbank und der Nationalpark Bayerischer Wald sind dabei von Anfang an starke und glaubwürdige Partner des Naturschutzes gewesen – und das seit nunmehr 25 Jahren.“ Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
„Wir sind stolz und dankbar, dass unser Nationalpark-Baby in 25 Jahren zu einem bundesweiten Vorzeigeprojekt herangewachsen ist. Am Anfang stand die Idee, Studierende für eine nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren und ihnen dabei berufliche Perspektiven im Natur- und Umweltschutz aufzuzeigen.“ Lukas Laux, Stellvertretender Sachgebietsleiter für Besucherzentren und Umweltbildung der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, zugleich Umweltbildungsreferent und Mitinitiator des Commerzbank-Umweltpraktikums
„Die Auszeichnung würdigt unser langfristiges Engagement für die Umwelt. Ein nachhaltiger Umgang mit der Natur ist für uns eine Investition in die Zukunft und in die der nachfolgenden Generationen.“ Frank Annuscheit, Commerzbank-Vorstand für den Personal- und IT-Bereich
Hintergrund
Das Commerzbank-Umweltpraktikum ist 1990 auf gemeinsame Initiative von Nationalpark Bayerischer Wald und Commerzbank als Naturschutz- und Berufsbildungsprojekt mit weiteren Schutzgebieten ins Leben gerufen worden. Heute sind 25 Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservate in ganz Deutschland Partner der Initiative. Ziele des Commerzbank-Umweltpraktikums sind die Sensibilisierung von Studierenden für nachhaltige Entwicklung und das Aufzeigen beruflicher Perspektiven in Natur- und Umweltschutz. Die Commerzbank organisiert und finanziert das Praktikum, die Schutzgebiete betreuen die Praktikanten fachlich. In den vergangenen 25 Jahren haben mehr als 1.400 Studierende verschiedenster Fachrichtungen das Projekt durchlaufen.
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist der erste und älteste Nationalpark in Deutschland und zugleich eines der größten Waldgebiete Mitteleuropas. 1970 gegründet und 1997 erweitert erstreckt sich der Nationalpark heute auf rund 24.250 Hektar in den niederbayerischen Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen. Damit ist das Schutzgebiet größer als Liechtenstein, San Marino, Monaco und der Vatikan zusammen. Etwa 7.300 Tier- und Pflanzenarten sind im Bayerischen Wald bereits nachgewiesen. Vermutlich leben aber doppelt so viele Arten im Nationalpark. Mit rund 1,3 Millionen Besuchern pro Jahr und fast 200 Beschäftigten in der Verwaltung ist der Nationalpark Bayerischer Wald Tourismusmagnet und Jobmotor der Region.
Die Commerzbank ist eine international agierende Geschäftsbank mit Standorten in mehr als 50 Ländern. 1870 gegründet finanziert sie heute über 30 Prozent des deutschen Außenhandels. Die Commerzbank ist zudem Marktführer in der Mittelstandsfinanzierung. Mit rund 1.100 Filialen sowie rund 90 Geschäftskundenberatungszentren betreibt sie eines der dichtesten Filialnetze deutscher Privatbanken. Insgesamt zählt die Bank rund 15 Millionen Privat- sowie eine Million Geschäfts- und Firmenkunden. Sie ist an allen wichtigen Börsenplätzen der Welt vertreten. Der Commerzbank-Tower, die Unternehmenszentrale in Frankfurt am Main, ist mit rund 300 Metern das höchste Gebäude Deutschlands.
Für den Ernstfall gerüstet
Nationalparkverwaltung, Bergwacht und Rotes Kreuz meistern gemeinsame Rettungsübungen
Der Notruf ging jeweils um kurz nach 14 Uhr in der Integrierten Leitstelle ein – glücklicherweise nur zu Übungszwecken: Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, der Bergwacht-Bereitschaften Zwiesel und Grafenau sowie des Bayerischen Roten Kreuzes haben auch in diesem Jahr an zwei Nachmittagen den Ernstfall zwischen Falkenstein und Lusen geprobt. Nach dem tragischen Unglück am Großen Arber, bei dem Ende Oktober ein Bergretter aus Cham bei einer Übung ums Leben kam, standen die beiden Probeeinsätze diese Mal unter besonderen Vorzeichen.
Bei den beiden Rettungsübungen nahe des Waldspielgeländes bei Spiegelau (25. November) und in der Waldabteilung „Eselurhäng“ (26. November) hatten die Ersthelfer jeweils eine verletzte Person zu versorgen, die von umstürzendem Totholz an Kopf und Schulter getroffen wurde. Neben einer offensichtlichen Platzwunde am Kopf lautete der Verdacht auf Schlüsselbeinbruch und Wirbelsäulenverletzung. Die Verletzten waren ansprechbar, konnten sich aber nicht bewegen. – Vorsicht bei der Erstversorgung war also geboten.
Erste Hilfe und Notruf erfolgten bei beiden Rettungsübungen unverzüglich, Bergwacht und Rettung trafen jeweils binnen weniger Minuten ein. Die ankommenden Rettungsfahrzeuge wurden von den Ersthelfern ohne Schwierigkeiten eingewiesen, die Verletzten anschließend ohne Zwischenfälle auf Gebirgstragen zu den Fahrzeugen gebracht.
Insgesamt haben 19 Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung, acht Retter der Bergwacht-Bereitschaften Zwiesel und Grafenau sowie fünf Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes an den beiden Rettungsübungen teilgenommen. Eine durchweg positive Bilanz zog auch der für Rettungsübungen zuständige Stellvertretende Sachgebietsleiter für Wald- und Flächenmanagement der Nationalparkverwaltung, Reinhold Weinberger: „Die Übungen sind sehr gut verlaufen, die Zusammenarbeit der Rettungskräfte war ausgezeichnet.“
Nächster Halt auf dem Weg zum Einstundentakt
Neubau des Schneiderauwegs bei Spiegelau ermöglicht Auflassung des Bahnübergangs am Lindaustraßl – Künftig als Loipe, Winterwanderweg und Radweg nutzbar
Eine weitere Etappe auf dem Weg zum Einstundentakt der Waldbahn zwischen Zwiesel und Grafenau ist geschafft: Im Auftrag von Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald und Staatlichem Bauamt Passau ist der Schneiderauweg zwischen der Schwarzach- und Geisbergstraße nördlich von Spiegelau erneuert worden. Bis Ende November hat das Bauunternehmen Max Hilz aus Spiegelau die 813 Meter lange Trasse auf nunmehr durchgängig vier Meter verbreitert (siehe Bild).
So ist auf dem Schneiderauweg schon im beginnenden Winter nicht nur Platz für die beliebte Loipe, sondern auch für einen parallel verlaufenden Winterwanderweg. Dank der im Schnitt um ein bis zwei Meter verbreiterten Fahrbahn kann der Schneiderauweg künftig im Sommer auch als Radweg genutzt werden.
Am Schneiderbach hat das Bauunternehmen Max Hilz aus Spiegelau die in die Jahre gekommene Holzbrücke durch einen Halbrohr-Stahldurchlass ersetzt. So steht der geplanten Auflassung des Bahnübergangs am Lindaustraßl nichts mehr im Wege.
Die Nationalparkverwaltung ist für die Einführung des Einstundentakts auf der Waldbahn-Strecke zwischen Zwiesel und Grafenau mit der Erneuerung dieses Abschnitts in Vorleistung gegangen. Jetzt gilt es, auch noch die übrigen Nadelöhre auf der Bahnstrecke zu beseitigen.
Hochwaldsteig hat seine Schuldigkeit getan
Lehrpfad mit Hilfe eines Einspänners abgebaut – 15 Jahre stiller Zeuge einer lebendigen Waldentwicklung
Manchmal reicht schon eine einzige Pferdestärke: Nach 15 Jahren treuen Diensten hat die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald entschieden, den Hochwaldsteig auf dem Lusen (Landkreis Freyung-Grafenau) mit Hilfe eines zugkräftigen Warmblüters abzubauen (siehe Bild(er)).
Der rund 400 Meter lange Lehrpfad war im Frühjahr 2000 eingerichtet worden, um Nationalpark-Besuchern die Waldentwicklung in Hochlagen vor Augen zu führen. Nachdem die natürliche Waldverjüngung entlang des Weges längst meterhoch sichtbar ist, haben Mitarbeiter der Nationalparkdienststelle Neuschönau den in die Jahre gekommenen Holzbohlensteg nun möglichst naturschonend abgebaut – mit Hilfe eines Pferdes.
Der Hochwaldsteig auf dem Lusen war einer der Lieblings-Lehrpfade des früheren Nationalpark-Leiters Karl Friedrich Sinner (1998 bis 2011). „Jedes Mal, wenn er mit einer Gruppe auf dem Steig unterwegs war“, erinnert sich der heutige Sachgebietsleiter „Besucherzentren und Umweltbildung“, Josef Wanninger, „hat er die Wanderer gebeten, jedes noch so kleine Pflänzchen mit einem Plexiglasstäbchen zu markieren.“ Irgendwann sei mit dieser simplen Methode die natürliche Waldverjüngung für alle Parkbesucher ganz offensichtlich gewesen (siehe Archivbild).
Heute wäre von „Sinners Stäbchen“ unter den teils meterhohen Fichten entlang des Hochwaldsteigs kaum noch etwas zu sehen: Der Wald auf dem 1.373 Meter hohen Lusen hat sich in den vergangenen 15 Jahren sichtbar verjüngt.
Für die Nationalparkverwaltung war es deshalb nun an der Zeit, zumal die Witterung nicht spurlos an dem Holzbohlensteg vorübergegangen ist, den Lehrpfad abzubauen. Möglichst naturschonend, versteht sich, mit einem Pferd. Schließlich hat der Hochwaldsteig seine Schuldigkeit getan.
Junior-Ranger auf fremdem Terrain
Wachtnachwuchs besucht Nationalpark Berchtesgaden
Es war ein traumhafter Herbsttag im einzigen alpinen Nationalpark Deutschlands: 21 Junior-Ranger aus dem Bayerischen Wald haben kürzlich mit ihren Eltern und Wachtmitarbeitern das zweite große Schutzgebiet im Freistaat besucht, den Nationalpark Berchtesgaden.
Ranger Klaus Melde aus Berchtesgaden nahm den Wachtnachwuchs aus dem Bayerischen Wald in Empfang und erklärte den Junior-Rangern das Informationszentrum des alpinen Schutzgebiets. Schließlich versteht sich das Haus der Berge als „Tor zum Nationalpark“.
Die dortige Dauerausstellung „Vertikale Wildnis“ vermittelt alles Wissenswerte über den Nationalpark Berchtesgaden. Außerdem haben die Junior-Ranger im Haus der Berge auch einiges über die Natur und die Menschen in der Region erfahren.
Danach ging es aber raus an die frische Luft: Auf einem der schönsten Wanderwege im Freistaat, mitten durch die Wimbachklamm, erklärte Ranger Melde dem Wachtnachwuchs die Tiere des Parks. Besonders der Steinadler hatte es den Junior-Rangern angetan.
Auf einem stetig ansteigenden Weg führte die Wanderung schließlich zur Berggaststätte Wimbachschloss. Bei einer ausgiebigen Rast konnten die jungen Naturfreunde hier das sonnige Spätherbstwetter genießen, bevor es am späten Nachmittag zurück in den Bayerischen Wald ging.
Ausgezeichneter grenzenloser Naturschutz
Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava erhalten Transboundary-Zertifikat
Ein grenzüberschreitender Urwald, wo einst der Eiserne Vorhang die Welt teilte: Diese Vision von Europas größtem zusammenhängenden Waldschutzgebiet verfolgen die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava (Tschechien) schon seit Jahren. Jetzt sind die beiden Schutzgebiete mit dem sogenannten „Transboundary“-Zertifikat ausgezeichnet worden, Europas wichtigstem Naturschutz-Gütesigel – und das bereits zum zweiten Mal nach 2009.
Damit würdigt EUROPARC, Europas größte Schutzgebiet-Vereinigung, die grenzenlose Kooperation der beiden Nationalparke. „Die erneute Beurteilung Ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hat eine klare Entwicklung erkennen lassen und beweist eindeutig, dass gemeinsamer Naturschutz über politische Grenzen hinweg zu einem besseren Schutzgebiet-Management führt“, beglückwünschte EUROPARC-Präsident Ignace Schops die benachbarten Nationalparke. Die Auszeichnung nahmen die Nationalpark-Leiter Dr. Franz Leibl und Pavel Hubený sowie die beiden für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit verantwortlichen Sachgebietsleiter Hans Kiener und Martin Starý am Montagabend im Rahmen einer EUROPARC-Konferenz in Regensburg (26./27. Oktober) entgegen.
Umweltministerin: „Tourismusmagnet und Jobmotor der Region“
Auch Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf gratulierte den ausgezeichneten Nationalparks: „Die erneute Zertifizierung unterstreicht die Bedeutung der Nationalparke als internationale Premium-Marke. Die Natur kennt keine Grenzen. Unsere Nationalparke sind ein großes gemeinsames Identifikationsband.“ Der Nationalpark Bayerischer Wald und der Nationalpark Šumava hätten eine herausragende Bedeutung für Naturschutz, regionale Wirtschaftsentwicklung und sanften Tourismus. „Mit rund 1,3 Millionen Besuchern pro Jahr und fast 200 Beschäftigten in der Verwaltung ist der Nationalpark Bayerischer Wald Tourismusmagnet und Jobmotor der Region“, erklärte Umweltministerin Scharf.
„Transboundary Parks“, also grenzüberschreitende Parks, dürfen sich nur Schutzgebiete nennen, die über Staatsgrenzen hinweg partnerschaftlich zusammenarbeiten. Die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava etwa haben ihre grenzenlose Kooperation seit der ersten gemeinsamen Auszeichnung im Jahr 2009 in vielen Bereichen ausgebaut: Neben mehrsprachigen Multimedia-Ausstellungen im Hans-Eisenmann-Haus (Neuschönau), Waldgeschichtlichen Museum (Sankt Oswald-Riedlhütte) und Schloss Wolfstein (Freyung) sind grenzüberschreitende Wanderwege, etwa zwischen Finsterau und Bučina (Buchwald), entstanden.
Umweltbildungsexperten auf deutscher wie tschechischer Seite haben in den letzten Jahren neues Lehrer- und Schülermaterial entwickelt. Die Naturschutz- und Forschungsabteilungen beider Nationalparke arbeiten zusammen an Tier- und Pflanzenschutzprojekten und präsentieren ihre Ergebnisse auf gemeinsamen Konferenzen vor internationalem Publikum. Regelmäßige Arbeitstreffen von Mitarbeitern verschiedener Fachbereiche sind heute selbstverständlich geworden.
EUROPARC-Präsident: „Zusammenarbeit zum Wohle der Natur“
Fünf weitere Jahre dürfen sich deshalb die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava nun mit dem Transboundary-Zertifikat schmücken – bis zur nächsten Beurteilungsrunde durch das grenzüberschreitende Steuerungs- und Evaluations-Komitee von EUROPARC. „Verstehen Sie den Preis deshalb bitte nicht nur als Anerkennung Ihrer bisherigen Arbeit“, erklärte EUROPARC-Präsident Schops. „Nehmen Sie ihn auch als Ansporn, Ihre Zusammenarbeit zum Wohle der Natur, der Landschaften und der Menschen in Ihrer Region weiter zu verbessern.“
23 Schutzgebiete in 13 europäischen Ländern gehören aktuell zum „TransParcNet“, der grenzüberschreitenden Initiative von EUROPARC: von der Barentssee im hohen Norden bis zu den italienischen Seealpen im Süden. Erst vom 9. bis 12. Juni des Jahres waren die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava gemeinsam Gastgeber einer TransParcNet-Fachtagung in České Žleby (Böhmisch Röhren).
Seltenes Naturschutz-Gütesigel
Gerade einmal zehn grenzüberschreitende Schutzgebiete in Europa dürfen sich gemäß der EUROPARC-Beurteilung als grenzenlose Parks bezeichnen. Von den 16 Nationalparken in Deutschland führt derzeit neben dem Bayerischen Wald nur noch die Sächsische Schweiz das Transboundary-Zertifikat. In Tschechien tragen dagegen alle vier Nationalparke das europäische Naturschutz-Gütesigel: neben dem Šumava also auch die Böhmische Schweiz, das Riesengebirge und das Thayatal.
Reaktionen
„Der Bayerische Wald und der Böhmerwald haben eine gemeinsame Natur und Geschichte. Unsere grenzüberschreitende naturschutzfachliche wie touristische Zusammenarbeit bringt Menschen und Natur zueinander. Die erneute Auszeichnung mit dem Transboundary-Zertifikat ist für uns in erster Linie Ansporn, die zukunftsorientierte Entwicklung unserer beiden Nationalparke voranzutreiben.“ Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
„Die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn aus dem Bayerischen Wald ist für uns eine Frischzellenkur. Wir haben nicht nur eine gemeinsame Landschaft und gemeinsame Tier- und Pflanzenarten, sondern auch gemeinsame Herausforderungen. Nach anderthalb Jahren im Chefsessel kann ich ohne Übertreibung sagen, dass es vor allem unsere ausgezeichnete Zusammenarbeit ist, die uns verbindet. Es sind aber auch viele persönliche Freundschaften entstanden.“ Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava
„Die erneute Auszeichnung mit dem Transboundary-Zertifikat ist für uns ein wichtiger Impuls, mit unseren Nachbarn aus Šumava unsere gemeinsame Vision weiterzuentwickeln: einerseits für ein grenzenloses Schutzgebiet einzutreten, andererseits aber auch einen nachhaltigen grenzüberschreitenden Tourismus zu entwickeln.“ Hans Kiener, Sachgebietsleiter „Planung, Besucherlenkung und Besucherinformation“ der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
„Die Natur kennt keine von Menschen gezogenen Staatsgrenzen. Die Zusammenarbeit der beiden benachbarten Nationalparkverwaltungen ist deshalb nicht nur eine fachliche, sondern auch eine strategische Notwendigkeit. Gesellschaftliche Grenzen zu überwinden, bringt immer Mehrwerte mit sich. In unserem Fall sind es vor allem gegenseitiges Vertrauen, Offenheit und Aufrichtigkeit.“ Martin Starý, Stellvertretender Direktor des Nationalparks Šumava und Sachgebietsleiter „Naturschutz und Forschung“
Hintergrund
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist der erste und älteste Nationalpark in Deutschland und zugleich eines der größten Waldgebiete Mitteleuropas. 1970 gegründet und 1997 erweitert erstreckt sich der Nationalpark heute auf rund 24.250 Hektar in den niederbayerischen Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen. Damit ist das Schutzgebiet größer als Liechtenstein, San Marino, Monaco und der Vatikan zusammen. Etwa 7.300 Tier- und Pflanzenarten sind im Bayerischen Wald bereits nachgewiesen. Vermutlich leben aber doppelt so viele Arten im Nationalpark.
Der Nationalpark Šumava ist der größte Nationalpark Tschechiens und zugleich eines der artenreichsten Schutzgebiete Mitteleuropas. 1991 gegründet dehnt sich der Nationalpark heute auf fast 68.100 Hektar in den böhmischen Bezirken Klatovy (Klattau), Prachatice (Prachatitz) und Český Krumlov (Krumau) aus. Zusammen mit dem benachbarten Bayerischen Wald bildet der Šumava – oder auch Böhmerwald – das „grüne Dach Europas“, das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas. Mit einem fast 900 Kilometer langen Wegenetz ist der Nationalpark Šumava zudem eine der touristischen Topadressen in Tschechien.
Die EUROPARC-Vereinigung ist die Dachorganisation der Nationalparks, Naturparks, Naturschutzgebiete und Biosphärenreservate in Europa. 1973 in Basel gegründet vertritt EUROPARC heute von Regensburg und Brüssel aus die Interessen seiner beinahe 380 Mitglieder aus 36 Ländern. Ziel ist es, die Natur als kulturelles Erbe Europas zu bewahren.
Auf den Spuren der Arche
Wanderer feiern Andacht an der Glasarche am Lusen
Bei strahlendem Sonnenschein hat sich kürzlich eine Gruppe von mehr als 20 Wanderern an der Fredenbrücke getroffen, um gemeinsam entlang der Großen Ohe und durch das Teufelsloch die Glasarche am Lusen zu besuchen. Begleitet wurde die Gruppe von Lukas Laux, dem Bildungsreferenten des Nationalparks Bayerischer Wald, den Pfarrern Sonja Schuster aus Grafenau und Uwe Krause aus dem Sauerland sowie der Künstlerin Gretel Eisch aus Frauenau.
An fünf ausgesuchten Zwischenstopps wurden Interpretationen zu Holzschnitten vorgelesen, die Gretel Eisch von 2003 bis 2009 von der Glasarche gefertigt hatte. Dabei zeigte sich, dass viele der Wünsche und Hoffnungen von damals für den Wald im Zusammenhang mit der Glasarche in Erfüllung gegangen sind. Einige jedoch auch nicht.
Es wurde auch klar, dass die Arche als Symbol immer noch Kraft genug hat, um selbst die großen Anliegen unserer Zeit aufzugreifen: So verwies Lukas Laux darauf, dass wie in dem Holzschnitt „Arche ahoi“ von Gretel Eisch die Arche gerade in heutiger Zeit wieder gefüllt ist mit einer bunten Ansammlung von Menschen, die hoffend über das Meer fahren. Oder wie es Pfarrerin Schuster ausdrückte: „Durch die Zeit, durch die Wellen und Stürme sind sie nun in einem Boot. Nicht mehr als Einzelne, sondern als Gemeinschaft. Immer waren der Austausch und das Miteinander die Grundlage für Flexibilität. Vielfalt bringt auch in der Natur das größte Lebenspotenzial hervor. Die Arche ist eine Einladung an alle, die sich als Gäste und Einheimische auf die Idee der Bewahrung des Lebens einlassen können“.
Gretel Eisch selbst empfand die Interpretationen der beiden Pfarrer zu ihren alten Holzschnitten als „wunderbare Bereicherung“. An der Glasarche angekommen, wurden die Wanderer mit einem Saxophon-Ständchen von FÖJler Franz Riedel begrüßt und zu einer Brotzeit von der Commerzbank-Umweltpraktikantin Stefanie Jessolat eingeladen. Trotz des an der Glasarche scharf blasenden Windes gab es noch eine Andacht mit musikalischer Untermalung, bei der Uwe Krause und Lukas Laux die Arche-Geschichte aus der Bibel vorlasen.
Am Ende konnte noch das Buch „Geborgen in der Arche“, das in der Reihe „Kunst in der Kirche“ erschienen ist, erworben werden. Autor Uwe Krause war bei Recherchen auf die Holzschnitte von Gretel Eisch gestoßen und so fasziniert von ihren erzählerischen Bildern, dass er ein Büchlein mit Holzschnitten von Gretel Eisch und eigenen meditativen Texten zusammenstellte.
Projekttag der 10. Klassen: Ein zentrales Standbein der Zusammenarbeit zwischen Nationalpark und Gymnasium Zwiesel
Die komplette Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Zwiesel nutzte die Zeit vor den Sommerferien für einen Biologie-Unterricht der besonderen Art: Sie besuchten den Nationalpark und erkundeten bei einem Projekttag das Ökosystem Wald direkt vor Ort. Die Veranstaltung fand heuer zum vierten Mal in Folge statt.
Der Wald als Ökosystem ist einer der Schwerpunkte des Biologie-Unterrichts der 10. Klassen im Gymnasium. Warum aber dieses Thema ausschließlich im Klassenzimmer behandeln, wenn man nicht nur den Wald, sondern sogar einen Wald-Nationalpark vor der Haustür hat? Das dachte sich Biologie-Lehrerin Ingeborg Schmidt bereits vor vier Jahren. Seit 2012 besucht deshalb auf ihre Initiative hin jedes Jahr die jeweilige 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Zwiesel den Nationalpark und erforscht bei einem aufwändig organisierten und intensiv betreuten Projekttag die Besonderheiten der Nationalparkwälder.
Insgesamt 75 Schüler nahmen dieses Mal an der Veranstaltung teil und erlebten gemeinsam mit ihren Lehrern Frau Tröger und Herrn Eckl in fünf verschiedenen Stationen hautnah die großen und kleinen Bewohner des Waldes im Nationalpark sowie deren vielfältige Vernetzung untereinander. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Wälder des Nationalparks von bewirtschafteten Wäldern unterscheiden. Bei der Beantwortung dieser Frage ging es vor allem praktisch und handfest zu: Als „Nachwuchs-Forscher“ übten sich die 10.-Klässler in der Kartierung von Waldstrukturen – Baumarten, Höhe und Durchmesser, Verjüngung und Totholz von Probeflächen wurde in Kleingruppen akribisch aufgenommen und in eine Karte übertragen. Der Vergleich zwischen jüngeren Fichtenwäldern und alten Bergmischwäldern, die schon längere Zeit ohne den Einfluss des Menschen verbleiben, zeigte die Unterschiede zwischen Nationalpark und Wirtschaftswald: Im unbewirtschafteten Nationalparkwald sammeln sich nicht nur erheblich größere Mengen Totholz an, die Bäume können dort auch wieder ihr natürliches Höchstalter sowie beeindruckende Größen erreichen, wie die Schüler bei der Vermessung von großen, alten Tannen auf ihrer Probefläche feststellen konnten.
Mykologe Heinrich Holzer ließ die Schüler in die geheimnisvolle Welt der Pilze eintauchen. Hier lernten sie nicht nur die Rolle dieser Fadenwesen im Ökosystem Wald, sondern auch deren Arten- und Formenvielfalt kennen. Darüber hinaus erfuhren sie, dass der Nationalparke Heimat für eine ganze Reihe von seltenen und bedrohten Pilzarten ist, die beispielsweise an abgestorbenen Bäumen leben und in Wirtschaftswäldern fehlen.
Doch nicht nur Pilze, sondern auch verschiedene Käferarten sind auf Totholz spezialisiert. Dies stellten die Schüler bei der Station von Nationalpark-Waldführer Herbert Linsmeier fest, der anschaulich erklärte, warum der Nationalpark in der Bayern-Liga der Totholzkäfer ganz vorne mitspielt: 14 Urwaldrelikte sind hier aktuell nachgewiesen, das sind Käfer, die in Deutschland nahezu ausgestorben sind und zu den seltensten Insekten Mitteleuropas gehören.
Abgerundet wurde der Tag durch einen Vortrag, bei dem der Nationalpark mit seiner Naturausstattung und Zielsetzung vorgestellt wurde. Nach fünf kurzweiligen Stunden waren sich alle Beteiligten einig, dass die gelungene Veranstaltung ein wichtiges Standbein in der Zusammenarbeit zwischen dem Gymnasium Zwiesel und dem Nationalpark darstellt und deshalb auch zukünftig beibehalten werden soll.
Fahrtziel Natur – eine hervorragende Werbeplattform für nachhaltigen Tourismus
Regionale Fahrtziel Natur-Trägergruppe spricht sich deutlich für eine Beteiligung beim Fahrtziel-Natur-Award aus.
In der Kooperation Fahrtziel Natur engagieren sich BUND, NABU, VCD und Deutsche Bahn für nachhaltigen Tourismus und klimafreundliches Reisen. 22 Schutzgebiets-Regionen in Deutschland, der Schweiz und Österreich sind vertreten. Die Nationalpark- und Naturparkregion Bayerischer Wald ist seit 2002 als erste Süddeutsche Region dabei. Kürzlich traf sich die regionale Fahrtziel Natur-Trägergruppe im Naturparkhaus, um über eine Beteiligung beim aktuell ausgelobten Fahrtziel-Natur-Award zu beraten.
Schon einmal ging der mit 25.000 Euro dotierte Award in den Bayerischen Wald. 2009 zeigten der Nationalpark und Naturpark gemeinsam mit dem Nationalparkverkehrskonzept auf, wie Urlauber, Tagesgäste und Einheimische mit „Igelbus und Bayerwald-Ticket“ die Region ohne Auto erfahren können. Nach einer verstrichenen Wartefrist hat der Bayerische Wald nun wieder die Chance, sich zu bewerben. Aber was bringt eine Bewerbung den Tourismusakteuren vor Ort? Lohnt sich der große Aufwand einer Bewerbung?
Jochen Stieglmeier, Hotelier in Spiegelau und Vorsitzender des Vereins Nationalpark-Partner Bayerischer Wald, ließ keinen Zweifel aufkommen: „Fahrtziel Natur ist ein wichtiger Werbepartner und Meinungsbildner für einen Urlaub am Nationalpark. Und mit GUTi haben wir ein einzigartiges Produkt, das uns als nachhaltige Feriendestination ausweist, da ist es doch ein Muss, sich zu bewerben!“ Auch Michael Dietz vom Touristischen Service Center der ArberLandREGio GmbH ist überzeugt, dass Fahrtziel Natur mehr als ein Trend ist. „Gerade auf Messen wird immer häufiger die Frage nach einer Bahnanreise gestellt. Denn viele Großstädter haben gar kein Auto und wünschen sich deshalb im Urlaub ein funktionierendes ÖPNV-Angebot zu den wichtigsten Ausflugszielen. Fahrtziel Natur trägt wesentlich dazu, dass wir unsere idealen Voraussetzungen bekannter machen können.“
Auch wenn die Anforderungen für eine Bewerbung sehr hoch sind, erhofft man sich dennoch gute Chancen, denn seit dem letzten Sieg hat sich vieles zum Positiven entwickelt: Das Bayerwald-Ticket wurde um GUTi, dem Gästeservice Umwelt-Ticket, erweitert. 20 Gemeinden bieten Urlaubsgästen mit GUTi kostenlose Mobilität mit Bus und Bahn. Das bringt nicht nur einen hohen Wettbewerbsvorteil und zufriedene Gäste. Es sorgt auch für eine bessere Auslastung der Verkehrsmittel und sichert somit langfristige das ÖPNV-Angebot für die Menschen vor Ort. Die Herausforderung wird nun sein, die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Ferienregion zu dokumentieren und aufzuzeigen, dass GUTi in der Region und im Umgang mit dem Gast gelebt wird. Nationalpark und Naturpark bieten zwar die Grundvoraussetzung für die Beteiligung bei Fahrtziel Natur. Das Marketing für einen nachhaltigen Urlaub, sowie die Ausarbeitung von touristisch nutzbaren Ausflugs- und Wandervorschlägen mit ÖPNV und GUTi, ist aber Hauptaufgabe der Tourismusakteure. In diesem Sinn appellierte Elke Ohland von der Nationalparkverwaltung, an den Teamgeist der Diskussionsrunde: „Wir haben nur dann eine realistische Chance in die Endrunde zu kommen, wenn das Zusammenspiel der vorhandenen Angebote im Nationalpark, im Naturpark und das autofreie Mobilitätsangebot mit GUTi den Urlaubsgästen auf verschiedenen Kanälen präsentiert wird. Die Jury muss letztlich aus unserer Bewerbung ersehen, dass bei uns Nachhaltigkeit gelebt wird und wir alle gemeinsam hinter dem Projekt stehen.“
Ein Haus macht Schule
Jugendwaldheim „Wessely-Haus“ – Fernseher aus, Natur an!
Staatsminister Dr. Hans Eisenmann sprach schon in den 70er Jahren davon, dass es nötig sei, der Jugend, die von den Errungenschaften der modernen Gesellschaft geprägt werde, den Lebensraum Wald zu erschließen. Also: Handys aus, Fernseher Fehlanzeige. Im Jugendwaldheim gestaltet die Natur das Programm.
Maria Sperl, Rektorin der Grundschule in Bad Kötzting, ist zum wiederholten Male hier. Zusammen mit weiteren Lehrkräften und 34 Kindern aus ihren vierten Klassen und von der Stufe 4/5 des benachbarten Förderzentrums. Eine Hälfte von ihnen ist gerade in der Felswandergebiet unterwegs und staunt dort über die gewaltigen Felsbastionen. Die andere Hälfte macht Programm am Haus. Ein buntes Fallschirmtuch wird zum Gemeinschaftserlebnis und weitere Spiele sorgen für jede Menge Spaß. „Bei und in Bewegung sind alle gleich“, sagt Maria Sperl. Berührungsängste werden abgebaut und unterschiedliche Stärken werden statt vermeintlicher Schwächen er- und anerkannt. Letzte Woche haben sie miteinander musiziert. Auch das klappt bestens. Der inklusive Gedanke wird großgeschrieben. Ideal ist, dass die beiden Schulen in Bad Kötzting sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Keine Berührungsängste am Pausenhof und der Wechsel in Regelklassen oder die Entscheidung für mehr Förderung sind bei enger Verzahnung auch viel selbstverständlicher.
Eine noch dichtere Packung für gegenseitigen Respekt gibt es in einer Woche Jugendwaldheim. Bei dem bunten Gewusel unter dem Fallschirmtuch könnte man echt nicht sagen, wer welcher „Schultyp“ ist. Kurz vor dem Übertritt ist gerade eine sehr sensible Zeit, was die Selbstfindung betrifft. Da hält Maria Sperl auch so eine Kennenlernphase für sehr wichtig. Die gewohnte Ablenkung ist dagegen rar. Eine Art Medienfasten wird strikt durchgezogen. Und siehe da: Den Kindern fehlt nichts. Bis auf die üblichen „Heimwehwehchen“. Aber mal selbst die Betten beziehen , verantwortlich sein für Müllvermeidung und -trennung, sich ohne „Elterns“ Stütze durch den ganzen Tag zu bringen, das baut gleich mächtig auf. Und dann ist da natürlich noch das einzigartige Programm. Mal auf den Baumwipfelpfad -super. Mal durch den Wald - abenteuerlich. Elche im Tierfreigelände - Na so was! Schaurige Geschichten am Lagerfeuer; großer Grusel und Gänsehaut. Und mal auf den Lusen; gemeinsam fast wie Mount Everest für kurze Beine. Da bleiben viele Erinnerungen hängen, die sich auch mit dem umweltpädagogischen Anspruch des Hauses verbinden. Denn sie sind draußen, sie bekommen 1:1-Heimat- und Sachkundeunterricht, der sich ganz und gar nicht wie Schule anfühlt. Mit jedem kleinen „Krabbler“ am Wegrand erhöht sich nicht nur die Zahl der interessierten Fragen sondern zugleich auch die Achtsamkeit und Wertschätzung für das kleine Krabbeltiere. Rita Gaidies, Leiterin des Jugendwaldheims, erklärt, warum die Einrichtung auch „Wessely-Haus“ heißt: hier wurde das großzügige Erbe einer Münchener Familie dieses Namens zweckgebunden für „ökologische Zwecke“ verbaut. Als im Frühjahr 1975 die erste Klasse aus NRW hier einzog, gab es noch zehn Tage Arbeitseinsatz für Schüler, die aktiv Naturpflege zu erledigen hatten. Der Spaßfaktor war da wohl noch etwas kleiner als heutzutage. Aber der Hintergrund ist ähnlich: Man schützt, was man kennt und schätzt. Eine „Erholungswoche“ ist es immer noch nicht, sondern eine hochinteressante Erlebniszeit mit vielen spielerischen Anteilen. Der große Vorteil für die Schulen: Lehrer müssen sich nicht in dem Maß vorbereiten wie bei einer klassischen Klassenfahrt. Sie müssen keine Materialberge und Infoblätter mitbringen, weil Haus und Umfeld alles bereithalten. Der Umweltbildungsauftrag bringt es mit sich, dass Waldpädagogen und Nationalparkpraktikanten für die Gruppen kostenlos greifbar sind, die ihr Wissen und ihre Begeisterung mitgeben, und das in Programmen für jedes Alter von Grundschule bis hin zur Uni. Jährlich kommen da an die 7000 Übernachtungen zusammen. Manche Schulen buchen über Jahre hinweg, um sich das nicht entgehen zu lassen. Die Tage sind angefüllt bis zum Rand, sagt Maria Sperl mit Kreativität, Partnerschaft und Kommunikation. Und das hält dann Jahre an, erzählen ihr später noch die Eltern: soziale Bindungen werden stärker, man setzt sich mit Natur auseinander, für Fragen zu Umwelt oder Energie wird sensibilisiert und dass ganz nebenbei, ohne dass es Lernstoff wäre. Und sie selbst sagt: „Man lernt auch umgekehrt die Kinder noch einmal von ganz neuen Seiten kennen“. In 40 Jahren Jugendwaldheim waren mittlerweile knapp 50 000 junge Menschen hier zu Gast. Und auch die Bad Kötztinger werden wieder kommen.
Erster Elch im Nationalparkgebiet per Fotofalle dokumentiert
Bild des Monats Juni aus dem Nationalpark Bayerischer Wald
Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung konnten kürzlich einen jungen Elchbullen in der Nähe von Buchenau mit einer Fotofalle dokumentieren. Zwei Tage zuvor wurde eine Elchbeobachtung auf der Nationalparkbasisstraße zwischen Waldhäuser und Guglöd gemeldet - ob es sich um das gleiche Tier handelt konnte nicht geklärt werden. Bei den Aufnahmen handelt es sich um den ersten gesicherten Nachweis eines Elches im Nationalpark. Bislang lagen nur Sichtbeobachtungen von Nationalparkbesuchern vor. Von der kleinen Elchpopulation südlich des Moldaustausees, die auf etwa 15-20 Tiere geschätzt wird, wandern immer wieder Elche in die Umgebung ab. Im Bayerischen Wald gab es in den letzten Jahren zahlreiche Beobachtungen. Allein im vergangenen Jahr 2014 sind aus dem Landkreis Regen 7 und aus dem Nationalpark 2 Beobachtungen gemeldet worden. Ein Elch Hirsch und eine Kuh haben sich in den Monaten Juni bis September vermutlich zwischen Regen, Zwiesel und Bodenmais aufgehalten. Während der Brunft 2014 wurden Hirsch und Kuh zusammen bestätigt. Das Bild des Monats – Was ist das? Jeden Monat stellt die Nationalparkverwaltung einen besonderen Moment aus Deutschlands ältestem Nationalpark mit einem Foto vor. Viel Vergnügen mit besonders Schönem oder Bemerkenswertem aus dem Nationalpark Bayerischer Wald!
Siehe dazu auch unsere Wikiseite „Fotofallen“!
Echt wild - Erster genetischer Nachweis Europäischer Wildkatzen im Nationalpark Bayerischer Wald
Das Vorkommen der Europäischen Wildkatze im Bayerischen Wald gilt seit fast 170 Jahren als erloschen; im Rahmen des Fotofallen-Monitorings werden im Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald seit ein paar Jahren jedoch mit zunehmender Häufigkeit wildfarbene Katzen beobachtet. Durch den Einsatz von mit Baldrian beköderten Lockstöcken gelang es jetzt erstmals, Haarproben einzusammeln, die durch genetische Analysen eindeutig als Wildkatzenhaare identifiziert werden konnten. Nach der bundesdeutschen Roten Liste gelten Wildkatzen als gefährdet, in Bayern sind sie vom Aussterben bedroht.
„Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir mit der Wildkatze nach dem Luchs einen weiteren ‚Rückkehrer‘ begrüßen können, der im Nationalpark den geeigneten Rückzugsraum gefunden hat, der zum Überleben dieser extrem scheuen und gefährdeten Tiere in Bayern und Deutschland beiträgt“, so Nationalparkleiter Franz Leibl. „Jetzt, wo zweifelsfrei feststeht, dass die Wildkatze bei uns vorkommt, werden wir versuchen, ihre Anzahl genauer zu bestimmen und das bislang räumlich begrenzte Lockstock-Monitoring auf das gesamte Nationalparkgebiet ausweiten“, so Leibl weiter. Der genetische Nachweis der Europäischen Wildkatze im Nationalpark gilt – trotz der Hinweise aus dem Fotofallen-Monitoring, bei dem bis zu 14 wildkatzenartige Tieren im Jahr registriert wurden – unter Experten als besonders bemerkenswert. Denn bislang ging man davon aus, dass der Bayerische Wald aufgrund seines Schneereichtums kein geeigneter Wildkatzenlebensraum ist, weil die Tiere zu wenig Mäuse erbeuten, um die harten Winter zu überleben. „Unsere Fotofallen haben in den letzten drei Wintern auch bei geschlossener Schneedecke Tiere erfasst, die aller Wahrscheinlichkeit nach Wildkatzen sind. Möglicherweise haben die milden Winter der vergangenen Jahre mit dazu beigetragen, dass Wildkatzen bei uns wieder eine Chance haben“, kommentiert Marco Heurich, Wildtierbiologe des Nationalparks, die bisherigen Befunde.
Die genetische Analyse der Wildkatzenhaare, die im Nationalpark zwischen der Racheldiensthütte und der Fredenbrücke von Lockstöcken gesammelt wurden, konnte bislang drei verschiedene Individuen unterscheiden, die aus ostdeutschen Populationen stammen. „Möglicherweise wandern Wildkatzen aus Wiederansiedelungsprojekten des BUND im Regental im Übergansbereich von Vorderem Bayerischen Wald und Vorderem Oberpfälzer Wald zu uns ein. Genauere Informationen über die Herkunft der Nationalparkkatzen erhoffen wir uns aus der aktuellen BUND-Lockstock-Kampagne in ganz Südbayern, die aufklären soll, wo es in Niederbayern Wildkatzen gibt und wie die genetischen Verbindungen aussehen“, so Heurich weiter. Die Europäische Wildkatze ist eine von vier Wildkatzen-Unterarten, jedoch nicht die Stammform der Hauskatze, die von der afrikanischen Falbkazte (Felis silvestris lybica) abstammt. Von getigerten Hauskatzen unterscheidet sie sich rein äußerlich vor allem durch ihren kräftigeren Köperbau, einen wuchtigeren, breiteren Schädel, blassere Fellzeichnung und einen buschigeren, stumpf endenden Schwanz mit charakteristischen deutlichen schwarzen Ringen in der hinteren Hälfte und einer schwarzen Schwanzspitze. Eine sichere Unterscheidung ist jedoch nur durch die genetische Analyse möglich. Auch Waldkatzen genannt, bevorzugen Wildkatzen möglichst strukturreiche, naturnahe Wälder mit vielen Fels-, Baum- und Wurzelhöhlen, Totholz und kleinen Lichtungen, wie sie entstehen, wenn der Mensch möglichst wenig eingreift. Sie meiden daher Gebiete mit intensiver forst- oder landwirtschaftlicher Nutzung und scheuen generell die Nähe zu Menschen. Diese ausgeprägt „heimliche“ und einzelgängerische Lebensweise ist möglicherweise auch der Grund, warum Wildkatzen nicht schon längst in der um ein vielfaches größeren Hauskatzenpopulation untergegangen sind, obwohl Kreuzungen zwischen Wild- und Hauskatzen möglich sind und die daraus entstehenden auch Hybridformen durchaus vorkommen.
Siehe dazu auch unsere Wikiseite „Fotofallen“!
Langzeitstudie zu Borkenkäfer-Effekt im Nationalpark Bayerischer Wald zeigt, dass Trinkwasserqualität ausgezeichnet bleibt und die Artenvielfalt steigt
Forscher konnten anhand einer Studie über einen Zeitraum von 28 Jahren zeigen, dass die Trinkwasserqualität in Fließgewässern, wie sie von Nationalpark-Gemeinden und von der Wasserversorgung Bayerischer Wald für Trinkwassergewinnung genutzt werden, konstant von ausgezeichneter Qualität ist. Trotz großflächigem Borkenkäfer-Befall im Einzugsgebiet liegen alle für die Nitratkonzentration gemessenen Werte weit unter dem Grenzwert für Trinkwasser der Weltgesundheitsorganisation WHO von 50 mg/l. Darüber hinaus konnte für Nationalparkareale mit natürlicher Borkenkäferdynamik ein messbar positiver Einfluss auf die Artenvielfalt, insbesondere auf die Häufigkeit von „Rote-Liste-Arten“ belegt werden (vergl. Conservation Letters Jan/2015, DOI: 10.1111/conl.12153).
Natürliche Störungen in Wäldern – zum Beispiel durch Stürme oder Insekten – nehmen bedingt durch den Klimawandel weltweit zu. In Nationalparken, in denen in ausgedehnten Bereichen derartige natürliche Prozesse ungestört ablaufen, werden immer wieder Fragen zur Trinkwasserqualität, z. B. zum Nitratgehalt, oder zum Erhalt der Artenvielfalt diskutiert. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch der Nationalpark Bayerischer Wald, weil er in seinen Naturzonen die gesetzlich verankerte Philosophie „Natur Natur sein lassen“ konsequent befolgt.
In einer fachübergreifenden Studie werteten Wissenschaftler des Nationalparks sowie nationale und internationale Experten jetzt einen umfangreichen Datensatz über 28 Jahre Gewässer-Monitoring in dem rund 20 km² großen Wassereinzugsgebiet der Großen Ohe aus, das neben den in Bächen abfließenden Oberflächenwasser auch das Sicker- und Grundwasser berücksichtigte. Mit einem Höhengradienten zwischen 770 und 1.447 Metern über N. N. repräsentiert das Untersuchungsgebiet ein typisches Bergbachsystem im für die Region charakteristischen Bergmischwald. Nach Lage und Größe des Einzugsgebietes sind die Große Ohe und ihre zuführenden Quellbäche zudem repräsentativ für Gewässer, wie sie typischerweise von Nationalpark-Gemeinden und von der Wasserversorgung Bayerischer Wald (Talsperre Frauenau) für Trinkwassergewinnung genutzt werden. Eine Fichtendominanz von 70 % machte das Gebiet außerdem zu einem Areal mit hohem Borkenkäfer-Befallsrisiko, und so traten während des Untersuchungszeitraums auch zwei intensive Borkenkäferwellen im Abstand von rund zehn Jahren auf (Mitte der 1990er und Mitte der 2000er Jahre).
Das großflächige Altfichtensterben durch Borkenkäfer-Befall hinterließ zwar ein messbares Nitrat-Signal im Oberflächenwasser des Untersuchungsgebietes. Allerdings handelte es sich dabei in der Regel um Konzentrationsschwankungen von jeweils wenigen Milligramm pro Liter mit Konzentrationsspitzen bis zu 10 mg/l. Die höchste während des gesamten Untersuchungszeitraums gemessene Nitratkonzentration von 25 mg/l trat nur in einem einzigen Jahr und nur in einem kleinen Quellbach auf. Auch im untersuchten Grundwasser, wie es für die kommunale Trinkwasserversorgung genutzt wird, blieben die Nitratkonzentrationen in dem für das Oberflächenwasser beobachteten niedrigen Bereich. Damit lagen trotz intensiver Borkenkäferdynamik alle Werte immer sehr weit unterhalb maßgeblicher Trinkwasser-Grenzwerte für Nitrat, wie dem der WHO bzw. der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 mg/l.
„Unsere Beobachtungen über einen so langen Zeitraum machen deutlich: Die Versorgung mit sehr gutem Trinkwasser aus dem Nationalpark ist zu jeder Zeit gewährleistet; der Borkenkäfer ändert daran nichts“, kommentiert der langjährige Nationalpark-Hydrologe Burkhard Beudert die Ergebnisse des von ihm koordinierten Gewässer-Monitorings. „Die Untersuchungen im Einzugsgebiet der Großen Ohe sind repräsentativ für andere Nationalparkgewässer. Das wird von der jahrzehntelangen behördlichen Überwachung der im Nationalpark liegenden zur Trinkwasserversorgung genutzten Quellen bestätigt, bei denen ebenfalls zu keinem Zeitpunkt überhöhte Nitrat-Werte gemessen wurden“, so Beudert weiter. Um die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf die Artenvielfalt zu untersuchen, wurden außerdem über drei Jahre hinweg im gesamten Nationalpark das Arteninventar von Borkenkäferflächen mit dem von vergleichbaren, nicht befallenen Lebensräumen verglichen. Die Untersuchungen zur Artenvielfalt belegen für viele Artengruppen einen markanten Anstieg im Artenreichtum durch die vom Borkenkäfer geschaffenen Lebensraumbedingungen: Von 19 untersuchten taxonomischen Gruppen, was insgesamt rund 2.300 erfassten Arten entsprach, zeigte knapp die Hälfte – insgesamt acht Artengruppen – eine deutlich höhere Vielfalt. Dieser positive Borkenkäfer-Effekt, den sich die Forscher vor allem mit einer neu entstandenen Vielfalt von mosaikartig aneinandergrenzenden Mikro-Lebensräumen erklären, umfasst dabei Flechten, Moose und Gefäßpflanzen sowie Spinnen, Schwebfliegen, Käfer, Wespen und Bienen. Bemerkenswert war dabei vor allem ein signifikanter Anstieg von in Bayern und deutschlandweit gefährdeten „Rote Liste“-Arten, wie beispielsweise der Gartenrotschwanz, der äußerst seltene Goldfüßige Schnellkäfer oder Deutschlands einzige Totholz-Zikade, Cixidia lapponica. Nur eine einzige Artengruppe – die der holzbewohnenden Pilze – reagierte mit einem Rückgang der Artenvielfalt in Borkenkäferflächen. „Zwei der wichtigsten Kernaufgaben von Schutzgebieten sind die Bewahrung und Förderung der Biodiversität sowie die Sicherstellung von sogenannten Ökosystemdienstleistungen, zu denen beispielsweise auch der Trinkwasserschutz gehört. Die jetzt erstmals ermöglichte einmalige Kombination aus jahrzehntelangem Gewässer-Monitoring und systematischer Artenerfassung im selben Raum belegt, dass Prozessschutz – das Zulassen von natürlichen Störungsdynamiken und den damit verbundenen positiven Naturschutzfolgeeffekten – und effektiver Trinkwasserschutz Hand in Hand gehen“, so Dr. Jörg Müller, Forschungsleiter des Nationalparks Bayerischer Wald, zu den Ergebnisse der Gesamtstudie. „Zudem hat sich einmal mehr der unschätzbare Wert eines Nationalparks als einzigartiges Natur-Forschungsareal gezeigt, in dem solche Langzeituntersuchungen überhaupt erst möglich werden und uns helfen, so langfristige Prozesse wie natürliche Waldentwicklung mit allen ihren Auswirkungen zu verstehen und für zielführende Naturschutzpolitik auszuwerten“, so Müller abschließend.
Fragen zu der Studie beantworten:
Burkard Beudert | Fachgebiete Integriertes Ökosystemmonitoring, Hydrologie Tel.: Tel. 08552 – 9600 147 | Mobil: 0151 – 12 10 74 97
Dr. Jörg Müller | Stellv. Nationalparkleiter und Leiter des Sachgebiets Naturschutz und Forschung, Tel. 08552 – 9600 179 | Mobil 0160 – 90 96 64 75 | E-Mail: joerg.mueller@npv-bw.bayern.de
Schauen Sie sich zu diesem Thema auch unsere Wikiseiten Auswirkungen des Borkenkäferbefalls im Nationalpark Bayerischer Wald und Kampf gegen den Borkenkäfer an!
Käfer-Rarität im Nationalpark Bayerischer Wald entdeckt
Im Rahmen eines Forschungsprojektes zu Totholz und Artenvielfalt im Nationalpark Bayerischer Wald konnte kürzlich erstmals der Reitters Rindenkäfer Synchita separanda nachgewiesen werden, der nach der bundesdeutschen Roten Liste akut vom Aussterben bedroht ist. Mit nun insgesamt 16 dokumentierten seltenen Käferarten, die als sogenannte „Urwaldrelikte“ in Deutschland Indikatoren für besonders ursprüngliche Wälder mit urwaldähnlichen Lebensraumbedingungen sind, steht der Nationalpark Bayerischer Wald jetzt auf Platz 1 auf der Rangliste von Bayerns ökologisch wertvollsten Waldgebieten.
Gefunden wurde das seltene Insekt, das 1998 noch als ausgestorben/verschollen galt und für das erst in den letzten Jahren wieder einige wenige Nachweise in Deutschland gelangen, von Sebastian Seibold. Der 28-jährige Doktorand der TU München arbeitet zurzeit im Nationalpark an seiner Promotion, in der er mit verschiedenen Versuchsanordnungen im Freiland den Zusammenhang von Artenvielfalt und Totholzangebot untersucht. Der Rindenkäfer Synchita separanda ist ein für lichte Altwälder und Windwurfflächen typischer Totholzbewohner, der auf ganz bestimmte Holzpilze als Nahrung angewiesen. Er war dem Nachwuchsforscher wiederholt auf sonnigen Arealen in der Nähe von starken Buchentotholzstämmen in seine Flugfensterfallen gegangen. Bestimmt wurde der nur knapp fünf Millimeter große Winzling von Dr. Alexander Szallies, einem Käferexperten des Schweizer Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Seibold bei der Bestimmung der Artenvielfalt unterstützt.
„So unscheinbar der Reitters Rindenkäfer dem Laien auch erscheinen mag – für uns Waldökologen ist sein Fund eine kleine Sensation, nicht nur, weil er so superselten ist, sondern weil er uns auch wertvolle Rückschlüsse über den Lebensraum ermöglicht, in dem er gefunden wurde“, kommentiert Dr. Jörg Müller, Seibolds Doktorvater und Forschungsleiter im Nationalpark, die Entdeckung der Käfer-Rarität im inneren Bayerischen Wald. „Dabei kommt es nicht nur auf den Nachweis dieser einen Art an. Grade das deutlich gehäufte Auftreten von Urwaldreliktarten erlaubt uns den Rückschluss, dass in den Nationalparkwäldern viele für mitteleuropäische Urwälder charakteristische Prozesse rings um das Totholz intakt sind, wie es sie in Wirtschaftswäldern kaum noch oder gar nicht mehr gibt.“ Gute Beispiele für die Anhäufung solcher Urwaldspezialisten seien der im Vergleich zu Synchita separanda mit drei Zentimetern Länge stattliche und ebenfalls fast ausgerottete Zottenbock Tragosoma depsarium, der 2013 erstmals im Nationalpark nachwiesen wurde, und der 2007 gefundene, ebenfalls sehr seltene Goldfüßige Schnellkäfer Ampedus auripes, benennt der Forscher zwei weitere der insgesamt 16 für den Nationalpark dokumentierten ökologischen Käferkleinode.
Mit seiner eindrucksvollen Liste an seltenen Urwaldreliktkäfern ist das Großschutzgebiet an der tschechischen Grenze Spitzenreiter in der Rangliste von aus ökologischer Sicht besonders wertvollen Wäldern in Bayern, die sich alle durch hohe Artenvielfalt und im Management durch den Schutz von möglichst ursprünglichen Lebensraumbedingungen auszeichnen, wie etwa der Hochspessart oder die Donauleiten und Donauauen bei Passau. „In diesem Zusammenhang sind nicht nur holzbewohnende Käfer geeignete Indikatoren. Bestätigt wird unser ‚Urwald-Befund‘ für den Nationalpark auch durch andere Organismen, wie beispielsweise die weltweit vom Aussterben bedrohte Zitronengelbe Tramete. Diesen auf älteres, bereits durch den Rotrandigen Fichtenporling zersetztes Totholz spezialisierten Pilz gab es in den 1990er Jahren bei uns nur noch in einem kleinen Restvorkommen. Seit einem knappen Jahrzehnt kann er jedoch regelmäßig im gesamten Nationalpark in unseren Naturzonen nachgewiesen werden“, so Müller.
Die Bedeutung von Totholz für die Artenvielfalt und den Nährstoffhaushalt von Waldökosystemen sowie die Wirkmechanismen verschiedener Totholzkriterien, wie Menge, Sonnenbestrahlung, Baumart und Durchmesser wird experimentell seit 2012 im Nationalpark untersucht. „Wir erwarten viele grundlegende Erkenntnisse zum Naturschutz in bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern. Mit etwas Glück können wir außerdem unsere Liste rarer Urwaldrelikte weiter ausbauen als greifbaren Hinweis auf erfolgreichen Natur- und Artenschutz. Ob wir allerdings zwei seltene Urwaldspezialisten wiederfinden, die zuletzt 1905 zwischen Rachel und Lusen gefunden wurden, den Flachkäfer Peltis grossa oder den Schnellkäfer Lacon lepidopterus, ist fraglich. Vermutlich waren für sie die Naturwaldreservate vor Ausweisung des Nationalparks in der Fläche zu klein und umliegende Wirtschaftswälder zu totholzarm, um zu überleben. Wahrscheinlich sind sie damit bei uns endgültig ausgestorben“, so Nationalparkforscher Müller abschließend.
Fragen zu dem Käferfund und der Totholzstudie beantwortet:
Dr. Jörg Müller | Stellv. Nationalparkleiter und Leiter des Sachgebiets Naturschutz und Forschung
Tel. 08552 – 9600 179 | Mobil 0160 – 90 96 64 75 E-Mail: joerg.mueller@npv-bw.bayern.de
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Rückblick auf erfolgreiche gemeinsame Inklusionsarbeit 2014
Nationalpark übergibt „Inklusionskalender“ an Kooperationspartner
Seit einigen Jahren engagiert sich der Nationalpark Bayerischer Wald gemeinsam mit verschiedenen Einrichtungen der Caritas im Bereich Inklusion – also der Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung. Highlight im Jahr 2014 war die erfolgreiche Restauration des historischen Backofens an der Tummelplatzhütte gemeinsam mit den Wolfsteiner Caritas-Werkstätten in Freyung. Aus den Fotos, die während des Projekts entstanden, wurde nun ein Kalender für das Jahr 2015 zusammengestellt und mit Bildern aus früheren gemeinsamen Inklusionsprojekten ergänzt. Anfang der Woche überreichte Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl den Kalender als Dank für die hervorragende Zusammenarbeit im Jahr 2014 an Vertreter der Wolfsteiner Werkstätten und des Caritas-Wohnheims Spiegelau sowie an Sebastian Gruber, Landrat von Freyung-Grafenau.
„Mit dem Nationalpark Bayerischer Wald und den Caritas-Einrichtungen im Landkreis Freyung-Grafenau, insbesondere den Wolfsteiner Werkstätten, arbeiten zwei Leistungsträger der Region zusammen, um Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, kommentierte Landrat Sebastian Gruber die Übergabe des Inklusionskalenders.
Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl fügte hinzu: „Es gehört zu den aktuellen Aufgaben der Nationalparkverwaltung, den Nationalpark für alle erlebbar zu machen, so natürlich auch für Menschen mit Behinderung. Unsere Inklusionsprojekte gehören ganz klar mit zu dieser Aufgabe.“ Sowohl das gemeinsame Arbeiten von Nationalparkpersonal und Menschen mit Behinderung an sich als auch die Projektergebnisse wie der restaurierte Tummelplatz-Backofen oder auch die überdimensionale Spechthöhle und das Insektenhotel für das Spiegelauer Waldspielgelände, die gemeinsam mit Bewohnern des Caritas-Wohnheims Spiegelau gebaut worden waren, seien eine Bereicherung für den Park, so Leibl weiter. „Auch zukünftig werden wir Inklusionsprojekte durchführen und freuen uns auf weitere erfolgreiche Kooperation mit unseren Partnern“, schloss der Nationalparkleiter.
„Die Inklusionsprojekte im Nationalpark sind eine wertvolle Schnittstelle von Menschen mit und ohne Behinderung, die für beide Seiten zu einem Erlebnis werden und viele neue Erfahrungen bringen“, waren sich Oswald Peterlik, Sozialdienstleiter der Wolfsteiner Werkstätten, und Hubert Frömel, Leiter des Freyunger Caritas-Wohnheims St. Franziskus mit der Außenstelle St. Elisabeth in Spiegelau einig. „Wir freuen uns besonders für unsere Wohnheimangehörigen und Werkstattmitarbeiter mit Behinderung, dass sie ihre Leistungsfähigkeit und Freude an der Arbeit unter Beweis stellen und damit zeigen konnten, ein geschätzter Teil der öffentlichen Gesellschaft zu sein. Weitere Projekte mit dem Nationalpark sind daher auch von unserer Seite hoch willkommen“, so die beiden Caritas-Verantwortlichen anlässlich der Kalenderübergabe.
Luchse machen Mittagspause
Zu welcher Tageszeit ein Luchs jagt und wie aktiv er ist, hängt vor allem vom Verhalten seiner wichtigsten Beutetiere und von seinen individuellen Eigenschaften ab. Die Lichtverhältnisse dagegen spielen für das grundlegende Verhaltensmuster keine entscheidende Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die ein internationales Forscherteam um den Wildtierbiologen Dr. Marco Heurich jetzt im Fachmagazin „PLOS ONE“ veröffentlicht hat (doi:10.1371/journal.pone.0114143).
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben 38 wildlebende Luchse mit GPS-Halsbändern und Bewegungssensoren ausgestattet. Die Untersuchungsgebiete liegen zwischen Zentraleuropa und dem nördlichen Skandinavien, so dass die Tages- und Nachtlängen in den einzelnen Revieren stark voneinander abweichen. Die Aktivitätsmuster der Raubkatzen wurden an insgesamt mehr als 11.000 Tagen erfasst und anschließend ausgewertet. Demnach sind Luchse in südlicheren Regionen in der Morgen- und Abenddämmerung am aktivsten, und nachts bewegen sie sich mehr als am Tag. Um die Mittagszeit haben sie ihre größte Ruhephase, und diese ist umso ausgedehnter, je länger das Tageslicht anhält. Dieses Grundmuster zeigen sie unabhängig von den Lichtverhältnissen: „Selbst am Polartag und in der Polarnacht folgen Luchse einem 24-Stunden-Rhythmus mit einer aktiven und einer ruhigen Phase“, berichtet Heurich.
Wichtiger für die Erklärung der Aktivitätsmuster sind der Studie zufolge individuelle Eigenschaften der Tiere: Heranwachsende Luchse sind aktiver als erwachsene, bei den erwachsenen wiederum zeigen die männlichen eine höhere Aktivität als die weiblichen. Außerdem bewegen sich die Raubkatzen im Frühling und Sommer mehr als im Herbst und Winter, und je weiter im Norden sie leben, desto größer sind ihre Reviere – was sich in höherer Aktivität niederschlägt. Zu welcher Tageszeit sie auf die Jagd gehen, wird vom Verhalten ihrer Beutetiere bestimmt. In polaren Regionen ist der Höhepunkt der Aktivität in der Dämmerung weniger stark ausgeprägt. Dies entspricht dem Verhaltensmuster von Rentieren, die außerhalb ihrer Schlafphasen ein gleichmäßiges Bewegungsprofil zeigen. In Zentraleuropa dagegen hat das Forscherteam eine maximale Aktivität in der Dämmerung festgestellt – bei Luchsen ebenso wie bei Rehen. „Die Ergebnisse dieser Studie sind ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Lebensweise von Raubtieren in unserer Landschaft“, sagt Heurich. „Sie zeigen auch, dass menschliche Aktivitäten in den Untersuchungsgebieten keinen generellen Einfluss auf das Aktivitätsverhalten der Tiere ausüben.“
Marco Heurich ist Lehrbeauftragter am Institut für Forstwissenschaften der Universität Freiburg, wo er an der Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement bei Prof. Dr. Ilse Storch an seiner Habilitation arbeitet. Zudem ist er stellvertretender Leiter des Sachgebiets „Naturschutz und Forschung“ des Nationalparks Bayerischer Wald. An dem Projekt beteiligt sind außerdem die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Schwedische Universität für Agrarwissenschaften, der Nationalpark Šumava in der Tschechischen Republik, die Universität Ljubljana/Slowenien, das Norwegian Institute for Nature Research und das Mammal Research Institute der Polish Academy of Sciences als Partner.
Fragen zu der Studie beantwortet:
Dr. Marco Heurich
Professor für Wildtierökologie und Wildtiermanagement, Universität Freiburg Stellvertretender Leiter des Sachgebiets „Naturschutz und Forschung“, Nationalpark Bayerischer Wald.
Tel.: 08552 – 9600 136 | mobil: 0175 – 2622 823 | E-Mail: marco.heurich@npv-bw.bayern.de
Lehrerkollegium der Mittelschule Zwiesel im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald
Gelebte Partnerschaft: Lehrerfortbildung im Nationalpark
Die Mittelschule Zwiesel, seit 2011 offizielle Partnerschule des Nationalparks Bayerischer Wald, pflegt ihre Kooperation mit dem Großschutzgebiet vor ihrer Haustür intensiv. So nutzte vergangene Woche das komplette Lehrerkollegium seinen pädagogischen Tag als Lehrerfortbildung im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald.
Wolfgang Bäuml, Kulturbeauftragter des Nationalparks Bayerischer Wald, führte die 24-köpfige Gruppe durch das 2013 neu eröffnete Museum, das in drei gänzlich neu konzipierten, mit innovativer Medientechnik ausgestatteten Ausstellungskomplexen die Natur- und Kulturgeschichte des Bayerischen und Böhmer Waldes zum Erlebnis werden lässt.
„Die zahlreichen Aktionen, die wir alljährlich gemeinsam durchführen, sind Ausdruck der gelebten Partnerschaft unserer Schule mit dem Nationalpark. Dass sich das gesamte Kollegium an der Fortbildung hier im Waldgeschichtlichen Museum beteiligt hat, belegt einmal mehr, wie gut diese Kooperation in der gesamten Schulfamilie verankert ist“, bilanzierte Schulleiter Josef Wellisch den Fortbildungstag seines Lehrerkollegiums.
Die Mittelschule Zwiesel gehört zu den dienstältesten Nationalpark-Schulen und hat dieses Kooperations-Projekt vor drei Jahren auch mit angestoßen. Mittlerweile haben über 1200 Zwieseler Schüler im Rahmen von unterschiedlichsten Projekten und Aktionen den Nationalpark besucht.
Auch Lehrer der Heinz-Theuerjahr-Schule Neuschönau sowie der gerade erst als Nationalpark-Schule ausgezeichneten Don Bosco-Schule Grafenau nutzten in der vergangenen Woche die Gelegenheit zu einer Lehrerfortbildung im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald.
Für das Schuljahr 2014 / 2015 hält das exklusive Fortbildungsprogramm des Nationalparks für Lehrer der insgesamt sechs Nationalpark-Schulen einen Fortbildungs-Katalog mit acht fachlichen und fachdidaktischen Angeboten bereit, die den Lehrern die Möglichkeit bieten, sich mit den Angeboten und der Zielsetzung des Nationalparks vertieft auseinander zu setzen. Die Bandbreite reicht dabei vom Kennenlernen der verschiedenen Bildungseinrichtungen des Nationalparks über die Vorstellung aktueller Forschungs- und Naturschutzprojekte bis hin zu einer Wanderung mit Nationalpark-Leiter Dr. Leibl.
„Aber schee is trotzdem g’wen“ – Erzählcafé zum Leben der Holzhauer im Bayerischen Wald fand großen Anklang
Gut 120 Gäste – etwa dreimal mehr als sonst – hatten sich zum Erzählcafé im Glasmuseum Frauenau eingefunden, zu dem kürzlich die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald in Kooperation mit dem Vorstand des Bayerischer Wald-Vereins, sowie dessen Sektionen Frauenau und Lindberg eingeladen hatten. Im Mittelpunkt standen diesmal vor allem die Geschichten der drei früheren Holzhauer Hermann Ganserer aus Oberlindbergmühle, Hans Woldrich aus Buchenau und Otto Schettl aus Spiegelhütte, die sehr anschaulich von ihrer harten Arbeit und insbesondere vom winterlichen Schlittenzug berichteten.
Bis Anfang der 1970er Jahre wurde in den Forstämtern des jetzigen Nationalparkgebiets das im Sommer vorbereitete Holz im Winter mit von Menschenkraft gezogenen Schlitten ins Tal zu den Lagerplätzen gebracht, von wo aus es dann von Lastwagen weitertransportiert werden konnte. Im Erzählcafé erläuterte Hermann Ganserer den Besuchern, wie diese Schlitten gebaut waren und wie sie funktionierten. Zur besseren Anschauung hatte er einen Original-Schlitten mit dabei. Die Zuhörer erfuhren, dass es in der Region unterschiedliche Bautypen gab: den Böhmischen, den Zwieseler und den Bodenmaiser Schlitten. Letzterer unterschied sich von den anderen beiden vor allem durch eine größere Spurweite.
„Wia bei der russisch‘n Eisenbahn mit ihren Breitspur-Schienen“, kommentierte Ganserer. Außerdem erklärte er verschiedene typische Holzhauerwerkzeuge, die er mitgebracht hatte, wie beispielsweise eine Sapie – eine Kombination aus Hammer und Wendehaken, die vor allem beim Holzrücken zum Einsatz kam –, eine Hobelzahnsäge, die typische Waldsäge vor den ersten Motorsägen, oder einen alten Reißmeter zum Ablängen des Rundholzes bei der Produktion von Meterholz.
Johann Woldrich ging auf die Arbeit auf den Schlittenzugbahnen ein. „Wenn’s in der Nacht wieder viel g‘schneit hat, mussten die Holzhauer zunächst die gesamte Bahn bis zum Rachel ausschaufeln“, berichtete er. Das konnte für die vier Holzhauer vom Forsthaus Schachten den ganzen Tag dauern. Oben angekommen war dort auch das Holz oft meterhoch eingeschneit. Deshalb markierten die Holzhauer die Blöcher, von Ästen befreite und entrindete Baumstämme, bereits im Sommer vorsorglich mit langen Stangen, damit diese im Winter wiederzufinden waren. „Eine einfache Arbeit war‘s nicht, aber schee is trotzdem g’wen“, so Woldrich.
Besonders schwer wurde die Arbeit, wenn ein Schlitten umkippte und das Holz hangabwärts rollte. Dann mussten die langen Stämme oder das Scheitholz wieder zum Schlitten hochgeschleppt und aufgeladen werden. „Bis zu 40 Zentner hatten die Waldarbeiter hinter sich auf den Schlitten gepackt; schwere Unglücke blieben da leider nicht aus“, erzählte Otto Schettl.
Karl Heidenreich, damals Förster im Poschinger-Wald, schilderte den Tagesablauf der Holzhauer beim Schlittenzug. Sie brauchten einen ganzen Tag, bis sie die vorbereiteten Holzvorräte oben am Kleinen Rachel erreichten. Dort luden sie dann das Holz auf die Schlitten, übernachteten in der alten Poschinger-Diensthütte und brachten das Holz am nächsten Tag zum Lagerplatz an der „Kanalbrücke“.
Holzhauer arbeiteten im Akkord. „Nach 14 Tagen bekamen sie im Wirtshaus ihr Geld“, berichtete Hermann Ganserer. Oft waren die Frauen mit dabei, die genau darauf schauten, wie viel ihr Ehemann im Vergleich zu den anderen Holzhauern bekam. Bekam einer weniger Lohn als andere, begründete er dies gegenüber seiner Frau mit besonders schweren Arbeitsbedingungen, die ihn diesmal daran gehindert hätten, mehr Holz zu transportieren.
Abgerundet wurde das Erzählcafé durch eine Diaschau von Max Drexler aus Buchenau, der aus seinem großen Fotoarchiv eine Reihe von historischen Aufnahmen von den Buchenauer Holzhauern in Aktion mitgebracht hatte, unter anderem von Hans Woldrich, Max Drexler senior und Karl Hofmann.
Erzählcafés rund um die Geschichte und die Traditionen der Menschen im jetzigen Nationalparkgebiet finden in loser Folge seit 2007 statt. „Wir möchten damit insbesondere ältere Menschen aus der Region ansprechen und ihren Geschichten und Erfahrungen zum Leben in und mit dem Wald eine Plattform bieten. Natürlich freuen wir uns auch, wenn jüngere Menschen teilnehmen und für sie so die Alltagsgeschichte ihrer Heimat lebendig wird“, so Sabine Eisch, Mitarbeiterin der Nationalparkverwaltung und Initiatorin der Erzählcafés. „Die besonders rege Beteiligung in diesem Jahr freut uns sehr und zeigt, wie gut das Format mittlerweile angenommen wird“, so Eisch weiter. Auch die Vertreter des Waldvereins, der erste Vorsitzender Georg Pletl und die Mitorganisatoren Georg Jungwirth sowie Stefan Wagner von der Sektion Frauenau freuten sich über den großen Zuspruch und bekräftigten, die Erzählcafés auch gerne weiterhin zu unterstützen.
Wertvolle Heimatpflege, erfolgreiche Inklusion und fröhliches Bürgerfest – Tummelplatzaktion 2014 war „gelungener Dreiklang“
Anfang Oktober nutzen die Hauptakteure – Vertreter des Nationalparks Bayerischer Wald, der Wolfsteiner Werkstätten in Freyung und des Heimatvereins d'Koishüttler Neuschönau – die Gelegenheit, um die diesjährige Tummelplatzaktion vor Ort Revue passieren zu lassen. Die einhellige Bilanz: Die erfolgreiche Zusammenarbeit von rund 20 Menschen mit und 20 Menschen ohne Behinderung, ein für Jahrzehnte solide restauriertes Kulturdenkmal, eine informative Sternwanderung auf vier verschiedenen Routen mit politischer Prominenz aus der Region zu einem Bürgerfest mit mehr als 300 Besuchern – das war ein echtes Highlight unter den Aktionen auf dem Tummelplatz.
„Die Möglichkeit, ein wertvolles Kulturgut wieder auf Vordermann zu bringen, dabei konstruktive Inklusion von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen und das ganze mit der Bevölkerung in einem fröhlichen Fest zu feiern – das war in diesem Jahr ein besonders gelungener Dreiklang auf dem Tummelplatz. Das ist für mich lebendige Heimat in Bestform“, kommentierte Lukas Laux, Bildungsreferent des Nationalparks und Projektleiter anlässlich der Rückschau zur diesjährigen Tummelplatzaktion. Jochen Hany, verantwortlich für die Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Wolfsteiner Caritas-Werkstätten konnte dem nur zustimmen: „Es war ein rundum gelungenes Projekt und wir freuen uns auf die nächste Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung.“ „Ich bin auf jeden Fall dabei, wenn wieder etwas gebaut wird“, bekräftigte Christian Osterer und brachte dabei stellvertretend die Meinung der beteiligten Wolfsteiner Mitarbeiter mit Behinderung auf den Punkt. „Die Neuschönauer sind immer gerne auf dem Tummelplatz. Deshalb freuen wir uns jedes Mal, wenn wir hier oben ein Fest mitorganisieren können“, sicherte auch Sepp Wolf als Vereinsvorsitzender die Unterstützung des Neuschönauer Heimatvereins für künftige Gemeinschaftsaktionen auf dem Tummelplatz zu.
Seit 2008 finden in loser Folge Bürgerfeste bei der Tummelplatzhütte statt, in denen die Geschichte des dortigen ehemaligen Sommersammelplatzes für Weidevieh für die Allgemeinheit lebendig wird. Anlass ist in der Regel ein besonderer Ausbau- oder Renovierungsschritt an dem idyllisch zwischen Mauth und dem Lusen gelegenen Kulturdenkmal, dessen Erhalt vom Nationalpark verantwortet wird. In diesem Jahr wurde die Einweihung des historischen Backofens neben der Hütte gefeiert, mit dem sich ehemals die Viehhirten auf dem Tummelplatz verproviantierten. Der Backofen war in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege von Mitte Juli bis Ende August restauriert worden und soll nun Zielpunkt regelmäßiger Führungen mit kulturhistorischem Schwerpunkt werden. Das von EUROPARC Deutschland im Rahmen der Aktion „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ mit 10.000 Euro geförderte Projekt war insofern eine Besonderheit, als über die Beteiligung der von der Caritas Passau getragenen Wolfsteiner Werkstätten Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand arbeiteten, um den stark zerfallenen Backofen zunächst auseinanderzunehmen, das Material aufzuarbeiten und dann originalgetreu wieder aufzubauen.
Damit im Ernstfall alles glatt läuft
Nationalpark und örtliche Einsatzkräfte trainieren reibungsloses Zusammenspiel bei Bergrettung
Waldarbeit im Nationalpark Bayerischer Wald ist ein großes Betätigungsfeld. Das Spektrum reicht von Instandsetzung und Sicherung des Wegenetzes bis hin zu klassischen forstlichen Tätigkeiten, die durch die Borkenkäferbekämpfung in den Rand- und Entwicklungszonen entstehen. Insgesamt arbeiten in diesem Bereich rund 30 Beschäftigte. Trotz gebotener Umsicht besteht für sie durch den Umgang mit schwerem Gerät, stürzende Baumstämme und herabfallende Äste ein ernstzunehmendes Unfallrisiko. Zudem wird eine Rettung durch das oft unwegsame Terrain erschwert. Um für den Ernstfall bestmöglich gerüstet zu sein, fanden daher kürzlich im Nationalpark zwei Rettungsübungen statt, die einen Waldarbeiterunfall im Gelände simulierten. An den Übungen im Rachel-Lusen-Gebiet und im Falkenstein-Rachel-Gebiet beteiligten sich neben Nationalparkmitarbeitern auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) sowie die Bergwachten von Grafenau und Wolfenstein.
Angenommen wurde jeweils ein Arbeitsunfall, bei dem ein Waldarbeiter durch einen herabstürzenden abgestorbenen Baumgipfel eine schwere Kopfverletzung erleidet. Als Unfallort wurde steiles, unwegsames Gelände gewählt, das mindestens 50 bis 100 Meter von der nächsten befahrbaren Forststraße entfernt war. Die Herausforderung für die jeweiligen Kollegen des „Verunfallten“ bestand zunächst darin, sowohl für eine möglichst rasche Erstversorgung als auch für prompte Unfallmeldung an die zuständige Integrierte Leitstelle in Passau bzw. Straubing zu sorgen. Außerdem mussten sie passende Treffpunkte mit den Rettungskräften organisieren, um diese dann von dort aus auf kürzest möglichem Weg durchs Gelände zum Unfallopfer lotsen zu können.
Beide Gruppen bewerkstelligten dies kompetent und umsichtig, unter anderem durch Aktivieren eines vor Ort mit Holzrücken beschäftigten Forstunternehmers als zusätzlicher Helfer sowie durch telefonische Einbindung weiterer Nationalparkkollegen. Das BRK und die Bergwacht, die von der zuständigen Leitstelle verständigt worden waren, konnten den Einsatzort am Kleinfalkenstein in weniger als 20 Minuten nach der Alarmierung erreichen; im Bereich Kuhhütten bei Finsterau waren die Rettungskräfte in 20 – 30 Minuten vor Ort. Am Unfallort wurde der „Verletzte“ dann professionell durch die Sanitäter versorgt und anschließend in die Gebirgstrage der Bergwacht gelegt, von den Helfern zur Forststraße transportiert und in den Rettungswagen umgebettet.
Rettungsübungen mit unterschiedlichen Szenarien und für verschiedene Zielgruppen der Nationalpark-Mitarbeiterschaft finden jährlich statt. Reinhold Weinberger, stellvertretender Leiter des Nationalparksachgebietes Wald- und Flächenmanagement und Organisator der Rettungsübungen: „Ich freue mich sehr, dass auch in diesem Jahr die Rettungskette einwandfrei funktioniert hat und danke allen, die sich diesmal die Zeit für die Übungen genommen haben.“ Es sei ganz wichtig, dass man regelmäßig und in unterschiedlichen Szenarien die Zusammenarbeit zwischen BRK, Bergwacht, Nationalpark und den Integrierten Leitstellen trainiere, so Weinberger weiter. „Der Nationalpark stellt als Rettungsterrain eine wirkliche Herausforderung dar. Jedes Mal lernen wir etwas Neues dazu - was im Endeffekt die Arbeit für unser engagiertes Personal sicherer macht.“
Erfolgreiche Gemeinschaftsaktion zur Schachtenpflege 2014
Leibl: „Ohne den Wald-Verein gäbe es die Schachten nicht mehr“
Gut 70 freiwillige Helfer trafen sich zur alljährlichen Pflege der Schachten im Erweiterungsgebiet des Nationalparks Bayerischer Wald, bei der seit nunmehr 12 Jahren zur Offenhaltung der historischen Waldweiden Büsche und Bäume entfernt werden. Der rund fünfstündige Arbeitseinsatz wurde diesmal von den Sektionen Lindberg, Mitterfels, Passau, Regen und Spiegelau des Bayerischer Wald-Vereins, der Bergwacht Zwiesel sowie dem Bürgerverein Buchenau durchgeführt.
Die alljährliche Schachtenbegehung im Vorfeld der Pflegeaktion nutzten einige Mitglieder des Bayerischer Wald-Vereins, der Naturschutzbeiratsvorsitzende Georg Jungwirth, der 1. Wald-Vereinsvorsitzende Georg Pletl, Haymo Richter als Vorsitzender des Kultur- und Presseausschusses sowie einige Vertreter der Sektionen Regen, Lindberg und Mitterfels die Gelegenheit, sich bei Nationalparkleiter Dr. Leibl vor Ort am Lackaberg über die aktuelle Debatte um die Naturzonenausweisung 2015 zu informieren.
Nach der Abschlussbesprechung am Mittag belohnte das traditionelle gemütliche Beisammensein am Schachtenhaus die harte Arbeit, bei dem der Bayerischer Wald-Verein für das leibliche Wohl und die Gruppe Kirchahöh-Musi für musikalische Umrahmung sorgte.
In einem kurzen Grußwort bedankte sich Georg Pletl, 1. Vorsitzender des Bayerischer Wald-Vereins, bei allen Helfern der diesjährigen Aktion und hob ausdrücklich hervor, dass die Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung „noch nie so vertrauensvoll und gut“ gewesen sei, wie unter der jetzigen Leitung. Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl gab das Kompliment gleich zurück: „Ohne den Wald-Verein und seine Mitstreiter gäbe es die Schachten nicht mehr“, lobte Leibl die ursprüngliche Initiative des Vereins, die Schachten zu erhalten, sowie den langjährigen tatkräftigen Einsatz aller an der Schachtenpflege Beteiligten.
Für ein besonderes Dankeschön an die Organisatoren sorgten der Glaskünstler Klaus Büchler, Träger des Kulturpreises 1999 des Bayerischer Wald-Vereins, und der Mundartdichter Eberhard Kreuzer, der im vergangenen Jahr den Kulturpreis vom Wald-Verein erhalten hatte: Als Symbol für erfolgreiche Zusammenarbeit Vieler, die durch Zusammenhalt mehr schaffen als alleine, überreichte Büchler je einen seiner gläsernen Pflastersteine an Georg Jungwirth, der als Vorsitzender des Naturschutzbeirates des Bayerischer Wald-Vereins jährlich die Pflegeaktionen organisiert, und an Nationalparkleiter Leibl, der als „Schachten-Hausherr“ die Aktion unterstützt hatte. Kreuzer „kommentierte“ die gelungene Zusammenarbeit aller Beteiligten mit eigenen Gedichten zu den Themen Pflasterstein, Baum und Freundschaft.
Ehrenamtliche Aktionen zur Schachtenpflege gibt es seit 2003. Gepflegt werden – je nach Bedarf – fünf Schachten, wobei einige Sektionen des Bayerischer Wald-Vereins sowie andere beteiligte Vereine Pflegepatenschaften übernommen haben: die Sektion Regen für den Jährling-Schachten, die Sektion Mitterfels für den Rindlschachten, die Sektion Lindberg für den Albrechtschachten, die Bergwacht Zwiesel für den Ruckowitzschachten und der Bügerverein Buchenau für den Lindbergschachten. Alljährlich entfernen die Schachtenpfleger Sträucher und Bäume auf den ehemaligen Waldweiden, da diese auch als „Almen des Bayerwaldes“ bezeichneten Hochlagenwiesen ohne die ursprüngliche, seit den 1960er Jahren eingestellte Beweidung komplett zuwachsen und als reizvolle sowie aus Naturschutzsicht besonders wertvolle Landschaftsbestandteile verloren gehen würden. Ausschließlich der Ruckowitzschachten wird seit diesem Jahr wieder extensiv beweidet, um den Einsatz von Rotrindern als Schachtenpflegemaßnahme zu erproben.
Da der Pfegebedarf für die einzelnen Schachten von Jahr zu Jahr unterschiedlich ist, findet im Vorfeld der Pflegeaktion jedes Mal eine Schachtenbegehung statt, bei der Wald-Vereins-Mitglieder gemeinsam mit Nationalparkvertretern eine Bestandsaufnahme machen und einen Pflegeplan mit Schwerpunkten für die aktuell anstehende Aktion erstellen. In diesem Jahr nutzten der Naturschutzbeiratsvorsitzende Jungwirth, der 1. Wald-Vereinsvorsitzende Pletl, Haymo Richter als Vorsitzender des Kultur- und Presseausschusses sowie einige Vertreter der Sektionen Regen, Lindberg und Mitterfels die Gelegenheit, sich bei Nationalparkleiter Leibl vor Ort am Lackaberg über die aktuelle Debatte um die Naturzonenausweisung 2015 zu informieren. Leibl erläuterte den Vorschlag der Nationalparkverwaltung, 2015 eine größere Fläche als sonst mit vornehmlich Windwurf- und Borkenkäfer-geprägten Hochlagenarealen als Naturzonen auszuweisen, um dafür in den unteren Lagen den noch bestehenden reifen Fichtenwald länger vor Borkenkäferbefall schützen zu können. Er wies zudem ausdrücklich darauf hin, dass die noch bestehenden reifen Hochlagenwaldbestände am Falkenstein nicht in dem Naturzonenvorschlag enthalten sind. Georg Jungwirth zeigte sich bei der Ortseinsicht von der bereits bestehenden Verjüngung am Lackaberg beindruckt. „Der Vorschlag der Nationalparkverwaltung hat Hand und Fuß“, ging er auf die Naturzonenpläne für 2015 ein. „Sollte der Vorschlag die Zustimmung des kommunalen Nationalparkausschusses finden, halte ich ihn für die optimale Lösung. Ich kann die Initiative der Nationalparkverwaltung nur ausdrücklich unterstützen“, kommentierte Jungwirth. Dieser Einschätzung schlossen sich anderen anwesenden Vorsitzenden des Wald-Vereins an.
Internationaler Forschungsworkshop im Nationalpark Bayerischer Wald
Fachtagung im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald zu neusten Methoden der 3D-Ökosystemkartierung mittels Laserfernerkundung.
Kann man die traditionelle Waldinventur durch Laserstrahlmessungen ersetzen oder gar in Effizienz und Aussagekraft verbessern? Diese und viele andere spannenden Fragen rings um den Einsatz neuster Fernerkundungstechnologien zur Kartierung und Analyse von Landökosystemen waren Thema des internationalen Forschungsworkshops im Nationalpark Bayerischer Wald, zu dem 60 Wissenschaftler aus fünf Kontinenten angereist waren.
Die über 30 Fachvorträge der Tagung gaben einen Überblick zum aktuellen Stand der Technik, insbesondere der Laserscanningmethoden, sowie zu computergestützter automatischer Datenauswertung und Modellierung von Landökosystemen. In Diskussionen wurden außerdem zukünftige Forschungsthemen identifiziert und die Bearbeitung in gemeinsamen Projekten geplant. Geleitet wurde der Workshop von Prof. Dr. Peter Krzystek, Leiter des Labors für Photogrammetrie und Fernerkundung der Hochschule München, und Dr. Marco Heurich, stellvertretender Leiter des Sachgebiets „Naturschutz und Forschung“ des Nationalparks Bayerischer Wald. Beide Forscher können auf eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit im Bereich der Fernerkundung zurückblicken, wobei das Forscherteam um Krzystek immer wieder von praktischen Fragestellungen aus dem Nationalpark inspiriert wurde und innovative Lösungen entwickeln konnte. Zum Hintergrund: Herkömmliche Waldinventuren sind zeitaufwändig, personal- und kostenintensiv und liefern nur stichprobenartige Informationen in Raum und Zeit: An sogenannten Inventurpunkten – im Nationalpark Bayerischer Wald sind es insgesamt rund 5800 –, die systematische über das jeweilige Untersuchungsgebiet verteilt sind, werden auf Probenflächen von 500 Quadratmetern alle Bäume nach Art, Höhe und Durchmesser erfasst. Zusätzlich müssen die Waldbestände kartographisch erfasst und beschrieben werden. Im Nationalpark werden diese Arbeiten bislang alle 10 Jahre durchgeführt und verursachen Kosten von über 1 Mio. Euro. Inventuren mittels moderner Fernerkundungsmethoden bieten dagegen die Möglichkeit, für große zusammenhängende Gebiete mehrmals jährlich Daten vom Waldaufbau und der Waldentwicklung zu erheben. Zum Einsatz kommen hier vor allem Hyperspectral-, Laser- und Radarsysteme, die per Satellit, Flugzeug, Drohne oder bodengestützen Kameras das Untersuchungsgebiet erkunden und unterschiedliche Informationen sammeln.
Besonders leistungsstark ist die sogenannte LiDAr- (Abkürzung für engl. Light Detection and Ranging)-Technologie, die eines der Haupthemen der Tagung war. Bei dieser Technologie tastet ein Laser das Gelände mit kurzen Impulsen ab und wertet die Zeitdauer zwischen Impulsaussendung und Empfang des an der Geländeoberfläche reflektierten Laserstrahls unter Einbeziehung der exakten, mittels GPS bestimmten Flugzeugposition aus, um ein dreidimensionales Höhenprofil eines Landökosystems mit allen seinen Strukturbestandteilen zu erstellen. LiDAr-Sensoren sind in der Lage, bis zu 300.000 Messungen pro Sekunde durchzuführen, so dass pro Quadratmeter bis zu 50 Messpunkte erfasst werden können. Die Messgenauigkeit ist dabei erstaunlich groß; sie liegt zwischen 15 und 30 Zentimetern bei der Bestimmung von Position und Höhe eines erfassten Messpunktes.
Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Inventur erfolgt die Datenerfassung per Laserfernerkundung durch spezialisierte Firmen innerhalb weniger Tage und verursacht nur rund ein Fünftel der Kosten. Das Ergebnis ist eine umfangreiche Datenbasis, die aus lagegenau erfassten Oberschichtbäumen und deren Baumparametern besteht. Diese Daten sind nicht nur von großer Bedeutung für das aktuelle Management des Untersuchungsgebietes, sondern erlauben auch über Jahre hinweg detaillierte Auswertungen zu unterschiedlichen Fragestellungen, beispielsweise zur Entwicklung von Waldverjüngung, zur Diversität der Habitatstruktur und zu verschiedensten Lebensraum-Modellierungen, die so bislang nicht möglich waren. Experten erwarten daher, dass die Zukunft der Waldinventur im Einsatz von Laserscanningmethoden liegt und sie sich dadurch zu einem weit umfassenderen Werkzeug der Nachhaltssicherung als bisher in Naturschutz und Management natürlicher Ressourcen entwickelt. Auch der Nationalpark Bayerischer Wald hat im Jahr 2012 einen für Mitteleuropa einzigartigen Großversuch gestartet und speziell an seine Verhältnisse angepasste Laserscanning-Algorithmen auf die gesamte Parkfläche angewandt. Eine erste Auswertung der Daten wird gegen Jahresende vorliegen.
Nationalpark Bayerischer Wald hat hohen Stellenwert für sanften Tourismus
Umweltministerin Scharf beim deutsch-tschechischen Ranger-Treffen der Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava am 19. September 2014 im Nationalparkzentrum Falkenstein: Neue Studie zeigt hohen Stellenwert des Nationalparks Bayerischer Wald für sanften Tourismus / Ranger leisten unschätzbare Arbeit.
Die Bewahrung der Naturschätze in Bayern ist eine entscheidende Zukunftsaufgabe. Besondere Bedeutung für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt hat der Nationalpark Bayerischer Wald. Bei dem deutsch-tschechischen Ranger-Treffen der Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava zum Thema „Aufgaben und Ziele der Nationalparkwacht in grenzüberschreitenden Großschutzgebieten“ am 19. September 2014 im Nationalparkzentrum Falkenstein betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf: „Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Aushängeschild des Naturschutzes in Bayern und ein besonders wertvoller Naturschatz. Er ist Heimat einer einzigartigen Naturvielfalt mit über 2.500 Tierarten. Diesen Schatz müssen wir bewahren. Die Natur kennt keine Staatsgrenzen. Deshalb setzen wir auf die intensive Zusammenarbeit mit unseren tschechischen Nachbarn. Die beiden Nationalparks sollen zu einem europäischen Schutzgebiet zusammenwachsen.“
Seit rund einem Viertel Jahrhundert pflegen beide Nationalparks eine intensive Zusammenarbeit. Zukünftig soll die Kooperation speziell der beiden Nationalparkwachten verstärkt werden: beispielsweise durch gemeinsame Gebietskontrollen und Monitoringprojekte sowie einen verbesserten Austausch bei der Umweltbildungsarbeit und Besucherinformation. „25 Ranger schützen die Natur und sie werben für die Natur. Sie leisten im Nationalpark Bayerischer Wald seit 40 Jahren unschätzbare Arbeit“, so Scharf.
Der Nationalpark Bayerischer Wald hat große Bedeutung für Naturschutz, regionale Wirtschaftsentwicklung und sanften Tourismus. Zwischenergebnisse einer aktuellen sozioökonomischen Studie der Universität für Bodenkultur in Wien haben ergeben, dass für rund 60 Prozent der Besucher des Bayerischen Walds der Status als Nationalpark eine große Rolle für den Besuch des Gebietes spielt. Die Anzahl von Besuchereinrichtungen und Wanderwegen im Nationalpark wurde von über 90 Prozent als ideal bewertet. Auf die Frage, was den Besuchern besonders gut im Nationalpark gefällt, wurden am häufigsten die unberührte Natur, Ruhe, Beschilderung sowie Wanderwege genannt. Weit über 90 Prozent der Befragten gaben an, dass der Status Nationalpark uneingeschränkte Erholungsmöglichkeiten bietet.
„Bayern lebt von seinen liebenswerten Landschaften. Wir wollen deshalb den sanften Tourismus stärken. So können die Menschen in den Regionen direkt von den Naturschönheiten vor ihrer Haustüre profitieren“, so Scharf. Mit rund 760.000 Besuchern und einer Wertschöpfung von knapp 30 Millionen Euro im Jahr ist der Ökotourismus im Nationalpark ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Ein besonderes Aushängeschild des Nationalparks sind die zahlreichen Umweltbildungseinrichtungen wie das Hans-Eisenmann-Haus, das Haus zur Wildnis, der Baumwipfelpfad oder die Tierfreigelände.
Im Jahr 1970 wurde im Bayerischen Wald der erste Nationalpark Deutschlands eröffnet. Unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ kommen auf rund 24.000 Hektar 2.500 Tierarten und 800 höhere Pflanzenarten vor. Mit der Gründung des Nationalparks Šumava im Jahr 1991 entstand auf einer Fläche von insgesamt 95.000 Hektar – das entspricht der dreifachen Fläche von München – eines der größten Wald-Naturschutzgebiete in Mitteleuropa und gleichzeitig die größte nicht zerschnittene Waldfläche Mitteleuropas.
Grenzüberschreitende Forschung in Planung: Tschechische Wissenschaftler besuchten Nationalpark Bayrischer Wald
Im August besuchte eine Forscherdelegation der Südböhmischen Universität Budweis unter Leitung von Prof. František Vácha, Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät, den Nationalpark Bayerischer Wald, um mit der Nationalparkleitung vorbereitende Gespräche für ein grenzüberschreitendes Forschungsprojekt zu führen. Im Fokus der geplanten Forschung, die aus EU-Mitteln finanziert werden soll, stehen die Themen Klima, Biodiversität und Wasserhaushalt in den Nationalparken Šumava und Bayerischer Wald. Orientieren soll sich das neue grenzüberschreitende Forschungsvorhaben an dem von 2006 – 2011 im Nationalpark Bayerischer Wald durchgeführten BIOKLIM-Projekt, das mittels Langzeitbeobachtungen erste gesicherte Erkenntnisse bezüglich des Klimawandels und seine Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften des Nationalparks lieferte und zudem den Zusammenhang zwischen Prozessschutz und seine Wirkung auf die Biodiversität wissenschaftlich beleuchtete. Neben Prof. Vácha waren auch Prof. Hana Šantrůčková und Prof. Jaroslav Vrba, beide am Lehrstuhl Ökosystembiologie der Universität Budweis tätig, sowie Pavel Hubený, Leiter des Nationalparks Šumava, angereist, um mit Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl und Forschungsleiter Dr. Jörg Müller das anstehende Forschungsvorhaben zu besprechen und in Geländeexkursionen Forschungsstandorte des BIOKLIM-Projektes zu besichtigen. Darüber hinaus unterzeichneten die beiden Nationalparkleiter einen Kooperationsvertrag als Grundlage für die weitere gemeinsame Ausarbeitung und Durchführung des neuen Forschungsvorhabens. Beide Seiten betonten anlässlich des Treffens die außerordentliche Bedeutung eines grenzüberschreitenden Forschungsansatzes, da die beiden Nachbarnationalparke als ein Naturraum nicht nur wissenschaftlich eine sinnvolle Betrachtungseinheit darstellen sondern auch ein Gebiet mit gemeinsamen Schutzgütern, die nur durch ein gemeinsam abgestimmtes, wissenschaftlich fundiertes Managementkonzept effektiv geschützt werden können. Zudem bekräftigte Šumava-Leiter Hubený seine ausdrückliche Unterstützung für das Vorhaben des Nationalparks Bayerischer Wald, möglichst bald die Windwurf- und Borkenkäfer-geprägten Hochlagenbereiche im Erweiterungsgebiet in die Naturzone zu überführen. Diese Areale grenzten unmittelbar an Naturzonen des Nationalparks Šumava, so dass hier ein einheitliches Management sinnvoll und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum echten grenzüberschreitenden Nationalpark sei.
Nationalpark Šumava erinnert auf Infotafeln mit einmaligen Fotoalben an untergegangene Ortschaften
Infotafeln wurden in einer Feierstunde enthüllt
Untergegangene Ortschaften und die bewegte Geschichte ihrer Bewohner ist ein Thema, das mit der tschechischen Seite des Böhmerwalds engst verbunden ist. Im ganzen Gebiet gibt es fast Hundert Siedlungen, wo früher Dutzende Häuser oder ganze Dorfanger standen und insgesamt mehrere Tausend Menschen lebten. Die Nationalparkverwaltung Šumava hat nun ein lange gehegtes Vorhaben realisiert, und insgesamt auf 30 Standorten an diese untergegangenen Orte in einer anschaulichen Form erinnert – das Projekt heißt „Historisches Album des Böhmerwaldes“.
Nur Wenigen fällt es heute ein, dass an vielen verlassenen Stellen keine Hundert Jahre zurück Häuser standen, in denen Leute lebten. Fast niemand weiss, wovon sie sich ernährten oder wofür sie lebten. Die Landschaft und ihre Besiedlung, aber auch ihre Einwohner und ihr Leben werden nun durch „historische Alben“ nähergebracht.
Josef Štemberk, Autor des Projekts „Historische Alben“ und Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Šumava:
„Seit dem Beginn meiner Arbeit im Böhmerwald bin ich vielen Menschen begegnet, die sich intensiv mit der Geschichte dieser ehemaligen Gemeinden auseinandersetzten und viel Zeit und Mühe investierten. Einige sammeln historische Postkarten und Aufnahmen, andere Erzählungen oder andere Textformen und einige andere spürten den restlichen Spuren der Besiedlung in der Landschaft nach und versuchten ortsgenau Standorte alter Bauten zu erfassen. In unserem Projekt waren wir bemüht, dass alles zusammenzuführen, Geschichte wird mit Wort und Bild direkt an den jeweiligen historischen Orten präsentiert.“
Die neuen Infotafeln sind auch in ihrer Form einmalig. Sie ähneln einer Theke, an der wie zufällig ein geöffnetes Fotoalbum liegt. An allen Stellen werden je vier Fotos präsentiert, inhaltsreich und in guter Bildqualität. Sie stammen von verschiedenen Sammlern alter Fotos und nicht zuletzt aus dem Museum Fotoatelier Seidel in Český Krumlov. Kurze Geschichte in deutscher und tschechischer Sprache ergänzt die ganze Tafel.
Josef Štemberk:
„Ein Foto sagt oft mehr als Tausend Worte. Die symbolische Form eines Fotoalbums haben wir gewählt um die Infotafel als Erinnerung an konkrete Menschen mit ihrem Schicksal zu gestalten. Nur mussten wir eine widerstandsfähige technische Lösung finden,so dass die Aufnahmen das ganze Jahr über im Freien verbleiben können. Ich hoffe, dass es uns mit modernen Materialien letztendlich gelungen ist.“
Marie Malá, die in Vorder-Waid geboren wurde:
„Historisches Album des Böhmerwaldes zu den untergangenen Ortschaften ist eine gute Sache. Ich habe immer vor Augen, wie wir mit meiner Mutter oberhalb meines Geburtsortes Vorder-Waid saßen und beobachteten, wie das Dorf niedergerissen wurde. Meine Mutter weinte und ich habe nicht verstanden warum, jetzt verstehe ich es gut. Deswegen ist es wichtig, an die Geschichte zu erinnern.“
Die Tafeln sind über den ganzen Nationalpark verstreut, vom Glöckelberg an der österreichischen Grenze bis zum Haidl am Ahornberg oberhalb von Bayerisch Eisenstein.
Der Leiter der Nationalparkverwaltung Šumava Pavel Hubený:
„Es ist nicht gut die wechselvolle Geschichte der letzten Jahrhunderte zu vergessen. Es überrascht immer wieder, dass an vielen Stellen unlängst wilde Natur war, dann hartes Leben, nach dem zweiten Weltkrieg eine verlassene Landschaft und jetzt ein Schutzgebiet. Diese Landschaft erinnert an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und seiner Arbeit“
Das Projekt wurde im Rahmen des EU-Förderprogramms der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Freistaat Bayern-Tschechische Republik subventioniert und mit Hilfe des Projektpartners, dem KuLaMu (Kulturlandschaftsmuseum) aus Haidmühle, der bei der Eröffnung durch Erich Dorner vertreten war, erarbeitet.
Dr.Leibl Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald war von den Infotafeln, die er gemeinsam mit seinem Kollegen Hubený enthüllt hat, angetan: „Mit diesem tollen Projekt wird der Nationalpark Šumava bestimmt die Herzen vieler Bayerwaldler berühren“.
Weitere Gäste aus Bayern wie Georg Plettl, Vorsitzender des Bayerischen Waldvereins, Beate Gebhard vom Pro Nationalpark Zwieseler Winkel, Hermann Kastl, 2.Bürgermeister der Gemeinde Lindberg und Willi Steeger vom Karl-Klostermann Verein beglückwünschten ebenfalls das Projekt und freuten sich auf die Einbeziehung der neuen Tafeln in grenzüberschreitende Wanderungen.
Weiterführende Informationen unter:
historisches Album des Böhmerwaldes
Vergleichsfotos ehemaliger Ortschaften und heutiger Landschaften in höherer Auflösung auf Anfrage.
Správa NP a CHKO Šumava 1. máje 260, 385 01 VIMPERK mobil: +420 731 530 509 e-mail: jan.dvorak@npsumava.cz
Neubürger mit Maske – Waschbär bereichert das Tier-Freigelände Lusen
Seit kurzem hat das Tier-Freigelände im Nationalparkzentrums Lusen einen neuen Bewohner: In einem der beiden Fischottergehege, das extra zu diesem Zweck artgerecht umgestaltet wurde, lebt seit rund drei Wochen ein Waschbär. Das ca. vierjährige Männchen ist nicht nur im Tier-Freigelände Neubürger. Die ursprünglich in Nordamerika beheimateten Waschbären sind sogenannte Neozoen, die sich in den letzten 100 Jahren durch Auswilderung oder versehentlich aus Tierhaltungen entkommene Tiere in ganz Deutschtand und darüber hinaus im europäischen Raum verbreitet haben. Der Nationalpark präsentiert die Art, da sie auch in Bayern mittlerweile regelmäßig auftritt und als typischer Bewohner von gewässerreichen Waldgebieten regelmäßig durch Fotofallen im Nationalparkgebiet dokumentiert ist.
Der neu im Tier-Freigelände angesiedelte Waschbär stammt aus einem Tierheim und soll nun in seinem neuen zu Hause eine artgerechte Haltung genießen dürfen. Das Waschbärengehege erfüllt diesen Anspruch sehr gut: Als ausgezeichneter Kletterer kann der Waschbär die Baumgruppe in der Mitte des Geheges nutzen; für seine Badegewohnheiten steht ihm ein kleiner Stausee zur Verfügung. Zudem kann er an zwei kleinen Bachläufen selbstständig nach Krebsen und Insektenlarven suchen. Waschbären leben einzelgängerisch oder im Familienverband. Daneben kommen auch regelmäßig Gruppen mit bis zu vier erwachsenen männlichen Waschbären vor – eine Besonderheit in der Tierwelt. In Zukunft soll eine solche Männergruppe im Tier-Freigelände gezeigt werden und so wird der jetzt alleine gehaltene Waschbär entsprechend Gesellschaft bekommen; Nachwuchs ist jedoch dauerhaft nicht geplant. Am besten zu beobachten ist der Waschbär gegen Abend, da er dämmerungs- und nachtaktiv ist. In kalten oder schneereichen Wintern halten Waschbären eine Winterruhe, während der sie ihre Aktivitäten stark reduzieren. Sie halten jedoch keinen echten Winterschlaf wie zum Beispiel Igel, und so dürfte der Neubürger im Tier-Freigelände bei milder Witterung auch während der Wintermonate für Besucher zu beobachten sein. Die heutige Waschbärenpopulation Mitteleuropas geht im Wesentlichen auf zwei Freisetzungen in Deutschland zurück: Einer aktiven Ansiedlung 1934 am hessischen Edersee von lediglich zwei Paaren und ca. 20 nach einem Bombentreffer 1945 aus einer Waschbärenhaltung in Brandenburg entflohene Tiere. Mittlerweile kommt der Waschbär in ganz Deutschland flächendenkend und mit steigender Tendenz vor. In Bayern verdreifachte sich die Jagdstrecke in den letzten Jahren und beträgt zurzeit ca. 1000 Tiere pro Jahr. Waschbären sind damit – nicht zuletzt aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit – zu einem festen Faunenelement in Mitteleuropa geworden.
Bislang liegen keine wissenschaftlichen Belege vor, dass Waschbären einen negativen Einfluss auf die Bestandszahlen anderer heimischer Tierarten wie zum Beispiel andere kleine Beutegreifer oder bodenbrütende Vogelarten haben. Die Waschbärhaltung im Nationalpark soll dennoch auf den artenschutzfachlich wichtigen Aspekt der Besiedlung heimischer Lebensräume durch Neobioten – dieser Begriff umfasst auch Neubürger aus dem Pflanzen- und Pilzreich – aufmerksam machen, zudenen bei uns beispielsweise auch der Marderhund, die Regenbogenforelle oder das Drüsige Springkraut zählen. Denn auch wenn sich der Waschbär eher unauffällig in die heimische Tierwelt integriert hat, geht von sich stark ausbreitenden Arten stets eine potenzielle Gefahr aus, heimische Arten zu verdrängen.
Süß und selten: Nachwuchs bei den Przewalski-Pferden im Nationalpark Bayerischer Wald
Gute Nachricht für den Artenschutz: Am 31. Oktober 2014, kam im Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein erneut ein Przewalski-Fohlen zur Welt und ist wohl auf. Der kleine Hengst ist das zweite Fohlen, das dieses Jahr im Nationalpark Bayerischer Wald geboren wurde. Bereits Ende Mai vergrößerte ein Stutfohlen die jetzt 10-köpfige Herde im Tier-Freigelände. Die seltenen Wildpferde, von denen es weltweit nur rund 2000 Tiere gibt, werden seit 2005 im Nationalpark gehalten, der sich an einem internationalen Erhaltungszuchtprogramm beteiligt. Eine Nachzucht gelang hier seitdem insgesamt 15 Mal.
„Oktobergeburten sind für Przewalski-Pferde nicht grade typisch, kommen aber dennoch vor. In freier Wildbahn wäre der kommende Winter eine Überlebensherausforderung für Herbstfohlen, bei Gehegehaltung wie hier im Tier-Freigelände ist dies aufgrund der guten Ernährungssituation in der Regel kein Problem“, kommentiert Dr. Dennis Müller, Nationalparktierarzt und Leiter der beiden Tier-Freigelände, die Geburt des kleinen Hengstes. „Nach zwei Jahren Zuchtpause und nur einem Fohlen im letzten Jahr sind die beiden Jungtiere in diesem Jahr ein Zeichen, dass unser Leithengst, der jetzt im vierten Jahr unsere kleine Herde anführt, gut von den Stuten akzeptiert wird und sich als Zuchthengst etabliert hat“, so Müller. „Mit etwas Glück können wir bei der jetzigen Herdenstruktur mit bis zu vier Fohlen im Jahr zum Erhalt dieser ausgesprochen seltenen Art beitragen.“
Aktuell gibt es neben dem Leithengst und den beiden Jungtieren noch einen Junghengst vom letzten Jahr und sechs erwachsene Stuten in der in dieser Größe und Zusammensetzung durchaus typischen Przewalski-Familiengruppe. Alle Tiere gehören als Zuchtleihgaben entweder dem Münchener Tiergarten Hellabrunn oder dem Tiergarten Nürnberg, aus deren Zuchten die Gründungsmitglieder der Herde am Falkenstein stammen. Wo die beiden diesjährigen Fohlen untergebracht werden, entscheidet sich im Lauf des nächsten Jahres in Abstimmung mit anderen Przewalskihaltungen und dem zentral im Kölner Zoo geführten Europäischen Erhaltungszuchtprogramm, mit dessen Hilfe der genetischen Verarmung der weltweiten Przewalski-Zoopopulation entgegengesteuert wird.
Junghengste werden in der Regel in „Junggesellengruppen“ integriert, aus denen sich später Zuchthengste rekrutieren. Die junge Stute wird das Tierfreigelände vermutlich ebenfalls verlassen und in eine andere bestehende Herde eingegliedert. Eventuell werden aber auch beide Tiere für eines der Auswilderungsprojekte ausgewählt, die es derzeit in der Mongolei, in China und in Kasachstan gibt. „Bislang sind Fohlen von uns zurück nach München oder in den Tierpark von Grünau gegangen und wurden außerdem an Beweidungsprojekte bei Gießen oder in Tennenlohe bei Nürnberg abgegeben. Es gibt jedoch einen Bayerwald-Przewalski-Hengst, der seit seiner Auswilderung 2007 in freier Wildbahn in Kasachstan lebt“, so Dennis Müller.
Das Przewalski-Pferd ist die letzte überlebende Unterart des Wildpferdes, der Stammform unseres Hauspferdes. Benannt ist es nach dem russischen Offizier und Forschungsreisenden Nikolai Przewalski, der die bereits für ausgestorben gehaltenen Tiere Ende des 19.Jahrhunderts in der Mongolei wiederentdeckte. Schon damals sehr selten, wurden 1969 das letzte Mal wild lebende Przewalski-Pferde auf einer Expedition beobachtet. Kurz nach ihrer Wiederentdeckung, zwischen 1899 und 1903, gelangten insgesamt 54 Einzeltiere in den Besitz von Zoos und Privatliebhabern. Die meisten dieser Pferde starben jedoch, teilweise noch bevor sie die Geschlechtsreife erreicht hatten. Daher stammt die gesamte heutige Przewalski-Population von insgesamt 13 Tieren ab. Das systematisch durchgeführte internationale Zuchtprogramm zur Erhaltung der Przewalski-Pferde gibt es seit Mitte der 1950er Jahre, Auswilderungsprojekte seit Anfang der 1990er Jahre. Im Nationalpark Bayerischer Wald werden die Przewalski-Pferde unter anderem zusammen mit Urrindern gezeigt, um mit diesen in vorgeschichtlicher Zeit auch bei uns beheimateten Tieren eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart zu schlagen und so die Besucher dafür zu sensibilisieren, wie wandelbar Landschaft und Wildnis über Raum und Zeit sein können.
- siehe dazu auch ein wenige Wochen nach der Geburt im Tierfreigelände Falkenstein aufgenommenes Video: Aus dem Leben eines Wildpferdfohlens
Biber bauen Burg am Schwellhäusl-Teich
Seit wenigen Wochen haben die Lettenmaiers, die Wirtsleute des Schwellhäusls im Nationalpark bei Bayerisch Eisenstein, ganz besondere Nachbarn: Ein wildes Biberpärchen nutzte den vorhandenen Klausenteich, um direkt neben der Biergartenterrasse eine knapp 2 Meter hohe Biberburg zu bauen. Der rege Besucherverkehr in dem beliebten Ausflugslokal beeinträchtigt die Tiere offensichtlich nicht, zumal sie vornehmlich in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv sind.
„Wir kennen die beiden Biber, die hier bei uns im Deffernik-Tal aktiv sind, schon seit etwa zwei Jahren“, sagt Schwellhäusl-Wirt Lettenmaier. „Vor einiger Zeit haben sie schon einmal versucht, direkt unter unserer Biergartenterrasse zu bauen. Das konnten wir nicht erlauben, zumal dort der Platz für die Burg über kurz oder lang zu eng geworden wäre, und so haben wir diesen Bereich abgezäunt. Nun freuen wir uns aber riesig, dass die beiden sich nicht haben abschrecken lassen und ihre Burg gleich daneben gebaut haben. Solche wilden Gäste sind bei uns immer hoch willkommen!“
Obwohl die Biber fleißig ihrer Arbeit als Landschaftsgestalter nachkommen und dabei rings ums Schwellhäusl Bäume fällen, hat Ludwig Lettenmaier mit seinen neuen Nachbarn keinerlei Problem: „Es ist toll, wenn man die putzigen Tiere so hautnah bei ihrem natürlichen Verhalten beobachten kann“, schwärmt er begeistert. „Außerdem ist es ganz einfach, spezielle Bäume, die stehen bleiben sollen, mit einem Antibibergitter zu schützen.“
„Auch von unserer Seite begrüßen wir es, wenn Biber bei uns Reviere besetzen“, kommentiert Jochen Linner, Naturschutzbeauftragter des Nationalparks Bayerischer Wald, die neue Biberburg am Schwellhäusl. „Durch das Aufstauen von Fließgewässern und das Einbringen von Totholz tragen sie zur Entstehung wichtiger Sonderlebensräume im Nationalparkgebiet bei.“ Derzeit gibt es im Nationalpark Bayerischer Wald rund zehn von Biberfamilien besetzte Reviere, Tendenz steigend. „Seit der Biber vor gut vier Jahrzehnten wieder in Bayern eingebürgert wurde, hat er sich als robuster und flexibler Besiedler erwiesen, der nicht zu empfindlich auf sein Umfeld reagiert. Die Nachbarschaft zum belebten Schwellhäusl ist daher auch keine ganz überraschende Ausnahme“ so Linner.
Sollten dort doch einmal Biberdämme für unerwünschte Überflutungen sorgen oder angenagte Bäume die Wegesicherheit gefährden, lässt sich gemeinsam mit der für Bibermanagement zuständigen Naturschutzbehörde Regen und den in Biberfragen beratenden Nationalparkmitarbeitern meist schnell eine sowohl für Biber als auch Besucher verträgliche Lösung finden. Und so müssen sich Gäste, die auf der Speisekarte „Biber“ als Gericht finden, auch keine Sorgen machen: Hierbei handelt es sich nur um eine Hommage an die beiden neuen Schwellhäusl-Mitbewohner aus O’batzem mit Gurkenscheibe als Schwanz und Ohren aus Radieschen, nicht jedoch um Fred und Wilma.
Sozioökonomisches Monitoring belegt: Schutzgebietsstatus und -ausstattung im Nationalpark Bayerischer Wald ist mitentscheidend für Besucherzufriedenheit
Im November 2012 startete im Nationalpark Bayerischer Wald ein gemeinsam von der Nationalparkverwaltung und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien geplantes, langfristig angelegtes Forschungsprojekt zu sozioökonomischen Aspekten. Ziel ist die Erhebung einer umfangreichen Datenbasis, um darauf aufbauend das Besuchermanagement im Park nachhaltig zu optimieren. Neben der Erfassung von Besucheraufkommen, -struktur und -verteilung standen im ersten Erhebungsjahr die Wahrnehmung und Akzeptanz des Nationalparks, seiner Besucherinfrastruktur und seiner Angebote im Mittelpunkt umfangreicher Besucherbefragungen. Eine erste Auswertung von insgesamt knapp 1000 Fragebögen – davon rund ein Drittel von Einheimischen und zwei Drittel von Touristen – liegt nun vor.
Die Ergebnisse belegen, dass der Nationalpark mit seinem besonderen Schutzgebietsstatus und den daraus abgeleiteten Managementzielen nicht im Konflikt mit Besuchererwartungen und -wünschen steht. Im Gegenteil: Der Nationalpark Bayerischer Wald mit seiner besonderen Waldlandschaft, seiner Infrastruktur und seinen Besucherangeboten ist ein entscheidender Faktor für positive Urlaubs- und Erlebnisqualität in der Region. So spielte für knapp 60 % aller Befragten der Status Nationalpark eine große bis sehr große Rolle für ihre Entscheidung, das Gebiet zu besuchen. Gut ein Fünftel (22 %) gab sogar an, dass sie ohne den Status Nationalpark gar nicht hier wären. Fast allen Besuchern (97 %) war dabei bewusst, dass sie sich in einem besonderen Schutzgebiet befinden; 84 % konnten bei offener Frage ohne Vorgaben sogar konkret den Nationalpark als Schutzstatus benennen. Der Nationalpark wird dabei nicht nur von Touristen geschätzt: Für knapp 90 % der Einheimischen ist das Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald etwas ganz Besonderes und fast alle (98 %) besuchen es gerne. Mehr als 60 % der Einheimischen können sich von allen Erholungsgebieten im Umkreis am besten hier erholen, knapp 40 % finden das von ihnen gesuchte Erholungserlebnis sogar nur im Nationalpark. Und so ist die weit überwiegende Mehrheit der Einheimischen der Auffassung, dass der Nationalpark Bayerischer Wald die Lebensqualität in der Region erhöht (81 %) und darüber hinaus positive Auswirkungen auf deren wirtschaftliche Entwicklung hat (76 %).
Die beiden Hauptgründe für den Besuch im Nationalpark sind „Kraft tanken/Erholung“ und „Landschafts-/Naturerlebnis“. Beide Punkte wurden von 95 % der Befragten als wichtig oder sogar sehr wichtig benannt. Dass diese Besuchsgründe sehr gut bedient werden, legt der sehr hohe Anteil (96 %) der Besucher nahe, die sowohl mit ihrem Besuch am Tag der Befragung als auch allgemein mit dem Nationalpark als Erholungsgebiet zufrieden oder sehr zufrieden waren.
Auf die Frage, was den Besuchern besonders gut im Nationalpark gefällt, wurde ohne vorgegebene Antworten 670 Mal Begriffe aus der Kategorie Natur/Wildnis/Unberührtheit genannt. Auf Platz zwei mit 230 Nennungen liegen Begriffe aus der Kategorie Ruhe/Erholung/Abgeschiedenheit (Mehrfachnennungen waren möglich). Auf die Frage, was den Besuchern am Nationalpark nicht gefällt, antworteten 50 %, dass es nichts gäbe, das ihnen nicht gefällt. Begriffe aus den Kategorien Totholz/Borkenkäfer wurden nur 68 Mal und Wegegebot/Verbote 52 Mal als Negativmerkmale benannt.
Für über 90 % der Besucher ist die Menge an Besuchereinrichtungen und Wanderwegen im Nationalpark ideal (92 %) und sie sehen sich darüber hinaus auch nicht in ihren Erholungsmöglichkeiten durch den Status Nationalpark eingeschränkt (knapp 94 %). Besondere Zustimmung mit Werten zwischen 90 und 95 % finden die Qualität der Besucherzentren, die Infotafeln und die Wegebeschilderung sowie der Wegezustand. Nur eine sehr kleine Minderheit von 1,1% der Befragten fühlte sich bei der Erholung sehr stark durch den Status Nationalpark eingeschränkt. Einschränkungen wie beispielsweise das für besonders sensible Bereiche wie Auerhuhnlebensräume geltende Wegegebot im Nationalpark sind offensichtlich für die meisten Besucher als Schutzmaßnahme einsichtig: Nur ein sehr kleiner Teil der Befragten von knapp 5% glaubt nicht, dass Wandern abseits markierter Wege einen negativen Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks hat.
Nationalparkbesucher sind in der Regel Stammgäste, die das Schutzgebiet auch schon sehr lange kennen: 87 % aller Befragten waren am Tag der Befragung nicht das erste Mal im Nationalpark Bayerischer Wald und ihr erster Besuch lag im Schnitt 25 Jahre zurück. Einheimische und Tagesbesucher zusammengenommen besuchen den Nationalpark jährlich durchschnittlich 95 Mal; Übernachtungsgäste waren im Schnitt insgesamt schon 16 Mal im Nationalpark. Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, mit der Touristen in den nächsten 5 Jahren den Nationalpark Bayerischer Wald wieder besuchen werden, ist mit 82 % sehr hoch. Mehr als die Hälfte (56 %) der Befragten wird sogar auf jeden Fall, also mit 100 %iger Wahrscheinlichkeit wiederkommen.
„Wir freuen uns natürlich sehr, dass uns unsere Besucher in vielen Kategorien so viele ‚gute Noten‘ gegeben haben. Das gibt uns einen deutlichen Hinweis, dass wir in den Aufgabenfeldern Erholung und regionale Strukturförderung in ganz vielen Bereichen auf einem guten Weg sind“, kommentiert Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl die ersten Ergebnisse der sozioökonomischen Studie. „Gleichzeitig leitet sich daraus aber auch die Verantwortung und umfangreiche Aufgabe ab, diesen hohen Standard zu erhalten. Wichtig sind außerdem weitere detaillierte Auswertungen und die Bearbeitung weiterer Fragestellungen, um die Bereiche zu identifizieren, in denen wir noch besser werden können.“
Zur Methode und zur Zusammensetzung der Befragten:
Die BOKU Wien, unter deren Federführung die Studie im Nationalpark Bayerischer Wald durchgeführt wird, besitzt mit ihrem Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung eine umfangreiche, international gefragte Expertise im sozioökonomischen Besuchermonitoring in Schutzgebieten. Das Design der Untersuchung ist zunächst auf fünf Jahre angelegt, soll aber die Grundlage für ein Dauermonitoring legen. Weitere geplante Themenblöcke sind unter anderem die Erhebung regionalökonomischer Effekte, die Evaluation von Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Evaluation der Zusammenarbeit mit relevanten Akteursgruppen vor Ort. Die Personenbefragungen im ersten Untersuchungsjahr wurden zwischen Mai 2013 und April 2014 an 12 statistisch relevanten Tagen durchgeführt. Über 100 Personen kamen an knapp 60 Standorten zum Einsatz, um von den Besuchern Antworten auf die insgesamt 34 Fragen des Fragebogens zu erhalten. Darüber hinaus waren durchgängig 15 automatische Zählgeräte an 14 Standorten zur Erfassung von Besucherzahlen im Einsatz, deren Auswertung aber erst Ende des Jahres vorliegen wird.
982 komplett ausgefüllte Fragebögen konnten ausgewertet werden. Etwas mehr als ein Drittel der Befragten, insgesamt 355 Personen, stammten aus den beiden Nationalpark-Landkreisen und werden als „Einheimische“ bezeichnet. 66 % davon leben im Landkreis Freyung-Grafenau und 34 % im Landkreis Regen. Von den 627 befragten Touristen waren 78 % Übernachtungsgäste und 22 % Tagesbesucher. Die überwiegende Mehrzahl der Befragten, knapp 90 %, waren Fußgänger (Spaziergänger/Wanderer). Es wurden aber auch andere Nutzergruppen befragt, wie z. B. Radfahrer und Jogger. Durch den schneearmen Winter waren nur acht „Winterbefragungen“ von Langläufern und Schneeschuhwanderern möglich, hier werden ergänzende Befragungen im Winter 2014/2015 durchgeführt.
Zum Hintergrund: Was leistet ein sozioökonomisches Monitoring?
Großschutzgebiete wie Nationalparke sind beliebte Besucherzielgebiete. Die Erholungsnutzung stellt daher eine wesentliche Herausforderung für das Nationalparkmanagement dar. Mit der Erfassung von Besucherströmen und -strukturen werden Grundlagen für viele Entscheidungen und Maßnahmen im Rahmen des Gebietsmanagements geschaffen. Beispiele sind Personaleinsatzpläne, eine zielgerichtete Besucherinformation, die Angebotsplanung im Gelände und die Abstimmung von Marketingmaßnahmen auf die erwünschte Zielgruppe. Ebenso dienen die Daten der Gestaltung, Ausstattung und Dimensionierung der Erholungsinfrastruktur und der Weiterentwicklung des Wegekonzeptes. Außerdem werden Besuchertypen mit ihren spezifischen Ansprüchen identifiziert sowie ihre Wahrnehmung der Natur und die Zufriedenheit mit dem Besucherangebot erfasst. Daten, die in standardisierter Weise und regelmäßig erhoben werden, stellen die Basis für eine Qualitätssicherung der Angebote für Naturerlebnis und Erholung dar. Sie zeigen Trends in der Besucherzahlentwicklung und ermöglichen Vergleiche zwischen einzelnen Orten innerhalb eines Schutzgebietes, auch in zeitlicher Hinsicht. Vergleiche auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führen zu einem besseren Verständnis der Erholungsnutzung
Das letzte Refugium der Kreuzotter
Nationalpark verstärkt Monitoring der bedrohten Schlangenart
Mit leisen, vorsichtigen Schritten bewegen sich etwa 25 Leute weit verstreut durch das hohe Gras und lassen konzentriert ihre Blicke über den Boden schweifen. Frühlingsduft liegt im sanften Wind unter dem leicht bewölkten Himmel. Währenddessen mäandert im Hintergrund der renaturierte Kolbersbach in seiner ursprünglichen, wilden Form rauschend durch die idyllische Landschaft. In dieser Fülle an Sinneseindrücken sucht die Gruppe heute nach einem Lebewesen, das hier noch zahlreich vertreten, aber umso schwerer zu entdecken ist: Vipera berus, die Kreuzotter.
Das Verbreitungsgebiet der Schlange erstreckt sich von Westeuropa bis zum östlichsten Russland. Trotzdem wird ihr Anblick besonders in Bayern immer seltener. Dabei bildet das Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald eines der letzten größeren Refugien für die Kreuzotter. Um die Population dieses Reptils besser einschätzen und auch schützen zu können, müssen Forscher ganz genau wissen, wie und wo die Tiere leben. Aus diesem Grund haben sich Nationalparkmitarbeiter und Freiwillige im Rahmen eines Workshops in Sachen Kreuzotter-Monitoring weitergebildet.
„Die Konzentration lässt irgendwann nach. Da ist es besser, eine Pause zu machen.“, erklärt Johannes Penner von der Universität Freiburg in Hinblick auf die Suchaktion. In seinem Vortrag einige Stunden zuvor erklärte er den rund 25 Teilnehmern des Kreuzotterseminars im Kinosaal des Haus zur Wildnis, wie wichtig der Erhalt von geeigneten Lebensräumen für den Bestand der Kreuzotter ist. „Die Kreuzotter ist in der Gesellschaft einfach nicht so präsent, obwohl sie ebenso bedroht ist, wie viele andere Tierarten“.
Dabei bestehen in der Bevölkerung immer noch viele Unsicherheiten und Vorurteile bezüglich dieser Schlangenart. In der Vergangenheit wurden Kreuzottern in ganz Bayern gezielt getötet und man betrachtete sie als Schädling, dessen Biss sofort tödlich sei. Wie hartnäckig sich die unbegründeten Ängste in der regionalen Bevölkerung halten, erzählt ein Teilnehmer, der sich schon viele Jahre für den Schutz der bedrohten Tiere einsetzt: „Da hörst du heute noch Geschichten von aggressiven Schlangen, die dich anspringen oder von riesigen Kreuzottern mit 1,50 Metern Länge. Aber sowas gibt es nicht, sage ich dann den Leuten immer. Das sind Schauermärchen.“
Entgegen immer noch existierender Gerüchte, stellt der Biss einer Kreuzotter für einen erwachsenen, gesunden Menschen keine Bedrohung dar. Sollte es dennoch zu einem Biss kommen, raten Experten dazu, ruhig zu bleiben, sich Hilfe zu holen und den Kreislauf nicht zu belasten. „Man sollte sich auf jeden Fall sofort in ärztliche Behandlung und für 24 Stunden unter Beobachtung begeben“.
Neuer Wildnissteig in Buchenau
Seit kurzem lädt ein neuer Wildnissteig dazu ein, den wildromatischen Pommerbach bei Buchenau und die dort gelegenen Überreste der früheren Glashüttenkultur auf einer rund 2,5 Kilometer langen Trasse zu erkunden. Entstanden war der Weg im Wesentlichen durch den ehrenamtlichen Einsatz von Teilnehmern eines internationalen Junior Ranger Camps, das im vergangenen Jahr von der europäischen Europarc Federation im Wildniscamp am Falkenstein durchgeführt worden war.
In einem gemeinsamen Begang mit Mitgliedern des Lindberger Gemeinderates und der Lindberger Bürgermeisterin Gerti Menigat stellten nun Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl und Nationalparkförster Reinhold Weinberger den nach letzten Handgriffen durch Nationalparkpersonal fertiggestellten unmarkierten Wanderweg vor. „Wir freuen uns, dass der Wildnissteig Pommerbach nach dem tollen Engagement der Jugendlichen im vergangenen Jahr nun genutzt werden kann. Der Steig ist zum einen ideal für Einheimische aus Buchenau und Umgebung, die sich bei einem kurzen Waldspaziergang erholen wollen. Der Weg eignet sich aber auch für Führungen mit Besuchern, die sich einen Eindruck von der wilden Waldnatur des Nationalparks Bayerischer Wald und dem Leben der Waidler in dieser rauen Umgebung verschaffen wollen“, erläuterte Nationalparkleiter Franz Leibl.
„Der Weg wurde auf der ehemaligen Schlittenzugtrasse entlang des Pommerbaches angelegt; mit dem Ausbau wollten wir verhindern, dass diese Trasse komplett verfällt und so verloren geht.
In Zukunft werden im Schloss Buchenau verstärkt Weiterbildungsseminare mit auswärtigen Gästen stattfinden; auch für diese Besucher ist es ideal, wenn wir ihnen im unmittelbaren Umfeld attraktive Führungen anbieten können“, ergänzt Nationalparkförster Reinhold Weinberger.
Wer den Wildnissteig Pommerbach erkunden will, sollte in der Tat entweder ortskundig sein oder ein Führungsangebot durch Ortskundige nutzen, da der Weg nicht zum markierten Wegenetz des Nationalparks Bayerischer Wald gehört.
Ausgehend vom Wanderparkplatz Buchenau ist der Steig entlang des Baches – ganz im Sinne eines Wildnissteiges – lediglich als ausgetretener Pfad erkenntlich, bei dem Trittsteine den Übergang an feuchten Stellen erleichtern und einzig Findlinge und Baumstämme eine Bachquerung ermöglichen. Über dem Weg liegende Baumstämme werden nur dann weggeräumt, wenn Wanderer nicht darüber hinwegsteigen können.
Bei ihrem vierwöchigen Einsatz hatten die Jugendlichen des Junior Ranger Camps lediglich Gebüsch weggeschnitten und die Trassenführung durch Erdarbeiten entlang der Wegböschung verbessert. Obwohl der Pfad in der randlichen Managementzone des Nationalparks liegt, kann sich der dortige Wald weitgehend entsprechend der Nationalparkphilosophie „Natur Natur sein lassen“ entwickeln.
Für Besucher interessant sind außerdem die verschiedenen Überreste der Glaswirtschaft, die für Buchenau bereits im 17. Jahrhundert dokumentiert ist.
Wilderei bedroht Luchsvorkommen – Aktuelle Studie belegt begrenzte Verbreitung von Luchsen in Ostbayern
Obwohl Luchse in vielen Bereichen Deutschlands geeignete Lebensbedingungen hätten, sind nach wie vor auf Schutzgebiete als sichere Rückzugsräume angewiesen, in denen sie weder gejagt noch anderweitig verfolgt werden.
Europas größte Raubkatze hat sich wieder im deutsch-tschechischen Grenzgebiet etabliert. Allerdings leben die Luchse fast ausschließlich in den zwei benachbarten Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava (Tschechien).
Wissenschaftler haben nun untersucht, warum sich die Tiere nicht in anderen Regionen ansiedeln. Ihr Fazit: Offenbar verhindern illegale Abschüsse die weitere Ausbreitung der geschützten Art. Ihre Studie stellten die Forscher kürzlich im Fachmagazin Biological Conservation vor (Nr. 177 (2014) S. 210–217, DOI: 10.1016/j.biocon.2014.07.007).
Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts galt der Luchs im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Tschechien und Oberösterreich als ausgestorben. In 1970er und 1980er Jahren wurden dort etwa 25 Luchse ausgesetzt. Der Luchsbestand wuchs auf derzeit etwa 50 Tiere – mit Schwerpunkt in den beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava auf der tschechischen Seite.
„Von diesem Vorkommen ausgehend hoffte man, dass der Luchs neue Lebensräume zum Beispiel im Erzgebirge oder Thüringer Wald erobert“, erklärt Dr. Jörg Müller vom Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie an der Technischen Universität München (TUM) und Forschungsleiter des Nationalparks Bayerischer Wald. „Nur so kann sich in Mitteleuropa langfristig eine große, stabile Population bilden.“ Welche Rolle spielen menschliche Aktivitäten?
In der aktuellen Studie, an der neben der TUM auch die Universität Zürich und das Bayerische Landesamt für Umwelt beteiligt waren, suchten die Wissenschaftler nach der Ursache für die schleppende Ausbreitung der Luchse. Dabei stellten sie fest, dass sich die Tiere selten mehr als 70 Kilometer vom Zentrum der beiden Parks wegbewegen; die Luchsnachweise wurden umso seltener, je weiter eine Gemeinde vom Nationalpark entfernt war.
In anderen Gebieten, zum Beispiel in Skandinavien, wandern insbesondere männliche Tiere deutlich weiter - im Schnitt etwa 150 Kilometer, so das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2012. „Wir wissen, dass Luchse sehr scheu sind und sich überwiegend von Rehwild ernähren“, sagt Müller. „Daher untersuchten wir, inwieweit menschliche Einflüsse und die Beutedichte eine Rolle spielen“.
In ihrer Studie zeichneten die Wissenschaftler Luchsnachweise in 530 ostbayerischen Gemeinden rund um den Nationalpark auf. Das Ergebnis überraschte: Siedlungen und Straßenverkehr schienen den nachtaktiven Luchs nicht zu stören. Das Nahrungsangebot war gut, teilweise gab es im Umland mehr Rehe als in den Nationalparks. „Das Territorium bietet den Raubkatzen ideale Lebensbedingungen. Der Grund für ihre geringe Verbreitung liegt daher woanders: Wir gehen davon aus, dass illegale Abschüsse den Bestand dezimieren“, so Müller.
Um gesicherte Aussagen über mögliche Störfaktoren und das Nahrungsangebot zu erhalten, hatten die Forscher umfangreiches Datenmaterial aus den Jahren 2005 bis 2010 analysiert und mit den Luchsnachweisen verglichen. Sie nutzten Satellitendaten, mit denen sie nächtliches Licht in Siedlungen oder auch Straßen - und damit menschliche Aktivitäten - nachweisen konnten. Das Rehwild quantifizierten sie anhand von Wildtierunfällen - eine zuverlässige Quelle, da Autofahrer diese polizeilich melden müssen, um von ihrer Versicherung entschädigt zu werden.
- Luchse bleiben isoliert
Wilderei lässt sich selten nachweisen. Allerdings verschwinden immer wieder dokumentierte Jungtiere; 2012 und 2013 wurde in der Nationalparkregion Bayerischer Wald ein Luchs vergiftet und ein trächtiges Weibchen erschossen aufgefunden. Zudem kann Studienleiter Müller auf Daten aus Tschechien zurückgreifen: Dort verjähren Wilderei-Vergehen nach nur einem Jahr, illegale Abschüsse werden daher häufig nachgemeldet. „Seit der Ansiedelung der Luchse haben die Behörden von 62 Tötungen erfahren - die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher“, sagt Müller.
Bei diesem Muster haben die Luchse im Untersuchungsgebiet kaum eine Chance, sich mit anderen Populationen im Harz, in den Vogesen, Karpaten oder Alpen zu vermischen. Dafür, so Müller, müssten die Luchse gleichzeitig in mehreren Regionen Mitteleuropas freigesetzt werden - möglichst in waldreichen Gebieten mit hoher Rehwilddichte. „Nur so kann Europas drittgrößtes Raubtier langfristig überleben“, bringt es Müller auf den Punkt.
Vor einigen Monaten haben der TUM-Lehrstuhl für terrestrische Ökologie und der Nationalpark Bayerischer Wald die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre vertraglich vereinbart. „Die aktuelle Arbeit zeigt, wie bedeutend Nationalparke für den Artenerhalt sind – und verweist auf Notwendigkeit, auch außerhalb von Schutzzonen die Artenvielfalt aktiv zu fördern“, kommentiert Ordinarius Prof. Wolfgang Weißer von der TUM.
Fragen zu der Studie beantworten:
Dr. Jörg Müller Technische Universität München / Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald Tel.: +49 8552 9600-179 joerg.mueller@npv-bw.bayern.de
Prof. Dr. Wolfgang Weißer Technische Universität München Lehrstuhl für terrestrische Ökologie Tel.: +49 8161 71-3496 wolfgang.weisser@tum.de